Frühe Diagnose von Parkinson: Ein Durchbruch durch einfache Augenuntersuchungen

Die Diagnose von Parkinson zu einem frühen Zeitpunkt scheint endlich Realität zu werden. Wissenschaftler aus der Université Laval und dem CERVO Brain Research Center in Québec, Kanada, haben eine innovative Methode entwickelt, die auf einer einfachen, nicht-invasiven Augenuntersuchung basiert. Es könnte bedeuten, dass eine Behandlung zur Verlangsamung der Krankheit früher beginnen kann. Alternativ ließe sich die Krankheit damit auch besser überwachen.

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Frühe Diagnose von Parkinson: Ein Durchbruch durch einfache Augenuntersuchungen

3. Mai 2025 von   Kategorie: Wissenschaft
Early Parkinsons diagnosis possible with simple noninvasive eye scan.jpg

Die Bedeutung einer frühen Diagnose


Je früher Parkinson diagnostiziert wird, desto besser. Frühzeitige Diagnosen ermöglichen es Ärzten, Interventionen zu implementieren. Diese könnten den schädlichen Verlauf der Krankheit möglicherweise verhindern oder zumindest abschwächen. Leider erfolgt die überwiegende Mehrheit der Diagnosen erst, nachdem die Symptome aufgetreten sind.

Martin Lévesque, PhD, Professor an der Fakultät für Medizin der Laval Universität und Forscher am CERVO, erklärt die Dringlichkeit von Entwicklung und Einsatz neuer Biomarker für eine frühzeitige Erkennung: „Bis die Symptome auftreten, ist die Krankheit bereits über Jahre hinweg aktiv und die geschädigten Neuronen sind in einem irreversiblen degenerativen Prozess gefangen.” Die Entdeckung von Auffälligkeiten in der Retina bei Lichtreizantworten könnte auf eine zugrunde liegende neurologische Erkrankung hindeuten.

Retinale Dysfunktionen und ihre Bedeutung für Parkinson


In den letzten Jahren haben sich visuelle Beeinträchtigungen durch retinalen Funktionsverlust als mögliche Indikatoren für Parkinson hervorgetan. Hierbei kommt die Elektoretinographie (ERG) ins Spiel. Diese Technik dient der Bewertung der elektrischen Aktivität der Retina, dem lichtempfindlichen Gewebe im hinteren Teil des Auges, als Reaktion auf Lichtstimuli. Durch ein entsprechendes Gerät können Lichtblitze oder Muster auf das Auge projiziert werden. Elektrodensensoren messen die elektrischen Reaktionen verschiedener retinaler Zellen.

Zwar wurde die ERG bereits verwendet, um subtile retinale Veränderungen in Verbindung mit psychiatrischen Erkrankungen wie Schizophrenie und bipolaren Störungen aufzudecken, jedoch mangelt es an umfangreicher Forschung zu Parkinson.

Die Studie: Methoden und Erkenntnisse


In dieser Untersuchung hypothesisierten die Wissenschaftler, dass spezifische ERG-Störungen als frühe Anzeichen von Parkinson dienen könnten. Sie führten Tests mit 20 Erwachsenen durch, die innerhalb der letzten fünf Jahre mit Parkinson diagnostiziert wurden, sowie einer Kontrollgruppe von 20 altergleichen gesunden Erwachsenen. „Wir platzierten eine Elektrode auf dem Unterlid jeder teilnehmenden Person und zeichneten die retinale Reaktion auf eine Reihe von Lichtblitzen unterschiedlicher Intensität, Frequenz und Farbe auf“, beschreibt Lévesque den Vorgang.

Die Ergebnisse des Tests bei Parkinson-Patienten wiesen eine markante Andersartigkeit im Vergleich zur Kontrollgruppe auf. Diese Differenzierung zeigt, dass die ERG eine valide Methode zur Identifizierung von Parkinson-Patienten sein kann.

Zusätzlich verwendeten die Forscher ERG, um ihre Theorie an zweimonatigen M83 transgenen Mäusen zu testen – diese sind genetisch so programmiert, dass sie eine mutierte Form des menschlichen alpha-Synuclein-Proteins produzieren. M83-Mäuse entwickeln motorische Beeinträchtigungen und neurologische Symptome, die bei Menschen mit Parkinson beobachtet werden.

Frühwarnzeichen durch retinales Screening


„Wir verwendeten junge Mäuse, bei denen noch keine motorischen Symptome der Erkrankung auftraten“, fügt Lévesque hinzu. Erneut zeigten sich verschiedene Antworten bei den Parkinson-Modellorganismen. Dies deutet darauf hin, dass die funktionalen Manifestationen der Erkrankung durch retinales Screening frühzeitig erfasst werden könnten.

Das durchschnittliche Alter, in dem Parkinson diagnostiziert wird, liegt bei 65 Jahren. Mit dieser neuen Testmethode erhoffen sich die Forscher eine frühere Diagnose. Eine Funktionelle retinaler Untersuchung könnte bereits ab einem Alter von 50 Jahren angeboten werden.

Zukünftige Perspektiven und Anwendungsgebiete


„Durch die frühe Erkennung könnten wir Interventionen anbieten, die die Degeneration der Neuronen, die an Parkinson beteiligt sind, verhindern," betont Lévesque. Diese Herangehensweise könnte darüber hinaus auch zur Überwachung des Krankheitsverlaufs sowie zur Beurteilung der Wirksamkeit der angebotenen Therapien genutzt werden.

Die Studie wurde in der Fachzeitschrift "Neurobiology of Disease" veröffentlicht. Es bleibt spannend abzuwarten, wie diese diagnostische Methode die Behandlung und Überwachung von Parkinson-Patienten revolutionieren könnte.

Quelle: Université Laval