Brandgefährliche Blindgänger

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von LatinoHeat, 22. August 2006 .

  1. 22. August 2006
    Die explosive Gefahr nach dem Krieg

    Israels Truppen verlassen den Libanon, doch für die Menschen ist die Gefahr noch nicht vorüber. Rund 5000 Sprengkörper schlugen mehr als einen Monat lang jeden Tag im Libanon ein. Viele Bomben, Granaten und Raketen detonierten nicht, ganze Landstriche müssen jetzt von Blindgängern gesäubert werden.

    "Es könnte eine humanitäre Katastrophe geben"

    Nach dem Waffenstillstand wird der Einsatz der Räummannschaften vor Ort zu einem Wettlauf gegen die Zeit: Tausende Kriegsflüchtlinge, die vor allem von Viehzucht und Landwirtschaft leben, kommen in ihre Heimatdörfer zurück. "Wenn die Leute nach Hause zurückkehren, könnte es eine humanitäre Katastrophe geben", warnt Marc Garlasco, Waffenexperte der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch.

    150.000 Geschosse niedergegangen

    In den 34 Tagen des Konflikts sind im Libanon rund 150.000 Sprengkörper in den Vororten Beiruts und im Süden des Libanon niedergegangen. Mindestens zehn Prozent davon explodieren erfahrungsgemäß nicht beim Aufschlag; stellenweise können es bis zu einem Viertel sein.

    "Vor allem die Streubomben entschärfen"

    Dalya Farran vom UN-Koordinationszentrum gegen Minen (MACC) und ihr Team sind derzeit zusammen mit der libanesischen Armee im Südlibanon im Einsatz. "Wir müssen vor allem die Streubomben entschärfen, die zu Hunderten in den Wohngegenden verteilt sind", sagt sie. Internationale
    Konventionen erlauben Splitterbomben zwar auf dem Kampffeld, jedoch nicht in dicht besiedelten Zonen.

    Schwierig zu erkennen

    Auch Marc Masche ist bei den Räumungsarbeiten im südlibanesischen Tebnin mit vor Ort. Der Minenräumer arbeitet für die britische Organisation Mine Adviserly Group. Er erklärt, dass niemand den Kriegsparteien vorschreibe, die Anzahl der abgeworfenen Geschosse anzugeben. Es sei zwar relativ leicht, eine Granate oder eine Rakete zu finden und unschädlich zu machen. Streubomben dagegen seien nur schwer zu erkennen.

    Explosion beim "geringsten Kontakt"

    Nur ein geübtes Auge erkenne im Chaos der zerstörten Straßen, Wege, Häuser und Gärten die fünf bis sechs Zentimeter langen und drei Zentimeter breiten Metallzylinder dieser Geschosse. "Die Mehrzahl der Streubomben sind schwer zu erkennen, weil sie sehr klein sind und oft mit Staub und Schutt vermischt", ergänzt Steve Priestley, Chef der Mine Adviserly Group. "Es ist nicht schwer, sie zu entschärfen, doch sie zu sammeln, das ist ein wahrer Albtraum." Die Sprengkörper seien "sehr sensibel" und explodierten beim "geringsten Kontakt".

    Gefährliches "Spielzeug"

    Das MACC hat außerdem kleine orangefarbene, Ball-ähnliche Sprengkörper gesammelt und fotografiert. Besonders auf Kinder wirken sie anziehend. Nach Einschätzungen von Priestley ist jedoch im überwiegenden Teil des von Israel zwischenzeitlich besetzten Territoriums nur große Munition gefunden worden, vor allem Granaten der Artillerie. "Es gibt nur wenige kleine Sprengkörper, die ja die eigenen Truppen hätten treffen können", sagt Mag-Chef Priestley.

    Langwierige Arbeit

    Die Arbeit der Räummannschaften wird langwierig sein, warnt Dalya Farran. "Wenn wir heute alle notwendigen Gelder für die Ausstattung vor Ort zur Verfügung hätten, bräuchten wir einen Monat um einen Sektor zu säubern", sagt sie. Derzeit schätzt die Uno, bis zum Ende des Monats etwa 15 Mannschaften zu je sechs Minenräumern zusammenstellen zu können.

    Herkules-Aufgabe

    Dass die Arbeit nicht schnell getan ist, wissen die Spezialisten aus Erfahrung. Bisher ist es UN-Experten und der libanesischen Armee noch nicht gelungen, die rund fünf Millionen verminten Quadratmeter zu räumen, die die israelische Armee schon bei ihrem Abzug im Jahr 2000 hinterlassen hatte.

    Quelle.

    MfG LatinoHeat
     
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