Hintergrund des EU-Beschlusses
Das Amalgamverbot ist nicht isoliert zu betrachten. Es steht im Zusammenhang mit dem Minamata-Übereinkommen von 2017. Ein internationaler Vertrag – das Hauptziel: die Reduktion von Quecksilberemissionen. Die Entscheidung zielt darauf ab, die Verwendung von Quecksilber in diversen Produkten schrittweise zu verringern. Ab dem Jahr 2026 wird zusätzlich die Herstellung, Einfuhr und Ausfuhr von bestimmten mit Quecksilber versehenen Lampen untersagt.
Die Umweltgefahr von Amalgam
Ein entscheidender Aspekt der Umweltgefahr stellt der Betrieb von Krematorien dar. Während der Einäscherung verdampfen die in den Füllungen enthaltenen Quecksilberpartikel. Diese Gase können nicht vollständig von Filtersystemen aufgefangen werden – das führt zur Freisetzung von Quecksilber in die Atmosphäre. Der Umweltschutz steht damit im Vordergrund.
Was ist eigentlich Amalgam?
Amalgam ist ein Stoffgemisch. Es setzt sich aus Quecksilber und Metalllegierungen wie Silber, Zinn und Kupfer zusammen - eine bewährte Kombination, die man seit über einem Jahrhundert für Zahnfüllungen nutzt. Lange Lebensdauer, Preisgünstigkeit und Formbarkeit sind seine besten Eigenschaften. Diese Füllungen können viele Jahre ohne nennenswerte Abnutzung überdauern.
Quecksilber: Gesundheitliche Gefahren
Quecksilber, ein Metall, das natürlich in der Umwelt vorkommt, ist für Mensch und Tier hochgiftig. In den letzten Jahren wurde die Belastung durch Quecksilber aufgrund von Kohleverfeuerung und industriellen Emissionen besorgniserregend. Es gibt zahlreiche Indizien dafür, dass eine hohe Menge an Quecksilber zu schwerwiegenden Gesundheitsproblemen führen kann. Insbesondere das zentrale Nervensystem, die Lungengesundheit, die Nieren und das Immunsystem sind betroffen. Eine Anreicherung im Körper ist besonders gefährlich, da der Organismus Quecksilber nur schwer ausscheiden kann.
Risiken der Quecksilberexposition
Der Körper nimmt Quecksilber durch die Atemluft auf. Eine bedeutende Quelle für die Belastung stellt auch der Konsum von Fisch dar. Raubfische, wie etwa Thun- oder Schwertfische, sind besonders betroffen. Dr. Rüdiger Schott, Vorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns (KZVB), relativiert jedoch die Gefahren von Dentalamalgam. Die modernen Kapselsysteme zur Herstellung und Verarbeitung seien sicher und gesundheitlich unbedenklich.
Wissenschaftliche Rückschlüsse
Die Ergebnisse mehrerer Studien belegen, dass die Belastungen durch Zahnfüllungen in Deutschland oftmals unterhalb schädlicher Schwellenwerte liegen. So kam das Robert Koch-Institut (RKI) im Jahr 2007 zu dem Ergebnis, dass es kaum Beweise für einen Zusammenhang zwischen Amalgamfüllungen und chronischen Erkrankungen gibt. Das Deutsche Krebsforschungszentrum fand ebenfalls keine Hinweise auf ein erhöhtes Krebsrisiko.
Entfernung von Amalgamfüllungen und Alternativen
Falls bei jemandem eine Amalgamfüllung nicht mehr intakt ist, empfiehlt sich deren Entfernung. Die Zahnärzte nutzen dabei spezielle Techniken: niedrigdrehendes Bohren, Luft und Wasser, sowie spezielle Absaugvorrichtungen. Es ist wichtig, dies zu beachten, um die Exposition gegenüber Quecksilber zu minimieren.
Innovative Alternativen
Die Regelungen ändern sich jedoch. Künftig gelten selbsthaftende Füllungen wie Glasionomerzemente als Kassenleistung. Dabei wird ein Wechsel hin zu optisch ansprechenderen, weißen Füllungen beabsichtigt. Schott merkt an, dass Amalgam in der modernen Zahnmedizin kaum noch relevant sei. Allerdings gibt es Bedenken hinsichtlich der Haltbarkeit dieser neuen Materialien.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Patientenstellen äußert Kritik – Glasionomerzemente sind nicht besonders langlebig. Zukünftig könnte es notwendig sein, tiefere Taschen für hochwertigere Behandlungen zu zahlen. Schott ist optimistisch: Wenn Glasionomerzemente ordnungsgemäß verarbeiten werden, könnten sie ebenfalls langanhaltende Ergebnisse liefern. Doch Langzeitstudien über die Haltbarkeit dieser Kunststoffe fehlen im Vergleich zu Amalgam.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Das Amalgamverbot ist ein Schritt in die richtige Richtung für die Umwelt. Die Herausforderungen, die sich aus der Umstellung auf alternative Materialien ergeben, bedrängen uns aber noch. Die Debatte ist erst am Anfang.
Mit Informationen von dpa.