Mehrzweckwaffe gegen HIV

ReLax · 19. Mai 2011

Mehrzweckwaffe gegen HIV

20. April 2011 19:00 Drucken

Grafik zeigt rote, an Zahnräder erinnernde Proteinkomplexe, in einem sechseckigen Muster eingebettet in eine blaue Matrix Krankheitserreger wie das Immunschwächevirus HIV müssen in ihren Wirtszellen hochentwickelte Abwehrmechanismen überwinden. Das demonstrieren Untersuchungen Genfer und Zürcher Forscher. Ein vor wenigen Jahren entdecktes Protein begnügt sich demnach nicht damit, die Hülle eingedrungener Viruspartikel zu destabilisieren. Es erzeugt gleichzeitig auch ein Alarmsignal und aktiviert so das Immunsystem.

Die Proteine im Kapsid von HIV bilden eine gitterartige Struktur, in der TRIM5 regelrecht einrasten kann. Grafik: Universität Zürich

Das Protein mit der Kurzbezeichnung TRIM5 sei also eine echte Merkzweck-Komponente der angeborenen Abwehr, schreiben die Forscher um Jeremy Luban von der Universität Genf und Markus Grütter von der Universität Zürich im Magazin “Nature”. Die Klärung der Frage, warum dieser bei Affen so wirksame Mechanismus beim Menschen nur wenig effektiv ist, könnte neue Perspektiven für die Bekämpfung des Immunschwächevirus eröffnen.

TRIM5 war im Jahr 2004 in Rhesusaffen aufgefallen, weil es nach dem Einschleusen in menschliche Kulturzellen deren Infektion mit HIV erschwert. Das Protein lagert sich an die Proteinkapsel von in die Zelle eingedrungenen Viren an und löst die vorzeitige Auflösung dieses Kapsids aus. Gemeinsam mit Kollegen in Frankreich und den USA gingen die Schweizer Forscher nun Hinweisen nach, denen zufolge TRIM5 auch in die Signalverarbeitung in der Zelle eingreift.

Tatsächlich wird eine zweite Funktion von TRIM5 aktiviert, sobald das Protein in die Gitterstruktur eines Retrovirus-Kapsids förmlich eingerastet ist, fanden die Forscher. In Zusammenarbeit mit anderen Zellproteinen bewerkstelligt es nun die Verknüpfung kleiner Ubiquitin-Proteine zu langen Ketten. Diese Ubiquitin-Ketten dienen letztlich als Signal, das über die Transkriptionsfaktoren AP-1 und NF-kB das Ablesen antiviraler Gene auslöst. Derart in einen Abwehrzustand versetzt, kann die befallene Zelle Botenstoffe ausschütten, die das Immunsystem auf den Plan rufen und die benachbarte Zellen ebenfalls auf den Eindringling vorbereiten.

Forschung: Thomas Pertel, Stéphane Hausmann und Jeremy Luban, Département de Microbiologie et Médecine Moléculaire, Université de Genève, Genf; Damien Morger und Markus G. Grütter, Biochemisches Institut der Universität Zürich, Zürich; und andere

Veröffentlichung Nature, Vol. 472, 21. April 2011, pp 361-5, DOI 10.1038/nature09976

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Quelle: Mehrzweckwaffe gegen HIV : Scienceticker – tagesaktuelle Nachrichten aus Wissenschaft und Technik

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Äußerst interessant, durch Auflösung bzw. "Abfangen" der Lipidmembran vom HI-Virus entstehen neue Möglichkeiten den Virus schon in den befallenden Zellen zu bekämpfen. Ist die Membran ersteinmal weg, kann auch das entstehende Virion nicht langfristig überleben, da freie RNA wie sie im Virus vorkommt, einfach angreifbar ist durch Nukleasen.
Ein sehr interessante Nachricht, welche auf jeden Fall Aufmerksamkeit verdient.

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mhill · 19. Mai 2011

AW: Mehrzweckwaffe gegen HIV

Schöner Artikel aber was hat der jetzt zu bedeuten? Ein Meilenstein in der Medizin? Wird man damit das HI Virus bekämpfen können, sodass man Menschen mit dem HIV heilen kann?

Im Prinzip ist TRIM 5 doch nur für die Verbesserung der resistenz oder?

Trush · 19. Mai 2011

AW: Mehrzweckwaffe gegen HIV

So wie ich das verstanden habe, sorgt es für eine Aktivierung des Immunsystems und kann eine eventuelle Ausbreitung durch das "Warnen benachbarter Zellen" die Ausbreitung minimieren. Hilft aber wahrscheinlich bei erfolgter Ausbreitung nichts mehr?!
Aber gut, dass man auf dem Gebiet weiter forscht.

ReLax · 19. Mai 2011

AW: Mehrzweckwaffe gegen HIV

Nein, das Protein sorgt zum Einen dafür, das die Lipidkapsel welche die Virus-RNA umgibt, zerstört wird. Somit ist die eigentlich schlimme RNA angreiffbar und kann bekämpft werden. Zum Anderen werden durch das Protein benachbarte Zellen aktiviert, welche dann eigen Abwehrmechanismen ausbilden. Somit kann das Virus seht gut bekämpft werden, vorallem weil man bis jetzt das Problem der extrem hohen Mutationsrate bei HIV damit in den Griff bekommen könnte.

Oggy · 19. Mai 2011

AW: Mehrzweckwaffe gegen HIV

Nein, das Protein sorgt dafür, dass die Hüllen eingedrungener Viruspartikel in Kulturzellen destabilisieren. Sich also auflösen und der Inhalt quasi zerfließt.

So siehts aus.
Die Aktivierung des Immunsystems erfolgt durch die Entstehung von Verknüpfungen kleiner Ubiquitin-Proteine zu langen Ketten. Diese ketten markieren z.B. ein RNA-Strang und sorgen dafür, dass antivirale Gene ausgelesen und hergsestellt werden.

Auf jeden Fall ein sehr guter Anfang.

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