HDCP-Kopierschutz - Zu schwach für Cracker, aber stark genug für Klagen

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von eFighter, 20. April 2006 .

  1. 20. April 2006
    Zu schwach für Cracker, aber stark genug für Klagen

    Ed Felten analysierte HDCP, den High-Bandwidth Digital Content Protection-Kopierschutz und kam zu ernüchternden Ergebnissen. In der jetzigen Form ist das Knacken des Schutzes vorhersehbar, bessere Technik sei teurer, aber möglich gewesen. Warum man sich das Geld für den schwachen Schutz nicht gleich gespart hat? Feltens These: Auch der billige Schutz ermöglicht Klagen gegen die Umgeher.

    HDCP ist eine der Techniken, die zum Schutz von hochauflösenden Videosignalen beispielsweise für Pay-TV eingesetzt werden sollen. Die Idee: nur ein Gerät, welches die Kopierschutztechnik beherrscht und beachtet, darf den hochaufgelösten Content auch abspielen. Was zwangsläufig zu verärgerten Kunden führen muss, so Felten: denn zahlreiche Geräte verfügen über die passenden Eingänge und die Hardwareressourcen zur Darstellung hochaufgelösten Contents, beherrschen sie jedoch kein HDCP, wird die Auflösung verringert. Das Ergebnis: das teure Endgerät, welches an sich die hohen Auflösungen beherrscht, spielt hochaufgelöste Filme dennoch in schlechterer Qualität.

    Wer den Kunden solche Verwirrung zumutet - Felten fragt rhetorisch, welcher seiner Leser ein Endgerät mit einem HDMI-Eingang besitzt, und welcher wiederum weiss, ob es auch den HDTV-Schutz beherrscht - muss gute Gründe haben. Die Sicherheit der Medien vor dem unautorisierten Kopieren, beispielsweise. Das sei jedoch nicht der Fall, so Felten: wenn die geheimen Schlüssel bekannt würden, mit denen HDTV arbeite, könnte das Systen geradezu katastrophal scheitern. Weswegen man sich den Aufwand, die Kosten und die kommenden verärgerten Kunden antut? Auch der schwache Schutz ermöglicht das Verklagen derer, die ihn knacken.

    Es ist billiger, eine Reihe von Verfahren einzuleiten - beispielsweise gegen Hersteller von Abspielgeräten, die den Contentschutz nicht beachten - als eine teurere, schwerer zu umgehende Verschlüsselungslösung für den Content zu implementieren. Ebenso geht Felten davon aus, dass die stärkere Lösung einige Arten der Verbreitung von Medien via P2P unterbunden hätte. Daran habe die Industrie aber offensichtlich auch kein Interesse gehabt, andere Wege der Vervielfältigung scheinen als größeres Problem betrachtet zu werden.

    Feltens Fazit:
    "Bei HDCP dienen "Sicherheits"-Techniken nicht dazu, Piraterie zu verhindern, sondern Gerichtsverfahren zu ermöglichen. Wenn Sie einen HDCP-fähigen TV oder Player kaufen, zahlen Sie genau dafür - ihr Gerät wird mehr kosten und weniger leisten."

    Man muss dazu sagen, dass sich in diesem Kontext keine "sue'em all"-Strategie herauslesen läßt, wie sie in anderen Bereichen der Medienindustrie nach wie vor als Ausweg aus der angeblichen Misere betrachtet wird. Zielgruppe dürften Hardwarehersteller und unautorisierte Presswerke sein. Dennoch ist erstaunlich, wie sehr sich die Branche darauf verläßt, Technik per Klage zu verbieten, sollte jemand die lückenhaften Restriktionen des Systems umgehen, für welche letzten Endes die Kunden aufkommen.

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