Geld ist genug da

Terrorbeat · 21. Dezember 2007

Das Weihnachtswochende hat begonnen. Freudig finden sich viele Familien für ein paar Tage zusammen um den sonst so harten Arbeitstress bzw Arbeitlosenstress hinter sich zu lassen und sich gegenseitig zu beschenken. Dochn die sachlichen Geschenke dabei werden etwas knaper ausfallen:

Geld ist genug da
Superreichtum der »oberen Zehntausend« in Deutschland hat enorm zugenommen. Steuergeschenke vergrößern Schere zwischen Armen und Vermögenden

Von Sahra Wagenknecht

Die Politik muß sparen«, erzählen uns Politiker aus CDU, SPD, FDP und Grünen. Sie meinen damit natürlich nicht ihre Diäten oder die Ausgaben für Rüstung und »innere Sicherheit«. Gnadenlos gekürzt wurde in den letzten Jahren vielmehr bei jenen, die wenig haben und sich schlecht wehren können. Man denke an die Einführung von Hartz IV und die damit verbundene Schikanierung von Arbeitslosen. Oder an die Einführung der Praxisgebühr, die manch Kranken davon abhält, einen Arzt aufzusuchen. Auch die dreiprozentige Mehrwertsteuererhöhung belastet vor allem Geringverdiener. Und im öffentlichen Dienst sollen trotz jahrelanger Sparmaßnahmen noch immer Beschäftigte entlassen und die Löhne gedrückt werden. Eine Erhöhung des Arbeitslosengelds? Nicht finanzierbar! Höhere Ausgaben für Bildung? Leider kein Geld da! Mehr öffentliche Investitionen? Wer soll das bezahlen ...?

Wer das bezahlen soll? Auf diese Frage gibt es eine Antwort: Die öffentliche Hand sollte das Geld dort holen, wo es im Überfluß vorhanden ist. Nach Angaben des Finanzmagazins Forbes gab es im Jahr 2007 weltweit 946 Milliardäre, deren Vermögen allein im Jahr 2006 um 35 Prozent auf 3,5 Billionen US-Dollar gestiegen war. In Deutschland leben etwa 55 Milliardäre, die zusammen 245 Milliarden US-Dollar besitzen. Allein die Aldi-Brüder nennen dabei Reichtümer in Höhe von 37,5 Milliarden US-Dollar ihr eigen. Die Familie Quandt kommt auf 24 Milliarden US-Dollar.

Im Durchschnitt sind wir alle reich. Das private Geldvermögen in Deutschland beläuft sich auf knapp fünf Billionen Euro. Rechnet man die Sachvermögen – Immobilien, Betriebsvermögen, Jachten, Autos usw. – dazu, erhält man die sagenhafte Zahl von zehn Billionen Euro. Tendenz: schnell wachsend! Allein das Geldvermögen hat sich seit 1991 mehr als verdoppelt – während die Reallöhne im selben Zeitraum gesunken sind.

Zwar besitzt im statistischen Durchschnitt jeder Haushalt in Deutschland ein Vermögen von etwa 200000 Euro. Aber die reale Verteilung ist extrem ungleich. Zwei Drittel der deutschen Bevölkerung verfügen über wenig oder gar kein Vermögen. Dagegen besitzen allein die reichsten zehn Prozent der Haushalte mehr als zwei Drittel des gesamten Vermögens. Und mehr als ein Viertel des Geldvermögens befindet sich in den Händen der reichsten 0,5 Prozent der Bevölkerung.

Vor allem der Superreichtum der »oberen Zehntausend« hat exponen-tiell zugenommen. Dafür sorgen zum einen die Gesetze des Kapitalismus. So kommt die aktuelle Gewinnexplosion bei Unternehmen vor allem dem reichsten einen Prozent der deutschen Bevölkerung zugute, in deren Depots sich über 70 Prozent der von Haushalten gehaltenen Aktien stapeln.

Für die Verschärfung der Ungleichheit ist allerdings auch die herrschende Politik verantwortlich, die die Reichsten durch Steuergeschenke zusätzlich mästet und so die Verteilungskontraste weiter vergrößert. So sind zwischen 2000 und 2005 unter der SPD-Grünen- Bundesregierung die Gewinn- und Vermögenseinkommen um 31 Prozent gestiegen, während die gezahlten Steuern auf diese Einkommen um knapp zehn Prozent zusammenschrumpften.

Allein im Jahr 2007 werden voraussichtlich 150 Milliarden Euro vererbt. Doch obwohl solch enorme Reichtümer die Hände wechseln, spielt die Erbschaftssteuer in Deutschland gerade mal 3,8 Milliarden Euro ein. Dies ist sehr wenig, wenn man es mit anderen europäischen Ländern vergleicht. In Belgien oder Frankreich macht das Aufkommen aus der Erbschafts- und Schenkungssteuer mehr als 0,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus. In Deutschland liegt der Anteil dieser Steuern am BIP nur bei 0,19 Prozent und wird nach Inkrafttreten der kürzlich beschlossenen Erbschaftssteuerreform absehbar weiter sinken. Würden Erben in Deutschland so hoch besteuert wie in Frankreich, hätte der Fiskus zwölf Milliarden Euro mehr zur Verfügung.

In Deutschland wurde die Vermögenssteuer 1996 von Exbundeskanzler Kohl kurzerhand ausgesetzt – nachdem das Bundesverfassungsgericht sich beschwert hatte, daß Immobilienbesitz im Vergleich zu anderen Vermögensarten steuerlich begünstigt werde. Seit Jahren verspricht die SPD, die Vermögensteuer wieder einzuführen. Eingelöst wurde das Versprechen nicht. Dabei würde schon ein Steuersatz von einem Prozent ausreichen, um Mehreinnahmen von knapp 16 Milliarden Euro pro Jahr zu generieren – bei einem Freibetrag von 500000 Euro für eine vierköpfigeFamilie.

Besser noch wäre eine Steuer von fünf Prozent auf alle Geldvermögen, die die Grenze von einer Million Euro überschreiten. Eine solche Steuer würde allein über 100 Milliarden Euro pro Jahr in die öffentlichen Kassen spülen. Und sie träfe ausschließlich Haushalte, die im Geld schwimmen und ihr Vermögen wohl kaum selbst erarbeitet haben.

Die Autorin ist Bundesvorstandsmitglied der Linkspartei und Abgeordnete des Europarlaments
21.12.2007: Geld ist genug da (Tageszeitung junge Welt)

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in diesem sinne: Weichnachten für alle, undzwar umsonst!
frohe Festtage und hohe konsum!

PS: wer eine Lösung für dieses Problem findet bekommt eine BW. Vorausgesetzt ihr empfindet es auch als Problem.

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shangri-la · 21. Dezember 2007

AW: Geld ist genug da

die angebe des autors sagt ja schon vorher alles...

wir können froh sein, dass es in deutschland nicht so eine krasse schere wie in anderen ländern (Russland, USA, China) gibt und stolz auf den sozialstaat sein.
ferner ist eine vermögenssteuer lächerlich, da leute, die hart arbeiten und was aus ihrem leben gemacht haben, benachteiligt werden. und sowieso würden mehr reiche à la Schumi in die Schweiz auswandern, ergo: gar keine steuereinnahmen.

brb · 21. Dezember 2007

AW: Geld ist genug da

das meiste Vermögen wird sowieso vererbt.

KalleKlawitter · 21. Dezember 2007

AW: Geld ist genug da

Ganz toller Beitrag ... nee Ehrlich ---

B2T
Das die Gelder ungerecht verteilt sind
wird v. den Grosskupferten schon seit Jahrhunderten(tausenden? ) bestritten
und ist so gesehen nichts neues mehr.

Das die Polits sich selber davon gerne in die Eigen Tasche Wirtschaften
ist auch nichts neues mehr, isses Illegal, wird eben schnell mal ein neues
Gesetz durchgepaukt um es legal zu machen.(siehe Diäten)

Das Negatives auf die (finanziell)-schwachen geschoben,
wird kennen wir auch zur genüge,
genauso wie das Denken, das die Grosskupferten das
Recht haben selbige in Ihren Fabriken schuften zu lassen.
(für Hungerlöhne, die solln ja schliesslich nicht denken...
das Leben wäre ein Zuckerschlecken )

Das die Linke(n) dazu auffordern mal Praktisch und
vernünftig sowie Volksnah zu denken, ist auch nichts
neues.

Neu sind einzig und allein die Zahlen, Namen und Techniken.

Aber schön, dass die Dame die Hoffnung weiter aufrecht erhält,
das alle Menschen Brüder werden könnten.

Also haltet die Ohren steif(gefroren^^ )
und lasst euch die gute Laune nicht verderben.

Frohes Fest und Wintersonnenwende
wünscht

KK

Spencer · 21. Dezember 2007

AW: Geld ist genug da

aber die wirtschaft ist auch kaputt, da sie ja mitten im Jahr, nicht soviele Einnahmen hat.
Die Menschen sparen halt das Jahr über, um sich oder anderen zu Weihnachten etwas Größeres kaufen zu können.
Die Wirtschaft würde nur funktionieren, wenn das ganze Jahr über gut verkauft werden würde!

Brainstorm · 21. Dezember 2007

AW: Geld ist genug da

Ja, das ist ja eigentlich nicht wirklich was Neues.

Solange die Leute weiterhin so bescheuert sind und Aufsichtsratsmitglieder aus Unternehmen in die Politik wählen ala CDU/CSU & Co. wird sich da auch nichts verändern.

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