Ein ambitioniertes Gesamtkunstwerk
Über "Der Brutalist" – ein Film, der drei Stunden und dreißig Minuten andauert – wurde bereits vieles diskutiert. US-Regisseur Brady Corbet hat ein wahres monumentales Drama geschaffen, das nur im Kino wirklich wirken kann. Der Film ist ein inventives Gesamtkunstwerk. Ein faszinierendes Kunstwerk, das im vom legendären Hitchcock bevorzugten Breitwandformat VistaVision gefilmt wurde – untermalt von einem Soundtrack, der in seiner Minimalität machtvoll ist. Die Bildsprache, die das Werk prägt, ist eigenwillig. Offensichtliche Symbole werden mit kleinsten Details verwoben. Es wird noch mehr Tiefe erzeugt, etwa durch eine Asphaltstraße, die ins vermeintlich gelobte Land führt. Eine eindringliche Szene zeigt einen verunglückten Gütertransport. Diese Visualisierung weckt KZ-Assoziationen – sie sind schockierend und eindringlich.
Wer sich diesen faszinierenden Exkurs über Architektur, Design und den amerikanischen Traum hingibt, begreift schnell – Corbet und seine Partnerin Mona Fastvold benötigten satte sieben Jahre für die Realisierung dieses ehrgeizigen Projektes.
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Brutalismus – Ausdruck von Härte und Stärke
Im Mittelpunkt des Films steht der Brutalist – László Tóth, Architekt aus Ungarn und Schüler des Bauhauses. Seine Figur ist lose inspiriert von Marcel Breuer, dem Architekten des Whitney Museums in Manhattan. László findet jedoch keine wohlwollende Akzeptanz. Der Unternehmer Harrison Lee Van Buren stellt ihn ein, um an einem Projekt zu arbeiten. Van Buren plant ein Institut auf seinem Anwesen in Pennsylvania – es wird im Stil des Brutalismus erbaut, Stärke durch kalte Sichtbeton-Strukturen ausstrahlend.
Der amerikanische Traum – plötzlich nach der Dunkelheit des Holocaust erstrahmt er für László. Doch der Traum wird zum Albtraum. Ein Teufelskreis von Neid und Missgunst umgibt ihn. In einem Abhängigkeitsverhältnis gefangen, erträgt er Demütigungen und erlebt Schmerz und Stolz. Diese Emotionen vereinen sich in dem Gebäude.
Schichten eines Meisterwerks
Corbet verfolgt konsequent seinen Ziel – Schicht um Schicht wird ein Meisterwerk erschaffen. Das Labyrinth an Geschichten offenbart sich erst in der Draufsicht – eine klare Struktur wird sichtbar. Im letzten Satz einer Rede, die den Abschluss des Films bildet, manifestiert sich die finale Aussage wie ein unmissverständliches Ausrufezeichen – eindringlich und direkt.
Die Vision des Regisseurs bleibt unerschütterlich – "Der Brutalist" verbindet in seinem Erzählstil Themen von Osten nach Westen. In eindrucksvoller Weise shiftet die Erzählung zwischen Hoffnung und Trauer. Jeder, der dieses filmische Werk gesehen hat, versteht die verschiedenen Ebenen und Komplexitäten. Ein Film, der bleibt.
Rating: FSK16
Bewertungen: IMDb 8,0/10
Quelle: Bettina Dunkel / br , Bild: Universal Pictures