"Die Fangquoten sind illegal und umweltschädlich"

Dieses Thema im Forum "Politik, Umwelt, Gesellschaft" wurde erstellt von graci, 27. Januar 2010 .

Schlagworte:
  1. 27. Januar 2010
    Umwelt
    Neue Studie zur Fischerei


    Ein Biologe und ein Jurist haben Europas Fischerei unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Aktuelle Fangquoten verstoßen gegen Gesetze und schaden der Umwelt massiv.
    Von Rüdiger Schacht
    26.1.2010 - 13:57 Uhr


    © Chris Furlong/Getty Images
    Bild
    Ein Schellfisch blickt aus dem Netz eines schottischen Fischerbootes


    "Die Ergebnisse unser Studie sind niederschmetternd", sagt der Fischereibiologe Rainer Froese vom Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR). Hatten die Forscher ohnehin schon ein negatives Ergebnis befürchtet, so zeigt der Vergleich der Ist- mit den Soll-Bestandswerten, dass nur noch rund fünf Prozent der Fischbestände eine ausreichende Bestandsgröße aufweisen und nachhaltig befischt werden.
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    "In Europa werden die Bestände absichtlich so klein gehalten, dass sie gerade nicht zusammenbrechen", sagt Froese mit Verweis auf die in der Fachzeitschrift Fish and Fisheries veröffentlichten Ergebnisse seiner Studie. Zusammen mit dem Juristen Alexander Proelß vom Kieler Walter-Schücking-Institut für Internationales Recht kommen die Kieler zu dem Schluss, dass mit den Fangquoten latent gegen internationales und EU-Recht verstoßen wird.

    Und das, obwohl eigentlich alles geregelt zu sein schien: Bereits auf dem Weltgipfel 2002 in Johannesburg waren sich die EU-Länder darin einig, ihre Fischbestände bis 2015 soweit wieder aufzubauen, auf dass sie auch weiterhin höchste Erträge liefern. "Nach unseren Analysen ist das Ziel jedoch längst nicht mehr zu halten", erläutert Froese. Mit Seelachs, Ostsee-Sprotte und Stöcker erreichen nur drei von 54 untersuchten Fischarten im Nordost-Atlantik eine ausreichende Bestandsgröße.

    Für einige Fische sei es bereits zu spät. "Der Zustand von zwölf Fischarten – darunter Kabeljau, Scholle und Heilbutt – ist so schlecht, dass sie sich selbst bei einem kompletten Fischereistopp bis 2015 nicht mehr erholen könnten", sagt Froese. "Weitere Bestände ließen sich nur noch durch drastisch reduzierte Fangquoten stabilisieren."

    Durch die Zusammenarbeit mit dem Seerechtler fand erstmals eine juristische Bewertung der Fischereiquoten statt, die ähnlich niederschmetternd ausfällt wie die biologische: Danach verletzt die regelmäßige, andauernde Überfischung zahlreicher Fischarten latent das im europäischen Recht verankerte, verbindliche Vorsorgeprinzip. "Mit der derzeitigen Praxis verstößt die Europäische Union nicht nur gegen das Völkerrecht, sondern auch gegen eigenes EU-Recht", erklärt Proelß.

    Die Pflicht, Fischbestände nach dem Leitbild des größtmöglichen erreichbaren Dauerertrags zu bewirtschaften, wurde bereits 1982 im internationalen Seerechtübereinkommen festgelegt, das 1994 in Kraft trat. "Aber auch die 2002 in Johannesburg vereinbarten Vorgaben wurden weder effektiv in nationales Recht umgesetzt, noch haben sie Einfluss auf die bestehende europäische Fischereipolitik", sagt Proelß.

    Und so liegen die Fangquoten auch 2010 wieder weit über den Mengen, die einen Aufbau der Bestände zuließen. Dabei könnten die Fangmengen bei nachhaltigem Management nach Berechnungen des Fischereibiologen sogar bis zu 79 Prozent höher ausfallen. "Mit dieser weder wirtschaftlich, noch ökologisch vertretbaren Politik verfehlt Europa das selbst gesteckte Ziel des Wiederaufbaus seiner Fischbestände um mehr als 30 Jahre", sagt Froese.

    Umweltschutzorganisationen weisen seit Jahren auf den Raubbau in den Meeren hin und starteten entsprechende Kampagnen, die langsam Wirkung zeigen. "Mit der Einführung des MSC-Siegels (Marine Stewardship Council) und der Zusammenarbeit mit der Einzelhandelsgruppe Edeka konnten wir erreichen, dass heute immer mehr Verbraucher zertifizierten Fisch und Meeresfrüchte aus nachhaltigem Fischfang kaufen – aus unserer Sicht der beste Weg, die Politik zum Handeln zu bewegen", erläutert die Pressesprecherin des World Wide Fund for Nature (WWF) Heike Vesper. "Nach einer Kampagnenlaufzeit von gut zehn Jahren, ist jetzt anscheinend auch bei den Fischverarbeitern der Gedanke der Nachhaltigkeit angekommen und sie setzen vermehrt auf Ware mit dem MSC-Siegel."

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    Adresse http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2010-01/fischerei-umwelt

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    mal ein total anderes Thema. Schade, dass sich die Leutchen nicht an die vorgaben halten können, denke der wirtsch. Druck wird der Grund sein, dass die Seeleute so viel fangen wie möglich. Wie werden eigentlich die Fangquoten überprüft?
     
  2. 27. Januar 2010
    AW: "Die Fangquoten sind illegal und umweltschädlich"

    Ich muss ehrlich zugeben, ich hab nicht viel Ahnung von der Fischerei...
    Aber was ich von dem Mann der Tocher meiner Stiefoma weiß ... xD
    Der war mal Fischer das es da 1 Trick gibt was die Fangquote angeht...

    Bestimmte Fischarten werden ja lebend ( logisch oO ) gefangen und lebend verkauft, genauso wie viele Schalentiere usw. die Fangquote bei lebendigen Tieren liegt natürlich tiefer als bei Tieren die direkt auf dem Schiff getötet werden und verarbeitet werden.

    Wie dem auch sei, da viele Tiere die lebend verkauft werden sollen auf der Schifffahrt jedoch sterben, wird einfach mehr gefangen als die Fangquote erlaubt um die volle Quote an lebenden Tieren zu bekommen...

    Und was mit dem Rest passiert ist ja wohl klar...



    MFg Fle3

    Ps: Oh Gott schon 500 sinnlose Beiträge geschrieben ! Auf weitere 500 xD
     
  3. 27. Januar 2010
    AW: "Die Fangquoten sind illegal und umweltschädlich"

    Das erinnert mich an das Waldsterben. Eigentlich dürfte heute kein einziger Baum mehr in Europa stehen, wenn man den Prognosen der Experten aus den 80ern glaubt. Komischweise geht es den Wäldern aber so gut wie schon lange nicht mehr...
     
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