Mal was grundsätzliches über das Arbeiten

Dieses Thema im Forum "Politik, Umwelt, Gesellschaft" wurde erstellt von Kritiker, 8. November 2011 .

Schlagworte:
?

Stimmt ihr Grigats Kritik des Arbeitsfetisch zu?

  1. Ja

    21 Stimme(n)
    61,8%
  2. Nein

    10 Stimme(n)
    29,4%
  3. Weiß nicht

    3 Stimme(n)
    8,8%
  1. 8. November 2011
    Es folgt ein Artikel über das Arbeiten, das gesellschaftliche Verhältnis zur Arbeit und den sogenannten Arbeitsfetisch; der Thread darf auch als Reaktion auf die Occupy-Proteste interpretiert werden.

    Erscheint euch Grigats Kritik plausibel? (Die Frage der Machbarkeit seiner skizzierten, anderen Gesellschaft ist eine andere Frage.)

    Geht ihr in eurem Job auf oder handelt es sich dabei für euch nur um ein notwendiges Übel, um an Geld zu kommen, welches ihr benötigt, um in eurer Freizeit euren eigentlichen Interessen nachzukommen?

    Die Frage kann in ähnlicher Weise auch an die Studenten im Forum gestellt werden: Geht ihr in eurer Rolle als Student auf, deckt sich der Studieninhalt mit euren Interessen? Oder habt ihr euren Studiengang hauptsächlich deshalb gewählt, weil ihr von allen Alternativen die größte Affinität dazu hattet, und seht in Hochschulen nur Institutionen, in denen lediglich Arbeitskraft zugerichtet wird? Das Studium als Wertsteigerung der eigenen Arbeitskraft sozusagen, um konkurrenzfähig zu sein und der Drohung der Arbeitslosigkeit zu entgehen?
     
  2. 8. November 2011
    AW: Mal was grundsätzliches über das Arbeiten

    Viel Text um eine für sich recht zu Anfang stellende Frage, "bist du zufrieden so wie es ist?". Ich kann sagen ja, gut ich gebe zu mein Job ist harte körperliche Arbeit die mich die Woche über völlig ein nimmt, nur am Wochenenden sehe ich Freunde, Familie lebt derweil außerhalb Deutschlands aber dazu komme ich gleich auch noch. Da sich hier innerhalb der Familie die genauen Gegensätze Abzeichen.

    Zu mir: Ich arbeite als Monateschweißer Weltweilt, derweil nur in Deutschland worüber ich recht froh bin, da ich so jedes Wochenende nach Hause darf und Freunde treffe und Party mache oder entspanne. Ich war zu anfangs nicht glücklich damit fand mich aber ab, da es mir viel Geld einbringt. Mittlerweile hab ich mich damit abgefunden selten zu Hause zu sein, es erinnert mich an das Opfer Täter Verhältnis (was wie es heist sich entwickelt wenn man lange Zeit mit jemandem zusammen ist der ein Gewaltsam festhält). Mittlerweile macht mir die Arbeit spaß klar gibt es immer Tage wo ich kotzen könnte andere Tage bleiben wir Wochen lang in Erinnerung.
    Ich kann nich sagen es ist mein Traumberuf da ich mit 23 Jahren stetig schmerzen hab, wenn ich abends vor dem Fernseher sitze tut mir das weh, dann dass, dann wieder dies... Ich sage mir immer das ich die harte Arbeit nicht mein Leben lang machen werden, nur is die Bezahlung zu verlockend allerdings zahle ich wohl den höheren Preis.

    Meine Eltern sind ausgewandert weil Sie hier keine Arbeit gefunden haben oder in der Arbeit wo Sie waren nicht glücklich geworden sind. Es ist immer eine Entscheidung die man allein zu treffen hat, ist man glücklich und verdient vll. weniger oder macht man sich kaputt ob Körperlich oder Geistig und verdient viel. Eine Frage die man sich nicht stellen sollte, jedoch guckt man auf die Preise, fällt es einem leichter.

    Der Umfrage stimme ich mit Ja zu, weil sich für mich Arbeit mit Leben in eine Reihe stellt. Und das is Traurig.
     
  3. 8. November 2011
    AW: Mal was grundsätzliches über das Arbeiten

    Erhlich gesagt stellt Grigat ein paar interessante Fragen, doch, wie du schon richtig bemerkt hast, bleiben diese zumeist unbeantwortet und auf Phrasen bestimmt.

    Mir fehlt die auseinandersetzung des von Grigat beschworenen begriffs der würde. Grigat führt hierzu Wilde an. jedoch passt das zitat in keiner weise zu der argumentation die folgt. Wilde kritisiert Arbeit an sich, als reine physische Tätigkeit und stellt sie in keinen zusammenhang zur gesellschaft, sondern beurteilt arbeit von oben herab als würdelos für das individuum. Das mag teilweise richtig sein, jedoch stellt wilde, wie gesagt keinen bezug zum individuum in der gesellschaft her. Dies macht dann grigat und fordert die vergesellschaftung von produktionsmitteln. Doch das ändert nichts daran, dass physische arbeit immer noch würdelos ist.
    Ich könnte noch einiges anderes anführen.... vlt später.

    um deine frage zu beantowrten, ob ich zufireden bin mit dem was ich mache, muss ich wohl ein klares ja geben! ich könnte jetzt viel ausführen allerdings beschränke icvh mich auf die einfache feststellung, dass ich nicht jeden tag denke: "ein neuer tag in dem saftladen"
     
  4. 9. November 2011
    AW: Mal was grundsätzliches über das Arbeiten

    Mir scheint, dass im Rahmen der postmodernen Arbeitsverhältnisse der Arbeitsfetisch nicht mehr nur bei den ausgebeuteten Klassen zu finden ist, sondern sich eine Art gesellschaftlicher Imperativ entwickelt hat, der fordert, dass man sich doch gefälligst mit seiner Arbeit zu identifizieren habe. Besonders in diversen Kreativberufen wird somit eine vergleichsweise schlechte Entlohnung gerechtfertigt.
    Die personalisierende und auf die Zirkulation verkürzte Kapitalismuskritik von Gewerkschaften, Attac & co, die notwendigerweise mit einer Verherrlichung der Arbeit und der "Realwirtschaft" einhergeht, ist ohnehin ein Dauer-Klassiker. Das Thema Arbeit ist ein Punkt unter vielen, bei dem der Traditionsmarxismus und die Arbeiterbewegung die Theorien von Marx ins Gegenteil verkehrten.
    In den letzten Jahrzehnten hat sich jedoch zumindest in der radikalen Linken, zu der ich Grigat auch noch zählen würde, so einiges getan. Mittlerweile gibt es dort sogar eher das umgekehrte Problem: Eine Tendenz zu glauben, dass kurzfristiger Hedonismus und (durchaus verständliche) Arbeitsverweigerung automatisch ein politischer Akt wäre. Das kann es höchstens in repressiven Staaten wie dem Iran sein.

    Ich persönlich würde schon behaupten, dass mir meine Arbeit (Softwareentwicklung in der Medienbranche) Spass macht, aber es bleibt eben noch Arbeit mit all den Zumutungen, die ein Arbeitsverhältnis im Kapitalismus so mit sich bringt. Bin mir ausserdem sehr bewusst, dass ich mich in einer recht privilegierten Position befinde und z.B. keine *******rbeit nebenbei machen muss, um mein Studium zu finanzieren.
     
  5. 9. November 2011
    AW: Mal was grundsätzliches über das Arbeiten

    Problembennenung und Lösungssuche sind strikt zu trennen. Die wichtigste Frage, wenn jemand Kritik vorbringt, ist, ob das Problem tatsächlich existiert und wenn ja, wie gravierend es ist.

    Grigats Vorschlag, das Privateigentum an Produktionsmitteln hin zu gesellschaftlicher Verfügung zum Zwecke der Verwirklichung von Freiheit zu transformieren, ist wie ich finde schon ein relativ konkreter und konstruktiver Versuch, dem Problem beizukommen.

    Da du davor ausgewichen bist, frage ich dich explizit: Würdest du denn folgender Aussage zustimmen, die ja einen wichtigen Teil von Griagts Gesellschaftskritik ausmacht?

    Grigat sieht in der Arbeit ein notwendiges Übel, dem man sich nicht gänzlich entledigen kann; durch die Vergesellschaftung der Produktionsmittel im Dienste der Emanzipation des Menschen möchte er ihr eine Art Sinn verleihen. Dazu folgendes Zitat:

    Arbeiten, um zu überleben, besitzt zwar auch einen Sinn, wenn man so will, doch dieser ist im Vergleich zu Grigats Vorschlag negativ besetzt.

    Warum notwendige Arbeit nicht auf ein Minimum reduzieren und sich die Sicherheit und den Freiraum schaffen, um der Muße nachgehen zu können? Das Kapitalverhältnis, die Verwertung des Wertes, die niemals abschließende Kapitalakkumulation in Kombination mit der gegenwärtigen Organisation der Produktion in der Gesellschaft sind der Grund.

    Warum nicht Arbeit durch Arbeit abschaffen?
    -

    Es geht sogar soweit, dass einige Strömungen der postmodernen Philosophie den Kapitalismus nicht nur akzeptieren, sondern affirmieren, indem sie ihn in einen ontologischen Kontext setzen, um ihm damit etwas sakrales zu verleihen...
     
  6. 14. November 2011
    AW: Mal was grundsätzliches über das Arbeiten

    Das errinert mich alles ein wenig an das hier:

    http://www.thevenusproject.com/

    Ich persönlich würde sagen das ich meine Arbeit akzeptiere aber nicht toleriere. Wenn ich könnte würde ich ganz was anderes machen als ich momentan tue aber für gewisse berufe( die meisten coolen ) muss man ne ganze Menge im Kopf haben und so einiges leisten können , was ich leider für meinen Traumberuf nicht könnte. Doch selbst wenn man diesem Traumberuf irgendwie nachgehen könnte, würde einem dies auf dauer auch schwer fallen. Die Gesellschaft macht das Arbeiten einfach unattraktiv und wie jemand schon sagte, bleibt es immer noch Arbeit....
     
  7. 14. November 2011
    AW: Mal was grundsätzliches über das Arbeiten

    Ich denke Grigats Kritik am Arbeitsfetischismus trifft weitgehend zu. Oft wird die Erhaltung der Arbeit also das stabil bleiben oder besser senken der Arbeitslosenzahlen zum wichtigsten Bewertungspunkt der politischen Führung. Unhinterfragt bleibt dabei aber wie viel Arbeit tatsächlich nötig ist um ein bestimmtes Maß an Wohlstand zu erhalten. Ich denke man darf Grigat nicht so verstehen, dass Arbeit generäll ein notwendiges Übel ist, sonst würde er selbst den Kapitalismus fetischisieren. Viel mehr verstehe ich ihn hier und in seinen anderen Schriften so, dass mühselige und eintöige Arbeit auf ein Minimum reduziert werden muss um sich so "hauptberuflich" seiner libidonösen und Gebrauchswert schaffenden Arbeit zu zu wenden.

    Nicht durch Arbeit Arbeit schaffen, sondern abschaffen.

    PS.

    Schade finde ich allerdings das er keine Genese des Arbeitsfetischmus mit einer auf Marx aufbauenden Analyse zeigt.
     
  8. 18. November 2011
    AW: Mal was grundsätzliches über das Arbeiten

    Trifft fast voll zu und ich kann in den meisten Belangen uneingeschränkt zustimmen!

    Der Mann hat Pfiff!

    GruSS _ViEcH_
     
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