E-Health: Was bringen Telemedizin & Online-Doktoren

Artikel von Fabiane Herbst am 17. April 2019 um 19:53 Uhr im Forum Gesundheit & Körperpflege - Kategorie: Wirtschaft

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E-Health: Was bringen Telemedizin & Online-Doktoren

17. April 2019     Kategorie: Wirtschaft
Die Welt des Internets bietet schier unendliche Möglichkeiten. So revolutionierten Facebook und Co. die Welt des sozialen Netzwerkes. Online Marktplätze und Megashops wie Amazon und Ebay bieten ihren Kunden eine unendliche Auswahl an Produkten, Kleidungen und Lebensmitteln. Auch in der Branche der Unterhaltungsmedien bieten Betreiber wie Netflix, YouTube und Spotify nahezu alles an was das Herz höherschlagen lässt. Da ist es kein Wunder, dass eines der wichtigsten und notwendigsten Sektoren der Menschheit auch zur Digitalisierung übergeht: Die Rede ist vom Gesundheitswesen. Online-Doktoren, Telemedizin, Digital Health und Online-Behandlung sind einige wenige Begriffe, die immer mehr im Netz kursieren.

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Doch wie weit ist die Branche, wer steckt dahinter und wie vertrauenswürdig ist das Ganze? Es gibt viele offene Frage und Unsicherheiten, wenn man zum ersten Mal mit diesen Themen in Berührung kommt.

Kein Wunder, die meisten Unternehmen stecken noch in den Kinderschuhen, andere müssen noch den schmalen Grat zwischen Politik, Unternehmen und ethischen Kodex finden. Jedoch gibt es schon einige Firmen, die sich in den letzten Jahren bereits einen Namen und einen festen Kundenbestand erarbeitet haben wie beispielsweise Teleclinic. Mittlerweile ist es schon möglich, online einen Termin zu vereinbaren, ein Beratungsgespräch zu führen und daraufhin eine Diagnose und Therapie zu erhalten. Auch die nötigen Rezepte werden ausgestellt und die Medikamente bequem nach Hause geliefert.

Andere Systeme sind schon im Gesundheitswesen etabliert. Die digitale Patientenakte, die in immer mehr Krankenhäusern eingeführt wird, hilft vielen Ärzten und Pflegern dabei, eine bessere Übersicht zu behalten. Sie kann mit verschiedenen medizinischen Geräten eine Verbindung aufbauen und somit die gemessenen Werte automatisch in die Patientenakte einpflegen. Ein riesiger Fortschritt in Punkto Zeitersparnis und wirtschaftlichem Arbeiten. Wiederum andere Systeme, die in immer mehr Krankenhäusern und Arztpraxen eingesetzt werden, machen einen vereinfachten und sicheren Datenabgleich der Patienten möglich. Etliche Papiere und fachliche Dokumente müssen nicht mehr von A nach B geschickt werden, sondern werden einfach per Klick weitergeleitet. Somit ist die Digitalisierung des Gesundheitswesens auch ein riesiges Geldersparnis. Experten schätzen E-Health 34 Milliarden Euro billiger ein, wobei der größte Teil das Papier sparen ausmacht.


Laut einer Studie benutzen 29 Prozent der Befragten das Internet oder Apps, um sich über gesunde Ernährung zu informieren, aber auch nach Nebenwirkungen und medizinischen Informationen wird von jedem Vierten im Internet gesucht. Kalorienzähler, Risikotests und Fortpflanzungsplanner sind mit 10 Prozent dagegen nicht so beliebt.

Viele weitere E-Health Apps, Plattformen und Webseiten streben eine flexiblere, optimiertere und somit bessere Behandlung des Patienten an. Dadurch werden Abläufe vereinfacht, dem Patienten viel Arbeit abgenommen und den Ärzten Informationen zu einer besseren Versorgung geliefert. Doch wer bezahlt das Ganze und muss der Patient tief in seine Tasche greifen?

Bislang stagniert der Beitragssatz der meisten Krankenkassen. Zudem bieten immer mehr Krankenkassen ihren Kunden an, im Falle einer E-Health-Lösung zu zahlen, und bilden Kooperationen mit den verschiedenen Unternehmen der Telemedizin Branche. Nur in manchen Fällen muss man als Patient bezahlen, darüber wird man jedoch aufgeklärt. Das sind im Durchschnitt Summen in Höhe von 12 € bis hin zu etwa 40 €.


Dank der hohen Auflagen in Deutschland und dem Engagement der Politik und der Bundesärztekammer ist es hierzulande nicht möglich, aus der E-Health Branche einen reinen Kapitalmarkt zu machen ohne sich an festgeschriebene und strenge Richtlinien zu halten.


Von 17 untersuchten Ländern der Bertelsmann-Stiftung landete Deutschland mit einem Digital-Health Index von 30,0 nur auf Platz 16. Angeführt wird die Liste von Estland (81,9), Kanada (74,7) und Dänemark (72,5). Dieser Index ergibt sich dabei aus 34 verschiedenen Indikatoren, die Strategie, digitalen Reifegrad, technische Voraussetzungen und den tatsächlich vernetzten Gesundheitsdatenaustausch beschreiben.


Im 118. Deutsche Ärztetag 2015 in Frankfurt haben die Ärzte nochmals über das Thema E-Health und Telemedizin diskutiert und Richtlinien festgelegt. In einem der wichtigsten Punkte aus dem 113. Deutsche Ärztetag 2010 in Dresden, bei dem ein 12-Punkte-Katalog herausgebracht wurde, wird beschrieben, welche Voraussetzungen erfüllt werden müssen, um Telemedizin durchführen zu dürfen. So heißt es: „Telemedizinische Anwendungen sind unterstützender Anteil ärztlichen Handelns und sollen ärztliches Handeln nicht ersetzen.“

Kurzum, die Digitalisierung ist kein Ersatz für den Arztbesuch, die Behandlung und die Therapie. Es ist lediglich ein weiteres Instrument für Ärzte, welches sie nutzen können. Das Wohlempfinden des Patienten und der Patientenkontakt stehen dabei im Mittelpunkt einer jeden Behandlung. Der Patient hat letztendlich zu entscheiden, wie er sich behandeln lassen möchte.

Somit obliegt, trotz all der Unternehmen und Neuerungen des Gesundheitswesens, die Verantwortung für Patient und Fortschritt immer noch den Ärzten.

„Welche Häuser ich betreten werde, ich will zu Nutz und Frommen der Kranken eintreten, mich enthalten jedes willkürlichen Unrechtes und jeder anderen Schädigung (…)“, heißt es nicht umsonst im Hippokratischen Eid, welchen jeder Arzt nach seiner Approbation aufsagen muss.



Gast-Artikel wurde Übersetzung
Sabine Gerber ist eine Journalistin und arbeitet mit Medzino, Online-Arzt und Apothekenservice, der Schwerpunkt liegt auf medizinischen Themen. Aktuell beschäftigt sie sich mit dem Thema „Online Medizin“ und alles was in diesem Bereich passiert. Sie interessiert sich für die neusten Forschungen und schreibt ihre Beiträge in zugänglicher Form für breites Publikum.