Elektronische Gesundheitskarte: CCC publiziert desaströse Kosten-Nutzen-Analyse

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von zwa3hnn, 27. November 2006 .

  1. 27. November 2006
    Elektronische Gesundheitskarte: CCC publiziert desaströse Kosten-Nutzen-Analyse
    "Eine erste Sichtung der Daten deutet auf eine massive Kostenexplosion bei der Einführung der Gesundheitskarte und ein weiteres Technologie-Desaster hin.", so das lakonische erste Fazit des Chaos Computer Club nach Sichtung einer internen Studie zur Einführung der elektronischen Gesundheitskarte. Die kommende Kostenexplosion wurde schon vor Wochen bekannt, die Sicherheitsbedenken dürfte sie nun noch weiter in die Höhe treiben.


    All das für eine zentrale Speicherung sensibler Patientendaten. Die ursprünglich rund 1,4 Milliarden Euro kosten sollte, wie das Gesundheitsministerium annahm, bereits im September wurden jedoch Eckdaten der Studie bekannt, die von 3,9 Milliarden Euro Kosten ausgeht, im ungünstigsten Fall sogar von 7 Milliarden Euro.

    In zehn Jahren erst sollen sich demnach Kosten und Einsparungen ungefähr die Waage halten. Fragwürdige Sicherheitsmaßnahmen, die der CCC nach erster Analyse bereits aufdeckt, könnten den Termin noch weiter hinausschieben, wenn nicht gar zum befürchteten Technologie-Desaster führen.

    "Die Sicherheits- und Zuverlässigkeitsauslegung der Software-Architektur der elektronischen Gesundheitskarte genügen den Anforderungen an ein bundesweit ganztägig im Einsatz befindliches System in keiner Weise. Im Ernstfall droht ein Totalausfall des Systems zu kritischen Zeiten, wie z. B. im Fall einer Grippeepidemie."

    Dies die Kurzbilanz des CCC. Einige Worte mehr über die Ausfallsicherheit des Systems verliert Felix Leitner vom CCC, der konstatiert, auch besser ausgelegte Systeme seien bereits in Österreich gecrasht.

    "Für die Application Server gibt es N+1 Redundanz, d.h. ein Server mehr als man braucht. Wenn zwei ausfallen, hat man dann halt ein Problem."

    Ein Ausfall-Rechehzentrum müßte bei einer derart kritischen Infrastruktur Pflicht sein, denn wie die Analyse selbst konstatiert, kann es im "...Falle von regionalen und überregionalen Desastern, darunter Überschwemmungen und Erdbeben, ... auch zu Totalausfällen eines ganzen Rechenzentrums kommen". Da ein Ausfall-Rechenzentrum die Kosten für die RZ-Infrastruktur naturgemäß verdoppelt, ging es jedoch nicht in die Analyse ein.

    Leitners Fazit:

    "Kurz gesagt: das Papier liest sich wie ein einziges Desaster. Sie haben da mit teilweise deutlich unseriösen Methoden an den Zahlen geschraubt, und selbst mit derartigen Methoden kommen sie nur gerade so auf einen Break Even. Und ihr habt ja gesehen, wie sie die Kosten hier kleinzurechnen versucht haben, und trotzdem ist das schon das dreifache dessen, was sie dem Gesundheitsministerium initial versprochen hatten. Wenn dieses Papier das Projekt nicht kippt, dann weiß ich auch nicht."


    quelle: gulli untergrund news



    Befreites Dokument: Kosten-Nutzen-Analyse zur Gesundheitskarte
    24. November 2006 (amm)
    Dokumentation eines Technologie-Desasters: Der CCC-Abteilung Dokumentenbefreiung ist eine interne Kosten-Nutzen-Analyse zur elektronischen Gesundheitskarte zugespielt worden.

    Der CCC-Abteilung Dokumentenbefreiung ist eine interne Kosten-Nutzen-Analyse zur elektronischen Gesundheitskarte zugespielt worden. Erstellt wurde die Analyse von Booz-Allen-Hamilton im Auftrag der Firma gematik, die das Projekt durchführen wird.

    In bester Tradition staatlicher Software-Großprojekte wird hier sehenden Auges ein weiteres extrem kostenträchtiges Prestigeprojekt angegangen, dessen Nutzen in keinem sinnvollen Verhältnis zu den Risiken und absehbaren Problemen steht. Eine erste Sichtung der Daten deutet auf eine massive Kostenexplosion bei der Einführung der Gesundheitskarte und ein weiteres Technologie-Desaster hin.

    Die Sicherheits- und Zuverlässigkeitsauslegung der Software-Architektur der elektronischen Gesundheitskarte genügen den Anforderungen an ein bundesweit ganztägig im Einsatz befindliches System in keiner Weise. Im Ernstfall droht ein Totalausfall des Systems zu kritischen Zeiten, wie z. B. im Fall einer Grippeepidemie.

    Das Dokument:
    http://www.ccc.de/crd/whistleblowerdocs/20060731-Gesundheitstelematik.pdf

    Wir möchten die Gelegenheit für den Hinweis nutzen, daß der CCC ein Berliner Büro mit geräumigem Briefkasten und großem Schlitz (damit auch große, neutrale, braune Kuverts reinpassen) in Laufreichweite der Bundesregierung betreibt, damit für brisante Dokumente an dokumentierter Stelle ein Abwurfort existiert.


    quelle: Chaos Computer Club
     
  2. 27. November 2006
    AW: Elektronische Gesundheitskarte: CCC publiziert desaströse Kosten-Nutzen-Analyse

    also wir in österreich haben seit geraumer zeit die e-card eingeführt und bis jetzt ist mir nichts von ausfällen bekannt. am anfang gabs natürlich ein paar probleme, aber das war nur die übergangszeit, wo noch nicht alle hausärzte ein lesegerät hatten. mittlerweile steht in jeder praxis eines und niemand braucht mehr einen krankenschein.
     
  3. 27. November 2006
    AW: Elektronische Gesundheitskarte: CCC publiziert desaströse Kosten-Nutzen-Analyse

    doch es gab auch nach der Umstellung einige Probleme.
    ich war erst beim hno-arzt und merkte wie die Sekretärin nur meine sozialversicherungsnummer aufschrieb,
    ich hab dann gefragt warum sie die e-card nicht in den kartenleser reinsteckt.
    sie hat dann gesagt das ein server abgestürzt seie oder so..

    aber es ist trotzdem eine sehr gute lösung, den man erspart sich das ewige krankenschein hohlen.

    Leider werden bei uns noch keine Daten wie etwa gesundheitsbeschwerden oder welche medikamente ich bekommen hab gespeichert.
    Besonders rentieren würde es sich bei Überweisungen bzw. wenn man den Hausarzt wechselt..
     
  4. 27. November 2006
    AW: Elektronische Gesundheitskarte: CCC publiziert desaströse Kosten-Nutzen-Analyse

    Dann wäre für mich das Teil ja ziemlich unnütz.

    Meine mometane Krankenakte ist an die 60 Seiten lang und mein Vater darf das Teil bis jetzt jedes Mal komplett durch den Kopierer jagen, wenn ich zu ärztlichen Untersuchen soll (Betriebsarzt, Musterung, ...) und das ist doch sehr kostenaufwendig für uns und wenn das System dies nicht erfüllen würde, wäre es in meinen Augen nicht wirklich zu gebrauchen.

    Denn Überweisungen, etc. braucht man ja als Privatpatient nicht...

    Auch die Sicherheitskritieren machen mir zu schaffen. Allein der Gedanke, man wechselt den Arzt und der kommt nicht an deine Daten ran, weil das RZ gecrasht ist ... man sollte hier wirklich nur einen Start wagen, wenn es kaum Probleme gibt.
     
  5. 28. November 2006
    AW: Elektronische Gesundheitskarte: CCC publiziert desaströse Kosten-Nutzen-Analyse

    ich find das jetzt perfekt so wie es ist
    veränderungen bringen meist schwierigkeiten mit sich
    ich weiß nicht ob sich das wirklich lohnt
     
  6. 6. Dezember 2006
    Ärzte gegen gläserne Patienten: Piratenpartei begrüßt Ablehnung der digitalen Gesundh

    Ärzte gegen gläserne Patienten: Piratenpartei begrüßt Ablehnung der digitalen Gesundheitskarte
    Dass Bedenken des Chaos Computer Club selten zum Umdenken in der Politik führen, ist spätestens seit dem Wahlmaschinendebakel in Cottbus traurige Wahrheit. Mitstreiter konnte der CCC jedoch im Fall der digitalen Gesundheitskarte gewinnen. Vom Club als teure, weitgehend sinnfreie Maßnahme betrachtet, schließt sich die Kassenärztliche Vereinigung Hessen sowie die deutsche Piratenpartei dieser Sichtweise an. Befürchtet wird die Schaffung des "gläsernen Patienten" für Politik und Krankenkassen.


    Die Piratenpartei sieht durch das von Bundesgesundheitsministerin Schmidt geplante System den Datenschutz von 80 Millionen Versicherten gleichzeitig bedroht. De facto hebele die elektronische Gesundheitskarte die ärztliche Schweigepflicht z.B. durch das E-Rezept aus, da Krankenkassen und andere Zugriffsberechtigte aus den gesammelten ärztlichen Verordnungen leicht Rückschlüsse auf die Diagnosen ziehen können. Im Gegenzug laufen die positiven Aspekte des E-Rezepts ins Leere, da die Ärzte sich darauf nicht verlassen können und dürfen. Die Herrschaft des Patienten über seine Daten sei nur vordergründig gewahrt, da die geplante Pseudonymisierung den einfachen Rückschluss auf die Person des Patienten erlaubt. Damit ist dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet.

    In der Vergangenheit wurde das Konzept bereits mehrfach kritisiert. Die Free Software Foundation Europe zeigte sich erstaunt, "wie leichtfertig und unprofessionell mit derart persönlichen Daten umgegangen wird" und forderte, das Gesamtsystem der Gesundheitstelematik von der Architektur bis zum Quellcode offen zu legen.

    "Eine erste Sichtung der Daten deutet auf eine massive Kostenexplosion bei der Einführung der Gesundheitskarte und ein weiteres Technologie-Desaster hin", dies das Fazit des Chaos Computer Club nach Sichtung einer internen Studie zur Einführung der elektronischen Gesundheitskarte. Zunächst 1,4 Milliarden teuer geschätzt, rechnet das interne Papier mit Kosten von ungünstigenfalls 7 Milliarden Euro.

    Schwere Vorwürfe erhebt die Piratenpartei gegenüber den Befürwortern des Projekts. Es disqualifiziere sich auch durch die völlig intransparente Vorgehensweise bei seiner Entwicklung. Statt der nötigen Transparenz lässt das Gesundheitsministerium eigens beauftragte Gutachten, die zu unerwünschten Ergebnissen kommen, nachbessern. Kritiker würden mit juristischen Mitteln verfolgt.

    Der Patient werde durch die elektronische Gesundheitskarte gläsern, so die Piraten. Dies nicht nur gegenüber den Krankenkassen und -versicherungen, sondern wohl auch gegenüber der Pharmaindustrie, Lebensversicherungen und anderen, denen in Zukunft ohne weitere Einspruchsmöglichkeit Einblick in diesen Datenschatz gewährt werden kann. Durch die Erblichkeit vieler gesundheitlicher Dispositionen wirkt sich dies auch benachteiligend auf Kinder und Kindeskinder der heutigen Versicherten aus, ohne dass die Daten später zurückgerufen werden könnten.


    quelle: gulli untergrund news
     
  7. Video Script

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