Deutsches Radar enttarnt US F-35 Tarnkappenbomber

Artikel von Jonas Hubertus am 1. Oktober 2019 um 12:35 Uhr im Forum Wissenschaft & Forschung - Kategorie: Technik

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Deutsches Radar enttarnt US F-35 Tarnkappenbomber

1. Oktober 2019     Kategorie: Technik
Die folgende Geschichte ist eine Momentaufnahme des Katz-und-Maus-Spiels zwischen Kampfflugzeugen, die vom Radar nicht erkannt werden können, und Sensorherstellern, die diesen Vorteil zunichte machen möchten. Im Fall der F-35 ist das Versprechen der Unsichtbarkeit gegenüber Radar so stark ausgeprägt, dass eine Enttarnung dem Image des "Tarnkappen"-Bombers stark schadet.


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Der deutsche Radarhersteller Hensoldt behauptet nun, nach der Berlin Air Show 2018 in Deutschland Ende April zwei F-35 über 150 Kilometer verfolgt zu haben. Das passive Radarsystem des Unternehmens mit dem Namen TwInvis gehört zu einer aufstrebenden Generation von Sensoren und Prozessoren, die so empfindlich und leistungsstark sind, dass es verspricht, in einem bestimmten Luftraum bisher nicht nachweisbare Aktivitäten zu finden.

Was in Berlin passierte, war die seltene Gelegenheit, die Flugzeuge - heimliche Designmerkmale, spezielle Beschichtungen und alles - einem realen Versuch zu unterziehen, um festzustellen, ob das Versprechen einer geringen Beobachtbarkeit immer noch zutrifft.

Seitdem Hensoldt auf dem Rollfeld des Berliner Flughafens Schönefeld ein Geschäft eröffnet hatte, waren die Medien über das Matchup F-35 gegen TwInvis in Aufruhr geraten. Sein Sensor war so kalibriert, dass er alle Flugvorführungen der verschiedenen Flugzeuge auf der Fluglinie verfolgen konnte. Medienberichten zufolge soll das Radar-Sensor-System in einem Van oder SUV passen und über eine zusammenlegbare Antenne verfügen.

Ein passives Radarsystem brachte den Durchbruch
Dies ist für den Hersteller problematisch, weil es sich eigentlich um Tarnkappenbomber handelt. Die Flugzeuge des Typs F-35A wurden also extra so konzipiert, dass sie von Radarsystemen eben nicht erkannt werden können.
Allerdings hatten die Ingenieure dabei vor allem klassische Radarsysteme im Sinn. Diese funktionieren, indem ein Suchstrahl in Richtung Himmel geschickt und das Echo ausgewertet wird. Die Tarnkappenbomber wurden nun so gebaut, dass sie diesen Suchstrahl in alle Richtungen leiten und daher so gut wie nichts an den Ursprungspunkt zurückkehrt. Folglich kann das Echo auch nicht ausgewertet werden und das Flugzeug bleibt unerkannt. Das Problem allerdings: Die Experten von Hensoldt verwendeten ein spezielles passives Radarsystem namens Twinvis. Dabei wird kein direkter Suchstrahl verschickt, sondern es werden die elektromagnetischen Wellen genutzt, die dank Radio- und Fernsehübertragungen ohnehin in der Atmosphäre unterwegs sind.

Optimierte Algorithmen suchen nach den richtigen Signalen
So wird in den meisten Regionen Deutschlands das Fernsehsignal beispielsweise auch über DVB-T2 verbreitet. Kommt nun ein Flugzeug in die ausgestrahlten elektromagnetischen Wellen, gleiten diese um das fremde Objekt herum. Auch dadurch entsteht ein Echo, dass dann an anderer Stelle aufgefangen werden kann. Genau dies scheint den Technikern von Hensoldt nun gelungen zu sein. Geholfen hat ihnen dabei auch die technologische Entwicklung. Denn natürlich sind am Himmel zahlreiche Objekte unterwegs, die ein Echo aussenden. Aus all diesen Rückmeldungen müssen nun genau die Signale herausgefiltert werden, die zu einem fremden Flugzeug gehören. Dank großer und günstiger Rechenleistung und optimierter Algorithmen ist dies inzwischen aber vergleichsweise einfach möglich.
Der Durchbruch von Hensoldt ist aber noch mit einer Einschränkung zu versehen: Die passiven Radarsysteme funktionieren nur in Regionen, in denen es ausreichend Signale von Radio- und Fernsehübertragungen gibt.
 
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