Universal-Impfstoff gegen Grippe für klinische Studie zugelassen

Artikel von Jonas Hubertus am 5. Oktober 2017 um 18:06 Uhr im Forum Wissenschaft & Forschung - Kategorie: Wissenschaft

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Universal-Impfstoff gegen Grippe für klinische Studie zugelassen

5. Oktober 2017     Kategorie: Wissenschaft
Der Grippevirus mutiert rasant und die Impfstoffe sind nicht variabel, so dass sie in ihrer Wirksamkeit zeitlich stark begrenzt sind. Um dem "Impfwahnsinn" entgegen zu wirken, arbeiten Forscher an einem Universalimpfstoff der das Immunsystem so trainieren soll, dass es auch verschiedene Influenza-Erreger erkennt. Jedes Jahr müssen neue Grippeimpfstoffe entwickelt werden, was unter anderem immense Kosten verursacht - dazu kommt das teilweise mehrere verschiedene Influenza-Viren gleichzeitig Unterwegs sind und der Schutz damit nicht sehr funktional ist. In Zukunft könnte sich das Verbessern: In Großbritannien wurde ein neuartiger universaler Grippeimpfstoff für klinische Studien zugelassen.

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Die Grippe selbst mag für gesunde Menschen harmlos sein, doch durch ihre rasante und starke Ausbreitung ist die zahl der Betroffenen sehr hoch und damit auch die zahl der Todesopfer. Jährlich sterben rund eine halbe Million Menschen Weltweit an der folge einer Influenza Erkrankung. Am meisten sind Menschen ab dem Alter von 65 Jahren gefährdet. Es gibt zwar Impfungen gegen die Grippe, aber diese müssen jedes Jahr neu entwickelt werden. Mehr noch: Diese Entwicklungen konzentrieren sich auf die Grippe-Stränge, die nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation am meisten zirkulieren werden. Diese Schätzungen treffen allerdings nicht immer zu. Oft genug werden Impfstoffe entwickelt, die letztlich gegen kaum zirkulierende Viren schützen.

Frühere Forschungsarbeiten in Richtung eines universalen Grippeimpfstoffs haben den Mechanismus entdeckt, mit dem Immunzellen sich erinnern sollen, welchen Strängen sie bereits erfolgreich bekämpft haben. Außerdem konnte ein Antikörper identifiziert werden, der besonders effektiv gegen Influenzaviren aktiv wird.


T-Zellen statt Antikörpern
Die meisten Immunisierungsverfahren regen das Immunsystem an, mehr Antikörper zu produzieren, die auf die Oberflächenproteine bestimmter Viren spezialisiert sind. Der neue Impfstoff, der von einem Team der Oxford University und einem Spin-Off-Unternehmen namens Vaccitech entwickelt wurde, greift die Viren an Kernproteinen an, die sich tiefer in der Zelle befinden. Diese Kernproteine sind bei vielen Grippe-Strängen identisch.

Außerdem regt der Impfstoff statt der Produktion von Antikörpern die Produktion von T-Zellen an, die auf die Grippeviren spezialisiert sind und deutlich mehr Wirkung aufweisen als entsprechende Antikörper. Die Wissenschaftler hoffen, dass ihr Impfstoff so vor einer breiten Palette verschiedener Grippeviren schützen kann.

Auch der neue Impfstoff wird nicht ausschließen können, dass Menschen trotz Impfung an der Grippe erkranken. Allerdings sollte die Erkrankung in diesem Fall dennoch milder verlaufen und kürzer anhalten. Es gibt zudem eine wachsten Zahl an Menschen die nicht auf typische Impfstoffe reagieren, sog. Non-Responder. Das heißt also egal wie oft sie geimpft werden, es besteht kein Schutz. Möglicherweise könnte Patienten mit einer neuen Variante von Impfstoffen, die nicht auf Antikörper basiert, sondern auf T-Zellen Training oder gar durch Gen-veränderte T-Zellen, geholfen werden.

Eine klinische Studie mit dem Impfstoff sollen diesen Winter beginnen und etwa 500 Studienteilnehmer in der besonders gefährdeten Altersgruppe 65+ umfassen. Bevor der Impfstoff tatsächlich verwendet wird, wird er in weiteren Studien seine Wirksamkeit und Sicherheit beweisen müssen.