Welche Vor- und Nachteile es hat, ein Einzelkind zu sein

Artikel von Tommy Weber am 18. November 2021 um 15:57 Uhr im Forum Alltagsprobleme - Kategorie: Trend & Lifestyle

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Welche Vor- und Nachteile es hat, ein Einzelkind zu sein

18. November 2021     Kategorie: Trend & Lifestyle
Einzelkinder haben in der Gesellschaft keinen besonders guten Ruf. Sie gelten als egoistisch, erziehungsresistent, als verhätschelt, verzogen und später als nicht unbedingt beziehungsfähig. Dies sind die landläufigen Meinungen bei Kindern, die ohne Geschwister aufwachsen, aber stimmt die Meinung wirklich? Sicher hat es nicht nur Vorteile, als Einzelkind aufzuwachsen, aber nur nachteilig ist es auch nicht.

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Einzelkinder können von so manchen Dingen sehr viel mehr profitieren als Kinder, die mit Bruder oder Schwester aufgewachsen sind.

Mehr Zeit mit den Eltern
Der größte Vorteil, den Einzelkinder ohne jeden Zweifel haben, ist, dass sie die ungeteilte Aufmerksamkeit und Liebe ihrer Eltern bekommen. Dies ist selbst noch der Fall, wenn beide Eltern berufstätig sind, nach Feierabend gehört ihre Zeit nur dem einen Kind. Gibt es Geschwister, dann müssen die Eltern ihre Freizeit gerecht unter den Kindern aufteilen und garantiert fühlt eines sich dabei zu kurz gekommen. Einzelkinder müssen zudem nicht mit Bruder oder Schwester um die Aufmerksamkeit der Eltern buhlen, denn es gibt keinen Rivalen oder eine Rivalin. Streit und ständige Eifersüchteleien sind daher auch kein Thema.

Die Eltern müssen allerdings gut aufpassen, dass ihr Einzelkind nicht der Nabel der Welt wird. Eltern haben ebenfalls Bedürfnisse, die eingefordert werden müssen.

Die Eltern sparen viel Geld
Entscheidet sich ein Paar für nur ein Kind, dann heißt es zugleich, dass die kleine Familie weniger Geld braucht. Ein Kinderzimmer samt Einrichtung reicht aus, das Gleiche gilt für Kleidung und für Spielsachen. Alles muss nur einmal und nicht doppelt oder sogar dreifach angeschafft werden. Allerdings sollte darauf geachtet werden, die Tochter oder den Sohn nicht zu sehr zu verwöhnen. Fährt die kleine Familie in die Ferien, wird wieder viel Geld gespart. Ein Hotelzimmer mit drei Betten reicht ebenso aus wie eine kleine Ferienwohnung. Wer mit zwei Kindern in den Urlaub fährt, muss schon in einem etwas größeren Rahmen planen. Hier sollte das Ferienhaus zwei, wenn nicht sogar drei Schlafräume haben.

Welche Nachteile haben Kinder, die ohne Geschwister aufwachsen?
Natürlich haben Einzelkinder nicht nur Vorteile, sie haben beispielsweise weniger Kontakt zu anderen, gleichaltrigen Kindern. Kinder, die mit Geschwistern aufwachsen, wissen, wie sie sich in einem sozialen Verband wie einer Familie verhalten müssen. Sie wissen genauso, wie man im Notfall die Ellenbogen einsetzt, um zu seinem Recht zu kommen. Wer mit Geschwistern aufwächst, hat früh gelernt, Kompromisse zu machen, eine Fähigkeit, die Einzelkinder nicht unbedingt benötigen. In der Regel ist aber so, dass Kinder, die allein aufwachsen, diese „Defizite“ an Erfahrungen spätestens wieder ausgleichen, wenn sie in die Kita oder den Kindergarten kommen.

Einzelkinder und die Einsamkeit
Gerade, wenn die Eltern beruflich ausgelastet und stark eingespannt sind, kann sich ein Einzelkind sehr schnell einsam und alleingelassen fühlen. Spielkameraden wie einen Bruder oder eine Schwester gibt es ja nicht. Gibt es mit den Eltern mal Stress, dann muss sich das Kind ebenfalls allein gegen die Elternfront bewähren. Einen Leidensgenossen oder einen Verbündeten, der vielleicht trösten kann, haben sie nicht.

Vielen Einzelkindern fehlt oftmals ein enger Vertrauter, ein bester Freund oder eine Freundin, die im gleichen Alter sind. Sie wachsen überwiegend mit Erwachsenen auf und führen daher Beziehungen auf einer ganz anderen Ebene, als es mit Geschwistern der Fall wäre. Dass Einzelkinder oftmals altklug sind, ist nicht von der Hand zu weisen, wenn sie zu viel mit Erwachsenen zusammen sind.

Zu hohe Erwartungen und viele Verpflichtungen
Nicht selten müssen Einzelkinder mit den viel zu hohen Erwartungen ihrer Eltern und Großeltern leben. So etwas lässt sich einfach erklären, denn schließlich steht das Einzelkind im Vordergrund und soll, was die Bildung anbelangt, alle Möglichkeiten erhalten. Dies kann für das Kind fatale Folgen haben, da es unter einem enormen Druck steht, alle Erwartungen auch zu erfüllen. Gelingt es nicht, können sich psychische Probleme wie beispielsweise Depressionen entwickeln.

Wenn Einzelkinder erwachsen werden, sind sie für die Pflege der Eltern oder eines verbliebenen Elternteils allein verantwortlich, was neben einer großen emotionalen zugleich eine finanzielle Belastung ist. Wer noch Geschwister hat, kann sich diese Aufgaben teilen.

Stress für die Eltern
Als Einzelkind aufzuwachsen, ist nicht nur für das Kind, sondern auch für die Eltern mit Stress verbunden. Ganz gleich, ob beide Eltern arbeiten oder ob ein Elternteil zu Hause ist, das Kind fordert sein Recht und will spielen. Während Geschwister miteinander spielen, so werden bei einem Einzelkind zwangsläufig der Vater oder die Mutter zu Spielkameraden. So etwas ist nicht immer von Vorteil, wenn das Einzelkind anschließend in den Kindergarten oder in die Schule kommt.

Daher ist es wichtig, dass allein aufwachsende Kinder lernen, sich zu beschäftigen, ohne dass ständig ein Erwachsener als Spielkamerad dabei ist. Falsch ist es allerdings, das Kind ständig allein spielen zu lassen, hier ist es sehr wichtig, die richtige Balance zu finden.

Einzelkinder in der Statistik
In Deutschland leben rund 13 Millionen junge Menschen, die noch nicht volljährig sind. 26 Prozent von ihnen sind Einzelkinder, 48 Prozent haben einen Bruder oder eine Schwester und 28 Prozent wachsen mit mehreren Geschwistern auf. Vor allem in den großen Städten, wo die Mieten hoch und die Wohnungen klein sind, sind 30 Prozent Einzelkinder. In den ländlichen Regionen sind es hingegen nur 24 Prozent. In den neuen Bundesländern leben sogar 35 Prozent als Einzelkind, in den alten Bundesländern sind es nur 25 Prozent.

Stimmen die Klischees vom Einzelkind?
So viel zur Statistik, aber warum sind Einzelkinder so sehr mit Klischees beladen? Diese Kinder sollen später als Erwachsene intolerant, egoistisch und verwöhnt sein. Studien sagen hierzu jedoch etwas ganz Anderes. In vielen Langzeitstudien wurde festgestellt, dass die Charaktereigenschaften die primäre Rolle spielen, also die Veranlagungen eines Menschen und nicht, ob er allein oder mit Geschwistern aufgewachsen ist. Einzelkindern sind laut Studien aber deutlich häufiger krank und übergewichtig als die Kinder, die noch Geschwister haben. Besonders gesund sind die Kinder, die in Großfamilien aufwachsen.

Verschiedene Studien haben zudem nachgewiesen, dass Einzelkinder redegewandter sind, da sie überwiegend mit Erwachsenen sprechen und ihnen zuhören. Schneller sprechen lernen sie jedoch nicht, hier sind die Kinder deutlich im Vorteil, die einen älteren Bruder oder eine ältere Schwester haben. Einzelkinder leiden mehr unter der Scheidung der Eltern, denn in dem Fall verlieren sie 50 Prozent ihrer Hauptbezugspersonen.

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Bildquelle: © Depositphotos.com / BatkovaElena
 

Kommentare

#4 23. März 2022
Ich denke, dass die Frage Einzelkind oder nicht, nichts über das Lebensglück aussagt. Aber ich glaube schon, dass es für Kinder wichtig ist, regelmäßig mit annähernd Gleichaltrigen umgeben zu sein. Um Teilen, Streiten und Versöhnungen und so weiter zu lernen. Müssen sicher nicht zwingend leibliche Geschwister sein, Kindergartenfreunde oder Freunde aus der Nachbarschaft sind sicher auch wertvolle Sozialkontakte!

Eltern sind für Kinder halt: Eltern. Natürlich sollte man Kindern auch mit Respekt und auf Augenhöhe begegnen, aber das ersetzt keinesfalls andere Kinder.