Anarchie? Die Herrschaftslosigkeit als letztes Mittel zur Befreiung des Menschen?

Dieses Thema im Forum "Literatur & Kunst" wurde erstellt von DeadSilence, 15. Juli 2007 .

  1. 16. Juli 2007
    AW: Anarchie? Die Herrschaftslosigkeit als letztes Mittel zur Befreiung des Menschen?

    Word.
    Icvh denk auch, dass es kein perfektes System gibt und es auch nie in Zukunft geben wird...
    Irg wie fühlt sich jeder benachteiligt...

    Und wer meint, dass eine Diktatur das einzig funktionierende System ist, der soll sich mal das Leiden der Bevölkerung ansehn, die sich nicht wehrlos hingegeben haben, und dann nochmal, über die Diktatur nachdenken...-.-
     
  2. 16. Juli 2007
    AW: Anarchie? Die Herrschaftslosigkeit als letztes Mittel zur Befreiung des Menschen?

    Und weiter? Habe ich nie bezweifelt, dass die Deutschen da mitgemischt haben. Mir ging es darum, gegen wen die Anarchisten kämpfen mussten und da war es nunmal leider so, dass nach kurzer Zeit des Zusammenhalts die von Stalin dirigierten Truppen angefangen haben die Anarchisten abzumurksen.

    Woher bitte? Das Thema wird in der Schule absolut konsequent vermieden. Und wenn es doch drankommt, dann meistens in absolut ekelerregender Falschauslegung. "Im Irak herrscht zur Zeit Anarchie." Sowas z.B....Anarchie HERRSCHT *würg*...ich hätte jedesmal kotzen können. Das nennt man Anomie ihr ******! Theoretischer Anarchismus und seine geschichtlichen Beispiele werden in der Schule konsequent vermieden, weil es den Schülern zeigen könnte, dass eine andere, bessere Welt durchaus möglich ist.

    Das ganze nennt sich (halb)direkte Demokratie und das was du meinst sind Plebiszite. Wäre zumindest ein Schritt in die richtige Richtung.
     
  3. 16. Juli 2007
    AW: Anarchie? Die Herrschaftslosigkeit als letztes Mittel zur Befreiung des Menschen?

    Ich finde es ein bißchen naiv zu sagen, dass eine Demokratie nie blutig geendet hat.
    Man schaue sich nur Weimar an.

    Oder die Repression gegen über politisch aktive Leute, die es heutzutage immer noch gibt.
     
  4. 16. Juli 2007
    AW: Anarchie? Die Herrschaftslosigkeit als letztes Mittel zur Befreiung des Menschen?

    naja schau dir mal die schweiz an
    im letzten kanton wurde das frauenwahlrecht 1990 eingeführt und das nur aufgrund des abstimmungsverhaltens. anderes beispiel dort ist die sache mit dem altpapier. 60% des papierverkaufs muss recyceltes altpapier sein. nur leider produzieren die gar nicht genug altpapier. also kauft die industrie in ganz europa die holzabfälle und mischt die rinde in den herstellungsprozess, wodurch das papier dunkler wird und nach recycling ausschaut
    ohne aufgeklärte bürger ist ein plebiszit nicht nur wertlos sondern unter umständen fatal
     
  5. 16. Juli 2007
    AW: Anarchie? Die Herrschaftslosigkeit als letztes Mittel zur Befreiung des Menschen?

    Du interpretierst immer so viel in meine Wort hinein. Habe ich Plebiszite als Allheilmittel bezeichnet? Schritt in die richtige Richtung war glaub ich meine Formulierung. Ich sehe es immernoch als besser an, die Bevölkerung schaufelt sich ihr Grab selbst, als das irgendeine übergeordnete Institution das für sie erledigt. Kann sich am Ende wenigstens niemand mit "die da oben machen doch sowieso was sie wollen" und "wir haben doch von nichts gewusst" rausreden.
     
  6. 16. Juli 2007
    AW: Anarchie? Die Herrschaftslosigkeit als letztes Mittel zur Befreiung des Menschen?

    Sorry, ich hab mich etwas undeutlich ausgedrückt. Ich wollte es eher so sagen:
    Ich verstehe nicht, wie du darauf kommst, dass ich Anarchismus mit Punks in Verbindung bringe. Wenn man Geschichte in der Schule gehabt hat, sollte man das ja wissen ...

    Meine Schuld, hätte mich klarer ausdrücken sollen und diesen Einschub über die Saufköpfe nicht bringen sollen
    Ja, dass Anarchie und Linksextremismus gemieden wird hab ich schon gemerkt. Als ich mal auf der Realschule war, haben wir rechte Songtexte angeschaut. Dann hab ich gefragt, wieso wir keine linken anschauen, die seien doch auch intressant. Dann hat der aber gemeint, dass das die Jugendlichen nicht so anspricht und kaum was bewirkt LOL schon komisch die Behauptung.
    Naja, aufm Gymnasium ist man schon etwas offener. Aber wen juckt Anarchie.
    Und wieso *würg*? Es herrschte nunmal Anarchie ... ich weiß nicht, was es da zu würgen gibt. War nunmal so und das wurde garnicht herabwertend oder negativ dargestellt. Und nicht zwangsweise mit Krieg in Verbindung gebracht.
     
  7. 16. Juli 2007
    AW: Anarchie? Die Herrschaftslosigkeit als letztes Mittel zur Befreiung des Menschen?

    Anarchie kann per Definition nicht herrschen, da Anarchie Herrschaftslosigkeit bedeutet. Das, was Normalmensch meint, wenn er von Anarchie im Zusammenhang mit Terror, Gewalt, Chaos, Gesetzlosigkeit etc. spricht, ist Anomie. Das was wir im Irak haben oder in einigen Staaten Afrikas, wo es keine Regierung gibt oder die Regierung nichts zu sagen hat und deshalb irgendwelche Warlords irgendwelche Landstriche kontrollieren oder Terrororganisationen mehr zu sagen haben, als die Regierung, das nennt man Anomie und hat mit Anarchie nichts, aber auch absolut gar nichts zu tun. Deshalb *würg*.
     
  8. 17. Juli 2007
    AW: Anarchie? Die Herrschaftslosigkeit als letztes Mittel zur Befreiung des Menschen?

    Ah, jetzt ^^ Naja, dann ist die Anomie wohl der "lebende" Beweis dafür, dass eine Anarchie nicht funktionieren kann. Wer würde mich in einer Anarchie schon daran hindern, ein Warlord zu werden ^^ Ich versteh jetzt mal darunter so ne Art Führer mit seiner Truppe, die andere unterdrückt? Wenn nicht, dann mein ich das trotzdem ^^
    Menschen bilden in Gesellschaft nunmal immer eine Staatsform. Auch beim Abends weg gehn. Ist nunmal so. Zumindest philosophisch gesehen. Ihr könnt ja hier eure Staatslehre aufstellen, aber wozu? Damit vergeudet man doch seine Zeit. Und den Zweck einer Utopie erfüllt die Anarchie ganz bestimmt nicht.
     
  9. 17. Juli 2007
    AW: Anarchie? Die Herrschaftslosigkeit als letztes Mittel zur Befreiung des Menschen?

    Seine Zeit vergeudet man eher damit, wenn man Anarchie (über welche Anarchie reden wir eigentlich? Anarcho-Primitivismus, Anarcho-Kommunismus, Anarcho-Syndikalismus, Anarcho-Kapitalismus...) nicht verstanden hat und trotzdem immer wieder darauf pocht, dass sie nicht funktionieren kann. Es gibt bergeweise Literatur über Anarchie. Wenn man das ganze in 2 Sätzen abhandeln könnte, wie du es gerne hättest, würde ich dir zustimmen: Anarchie kann nicht funktionieren. Leider (oder zum Glück) ist Anarchismus in seinen verschiedenen Ausprägungen ähnlich wie Demokratie, Nationalsozialismus oder Kommunismus eine relativ komplexe politische Theorie. Informiere dich darüber, was Anarchie ist, was Anarchie nicht ist, was Anarchie will, wie die Anarchie das erreichen will, ansonsten bist du vielleicht ein Wortkünstler der ganz nette Pamphlete schreiben kann, mehr leider auch nicht.
    Ein paar Lektüreempfehlungen habe ich übrigens schon gegeben in einem vorigen Post (gibt es in größeren Universitätsbibliotheken oder, falls es sowas in deiner Nähe gibt, in einer speziellen anarchistischen Bibliothek (falls du in der Nähe von Hamburg wohnst, kann ich dir sagen, wo die in Hamburg ist)), weiter gibt es massenhaft Webseiten dazu. Eine recht gute, welche Fragen direkt beantwortet ist An Anarchist FAQ | Infoshop.org. Leider in Englisch, aber das dürfte wohl kein Problem darstellen. Weiter ist der Wiki Artikel zu Anarchie, Anarchismus und bla auch nicht so , ist aber natürlich nur ein grober Einstieg. Dafür helfen die Literaturabschnitte.
    Zum Abschluß, so als Sahnehäubchen, noch ein kleines Zitat aus einem Büchlein, was hier gerade neben mir liegt:
    "Der Anarchismus ist kein Privilegium Erwählter, sondern eine tiefe, umfassende Lehre und Weltanschauung, mit der sich heutzutage jeder vertraut machen muss.
    Mag der Leser nicht Anarchist werden. Doch möge es ihm nicht so ergehen, wie es jenem greisen Professor erging, der zufällig in eine Anarchistenversammlung geriet. Erregt bis zu Tränen, sagt er nach dem Vortrage zu den Zuhörern, die sich um ihn scharten: "Da habe ich nun - ein Professor, solange gelebt, bis meine Haare grau wurden und ich habe doch bis zu dieser Stunde nichts von dieser hervorragenden, herrlichen Lehre geahnt... Und ich - ich schäme mich..."
    Möge der Leser nie Anarchist werden: Es ist nicht obligatorisch, Anarchist zu sein. Doch den Anarchismus kennen - das muß man."
    (Volin, im Mai 1923, aus dem Vorwort zur Geschichte der Machno-Bewegung)

    PS: Nein, ich glaube nicht an diese zugegebenermaßen sehr schöne Geschichte vom greisen Professor. Sie ist als Bildnis trotzdem sehr gut zu gebrauchen.
     
  10. 10. Januar 2009
    AW: Anarchie? Die Herrschaftslosigkeit als letztes Mittel zur Befreiung des Menschen?

    Auch ich finde die undifferenzierte Meinung über Anarchie bescheuert. Denn Anarchie bedeutet nicht Regellosigkeit sondern Regierungslosigkeit. Das heißt Mörder werden trotzdem eingesperrt.

    Aber:
    Anarchie funktioniert nicht, da bei modernen Industrie Gesellschaften immer unauflösbare Interessen Konflikte entstehen. Das heißt, dass man nie die Meinung von fast allen/allen unter einen Hut bringen kann. Das heißt man entweder in den Plenums (Versammlung der Bürger, soll in der Anarchie die Entscheidungen treffen) auch Leute unterdrücken und ihre Freiheit einschränken muss oder keine Einigung finden kann und dadurch dann auch wieder Leute unterdrückt.

    Ein Beispiel dafür wäre der Bau einer Autobahn der für viele Menschen eine echte Entlastung bringen würde aber einige Grünen hatten etwas dagegen. Jetzt dürfte die Autobahn nicht gebaut werden dadurch würde dann aber dann die Leute die eine Autobahn benötigen unterdrückt.

    Durch dieses Prinzip funktionieren manche Anarchiestiche Versuche auch. Da sie sich auf entweder relativ wenigen Menschen beziehen(besetzte Hauser ...) oder aber die Leute durch äußere Umstände (z.B. Kriege) gezwungen sind ihre eigen Interessen zurückzuschrauben(in Spanien ...).

    Anarchiestiche Ideen scheinen mir daher manchmal etwas Naiv. Da sie ideale Menschen vorraus setzen die immer sehen was für alle das beste ist (allgemein Willen) und dann versuchen ihre Interessen damit in Deckung zu bringen. Aber der Mensch ist zu einen bestimmten Punkt immer etwas egoitisch ( natürlich Manche mehr als andere).

    Diese ist mir auch aufgefallen als mir zufällig mal die Anarchistische Zeitung ,,Utopia" zwischen die Finger gekomen ist. Da wurde gefordert die Geheimdienste kommplett und völlig abzuschaffen da sie ein Mittel wären die Unterschichten zu unterdrücken. "Geheimdienste werden immer ein Herrschaftsinstrument der Machtigen sein - deshalb gehören sie abgeschaft!". Wie aber soll man bitte ohne Geheimdienste gegen Mafia, Drogenringe und religöse Terroisten ermitteln. Soll man nun diese Kriminallen Organisationen einfach zu lassen nur um den Staat zu entmachten? Ganz neben bei bezog sich dies nur auf Deutschland was würde woll passieren wenn nur Deutschland seinen Geheimdienst abschaft?

    PS. Ja ich weiß das dieser Beitrag fast 2 Jahre zu spät kommt. Aber als ich vorherigen Artikel gelesen hatte musste ich einfach auch noch mal etwas dazu sagen.
     
  11. 9. August 2013
    AW: Anarchie? Die Herrschaftslosigkeit als letztes Mittel zur Befreiung des Menschen?

    Anarchie ist sehr einfach gestrickt und mag auch Vorzüge haben, aber auch hier gibt es unzählige Ungerechtigkeiten die entstehen und gerade Minderheiten haben hier auch wieder schlechte Karten. Das ist aber alles mehr Philosophisch weil das überhaupt nichts mit Politik zu tun hat.

    Du kennst dich doch aus, dann hast du doch auch gesehen wie und warum anarchische Systeme enden... Der Mensch ist nicht formbar und nicht gleich. Jeder ist anders und die typischen Eigenschaften die auch nicht immer positiv sind, sind ein Beweis dafür, dass es ohne Regeln und damit persönliche Freiheitseinschränkungen (auch Rücksicht genannt) nicht geht.

    Oder wie stellst du dir das "überwinden der Instinkte" vor?

    Eine funktionierende Anarchie dürfte sich also nicht mehr so nennen, weil sie dann schon ein System mit Regeln ist, und damit auch Instanzen hat die dies Kontrollieren. (Diese Instanzen können natürlich demokratisch sein, aber es ist eine gewisse Kontrolle und auch damit Herrschaft)

    Demokratie sagt doch alles - Herrschaft des Volkes, und das ist die einzige funktionierende Form überhaupt. So einfach es klingt, das ist sehr komplex zu erörtern und es lässt sich wirklich feststellen, trotz aller Nachteile ist die Demokratie das bisher sicherste System überhaupt.

    Auch Diktaturen können Vorteile haben und sogar oft zeitweise besser funktionieren als Demokratie, ABER eine Diktatur ist ein hohes Risiko für Alle, denn die Selbstkontrolle funktioniert nicht. Darunter fällt auch der Sozialismus, der auf ein Zentrales Machtzentrum setzt.

    Dahingehend wäre Anarchie vermutlich sogar sicherer als Sozialismus, aber auch sehr gefährdet. Letztendlich bleibt also nur die Liberalität der Anarchie mit Demokratie zu verbinden.
     
  12. 9. August 2013
    AW: Anarchie? Die Herrschaftslosigkeit als letztes Mittel zur Befreiung des Menschen?

    Warum sollte es keine Regeln/Gesetze in einer Anarchie geben?

    Anarchie ansich bedeutet doch, dass es "nur" keinen Staat, keine Macht, bzw. gar keine Führung gibt, das legt auch der Begriff selber nahe (salopp übersetzt mit "ohne Herrschaft").

    Was wäre also eine "funktionierende Anarchie"?

    Bei der Abwesenheit einer Regierung oder auch bei der Abwesenheit von Gesetzen/Regeln?


    Ich bin zwar kein sonderlich guter Soziologe, doch denke ich mir immer, dass wenn es einmal eine "Herrschaftslosigkeit" geben sollte, der Mensch (bzw einige Teile davon) immer danach streben, an "die Macht" zu kommen - ein System, dass in der Realität wahrscheinlich nie funktionieren würde, da es immer Gruppierungen (oder einzelne Menschen) gibt, die herrschen wollen.
     
  13. 31. Oktober 2018
    Wenn Personen ihre Meinung über Anarchy äußern, sollten sie sich vielleicht vorher theoretisch ein wenig damit beschäftigt haben. Anarchy ist die Herrschafslosigkeit jedoch keineswegs die Regellosigkeit. Wenn du jemanden erschießt, dann übst du Herrschaft über denjenigen aus. Dein Beispiel hinkt also gewaltig. Anarchy ist keine Anomie, so wie es von vielen Pressevertretern tagtäglich falsch gestreut und missbraucht wird. Ein bürgerkriegsähnlicher Zustand hat mit Anarchy so viel zu tun wie Freiheit mit Ketten. Es ist das genaue Gegenteil der Anarchie. Anarchie ist in gewisser Weise Basisdemokratie. Jedes Mitglied wird gehört, kann sein Interesse einbringen und man stimmt (im Gegesatz zur Scheindemokratie) im Konsens ab. Es gibt also Richtlinien!

    Weil man gewisse Richtlinien braucht, um in einer funktionierenden Gesellschaft leben zu können
    Wenn jeder macht, was er will, kann nichts funktionieren, da jeder z.B. seinen Nachbarn umbringen könnte, wenn ihm gerade danach ist.
    Sollte einleuchten.
     
  14. 9. November 2018
    Was ist bei Verstößen? Kommt man dann ins Gefängnis? Wie kann das sein das Gefängniswärter Herrschaft über einen ausüben?

    Linke lehnen ja strafen gerne mal ab und wollen immer sehr viel Milde und Verständnis selbst für die übelsten Schlächter (es sei denn es sind pöse Rechte).

    Und in der Anarchie gibt es Regeln die durchgesetzt werden?
     
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