Cholera in Simbabwe

Dieses Thema im Forum "Politik, Umwelt, Gesellschaft" wurde erstellt von graci, 11. Dezember 2008 .

  1. 11. Dezember 2008
    ZEIT ONLINE 11.12.2008 - 13:41 Uhr [http://www.zeit.de/online/2008/50/cholera-interview]


    "Für viele kommt jede Hilfe zu spät"
    Simbabwe kämpft zusammen mit ausländischen Hilfsorganisationen gegen die Epidemie: Kai Braker von Ärzte ohne Grenzen spricht über den schwierigen Einsatz in Mugabes Schattenreich

    In den knapp 30 Jahren seiner Präsidentschaft hat Präsident Robert Mugabe die Republik Simbabwe in die schwerste Krise ihrer Geschichte geführt. Die Wirtschaft in dem einstigen Vorzeigestaat ist unter der Diktatur zusammengebrochen und damit auch das Gesundheitswesen. Seit Monaten gibt es in einigen Provinzen kein sauberes Trinkwasser mehr. Weil defekte Abwasserleitungen nicht repariert werden, fließen Fäkalien nicht ab und verunreinigen Brunnen und Flüsse. Die Folge ist eine schwere Cholera-Epidemie.

    Nach Informationen der Weltgesundheitsorganisation WHO sind seit Ausbruch der Seuche im August etwa 600 Menschen daran gestorben, weitere 14.000 haben sich angesteckt. Mitarbeiter internationaler Hilfsorganisationen versuchen, die Epidemie einzudämmen. Unbehandelt führt die Erkrankung in etwa 60 Prozent der Fälle zum Tod. Doch die politische Situation erschwert die Arbeit der Helfer. ZEIT ONLINE hat mit Kai Braker von "Ärzte ohne Grenzen" gesprochen.

    ZEIT ONLINE: Herr Braker, in Deutschland ist die Cholera seit Ende des 19. Jahrhunderts kein Thema mehr, und auch in Simbabwe hatte man die Infektion recht gut in den Griff bekommen. Wie konnte es dort jetzt zu einer so schweren Epidemie kommen?

    Kai Braker: Cholera ist eine Bakterieninfektion, die vor allem durch unsauberes Trinkwasser und kontaminierte Nahrung übertragen wird. Schlechte Hygieneverhältnisse fördern die Ansteckung. In Simbabwe ist sowohl die Trinkwasserversorgung als auch die Abwasserentsorgung zusammengebrochen. Das ist der eigentliche Auslöser der Epidemie.

    ZEIT ONLINE: War die Seuche in Simbabwe vorher ausgerottet?

    Braker: Nein. Cholera ist dort endemisch, das heißt, sie tritt jedes Jahr in einem begrenzten Gebiet auf. Vor allem in der Regenzeit kommt es vermehrt zu Infektionen. Auch unsere Teams von "Ärzte ohne Grenzen", die in Simbabwe hauptsächlich HIV-Infizierte und Aids-Patienten versorgen, behandeln immer wieder vereinzelt Cholera-Patienten. Die jetzige Epidemie hat aber ein ganz anderes Ausmaß. Unsere Kapazitäten reichten anfangs bei Weitem nicht aus, um alle Patienten zu behandeln. Inzwischen haben wir 20 zusätzliche Mitarbeiter in die Krisenregion geschickt. Insgesamt sind 450 Mitarbeiter dort, und wir bilden ständig weitere Einheimische aus.

    ZEIT ONLINE: Bisher waren vor allem Menschen auf dem Land betroffen. Jetzt trifft die Cholera auch die Hauptstadt Harare und die Vororte, in denen viele Haushalte fließend Wasser und Toiletten mit Spülung haben. Warum?

    Braker: Weil auch das Leitungswasser wegen der defekten Kanalisation zum Teil Cholera-Bakterien enthält. Andere Haushalte haben keine funktionierenden sanitären Anlagen mehr. Dass die Simbabwer an bessere Hygieneverhältnisse gewöhnt sind, wird ihnen jetzt zum Verhängnis: Sie verlassen sich darauf, dass das Wasser sauber ist. In noch ärmeren Ländern ist man besser darauf eingestellt: Dort graben die Menschen Brunnen an Orten, wo es noch keine Cholera gibt, oder kochen das Wasser ab.

    ZEIT ONLINE: Was passiert im Körper, wenn ein Mensch das Bakterium aufgenommen hat?

    Braker: Der Erreger vermehrt sich im Darm. Dabei produzieren die Bakterien ein Gift, das die Ausscheidung von Salzen und Wasser verursacht. Die Patienten bekommen schweren Durchfall und verlieren so viel Flüssigkeit, dass ihr Körper austrocknet. In schweren Fällen liegt der Flüssigkeitsverlust bei 20 Litern pro Tag. In diesem Stadium kann nur noch ein intravenöser Zugang das Leben der Patienten retten.

    ZEIT ONLINE: Stehen in Simbabwe ausreichend Kliniken zur Verfügung, um Tausende schwer kranke Patienten aufzunehmen?

    Braker: Normalerweise nicht. Deshalb hat "Ärzte ohne Grenzen" ein gutes Dutzend Cholera-Behandlungszentren aufgebaut. Dazu werden in örtlichen Krankenhäusern Stationen mit strengen Hygiene-Standards eingerichtet. Jeder Besucher muss durch eine Wanne mit Chlorlösung gehen, bevor er die Klinik betritt. Die Patienten liegen in speziellen Betten, die ein Loch haben, durch das die Ausscheidungen in einen Eimer gelangen. Unter strengen Auflagen werden die Fäkalien entsorgt und desinfiziert. Jede dieser Stationen kann 50 bis 100 Patienten aufnehmen.

    ZEIT ONLINE: Und wie wird die Cholera in leichteren Fällen behandelt?

    Braker: Eigentlich ist Cholera mit Medikamenten sehr gut behandelbar. Unser Ziel ist es, die Sterblichkeit in Ländern der Dritten Welt auf unter zwei Prozent zu senken. Es gibt eine Salzlösung zum Trinken, die den Flüssigkeitsverlust ausgleichen kann. Päckchen mit dieser Lösung werden von "Ärzte ohne Grenzen" in Simbabwe an Haushalte verteilt, in denen Menschen an Cholera erkrankt sind. Außerdem klären Freiwillige die Bevölkerung darüber auf, wann und wie Cholera behandelt werden muss, welche die ersten Symptome sind und wie sich eine Ansteckung vermeiden lässt.

    ZEIT ONLINE: Gibt es auch eine Impfung?

    Braker: Grundsätzlich schon. Der Impfstoff, der heutzutage zur Verfügung steht, ist aber nicht hundertprozentig wirksam. Eine Impfkampagne in einem Land wie Simbabwe wäre sehr teuer, aufwendig und würde viel Zeit in Anspruch nehmen. Außerdem dauert es etwa sieben Tage, bis ein Geimpfter immun gegen den Erreger ist. Aus diesen Gründen hat man bisher auf groß angelegte Impfaktionen verzichtet.

    ZEIT ONLINE: Wie schützen sich denn die Mitarbeiter der Hilfsorganisationen vor einer Ansteckung?

    Braker: Sie sind tatsächlich zum Teil geimpft. Bei einer Epidemie, wie sie jetzt ausgebrochen ist, müssen die Hilfsorganisationen allerdings so schnell reagieren, dass kaum Zeit bleibt, die Mitarbeiter zu impfen. Außerdem bietet der Impfstoff wie gesagt keinen sicheren Schutz. Die beste Vorsorge ist strenge Hygiene. Die Ärzte und Pfleger waschen sich häufig die Hände und tragen Schutzkleidung.

    ZEIT ONLINE: Inwieweit wirken sich die politischen Verhältnisse auf die Arbeit der Helfer aus?

    Braker: Gerade zu Beginn unserer Arbeit in Simbabwe im Jahr 2000 hatten wir häufig Schwierigkeiten, Genehmigungen zu bekommen, zum Beispiel für die Einrichtung neuer Gesundheitszentren oder die Einreise von Helfern aus dem Ausland. In letzter Zeit ist das etwas einfacher geworden – aber es gibt noch immer Einschränkungen.

    ZEIT ONLINE: Wie reagiert die Bevölkerung auf die Hilfe aus dem Ausland?

    Braker: Wenn die Menschen über die Krankheit Bescheid wissen, haben sie keine Vorbehalte, sich behandeln zu lassen. Allerdings erkennen viele nicht früh genug, dass sie oder ihre Angehörigen Cholera haben. Manche sind schon so dehydriert, wenn sie in die Klinik kommen, dass sie nicht gerettet werden können. Gerade deshalb ist Aufklärung so wichtig.

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    und was haben wir heir in Deutschland für Probleme?...
     
  2. 11. Dezember 2008
    AW: Cholera in Simbabwe

    Traurige Geschichte und ich denke da werden noch sehr viele Leute dran sterben. Naja da hilft spenden und hoffen das die des einigermaßen in den Griff bekommen.
     
  3. 11. Dezember 2008
    AW: Cholera in Simbabwe

    Damit hat das Hirn den Notstand abgehakt und hats 3 Sekunden wieder vergessen ....

    Ziehen wir am besten wieder die Mauer auf und kümmern uns um Leute die uns wirklich interessieren.

    lg sudo
     
  4. 11. Dezember 2008
    AW: Cholera in Simbabwe

    Das Thema tritt in schönen Halb - 1 Jahr mäßigen Abständen auf.
    Ein alter Hut, wehleidiges Thema, sehr populär bei Ärzten aber genauso hoffnungslos wenn man es realistisch betrachtet.
    Dasselbe gilt für HIV in Afrika.

    Man kann nur Respekt für die Menschen aufbringen die sich dazu bereit erklären helfen bzw. etwas dort unten verändern wollen.

    ProX
     
  5. 11. Dezember 2008
    AW: Cholera in Simbabwe

    Dasselbe gilt für Kriege, Krawalle, Bombenanschläge usw. Beide haben gleiche Ursachen: scheiss Führung der Länder
     
  6. 11. Dezember 2008
    AW: Cholera in Simbabwe

    ja, unter anderem (gut, simbabwe ist jetzt nciht das beste bsp), weil in der typisch europäischen arroganz ein kontinent so zerstört wurde, dass niemals zum rest der welt aufschließen wird, und auch nicht in alter idylle erblühen wird.

    aber in der schule lernt man ja sowas nicht. da wird 100-mal durchgekaut wie deutschland entstanden ist, und unsere geschichte geschrieben wurde, bzw die europäische. traurig. schon in der schule wird extremst gelenkt.
     
  7. 11. Dezember 2008
    AW: Cholera in Simbabwe

    Richtig. Aber mit Warlords, Pseudo-Politikern und (teils feindlichen) Stammesführern an der Macht schaut auch nichts besseres dabei raus.
    Für diese "Problemländer" gibt es, sofern es sich nicht schlagartig ändert, kaum Hoffnung.
    Nichtmal im Bereich Toursimus fließt genug Geld.
    Die imaginären Milchpulverrettungsdebatte möcht ich gar nicht näher ansprechen.


    "Ist der Massa gut bei Kassa fliegt' erst' Klassa' nach Mombassa ( ... ) Heute fohr' ma ***** schau'n des wird a' Trara" ( ... ) Da sah' er 10 kleine Negerlein, mit geschwollenen Bäuchen, also muss das sein? Der Ober schenkt ihm einen Cocktail ein, da fällt eins um und es waren nur noch 9, das hat dem Otti den Urlaub vergelt' tja das ist der Reiz der 3. Welt" - Afrika - EAV.

    ProX
     
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