Die globalen Superreichen von morgen: Ein Blick in die Zukunft der Geld-Elite

Die Welt der superreichen Jugendlichen fasziniert – wie ein fesselnder Film oder eine packende Dokumentation. Doch die Realität bleibt oft verborgen, abseits der Kameras. Um mehr über diese Welt zu erfahren, haben wir Teenager an einer der teuersten Schulen der Welt befragt – die jährlichen Gebühren betragen 120.000 Schweizer Franken, respektive etwa 125.000 Euro. Ein Interview-Team hat vor fünf Jahren mit diesen Schülern gesprochen.

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Die globalen Superreichen von morgen: Ein Blick in die Zukunft der Geld-Elite

28. September 2024 von   Kategorie: Trend & Lifestyle
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Bild: zwischen Dollar-Geldbündeln schwimmen.


Einblicke in das exklusive Internat in den Schweizer Alpen


Ein Jahr lang beobachteten und interviewten Karen Lillie (Senior Researcher, Max Planck Institute for the Study of Societies) und Claire Maxwell (Professor of Sociology, University of Copenhagen) die Schüler in den atemberaubenden Schweizer Alpen. Deren Interviews erstreckten sich über einen Zeitraum von 15 Monaten. Es ging um ihre Herkunft, ihre Gedanken zum Schulumfeld sowie um ihre Zukunftspläne. Fünf Jahre später wollten sie wissen, was seit ihrem Abschluss geschehen ist und welche Ambitionen sie haben. Zu diesem Zeitpunkt hatten die meisten von ihnen ihr Studium abgeschlossen und begannen, ihre Karrieren zu starten.


Die wichtigsten Ergebnisse dieser Forschung sind bereits in mehreren Artikeln veröffentlicht worden. Es stellte sich heraus, dass viele Gemeinsamkeiten zwischen diesen jungen Menschen bestehen. Ihre Familien sind äußerst wohlhabend – ihre Eltern haben sie dazu gedrängt, im Ausland zu studieren, Englisch zu lernen und einen globalen Lebensstil zu führen. Doch der Weg in die Reihen der globalen Superreichen war für jeden unterschiedlich.


Weltenbürger oder nationale Gruppen?


Die elitäre Schweizer Schule stellt den Schülern das Versprechen in Aussicht, sie zu „Weltenbürgern“ zu formen – jedoch determinierten nationale Hintergründe und Sprachbarrieren oft die Freundschaftsgruppen dieser Generation Z. Kulturelle Referenzen und Werte spielten eine Rolle, ebenso der Druck, sich anzupassen. Ein Schüler bestätigte dies: „Wenn ich mit anderen Freunden sitzen wollte, würde meine nationale Gruppe fragen: ‚Bist du wütend auf uns?‘“



Trotz des Lebens im Ausland hielten viele dieser wohlhabenden Jugendlichen an ihren Verbindungen zu den Heimatländern fest. Die Freiheit, die ein Leben in der Fremde mit sich bringt, war für sie oft von Einsamkeit geprägt. Sie berichteten, dass die Heimat „mehr Ressourcen und Unterstützung“ biete – im Sinne von Familie und Freunden.



Gleichzeitig erkannten sie die Vorteile, die sich durch die Netzwerke potentiell wohlhabender Klassenkameraden ergeben könnten. Ein Schüler sagte klar: „Es gibt definitiv Vorteile, weltweit Freunde zu gewinnen. Das allgemeine Profil der Schüler hier ist von wohlhabenden und mächtigen Familien geprägt – das ist einer der zahlreichen Pluspunkte.“



Ein Lebensstil in Luxus und Konsumkultur


Durch ihre wohlhabenden Hintergründe lebten diese Teenager ein Leben, das von großem Konsum geprägt war. Fünf-Sterne-Hotels waren die Norm; beim Einkaufen standen Luxusmarken ganz oben auf der Liste. Eine Schülerin spendete sogar einen wenig getragenen Louis Vuitton-Rucksack an Flüchtlinge. Wie sie selbst sagte, „flogen sie nicht kommerziell“.



Die finanziellen Mittel ihrer Familien ermöglichten diese Gewohnheiten. Doch der Konsum war auch eine Reaktion auf Langeweile – „Ich strebe etwas an, wenn ich dieses eine Ding wirklich will. Es ist aufregend. Aber wenn ich es dann habe, wird es bedeutungslos.“ Kurzfristige Erleichterung von Langeweile durch Käufe führte nur zu größerer Unzufriedenheit.



Als junge Erwachsene fanden diese Jugendlichen hingegen Sinn in der Übernahme von Jobs und einem Leben innerhalb ihrer finanziellen Mittel. Oft hatten sie die Möglichkeit, auf das Geld und die Kontakte ihrer Familien zurückzugreifen. Dennoch kam die Selbstständigkeit für sie mit Stolz – im Zusammenhang mit „Wachstum“, „Charakter“ und „Selbstrespekt“. Auch wenn einer unserer Interviewpartner immer noch einen Aston Martin fuhr, rückte der luxuriöse Lebensstil der Jugend in den Hintergrund.



Rassismus und Geopolitik: Das Verlassen der Blase


Im Internat war Reichtum die Norm – die wenigen Stipendiaten wurden oft von sozialen Cliquen ausgegrenzt. Dieses Umfeld prägte das soziale Selbstverständnis vieler dieser Jugendlichen. Ein junger Russe gab zu: „Hier sind die Leute echt reich. Oft sehen die Leute hier uns Russen als superreiche Menschen an. Streng, aber es stimmt.“


Der Übergang zur Universität konfrontierte sie jedoch mit den realen Herausforderungen von Geopolitik und Rassismus. Dies wurde mit der Zeit sogar intensiver. Geopolitische Spannungen zwangen einen wohlhabenden Ukrainer dazu, über „wichtigere Dinge“ nachzudenken, als nur persönliche Wünsche zu erfüllen. Ein junger Chinese, der in die USA gezogen war, zweifelte an seiner Entscheidung, als er über rassistische Erfahrungen berichtete: „Ich will nicht an einem Ort leben, wo man denkt, ich habe keine Persönlichkeit.“


Unendliche Möglichkeiten und Unsicherheiten zuhauf


Eine entscheidende Frage für diese jungen Menschen war, was sie eigentlich werden wollten. Einige kannten ihre Ziele – Künstler oder Unternehmer, im Hinblick auf das Familienunternehmen. Andere waren noch auf der Suche.


Eine weitere Frage war die Entscheidung über den Aufenthaltsort. Wollen sie nach Hause zurückkehren oder lieber im Ausland bleiben? Möchten sie Wurzeln schlagen oder den Weg des Wandels gehen?


Einige dieser wohlhabenden Gen Zler hatten den Traum, Teil der globalen Superreichen zu werden. Andere wollten jedoch Teil der wohlhabenden Schicht in ihren Heimatländern bleiben. Während einige das Abenteuer und die Ungewissheit umarmten, fühlten sich andere angesichts dieser Ungewissheit besorgt. Trotz ähnlicher Voraussetzungen waren ihre Lebenswege und Ziele unterschiedlich.

Quelle: Lillie, K. (2022). Adaptations to global changes: strategic evolutions of an elite school, 1961–2011. History of Education, 51(2), 286–303. https://doi.org/10.1080/0046760X.2021.2002433
 

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