Hitlers Papiere für "Mein Kampf" entdeckt

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von Deejayy, 9. Juni 2007 .

  1. 9. Juni 2007
    Die Entstehung von Hitlers Buch "Mein Kampf" ist von Legenden umwuchert. An diesem Freitag stellen Wissenschaftler eine Studie über ein von Adolf Hitler angeblich selbst verfasstes Konzept vor. Die Experten beteuern die Echtheit. Aber Vorsicht ist angebracht.
    Adolf Hitlers „Mein Kampf“ ist ein schlechtes Buch. Verführungskraft entfalten die primitiven Ausführungen des NSDAP-Chefs heute so wenig wie vor 1933. Das Publikum faszinieren konnte der „Führer“ damals wohl mit seinen Reden, doch nie mit seiner Kampfschrift.

    Trotzdem weigert sich das Bayerische Finanzministerium, Verwalter des Hitler-Nachlasses sowie des 1945 aufgelösten NSDAP-Parteiverlages Franz Eher Nachfolger, eine kritisch kommentierte Ausgabe zuzulassen. Obwohl nach Meinung praktisch aller Fachleute ein solche wissenschaftliche Edition Hitlers Buch den Reiz des Verbotenen nehmen und damit der Aufklärung dienen würde.


    Offenbar ist das Manuskript echt

    An diesem Freitag stellen in Salzburg Schriftexperten beim Kongress der Gesellschaft für forensische Schriftuntersuchung möglicherweise sensationelle neue Erkenntnisse zur Entstehungsgeschichte von „Mein Kampf“ vor. Im Herbst 2006 war bei einem Münchner Auktionshaus ein Konvolut von wenigen Dutzend Seiten versteigert worden.

    Der Käufer, ein ungenannter Privatsammler aus den USA, beauftragte den Hitler-Experten Florian Beierl mit einem Gutachten über diesen Bestand. Mit dem Historiker Othmar Plöckinger sowie Schriftsachverständigen erarbeitete Beierl das Gutachten, das heute der Öffentlichkeit präsentiert wird. Zentrale These: Die Unterlagen sind echt.

    Im Kern handelt es bei dem Konvolut laut den vorab bekannt gewordenen Informationen um Fragmente aus der Entstehungszeit von „Mein Kampf“ in der Festungshaftanstalt Landsberg am Lech. Genau: um ein Kapitel und vor allem um 18 Seiten Konzept zu insgesamt fünf Kapiteln des ersten Bandes, der 1925 erschien.


    Seit April 1924 saß Hitler im Gefängnis

    Die Papiere passen genau zu Plöckingers Forschungen, die er nach jahrelanger Vorbereitung in einem im Sommer 2006 erschienen Band (Geschichte eines Buches: Adolf Hitlers „Mein Kampf“. Oldenbourg Verlag. 632 S., 49,90 Euro) dargestellt hat. Wie so vieles an Hitlers Biografie war nämlich auch die Entstehung seines Bekenntnisbuches von Mythen und Legenden überwuchert.

    Klar ist: Hitler hat den ersten Teil seines Buches in der Haftzeit in der Festung Landsberg verfasst. Seit April 1924 saß er dort eine nominell fünfjährige Haftstrafe wegen Hochverrates ab, verhängt wegen des Putsches in München am 8. und 9. November 1923.

    Nach der gängigen Version diktierte Hitler im Gefängnis seinem Vertrauten Emil Maurice und vor allem seinem Sekretär und späteren Stellvertreter an der NSDAP-Spitze, Rudolf Heß, sein Buch.


    Das rote Farbband gibt Aufschluss
    Schon in Plöckingers Buch wurde diese Darstellung in Zweifel gezogen: „Heß traf zu einem Zeitpunkt ein, als sich der erste Entwurf von ,Mein Kampf‘ bereits im Endstadium befand.“ Das im Herbst 2006 aufgetauchte Konvolut, das Plöckinger vor Erscheinen seines Buches nicht kannte, bestätigte dieses Urteil.

    Denn bei den 18 Seiten Konzept handelt es sich offenbar um den auf zwei verschiedenen Schreibmaschinen im Gefängnis Landsberg von Hitler eigenhändig geschriebenen und handschriftlich korrigierten Gliederungsentwurf.

    Beierl und Plöckinger wollen heute aufgrund von Textvergleichen belegen, welche Passagen von „Mein Kampf“ auf diesen teilweise mit rotem Farbband geschriebenen Notizen beruhen. Zu datieren ist das Konzept auf April und Anfang Mai 1924 – genau die Zeit, in der Hitler sich entschied, statt einer „Abrechnung“ mit seinen politischen Gegnern eine umfangreichere Autobiografie zu schreiben.


    Das Debakel der "Hitler-Tagebücher"

    Für Hitlers eigenhändige Urheberschaft der Konzeptseiten spricht zudem die große Zahl orthografischer und Tippfehler, die einem geübten Maschinenschreiber nicht unterlaufen werden. Ob Beierls und Plöckingers weitere Argumente die Wissenschaft überzeugen werden, kann erst nach der heutigen Veröffentlichung des Gutachtens beurteilt werden.

    Grundsätzlich gilt: Hitler-Autographen sind stets fragwürdig. Ende der siebziger Jahre war der Stuttgarter Zeithistoriker Eberhard Jäckel auf Konrad Kujau hereingefallen, der später als Fälscher der „Hitler-Tagebücher“ weltbekannt wurde, die die Zeitschrift „Stern“ 1983 zu veröffentlichen begann.

    In Jäckels wissenschaftlicher Edition „Hitler. Sämtliche Aufzeichnungen 1905 bis 1924“ fanden sich unter 694 einzelnen Stücken 76 angebliche Hitler-Autographen aus Kujaus Feder – darunter auch die Notiz, die seinerzeit auf dem Cover abgebildet wurde.


    Der Mythos muss fallen
    Beierl und Plöckinger wollen einen ähnlichen Fehler unbedingt vermeiden. Deshalb legen sie vor der für 2008 geplanten wissenschaftlich kommentierten Veröffentlichung des Konvoluts ein umfassendes schriftwissenschaftliches Gutachten vor. Sollten die Dokumente aber tatsächlich echt sein, wird eine wissenschaftliche Edition von „Mein Kampf“ noch dringlicher.

    Nur so wird dieses miserable Buch endlich den von Rechtsextremisten und im Internet sorgfältig gepflegten Mythos verlieren, ein „gesperrtes Buch“ zu sein, das (wie es auf einer Neonazi-Website heißt) „den Deutschen“ vorenthalten werden müsse, weil es so „brisante Wahrheiten“ enthalte.Quelle

    Greetingz

    Timo
     
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