Die erfolgreiche Wiederbelebung
Ungefähr sechs Monate sind vergangen, seitdem drei Rekonstruktionen dieser Wölfe das Licht der Welt erblickten. Sie zieren das Cover des renommierten Time Magazines. Die schneeweißen Wölfe toben, balgen und kuscheln miteinander. Ein Reporter durfte an einem geheimen Ort mit diesen bemerkenswerten Tieren interagieren.
Wie genau funktioniert De-Extinction?
"De-Extinction" – das ist der Name der Technologie, die hier Anwendung fand. Sie kombiniert Methoden, die nicht neu sind – alte DNA, Klonung und das Gen-Editing. Die DNA stammt aus einem Zahn, der 13.000 Jahre alt ist, und einem 72.000 Jahre alten Schädel. Extraktion, Sequenzierung und Bearbeitung der Fragmente erfolgten durch die Forscher modernster Prägung. Durch diese Vorgehensweise konnten sie die genetischen Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen dem Dire Wolf und dem heutigen Grauwolf nachzeichnen.
Der nächste Schritt beinhaltete die Entnahme eines Zellkerns von einem Grauwolf. Dieser wurde genetisch modifiziert. Anschließend führte man den veränderten Zellkern in eine entkernte Eizelle ein. Danach implantierten die Forscher diese in eine Leihmutter, auch eine Wolfsdame. Diese außergewöhnliche Prozedur mündete erfolgreich in die Geburt der drei Welpen, die sowohl äußerlich als auch genetisch dem einstigen Schattenwolf nahekommen.
Eine neue Art im Ökosystem?
Die zentrale Frage lautet nun: Hat die Rückkehr des Schattenwolfs praktische Implikationen? Als früherer Spitzenräuber könnte sein Vorhandensein dazu beitragen, die Ökosysteme zu stabilisieren. Überbevölkerung von Pflanzenfressern könnte eingedämmt werden. Indes bleibt es unsicher, ob eine Auswilderung in die Wildnis möglich ist oder ob die Tiere in kontrollierten Umgebungen bleiben müssen. Biologe Wolfram Adelmann von der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege beschreibt die Komplexität dieser Entscheidung.
Die Herausforderungen einer Auswilderung sind enorm. Laut Adelmann steht man vor denselben Fragestellungen wie bei Zoos. Eine strategische Planung ist unerlässlich – Wissen über die Art und Umweltbedingungen sind gefordert.
Gentechnik als Lösung fürs Artensterben?
Die Kritik ist scharf: Drei Wolfsgeschwister reichen nicht aus, um eine neue Population aufzubauen. Bei Pflanzen würde man schätzungsweise 50 bis 100 verschiedene Exemplare benötigen. Ein beachtlicher Aufwand, so der Naturschützer. Diese Gentechnik kann nicht die raschen Zerstörungen des Menschen kompensieren.
Für Experten wie Adelmann ist die Vorstellung enttäuschend. Die Reproduktion von Tieren, die seit über 13.000 Jahren ausgestorben sind, birgt Risiken. Unsicher ist, wie sich diese Arten in freier Wildbahn verhalten würden. "Wenn wir Dinosaurier im Garten haben, ist dies kein Gewinn für die Biodiversität – das ist reines Schaulaufen."
Zukunftsperspektiven der Gentechnik
Es gibt jedoch Hoffnung. Adelmann sieht Potenzial in der Rückbesiedelung von Tieren und Pflanzen, die erst in jüngerer Zeit verschwunden sind. Beispiele hierfür sind: der Bodensee-Kilch oder der Bodensee-Steinbrech. Die Möglichkeit solche Arten zurückzubringen begeistert. Dies wäre eine bahnbrechende Entwicklung für den Naturschutz.
Prognosen zeigen, dass gentechnisch erzeugte Rückzüchtungen in 30 bis 40 Jahren an Relevanz gewinnen könnten. Es bleibt spannend – Wissenschaft und Natur stehen vor einer potenziellen Wende.