Meldepflicht und Infektionsüberwachung – Wie wird das geregelt?
Die Meldepflicht bei Influenza ist gesetzlich festgelegt. Laut Infektionsschutzgesetz müssen Ärzte sowie Labore positive Testergebnisse an das jeweilige Gesundheitsamt weiterleiten. Vorraussetzung dafür ist die Entnahme eines Nasen- oder Rachenabstrichs – dieser muss im Labor untersucht werden. Die Gesundheitsämter leiten daraufhin die bestätigten Fälle an das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit weiter. Dieses Institut hat die Aufgabe, die Daten zu sammeln und zur bundesweiten Auswertung an das Robert Koch-Institut (RKI) zu übermitteln. Zudem erhalten die Betroffenen einen Brief vom Gesundheitsamt, worin es um den Krankheitsverlauf und mögliche Infektionen von Familienmitgliedern geht.
Die Umfrage ist – laut den Verantwortlichen im Gesundheitsamt Regensburg – ein statistisches Mittel. Sie dient einem ähnlichen Zweck wie während der Hochphase von Corona: Identifikation potenzieller Infektionsherde.
Meldepflicht ohne Testpflicht – Ein Dilemma?
Viele Praxen führen in der Realität kaum Tests auf Influenza durch. Nach einem positiven Befund existiert zwar eine Meldepflicht, jedoch liegt keine Testpflicht für Ärzte vor. Eine Vielzahl von Ärzten konzentriert sich auf die Behandlung der Symptome. Das resultiert in einer Situation, dass die meisten Erkrankten nie einen Brief vom Gesundheitsamt erhalten. Diese werden nur aktiv, wenn ein positives Testergebnis vorliegt. Verdachtsfälle müssen nicht gemeldet werden – das bedeutet, die nachgewiesenen Virusfälle sind oft nur ein Bruchteil der tatsächlichen Erkrankungen. Das bayerische Gesundheitsministerium hat bereits auf diese Problematik hingewiesen.
Warum Tests auf Influenzaviren so selten sind
Ein Münchener Hausarzt äußert, dass auch in seiner Praxis die Tests auf Influenza faktisch kaum durchgeführt werden. Der Grund dafür ist die finanzielle Belastung, die mit der Durchführung von PCR-Tests für jede Patientin und jeden Patienten verbunden ist. "Es wäre seltsam, nur für statistische Zwecke Geld auszugeben", meint er. "Das steht in keinem Verhältnis zu den Errungenschaften in der medizinischen Versorgung." Tatsächlich – ob es sich um Corona oder Influenza handelt, spielt für die Behandlung oft keine Rolle – wichtig ist nur die Genesung des Patienten.
Datenüberwachung durch das RKI – Essentiell für die Analyse?
Um ein klares Bild vom Infektionsgeschehen zu erhalten, überwacht das RKI die Häufigkeit von Menschen, die mit "akuten Atemwegserkrankungen" in den Meldepraxen Deutschlands behandelt werden. Neben diesen Meldungen geben auch Abwasserproben wertvolle Informationen über die Viruslast. Diese faktischen Daten nutzen die Gesundheitsämter, um das örtliche Infektionsgeschehen zu beobachten, auch wenn nur wenige Ärzte Tests auf Influenza durchführen. Das Gesundheitsamt Regensburg verweist darauf, dass in der letzten Woche in Bayern etwa 9.700 Menschen positiv auf Influenzaviren getestet wurden, was einen Rückgang um 300 Fälle im Vergleich zur Vorwoche darstellt. Diese Zahlen können tatsächlich nur einen kleinen Teil der tatsächlichen Erkrankungen abbilden. Doch sie zeigen, dass möglicherweise der Höhepunkt der Influenza-Saison überschritten ist. Abwasserproben scheinen das zu bestätigen – an mehreren Messstellen in Bayern sinkt die Influenza-Belastung bereits.
Ende der Grippewelle – Gibt es Hoffnung?
Michael Pfeifer, Chefarzt am Klinikum Regensburg, bewertet normalerweise den Höhepunkt des Infektionsgeschehens schon Mitte Februar. "Fasching war oft ein Antrieb", sagt er. Bisher finden die Faschingstage jedoch erst im März statt, weshalb er erwartet, dass die Fallzahlen dann erneut ansteigen. Positiver Hinweis: In Bayern ist die Zahl der gemeldeten Grippefälle zuletzt nicht mehr gestiegen. "Der Scheitelpunkt könnte bald überschritten sein", meint auch Christoph Spinner, Leiter der Infektiologie am Klinikum Rechts der Isar in München.
Insgesamt zeigt die derzeitige Situation, dass die Influenza-Statistik und das tatsächliche Geschehen um eine signifikante Lücke gekennzeichnet sind. Wichtige Erkenntnisse könnnen dennoch aus den vorliegenden Daten abgeleitet werden, sodass der Verlauf auch weiterhin genau beobachtet werden muss.
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