Integration - Hier spricht man Englisch, oder?

Dieses Thema im Forum "Politik, Umwelt, Gesellschaft" wurde erstellt von graci, 5. Dezember 2008 .

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  1. 5. Dezember 2008
    ZEIT ONLINE 4.12.2008 - 13:11 Uhr [http://www.zeit.de/online/2008/49/usa-sprache]

    Die CDU will Deutsch als Nationalsprache im Grundgesetz verankern. Die USA kennen den Streit auch. Doch das Land hat Wege gefunden, mit der Sprachenvielfalt umzugehen

    Wer in New York in die U-Bahn steigt, sieht chinesische Stationsnamen und spanische Warntafeln. In Museen liegen deutsche und französische Faltblätter, die Inhaber kleiner Läden sprechen Arabisch oder Hebräisch und die Taxifahrer aus Sri Lanka oder Bangladesh bestenfalls gebrochen Englisch.

    Aber New York – oder Miami, Chicago und San Francisco – ist nicht Amerika. In Amerika wird Englisch gesprochen. In der Verfassung ist das nicht verankert. In den ersten Jahrhunderten haben Behörden, Schulen und Unternehmen dafür gesorgt, dass sich die ankommenden Europäer so schnell wie möglich anpassten. Wer die engen Einwandererquartiere verlassen wollte, lernte Englisch. Wollte man Staatsbürger werden, musste man ab 1906 Englischkenntnisse nachweisen.

    Eine Alternative war Deutsch. Zumindest eine Zeit lang: In New York und Texas, Minnesota und Missouri gab es deutsche Schulen, Kirchen und Theater. Das änderte sich radikal mit dem Ersten Weltkrieg. Deutsche Bücher wurden aus Bibliotheken entfernt, deutsche Straßennamen gegen englische ausgewechselt und Wörter wie "Sauerkraut" verboten. In Minnesota wurde ein Pfarrer fast gelyncht, weil er mit einer sterbenden Frau auf Deutsch gebetet hatte. Die meisten Deutschen anglisierten nun hastig ihre Namen. Heute gibt es noch ein paar altertümliche religiöse Gruppierungen wie die Amish oder die Mennoniten, die eine Art Plattdeutsch reden. Aber das ist Folklore.

    Auch mit den Ureinwohnern war der Umgang rabiat: Noch im 20. Jahrhundert wurden indianische Kinder zwangsweise auf Internate geschafft. Wenn sie dort in ihrer Sprache redeten oder zu den heimischen Göttern beteten, wurden sie geschlagen, oder ihnen wurde der Mund mit Seife ausgewaschen. Heute sind die meisten Indianersprachen ausgestorben.

    Die Bürgerrechtsbewegung der sechziger Jahre änderte das kulturelle Klima. Hinzu kommt, dass heute die meisten Einwanderer nicht mehr anpassungswillige Europäer sind, sondern oft Mexikaner, Chinesen und Phillipinos.

    Die USA haben sich von einem fast weißen Land mit schwarzen Gettos zu einem Multikultistaat gewandelt. Noch sprechen mehr als 80 Prozent der Bewohner Englisch. Aber der Anteil der Latinos wächst. In Kalifornien, Arizona, New Mexico und Texas, die vor 150 Jahren noch zu Mexiko gehörten, liegen Städte, in denen bis zu drei viertel der Bewohner Spanisch sprechen: San Diego, Los Angeles, El Paso, San Antonio. Hier gibt es spanische Geschäfte, spanische TV-Sender, Radios, Zeitungen, Schulen und Kirchen, die Bancó di México.

    Viele Telefonhotlines sind heute zweisprachig. Das gefällt nicht jedem Bürger: Es gab Versuche einzelner Abgeordneter, Englisch als offizielle Sprache in der Verfassung durchzusetzen. Bisher erfolglos. Allerdings haben dreißig Bundesstaaten Englisch in ihrer eigenen Verfassung festgeschrieben.

    Der Erste war Louisiana. Dort war die offizielle Sprache bis 1807 Französisch. Das Gros der Bundesstaaten aber erließ eine solche Regelung erst in den achtziger und neunziger Jahren. Der letzte Staat war 2008 Missouri. In einer Volksabstimmung sprachen sich 86,3 Prozent der Bürger dafür aus.

    Es gibt noch die Initiative "ProEnglish". Sie will Englisch landesweit in der Verfassung verankern. Dabei beruft sie sich auf den ehemaligen US-Präsidenten Theodore Roosevelt, der Amerika nicht als "polyglottes Hotel" sehen wollte. Die Englischpflicht löse einen Assimilationsdruck aus, und der vermeide Gettos der Unterklasse, lautet das Argument von "ProEnglish". Die Gegner wenden ein, dass die USA immer ein vielsprachiges Land gewesen sei. Sprachgesetze wären früher oft genutzt worden, um Immigranten aus Italien oder Osteuropa von Behördenjobs fernzuhalten. Auch ohne ein Sprachgebot hätten sich alle Amerikaner früher oder später assimiliert.

    New York, natürlich, schlägt eine eigene Richtung ein. Hier hat die Stadtverwaltung eine Servicehotline eingerichtet. In 170 Sprachen kann man sich hier informieren. Auch auf Deutsch.

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    krass mit den Indianern damals...
     
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