Ginseng Wirkung auf dem Prüfstand

Artikel von Jonas Hubertus am 6. Juni 2017 um 17:15 Uhr im Forum Gesundheit & Körperpflege - Kategorie: Ratgeber & Wissen

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Ginseng Wirkung auf dem Prüfstand

6. Juni 2017     Kategorie: Ratgeber & Wissen
Die Ginsengwurzel hat in der traditionellen Asiatischen-Medizin seit tausend Jahren einen festen Platz. Ab dem 17. Jahrhundert wird die Heilpflanze auch in der westlichen Medizin in Europa bekannt. Sie soll die Widerstandsfähigkeit gegen Stress erhöhen und kann die körperliche und geistige Leistung verbessern. So wird Ginsing als Allheilmittel angepriesen, wir möchten anhand von Studien prüfen welche Wirkungen tatsächlich nachweisbar sind.

Die am meisten untersuchten Wirkstoffe aus der Wurzel sind die Ginsenoside, von denen bisher 100 entdeckt wurden, jedoch nur 10 genauer erforscht wurden. Ginsenoside binden in den Zellen relativ unspezifisch an Ionenkanäle und eher nerventypische Rezeptoren wie den Serotoninrezeptor (Glückshormon) und die inhibierenden Glycin- und GABA-Rezeptoren (beruhigende Wirkung). Aktuelle Forschungsergebnisse vermuten jedoch den eigetnlichen Hauptwirkstoff von Ginseng im sogenannten Gintonin.

Wir recherchieren die sieben bekanntesten Wirkungen von Ginseng und vergleichen diese mit Studienergebnissen.

Im Artikel erwähnen wir oft rotem Ginseng, dieser unterscheidet sich lediglich in der Verarbeitung vom weißen Ginseng. Durch das Erhitzen und Trocknen wird die Wurzel rot gefärbt. Rote und weiße Wurzeln stammen daher von derselben Pflanze und unterscheiden sich nur in ihrer Verarbeitung, kaum hingegen in ihren Inhaltsstoffen oder ihrer Wirkung.


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Potenzsteigerung: Ginseng gegen Erektionsstörungen und Unfruchtbarkeit
Ginseng stimuliert in Tierversuchen die Freisetzung des blutgefäßerweiternden Botenstoffs Stickstoffmonoxid (NO) welches im Schwellkörper für eine bessere Durchblutung sorgen soll. Allerdings konnte bei klinischen Studien zum Einsatz von Ginseng nur sieben von 27 Studien verwendet werden zur Auswertung, welche keinen Einfluss auf die fruchtbarkeit nachweisen konnten.
In den wenigen verbliebenen Studien verbesserte eine Dosis von dreimal 600mg täglich die Anzahl und Beweglichkeit der Spermien bei Männern mit Oligoasthenozoospermie. Da das aber nur auf wenige Probanden zutrifft, scheint die Wirkung nur bei ganz bestimmten Potenzproblemen etwas zu helfen. Scheinbar ist dazu auch eine sehr kontinuierliche und hohe Dosierung nötig.


Ginseng für ein besseres Gedächtnis und gegen Alzheimer
Häufig wird Ginseng eingenommen um die Denkleistung zu verbessern. Eine Meta-Analyse von insgesamt 9 klinischen Studien zeigt, dass Ginseng insbesondere das kurzfristige Arbeitsgedächtnis stimuliert. Ginseng scheint sehr schnell aber kurz zu Wirken etwa 3 Stunden nach der Einnahme. Langfristige Einnahmezeiträume wurden kaum untersucht. Die zitierten Studien waren allerdings von schlechter Qualität und widersprachen sich zu einem Teil.

Die einzigen klinischen Studien mit Alzheimer Patienten sind sehr ungenau. Bei einer Dosis von fünf bis neun Gramm roten Ginseng täglich, und nur bei einem einzigen Versuch wurde eine Verbesserung beim Mini-Mental-Status-Test (MMST) und der Alzheimer-Krankheit Bewertungsskala (ADAS) erreicht.

Die Studien reichen bisher nicht aus um eine Wirkung gegen Demenz zu belegen.


Ginseng gegen Diabetes
Die am besten klinisch erforschte Eigenschaft des Ginsengs ist die Wirkung auf den Blutzucker. Wirkstoffe im Ginseng aktivieren das Protein AMPK, eine Art Hauptschalter für den Stoffwechsel, der auch durch das Diabetesmedikament Metformin aktiviert wird. Ginseng regt die Bildung der GLUT-4 Glucose Transporter im Muskelgewebe an und reduziert die Produktion von Glucose in der Leber, beides führt zur Blutzuckersenkung. Allerdings beeinflusste der Ginseng weder die Insulinsensitivität positiv, noch die Insulinfreisetzung. Somit ist es kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie bei Diabetikern, kann aber als Ergänzung (nach vorheriger Absprache mit dem Arzt) verwendet werden. Ebenfalls eine Wurzel, der Gelbwurz oder auch Kurkuma genannt zeigt in Studien eine verzögernde Wirkung bei zunehmender Insulinresistenz.


Abwehr gegen Viren - Ginseng gegen Grippe
Die tägliche Einnahme von rotem Ginseng über einen längeren Zeitraum zeigten, dass sich die Überlebensfähigkeit von infizierten Lungenepithelzellen bei Erkrankten verbesserte und sich die damit verbundene Entzündung in der Lunge reduzierten.

Die Forscher vermuten, dass für diese vorteilhafte Wirkung die immunmodulierenden Eigenschaften des roten Ginsengs verantwortlich seien. Ein gestärktes Immunsystem könne folglich die Viren besser bekämpfen und ihre Symptome mildern.

Die genaue Wirkung ist aber noch unbekannt, zudem fehlt es an weiteren Studien welche die Vermutung stützen.


Doch nun kommen wir zu den Studien mit erfolgreichem Beleg.

Ginseng zeigt bei Asthma und Heuschnupfen tatsächlich Wirkung:

Die im Fachjournal Allergy and Asthma Proceedings veröffentlichte Studie zeigte, dass bei asthmatischen Mäusen die Symptome von chronischen Lungenschäden gelindert wurden.

In einer neuere Doppelblinde und placebokontrollierte Studie aus dem Jahr 2011 mit menschlichen Probanden zeigt, eine vorteilhafte Wirkungen des roten Ginsengs bei Atemwegsbeschwerden. An der vierwöchigen Studie vom Department of Internal Medicine des Seoul National University College of Medicine in Korea nahmen 59 Patienten mit chronischem Heuschnupfen teil.
Die Ginseng-Gruppe berichtet im Vergleich zur Placebogruppe über deutlich freiere Atemwege und eine insgesamt bessere Lebensqualität. Auch die Empfindlichkeit der Haut gegen Allergene nahm nach der Therapie ab.


Ginseng gegen Mundgeruch
Mundgeruch tritt oft in Zusammenhang mit Magenerkrankungen und folglich häufig parallel mit Helicobacter-Infektionen auf.
Helicobacter pylori ist ein Bakterium, das Magenschleimhautentzündungen und auch Magenkrebs begünstigt. Die 2009 im Fachmagazin Digestion veröffentlichte wissenschaftliche Arbeit zeigte, dass Ginseng den Mundgeruch, welcher durch Helicobacter-Infektion verursacht wird verhindern kann.
Allerdings ist damit die Behauptung das Ginseng generell gegen Mundgerüche hilft falsch und nicht bewiesen. Lediglich bei dieser speziellen Bakterien-Erkrankung konnte eine Wirkung nachgewiesen werden.

Ginseng gegen Müdigkeit
Als zusätzliche Stärkung wird bei schweren Krankheiten oft Ginsing begleitend verabreicht. So fanden Wissenschaftler der Mayo Clinic heraus, dass eine tägliche Gabe von zwei Gramm Ginseng bei Krebspatienten nach einer achtwöchigen Einnahme die bei Krebspatienten typische Müdigkeit bekämpft wurde und sich eine generell besseres Befinden einstellte.
Allerdings gibt es keine Studien die eine solche Wirkung bei gesunden Menschen feststellen konnten.


Allgemeine Hinweise zu Nebenwirkungen und Dosierung von Ginseng
Für gesunde Menschen ist die Einnahme unbedenklich und Nebenwirkungen selten. Generell ist zu beachten, dass Ginseng eine leicht Blut verdünnende Wirkung hat. Wer also Medikamente einnehmen muss sollte vorher immer abklären ob es nicht eine Synergie auslöst und damit die Medikamente stärker wirken oder schwächer.
Eine Dosierung bis zu zwei Gramm pro Tag ist laut Studien unbedenklich. Die durchschnittliche Menge in den Studien lag etwa bei einem Gramm. Bei Extrakten mit konzentrierten Wirkstoffen gilt natürlich eine ganz andere deutlich niedrigere Dosis welche auf der Packung angegeben wird.

Weitere Studien an Mäusen konnten zwar Leistungssteigerungen zeigen, allerdings gab es bei Versuchen mit Menschen keine dauerhaft nachweisbare Steigerung der Leistung. Zumindest haben sich teilweise bessere Leberwerte und die Regenerationszeit minimal verbessert, was aber jeweils bisher noch nicht Aussagekräftig ist. ( http://www.dopinginfo.de/rubriken/07_info/Ginseng.pdf )

Die Studien zeigen generell eine leicht positive Wirkung auf den Organismus, auch wenn es kein Allheilmittel ist für spezifische Krankheiten, so wirkt sich die Verwendung von Ginseng positiv auf unser Wohlbefinden und den Kreislauf aus. Traditionell wird Ginseng als Tee getrunken.

Wer es selbst probieren möchte, ich habe folgenden Ginseng Tee ausprobiert und fand den Geschmack ganz interessant, bisher war ich auch nicht mehr Krank und fühle mich so gut wie vorher Wenn das Langfristig funktioniert oder beim schnellerem Genesen hilft (wenn ich mal Krank bin), werde ich einfach dabei bleiben auch wenn ich einen Placebo bei mir nicht ausschließen kann. Einen Selbstversuch ist es mir Wert auch wenn die Wurzel sehr begehrt ist und nicht so günstig.