Flüchtlingsdrama auf den Kanaren

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von C.R.E.A.M., 21. März 2006 .

  1. 21. März 2006
    Stumm vor Erschöpfung

    Die Kanarischen Inseln erleben derzeit einen beispiellosen Zustrom von afrikanischen Flüchtlingen. Seit vergangener Woche gelangten mehr als 800 Afrikaner - überwiegend von Mauretanien aus - mit Booten nach Teneriffa und Gran Canaria. 1000 Euro verlangen Schlepper für die illegale Überfahrt auf hoffnungslos überfüllten Booten. Immer wieder sinken die Schiffe - viele Flüchtlinge bezahlen ihre Hoffnung auf eine bessere Zukunft mit dem Leben.

    "Treten Sie zurück und machen Sie Platz für die Mannschaftswagen", ruft ein Beamter der Guardia Civil, der spanischen Grenzschutzpolizei. Mit gleich drei Mannschaftswagen ist sie angerückt im kleinen Fischerhafen von Arguineguin im Süden der Insel Gran Canaria. Sie soll 45 Flüchtlinge in Empfang nehmen, die es fast 1000 Kilometer weit von Mauretanien bis hierher geschafft haben. "Man hat das Boot auf hoher See entdeckt, die Guardia Civil ist losgefahren und hat die Leute geretttet", berichtet Manuel Sánchez vom Roten Kreuz. Er und seine Kollegen sind hier, um die Ankommenden medizinisch zu betreuen. Auch ein paar Schaulustige sind da, und mehrere Fernsehteams.

    Stumm vor Erschöpfung

    Zügig fährt das Polizeiboot in den Hafen hinein, ein heftiger Wind weht und es hat begonnen zu regnen. Dicht aneinandergedrängt sitzen sie oben auf dem Vorderdeck: 45 junge Afrikaner, darunter drei bis fünf Jugendliche. Völlig durchnässt, stumm vor Erschöpfung, teilnahmslos und fast apathisch. Viel zu müde, um erleichtert zu sein, dass sie ihr Ziel mit knapper Not erreicht haben. Dabei stand es bis zuletzt auf Messers Schneide, berichtet Grenzschutz-Offizier José Luis Manzanares: "Die Situation war sehr schlecht. Da herrschte ein ziemliches Unwetter. Heftiger Wind, der Treibstoff ging aus, es war kompliziert, aber es ist gut gegangen."

    45 Männer auf einem 18-Meter-Boot

    Das Boot haben die Beamten in Schlepp genommen, 18 Meter ist es lang, voll von Plastikkanistern und rostigen Tonnen, mit einem winzigen Motor am Bug. Durch den beschädigten Boden ist Wasser eingedrungen, ein Kochtopf schwimmt obenauf, in einem anderen Behälter ist noch verbranntes Feuerholz zu sehen. Kaum vorstellbar, dass die 45 Männer mit diesem Boot tage- und nächtelang auf dem Meer unterwegs waren.

    Schwankend verlassen die Flüchtlinge das Polizeiboot, einige zittern vor Kälte. Rot-Kreuz-Mitarbeiter sind zur Stelle, ziehen ihnen die nassen Jacken und T-Shirts aus, werfen Wolldecken über sie. Dann werden sie einige Meter weiter in ein Zelt gebracht, bekommen trockene Sachen, etwas zu essen und heiße Schokolade.

    "Zapatero soll sich bewegen"

    In der Nähe haben sich ein paar Anwohner versammelt. "Mir tut das weh. Aber die Politiker müssen Maßnahmen ergreifen, sonst weiß ich nicht, wohin das noch führen soll", sagt eine von ihnen. Ein deutscher Resident sieht vor allem den spanischen Ministerpräsidenten in der Pflicht: "Der Herr Zapatero in Madrid soll sich mal bewegen, das ist das Entscheidende. Der soll in den Dialog treten mit Mauretanien. Die wollen Geld. Man hat es ja gesehen in Melilla, als sie alle am Zaun standen. Da hat Marokko mit Sicherheit Geld gekriegt von der EU, und dann waren sie alle weg. Jetzt sind sie alle hier."
    "Vorwärts, meine Herren!" - Ein Beamter der Guardia Civil stürmt ins Zelt des Roten Kreuzes und treibt die Flüchtlinge zur Eile an. Jeder von ihnen darf sich eine Wasserflasche und Kekse mitnehmen. Dann werden sie alle in die Mannschaftswagen gepackt und in den Norden von Gran Canaria gebracht, ins Auffanglager der Hauptstadt Las Palmas.

    Quelle: klick
     
  2. 22. Juli 2006
    Link:

    Die spanische Küstenwacht hat vor den Kanarischen Inseln innerhalb von 24 Stunden drei Boote mit insgesamt 187 illegalen Einwanderern aufgebracht.

    Viele Menschen waren völlig erschöpft, ausgetrocknet oder hatten einen Hitzestau. Auf einem der Boote, die bereits am Freitag auf den vor der afrikanischen Küste liegenden Inseln eintrafen, befand sich auch ein Toter. Acht Flüchtlinge wurden in ein Krankenhaus gebracht, wie eine Sprecherin des Innenministeriums sagte.

    Tausende Menschen aus Afrika versuchen jedes Jahr, nach Europa zu gelangen. Eine wachsende Zahl wählt dabei den gefährlichen Weg über das Meer zu den Kanarischen Inseln. Es wird vermutet, dass Tausende dabei umkommen. In diesem Jahr haben es nach spanischen Angaben schon 11.000 Afrikaner auf die Kanarischen Inseln geschafft. Das sind mehr als doppelt so viele wie im ganzen vergangenen Jahr.
     
  3. Video Script

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