Urbane Gärten - ein Modell mit Zukunft?

Artikel von Tommy Weber am 18. Juli 2017 um 14:46 Uhr im Forum Haus, Garten, Tiere & Pflanzen - Kategorie: Trend & Lifestyle

Schlagworte:

Urbane Gärten - ein Modell mit Zukunft?

18. Juli 2017     Kategorie: Trend & Lifestyle
Aus den Laubenpiepern und denjenigen, die den Balkon oder die Terrasse bepflanzen, ist in den letzten Jahren mehr und mehr eine Bewegung geworden, die sich Urban Gardening oder Großstadtgärtner nennt. Auf brachliegenden Flächen, an Mauern, auf Grünstreifen und auch auf den Dächern der Hochhäuser sind kleine grüne Paradiese entstanden, die liebevoll gepflegt werden. Mit jedem der Beete und mit jedem Spalier, an dem Obst wächst, holen sich die Städte ein Stückchen der Natur zurück und teilen es mit allen, die ebenfalls mehr grün in der Stadt sehen wollen.

urban.jpg


Der Boom hält an

Der Trend, die Gärten in die Großstadt zu verlegen, ist nicht mehr zu übersehen. Mittlerweile sind in allen großen Städten Gärten zu bewundern, und während es noch vor zehn Jahren nur vereinzelte Projekte gab, sind es heute in einigen Städten schon weit über 100 und der Boom hält weiter an. Neu ist die Idee der urbanen Gärten nicht, schon im Mittelalter gab es in den Städten sogenannte Ackerbürger, die ihren eigenen kleinen Garten hinter oder vor dem Haus bewirtschaftet haben. Im 19. Jahrhundert kamen dann die Schrebergärten in der Peripherie der großen Städte dazu und die Kleingartenkolonien boten oft das einzige natürliche Grün in der Stadt. Die urbane Gartenbewegung wurde in der Mitte der 1990er Jahren in New York aus der Taufe gehoben. Gemeinschaftsgärten gab es dort schon vor 20 Jahren, und diese Community Gardens waren und sind bis heute die grünen Oasen zwischen Hochhäusern.

Verschiedene Konzepte

Aus den Gärten auf dem Wolkenkratzer und den Gemeinschaftsgärten auf Brachflächen haben sich ganz unterschiedliche Konzepte für den urbanen Garten entwickelt. Heute gibt es City Farms, Bauernhöfe nur für Kinder, Schulgärten, Nachbarschaftsgärten und auch das Guerilla Gardening. Den Ideen sind keine Grenzen mehr gesetzt und die Landwirtschaft wird immer öfter in die Stadt geholt. Community Gardens sind Gärten, die im Kollektiv betrieben werden und die teilweise auch öffentlich zugänglich sind. Nachbarn betreiben diese Gärten, aber auch die Gemeindemitglieder einer Kirche, Freunde, Schulkameraden und politische Gruppen gärtnern hier gemeinsam. Auf den City Farms und den Kinderbauernhöfen werden auch Nutztiere wie Ziegen, Hühner oder Schafe gehalten, was besonders Kinder begeistert, die gerne bei der Gartenarbeit und der Tierpflege mithelfen. Das Guerilla Gardening ist die rebellische, subversive Form der städtischen Begrünung und eine Art Protest gegen das Stadtbild.

Die kleinen Städte schrumpfen, die Gärten wachsen

Die Zahl der Menschen, die in Städten leben, wächst und in einer nicht mehr allzu fernen Zukunft werden rund zwei Drittel der Menschen weltweit in einer der Metropolen leben. Die kleinen und mittelgroßen Städte jedoch werden schrumpfen und mit den Einwohnern werden auch Unternehmen und Geschäfte die Städte verlassen. Was zurückbleibt, das sind leere Gebäude und Flächen, die niemand mehr nutzt. Aber es ist genau dieser Freiraum, der neue Möglichkeiten bietet. Ein Beispiel für diesen Trend ist die amerikanische Stadt Detroit, denn waren es früher Autos, die dort gebaut wurden, so sind es heute Gärten, die Einwohner der Stadt mit allem versorgen, was gesund ist. Auf 8000 Quadratmetern bauen freiwillige Helfer der Earthworks Urban Farm Gemüse und Obst in Bioqualität an und es gibt mittlerweile 1234 private oder gemeinnützige Gärten und es werden stetig mehr.

Wie wertvoll sind urbane Gärten?

Die urbanen Gärten in den Städten sind nicht ein Zeitvertreib, sie dienen vor allem auch der Selbstversorgung. Die Gärten können jedoch noch mehr, denn sie sind aus ökologischer Sicht wertvoll, weil dort organische Abfälle sinnvoll verwertet werden. Diese reichern zudem die Luft mit der notwendigen Feuchtigkeit an, sie fangen das Regenwasser auf und sie beeinflussen das Stadtklima positiv. Insekten wie Bienen und Hummeln haben in den Stadtgärten eine Heimat gefunden, es werden lokale Nahrungsmittel angebaut und auch die Vielfalt der Sorten bleibt durch die Gärten erhalten. Das ist die eine Seite, auf der anderen Seite sind urbane Gärten auch aus sozial-politischer Sicht eine sehr gute Idee. Die Menschen bewirtschaften die Gärten gemeinsam, jeder kann sich mit seinem Wissen einbringen und jeder von jedem etwas lernen. Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen freuen sich gleichermaßen, wenn alles grünt und blüht, was letztendlich auch dazu führt, dass die Lebensqualität in den Städten steigt.

Städtegärten sind vielleicht ein Blick in die nahe Zukunft und sie zeigen, wie der Anbau von Nahrungsmitteln und das Leben in einer Großstadt miteinander und nicht nur nebeneinander existieren können.

Zur Autoren Facebookseite

Bildquelle: © Depositphotos.com / 18042011
 

Kommentare

#2 19. Juli 2017
In Zeiten von Nachverdichtung und immer kleineren Gärten ist es umso wichtiger jeden noch nicht betonierten Platz für Pflanzen zu nutzen.
Spätestens wenn immer weniger Arbeitsplätze benötigt werden und Rationalisiert wurden, wird das leben außerhalb von Städten wieder attraktiver, alleine schon wegen der günstigen Wohnpreise und der größeren Wohnfreiheit.

Ich glaube das Städte in 10 Jahren immer unattraktiver werden.