Nanotechnologie: Mit winzigen Teilchen gegen Krebs

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von xxxkiller, 26. Dezember 2008 .

  1. 26. Dezember 2008
    Die Nanotechnologie hat längst Einzug in die Medizin gehalten. Auch Krebspatienten profitieren von neu entwickelten Behandlungsmethoden. So wollen Ärzte künftig mit Eisenpartikeln gezielt gegen Tumore vorgehen.

    DÜSSELDORF. Der Kopf der Patientin wird zwischen die beiden Säulen des monströsen Apparats geschoben. Das Gerät brummt. Die Patientin ist entspannt, sie spürt ein leichtes Wärmegefühl im Kopf - dort, wo der bösartige Tumor, das Glioblastom, sitzt.

    Sie ist eine von 150 Krebskranken, an denen ein neues nanomedizinisches Verfahren erprobt wird. Dabei werden kleinste Eisenpartikel direkt in den Tumor gespritzt. Ein Magnetfeld versetzt sie so in Schwingung, dass sie eine Temperatur von 41 bis 70 Grad erreichen. Dadurch wird die Geschwulst weggeschmort oder deren Zellen zumindest so weit geschwächt, dass eine herkömmliche Chemo- oder Strahlentherapie besser wirkt.

    Entwickelt hat das Verfahren Andreas Jordan von der Berliner Charité, der bereits vor 20 Jahren die Idee dazu hatte und seit fünf Jahren klinische Studien durchführt. "Bisher konnten wir keine nennenswerten Nebenwirkungen des schonenden Verfahrens beobachten, und die Überlebenschancen bei einem Glioblastom verbessern sich eindeutig", sagt Jordan.

    Der Biologe ist einer der Mitbegründer der noch jungen Disziplin der Nanomedizin. Dabei werden Wirk- und Botenstoffe mit Größen von einem bis zu hundert Nanometern (millionstel Millimetern) in den Körper eingebracht, in der Hoffnung, Krankheitsherde zielgenau zu bekämpfen.

    Die meisten Ansätze stehen noch ganz am Anfang und werden allenfalls im Tierversuch erprobt. Die Berliner um Andreas Jordan dagegen sind in wenigen Jahren erstaunlich weit gekommen. Bei ihnen dreht sich alles um winzige Eisenpartikel, die bereits Patienten mit unterschiedlichen Krebserkrankungen wie Prostatakarzinomen, verschiedenen gynäkologischen Tumoren, Sarkomen und Speiseröhrenkrebs injiziert wurden. Die meiste Erfahrung haben die Forscher bisher beim Glioblastom gesammelt.

    In einem Milliliter der Injektion sind rund 17 Billiarden Nanopartikel enthalten. Die Eisenoxid-Kügelchen verteilen sich im Krebsgewebe und dringen in die Tumorzellen ein. "An dieser Stelle hilft wiederum die Nanotechnik, da die Teilchen mit einer Hülle aus Aminosilan versehen sind. Dieser Stoff verklebt mit dem Tumorgewebe, so dass die eingelagerten Eisenoxidpartikel nicht durch die gute Durchblutung des Tumors wieder ausgewaschen werden", erklärt Jordan.

    Die Verteilung wird mit einem Computertomographen überwacht. Stimmt die Dosierung, wird für eine Stunde das Magnetfeld angelegt, so dass die erwärmten Eisenteilchen das kranke Gewebe wegschmoren, ohne gesunde Zellen zu schädigen. Nach der Behandlung werden die Nanopartikel gemeinsam mit den Trümmern der Tumorzellen von Fresszellen abtransportiert.

    Jordan hofft, dass das Verfahren in knapp zwei Jahren zugelassen wird und samt Großgerät, Nanopartikeln und Planungssoftware von seiner Firma MagForce Nanotechnologies vermarktet werden kann. Alle nanomedizinischen Produkte und Verfahren fallen unter das Arzneimittel- oder das Medizinproduktegesetz und müssen das Zulassungsverfahren des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und der EU-Zulassungsbehörde EMEA durchlaufen.

    "Das erklärt auch, weshalb es im Gegensatz zu industriellen und kosmetischen Produkten noch so wenig medizintechnische Nanoprodukte gibt", sagt Claus-Michael Lehr, Biopharmazeut von der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Er sieht in der Nanomedizin eine "sehr vielversprechende Kombination aus Pharmazie und Nanotechnologie".

    Allerdings gibt es kaum Langzeitstudien über die Wirkung von Nanopartikeln im Körper. "Ob Nanomaterialien gefährlich sind oder nicht, muss für jede Anwendung im Einzelfall geprüft werden", sagt Antje Grobe vom Zentrum für interdisziplinäre Risikoforschung und nachhaltige Technikentwicklung der Universität Stuttgart.

    Problematisch könnte es werden, wenn medizinische Anwendungen auf Massenprodukte übertragen werden. An der Oregon Health & Science University wurde ein mit Nano-Silber ummantelter Harnkatheter entwickelt, der im Tierversuch eine antibakterielle Wirkung bewies. Aber, so Grobe: "Wird Nano-Silber massenhaft für Sportsocken oder Haushaltswaren eingesetzt, sind Gefahren für die Umwelt nicht auszuschließen."

    Eine ganz andere Art von Katheter hat Michael Giersig vom Helmholtz-Zentrum für Materialien und Energie in Berlin entwickelt. Der Physiker beschichtet ihn mit Gold-Nanoteilchen, an denen wiederum Antikörper haften. Ihre Aufgabe ist es, spezielle Zellen aus dem Blut oder Gewebe zu fischen. So könnte unter anderem die riskante Fruchtwasseruntersuchung von Schwangeren schonend durchgeführt oder Tumorzellen könnten ausfindig gemacht werden. "Nanostrukturen machen wir uns aber noch für eine Reihe anderer medizinischer Anwendungen zunutze", sagt Giersig, "etwa bei der Zellmanipulation oder bei dem Knochenaufbau durch Osteoplasten."

    Ein Team um den Saarbrücker Forscher Claus-Michael Lehr arbeitet unter anderem an einer schonenden Therapie von tückischen und meist sehr hartnäckigen Lungen-Karzinomen. Ziel ist, das Enzym Telomerase auszuschalten, das die Krebszellen ungebremst wuchern lässt und daher auch "Unsterblichkeitsenzym" genannt wird. Zwar sind Telomerasehemmer seit Jahren bekannt, doch ihre Wirkweise ist nicht optimal. Nun sollen die Hemmer mit Nanopartikeln direkt in die Zellkerne der Tumore befördert werden, was die Heilungschancen dramatisch verbessern könnte. Doch bis es so weit ist, dürften noch viele Jahre vergehen.

    Lehr sieht große Chancen darin, durch Nano-Träger biologische Barrieren im Körper überwinden zu können, um etwa die chronisch entzündliche Darmerkrankung Morbus Crohn mit geringer dosierten Wirkstoffen und damit geringeren Nebenwirkungen zu behandeln. "Generell können auf diese Weise Medikamente künftig besser verabreicht werden, indem sie über die Haut, Lunge, Schleimhäute sowie den Magen-Darm-Trakt in den Körper eindringen", sagt Lehr.

    Wie groß die Anwendungsmöglichkeiten für Nanomedizin sind, zeigten Forscher am Massachusetts Institute of Technology, die die durchtrennten Sehnerven von Hamstern mit Nanofasern reparierten. Dafür genügte eine Lösung, in der zehn Nanometer lange Fasern enthalten waren, die zwischen die Endpunkte der gekappten Nervenstränge gespritzt wurde. Die Nanofasern bildeten ein Geflecht, auf dem die Nerven zusammenwuchsen. Der blinde Hamster konnte wieder sehen.

    Quelle: handelsblatt.com
     
  2. 27. Dezember 2008
    AW: Nanotechnologie: Mit winzigen Teilchen gegen Krebs

    ist bisher der erste Artikel, der ein Nanoverfahren so weit entwickelt beschreibt. Dann kann es ja nicht mehr eine Vision sein.
     
  3. 27. Dezember 2008
    AW: Nanotechnologie: Mit winzigen Teilchen gegen Krebs

    Nanotechnik auch in der Medizin einzusetzen ist ja schon seit einigen Jahren im Gespräch. Anfangs hatte man ja noch den Traum kleine Nanoroboter zu bauen, die dann im Blut rumschwimmen und den Tumor aktiv zerstören. Das ganze ist dann aber an der Physik gescheitert. Solch kleine "U-Boote" können mit ihren dann auch entsprechend kleinen Motoren einfach nicht die Zähflüssigkeit des Blutes überwinden.

    Dieser andere Ansatz ist vielversprechend, aber auch nicht die erhoffte Allzweckwaffe gegen Krebs.
     
  4. 27. Dezember 2008
    AW: Nanotechnologie: Mit winzigen Teilchen gegen Krebs

    Wow danke für den Artikel!
    Klingt intressant, wenn das funktioniert und keine Langzeitschäden auftreten ist das ja perfekt, keine Nebenwirkungen und so....

    Aber das wird nur die Zukunft zeigen können

    Hoffen wa das das klappt
     
  5. 27. Dezember 2008
    AW: Nanotechnologie: Mit winzigen Teilchen gegen Krebs

    nanotechnologie!!! Erinnert mich ein bisschen an Crysis, aber hier wird die Technik für ein gute Sache eingesetzt und das freut mich für die Krebskranken Menschen.
     
  6. 27. Dezember 2008
    AW: Nanotechnologie: Mit winzigen Teilchen gegen Krebs

    Ist echt heftig wie weit unsre heutige Medizin gekommen ist was mich auch interessieren würde ist die Herstellung dieser Nanopartikel bzw worasu sie gewonnen werden . Solange die Gefahr das diese Partikel nicht auch in andere ungewollte Bereiche des Körpers wandern und dort Schaden, während der Behanldung, anrichten nicht besteht ist es denke ich mal die bisher beste und schonenste Behandlung gegen Krebs .

    MfG Docpac
     
  7. 27. Dezember 2008
    AW: Nanotechnologie: Mit winzigen Teilchen gegen Krebs

    Das ist wirklich mal eine fantastische Nachricht. Sowas liest man doch gerne.
    Ich hoffe, dass alles so klappt, wie sie es sich erhoffen =)

    Tolle Nachricht =)
     
  8. 27. Dezember 2008
    AW: Nanotechnologie: Mit winzigen Teilchen gegen Krebs

    wenn ich einer der patienten wäre, dann würde ich ja mal voll den schreck bekommen, was da in meinem kopf vorgeht
    aber bis das serienreif is , dauerts noch....
     
  9. 27. Dezember 2008
    AW: Nanotechnologie: Mit winzigen Teilchen gegen Krebs

    klingt ziemlich gut eigentlich..
    bin gespannt was die damit noch so alles erreichen!
     
  10. 28. Dezember 2008
    AW: Nanotechnologie: Mit winzigen Teilchen gegen Krebs

    Ist jetzt nichts Neues und daher nicht wirklich ne News Wert.
    Das Verfahren wird schon lange erprobt und ist umso länger bekannt.
     
  11. 28. Dezember 2008
    AW: Nanotechnologie: Mit winzigen Teilchen gegen Krebs

    Schön, dass du ja so ein Crack auf dem Gebiet bist. Aber die meisten von uns kennen dieses Verfahren noch nicht und deshalb ist es eben doch eine News wert.

    Ich find's echt gut, wie die Medizin immer weiter Fortschritte macht. Vielleicht kann man ja irgendwann den Erfolg feiern, dass Demenz, Krebs, Aids etc. dauerthaft und 100%ig geheilt werden können.
     
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