Gehen Filehoster & Streamhoster reihenweise offline?

Artikel von Carla Columna am 22. Oktober 2019 um 13:05 Uhr im Forum Szene News - Kategorie: IT & Sicherheit

Gehen Filehoster & Streamhoster reihenweise offline?

22. Oktober 2019     Kategorie: IT & Sicherheit
Die Nerven der Filehoster liegen blank: Vergangene Woche hat die GVU (deutsche Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen) der Filesharing-Szene einen schweren Schlag verpasst. Share-Online.biz ging vom Netz - einer der größten deutschen Sharehoster - bei den Konkurrenten ist die Verunsicherung nun groß.
Betroffen sind vor allem One-Click-Hoster die eine Upload-Vergütung anbieten, was rechtlich problematisch ist, da hier der Vorwurf im Raum steht, dass so finanzielle Anreize geschaffen werden für das Verbreiten von Urheberrechtlich geschützten Werken.

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RapidVideo offline - folgt RapidGator?


Das betrifft vor allem RapidGator, einer der größten in der Filesharing-Szene. Der Filehoster hat laut Berichten von Betroffenen begonnen, von sich aus Konten wegen Urheberrechtsverletzungen zu sperren. Was normal eher selten passiert und nur wenn eine offizielle Takedown-Anweisungen kommt.

Von RapidGator gab es dazu kein ausführliches Statement. Die betroffenen Uploader-Accounts bekamen nur eine Meldung "Account is locked for copyright violation" und müssen sich damit wohl abfinden.

Speziell davon betroffen sind vor allem deutsche Uploader - die Warez (Sammelbegriff für kostenpflichtige Spiele, Software, Filme und Musik die illegal und kostenlos zum download angeboten wird) in deutscher Sprache hochgeladen haben. Vermutlich reagiert Rapidgator nun sehr vorsichtig auf Meldungen von deutschen "Lösch-DMCA-Diensten". Immerhin verdienen die Betreiber ja international Geld, und das Risiko wäre wohl zu groß deswegen Probleme zu bekommen - also ist es gut möglich, dass sich die Betreiber vom deutschen Filehosting-Markt ganz oder teilweise zurückziehen, auch wenn der deutsche Piraten-Markt mit der lukrativste ist.

Upload-Filter zwingt RapidVideo zum aufgeben
Der Betreiber schrieb an Tarnkappe: „Ich bin stolz auf mich, weil ich mutig genug war, als Erster zu gehen, indem ich meinen Dienst freiwillig offline genommen habe.“ Die Lage von Streaminghostern/Filehostern wird sich noch verschlimmern sobald die Urheberrechtsreform in allen EU-Ländern in Kraft tritt. Die vom Gesetzgeber geforderten Uploadfilter werden die Betreiber zwingen den Standort zu verlegen oder enormen Aufwand zu betreiben unzählige Uploads zu löschen und dauerhaft vor erneutem Hochladen zu sperren.


DDL.to und GoUnlimited.to nur kurzfristig down
Der Streamhoster Go-Unlimited war nur zeitweise offline. Ob es Zusammenhänge mit dem Share-Online Bust gibt ist eher unwahrscheinlich - denn der Hoster wirbt offiziell damit, das man dort Geld verdienen kann mit dem hochladen und verbreiten von Raubkopien.

Der Freehoster DDL.to hat die Sperre der deutschen Uploader wieder aufgehoben. Nach dem Wegfall von Share-Online.biz erleben Alternative Hoster einen regelrechten Boom. Uploader suchen neue Einnahmen und auch die Downloader stürzen sich auf Multihoster um ihre Abhänigkeit von einem Filehoster zu verringern, denn falls mal einer Down geht, hat man immer noch viele Alternativen zur Auswahl um von Mirrors zu laden.

Wir möchten an dieser Stelle explizit drauf hinweisen, dass ein Vergleich von Multihoster sinnvoll ist. Leider wird auf einigen Blogs/Portalen nur sehr einseitig Beworben und auch noch für Dienste wie Smoozed, von denen wir dringlich abraten.

Was passiert mit den Downloadern und Uploadern bei Share-Online.biz


Zwar wird bei anderen Portalen davon gesprochen, dass eine gigantische Menge an Daten sichergestellt wurde, und es sehr lange dauert das alles zu Analysieren und das eher keine Gefahr ausgeht für Downloader - doch das stimmt nicht ganz. Denn wenn die Datenbank sichergestellt wurde sind alle wichtigen Daten schnell und übersichtlich einsehbar. Das bedeutet, dass alle Accounts und deren hochgeladenen Dateien einsehbar und zuordenbar sind - ebenso wie der mögliche verdienst.

Von Insidern wissen wir, dass Downloader nichts zu befürchten haben, denn es gab keine Protokolle darüber, welcher Account oder welche IP was genau geladen hat - damit ist es nicht möglich nachzuweisen ob jemand etwas heruntergeladen hat, das illegal war. Anders sieht das bei den Uploadern aus - die vorhandenen Daten - wie z.B. auch die Email-Adresse und Auszahlungen werden von den Behörden verwendet um darüber weitere Informationen zu gewinnen und ggf. Hinterlegte oder gespeicherte IP-Adressen.

Jeder Uploader der also keine sichere Email oder keinen VPN/Proxy verwendet hat, sollte sich durchaus eines gewissen Risikos bewusst sein.

Noch ist allerdings nicht bekannt ob der Datenbankserver überhaupt beschlagnahmt wurde. Denn die vielen Speicher-Server für die Dateien, sind ermittlungstechnisch wertlos.

RapidShare & Uploaded warten auf finales Urteil
Christian Schmid von RapidShare wartet seit September des Vorjahres noch auf das Urteil vom schweizer Strafgericht in Zug.
Bei Uploaded.net stehen höchstrichterliche Entscheidungen noch aus, wenn diese in allen Punkten verlieren, ist es wahrscheinlich, dass sie den Betrieb ebenfalls einstellen.

Das dem Reihenweise weitere Onlinespeicher folgen ist nicht zu erwarten, immerhin dürften sich die Verbleibenden über große Nachfrage freuen. Zudem werden sie wohl sicherlich viel überlegen ihren Dienst "Bullet-Proof" zu machen. Vermutlich wird es wohl auch wieder Zeiten geben, in denen P2P beliebt wird.




[13.12.2019] Ergänzung

Zahlreiche Plattformen vom Netz
Das Aus des Filehosters Share-Online bleibt nicht ohne Folgen. Für viel Nervosität hat die Razzia nicht nur bei Plattform-Betreibern, sondern auch bei Streamern und Downloadern gesorgt. Seit der großangelegten Razzia im Oktober sind weitere Dienste vom Netz genommen worden und Betreiber gefasst worden. Accounts von Nutzern aus bestimmten Ländern werden zudem von einigen Plattformen gesperrt.

Die Streaming-Plattform Movie2k.to hat ein ähnliches Schicksal erfahren wie Share-Online. Im Zuge von polizeilichen Ermittlungen wurden zwei mutmaßliche Betreiber festgenommen. Zwar hatten die beiden beschuldigten die Plattform bereits 2013 infolge strafrechtlicher Androhungen vom Netz genommen, unter neuem Namen sollen sie aber auf anderen Domains weiter urheberrechtlich geschützte Werke zum streamen feilgeboten haben und bis Mitte 2016 somit mehr als fünf Millionen Euro eingenommen haben. Ein Gerichtstermin steht in diesem Fall noch aus.


Plattform-Betreiber reagieren vorsorgehalber

Schon seit mehr als einem Jahr, seit September 2018 warten drei Angeklagte, mutmaßliche Betreiber von RapidShare in der Schweiz auf ein Urteil. Im schlimmsten Fall droht ihnen ein Urteil wegen gewerbsmäßiger Gehilfenschaft bei zahlreichen Vergehen gegen das Urheberrecht.

Angesichts der derzeitigen Entwicklungen sorgen viele Plattform-Betreiber vor und reagieren mit entsprechenden Maßnahmen. Um sich Strafverfolgungen durch deutsche bzw. europäische Behörden zu entziehen Blockieren immer mehr Plattformen Nutzer aus entsprechenden Ländern. Auch der in Deutschland beliebte File Hosting Service Rapidgator blockt deutsche Nutzer.

Was sind die Folgen?

Die Luft für illegales Filesharing in Deutschland wird zunehmend dünner. Nicht nur Betreiber entsprechender Plattformen, sondern auch Nutzer müssen sich in nächster Zeit auf gravierende Einschnitte gefasst machen. Zunächst einmal bleibt abzuwarten, wie die Gerichte in den Fällen von RapidShare, Share-Online, Uploaded und Movie2k.to entscheiden werden. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aber werden die Urteile im Sinne des Urheberrechts gefällt werden und somit zu Präzedenzfällen werden. Für Nutzer von Filehostern von besonderer Bedeutung ist dabei, dass im Laufe der Verhandlungen unter Umständen Informationen auftauchen können, die einzelne Nutzer identifizierbar machen. Bislang ermittelt die zuständige Staatsanwaltschaft nur gegen die Betreiber der Plattformen, es wurde allerdings nicht ausgeschlossen, die Ermittlungen auf Up- als auch Downloader auszuweiten.

Experten gehen davon aus, das sich in nächster Zeit neue Strukturen bilden und neue Filehoster die entstandene Lücke füllen werden. Zwar ist das Risiko im Vergleich zu früher wesentlich höher, noch immer ist im Bereich File-Hosting und Sharing eine Menge Geld zu verdienen. In jedem Fall wird es für Betreiber entsprechender Portale schwieriger werden, diese von Deutschland oder Europa aus zu betreiben.