Gaslighting - die gefährliche Manipulation der Gefühle

Artikel von Tommy Weber am 9. September 2017 um 13:58 Uhr im Forum Wissenschaft & Forschung - Kategorie: Ratgeber & Wissen

Gaslighting - die gefährliche Manipulation der Gefühle

9. September 2017     Kategorie: Ratgeber & Wissen
„Gaslight“, Gaslicht, so lautet der Titel eines Theaterstücks des englischen Dramatikers Patrick Hamilton, das 1938 uraufgeführt wurde. In diesem Stück will ein Mann seine Ehefrau in den Wahnsinn treiben, um an ihr Geld zu kommen. Berühmt machte diese unheimliche Geschichte aber Ingrid Bergman, die 1940 im gleichnamigen Film die Rolle des Opfers spielte. Die Idee, den Partner durch bewusste Täuschungen in die Verzweiflung und schließlich in den Wahnsinn zu treiben, ist keine Fantasiegeschichte, sie ist real und bis heute leiden vor allem Frauen unter Gaslighting.

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Eine Form der psychischen Gewalt

In jeder Beziehung gibt es Manipulationen, um den Partner nach den eigenen Vorstellungen zu verändern. Einige diese Veränderungen sind durchaus positiv, wenn beide Partner damit auch einverstanden sind. Gaslighting hingegen ist eine Manipulation, die im Geheimen stattfindet, die immer einen Vorsatz hat und aus purem Egoismus geschieht. Diese Form der psychischen Gewalt ist wie ein schleichendes Gift, der Partner merkt lange Zeit nicht, was mit ihm passiert und wenn er es bemerkt, dann ist es vielfach schon zu spät. Gaslighting ist immer eine vorsätzliche Täuschung und verfolgt das böse Ziel, den Partner an der eigenen Wahrnehmung zweifeln zu lassen. Streng genommen handelt es sich um einen Missbrauch. Fast alle Opfer müssen in therapeutische Behandlung, um ihr seelisches Gleichgewicht wiederzufinden.

Wie lässt sich Gaslighting erkennen?

Aus der Sicht von Psychologen ist Gaslighting eine sogenannte dysfunktionale Beziehung. Es sind meist Menschen mit einer narzisstischen oder sadistischen Veranlagung, die durch gezielte Manipulationen einen anderen Menschen emotional von sich abhängig machen möchten. Im Grunde dreht sich alles um die Ausübung von Macht und Kontrolle, meist aus der Angst, dass der Partner die Beziehung beendet. Dass es sich um einen Fall von Gaslighting handelt, ist auf den ersten Blick schwer erkennbar. Der Täter akzeptiert zum Beispiel keine Grenzen. Kommt es zu einem Streit, dann reagiert er wütend, ist schnell beleidigt und nicht selten kommt es auch zu Gewalttätigkeiten. Die Täter verstehen es, die Schuld dem Partner zu geben und das so geschickt, dass die Opfer schließlich glauben, den Konflikt tatsächlich verursacht zu haben.

Das Leiden der Opfer

Viele Opfer der perfiden Manipulationen haben oft bereits eine leidvolle Beziehung hinter sich und sind daher besonders anfällig. Sie haben den Tätern wenig entgegenzusetzen und wenn sie ihrer Wahrnehmung nicht mehr trauen, sind sie dem Täter ohne Gegenwehr ausgeliefert. Wie im Film und im Theaterstück haben die Opfer Angst, den Verstand zu verlieren, sie halten sich für verrückt und leiden oftmals unter schweren Depressionen. Nervenzusammenbrüche sind bei Opfern von Gaslighting keine Seltenheit, im schlimmsten Fall kommt es auch zu Suizidversuchen.

Der schwere Schritt zurück in die Normalität

Hilfe von außen ist die einzige Möglichkeit, um die qualvolle Beziehung zu beenden. Voraussetzung für die Hilfe ist jedoch, dass das Opfer seine Situation erkennt und genau dieser Schritt ist wohl der schwerste. Der Täter versteht es, Freunde und Bekannte davon zu überzeugen, dass nicht er der Schuldige ist. Sie verdrehen die Tatsachen und stellen das Opfer als Lügner dar. So gelingt es dem Täter, das Opfer zu isolieren. Ab einem bestimmten Punkt ist das Opfer nicht mehr fähig, am sozialen Leben teilzunehmen oder die alltägliche Arbeit zu bewältigen. Freunde oder Angehörige, die sich nicht täuschen lassen, müssen versuchen, Täter und Opfer so schnell wie möglich voneinander zu trennen. Nur wenn das Opfer sofort den Kontakt zum Täter abbricht, kann sich das zerstörte Selbstwertgefühl wieder aufbauen. Die Freunde und Familienmitglieder müssen darauf achten, dass die Kontaktsperre bestehen bleibt, denn nur so kann sich das Opfer aus der emotionalen Umklammerung lösen. Durch einen Besuch bei einem Psychologen wird die Beziehung schließlich aufgearbeitet und ein neues Leben kann endlich beginnen.