Innere Sicherheit: Grenzer können den E-Pass nicht lesen

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von zwa3hnn, 24. April 2007 .

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  1. 24. April 2007
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 14. April 2017
    Nur knapp Hälfte der Pass-Kontrollpunkte in Deutschland kann den RFID-Chip des neuen Biometrie-Passes auslesen. Die Infrastruktur für eine automatische Identifizierung fehlt völlig. Konsequenz: In der Praxis sind die neuen Pässe heute so sicher wie die alten.

    Von den etwa 1000 Pass-Kontrollstellen in Deutschland haben nur 600 ein Lesegerät zum Auslesen des RFID-Chips der neuen Pässe. Das teilte das Bundesinnenministerium auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE mit. Das bedeutet: Das einfachste zusätzliche Sicherheitsmerkmal des neuen Passes greift heute selten. An 40 Prozent der deutschen Pass-Kontrollpunkte werden die neuen RFID-Pässe so geprüft wie die alten chiplosen Dokumente.

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    Passkontrolle: Wann Grenzer die neuen Biometrie-Pässe lesen können, ist unklar​

    Einen konkreten Termin, wann die übrigen Kontrollpunkte RFID-Lesegeräte erhalten, will das Innenministerium nicht nennen. Ministeriumssprecherin Annette Ziesig sagte SPIEGEL ONLINE, dieses Prüfverfahren werde "unverzüglich nach Inkrafttreten der erforderlichen Änderungen des Passgesetzes zunächst an ausgewählten Grenzübergangsstellen erprobt und anschließend flächendeckend in Betrieb genommen".

    Völlig unklar ist, wann an den Grenzen automatisch geprüft werden kann, ob die kontrollierte Person identisch mit dem Passinhaber ist: Hierfür wären Kameras und Fingerabdruckscanner nötig. Eine Planung, wann deutsche Grenzer diese Geräte erhalten sollen, gibt es nicht. "Wir haben auf entsprechende Anfragen keine Antwort des Bundesinnenministeriums erhalten," sagt Gisela Piltz. Das Bundesinnenministerium beantwortet eine entsprechende Anfrage von SPIEGEL ONLINE ausweichend. Diese zweite Stufe, die den maschinellen Abgleich biometrischer Merkmale umfasse, erfordere "wegen der weit reichenden Implikationen für den Ablauf der Grenzkontrolle und Beschaffungsmaßnahmen eine längere Vorbereitungszeit." Konkreter: "Es wird davon ausgegangen, dass ab 2009 die notwendigen Voraussetzungen für eine reguläre Einführung der Kontrolltechnik zur Überprüfung der biometrischen Merkmale gegeben sein werden."

    Diese Aussage widerspricht den Versprechen, der E-Pass würde mehr Sicherheit schaffen. Wenn die Infrastruktur für die Authentifizierung per RFID unvollständig ist und die Geräte für die automatisierte Identifizierung per Chip fehlen, ist der neue Pass so sicher wie der alte. FDP-Innenexpertin Piltz kommentiert den Vorgang mit so: "Wozu dieser ganze Aufwand?"


    quelle: Spiegel Online
     
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