Bild zeigt das winziges Blatt-Chamäleon auf der Hand.
Entwicklung und Hintergrund
Die Forscher um Miguel Vences von der Technischen Universität Braunschweig in Deutschland wurden durch Touristen aufmerksam gemacht. Diese hatten Bilder des winzigen Reptils in sozialen Medien geteilt – eine entwicklungsgeschichtliche Keimzelle, die zur Entdeckung führte. Die Zusammenarbeit mit malagasy Wissenschaftlern, darunter Andolalao Rakotoarison und Alida Frankline Hasiniaina, war entscheidend. Sie unternahmen eine Expedition, um die Art zu finden und sammelten die ersten Proben.
Die Miniatur-Chamäleons der Gattung Brookesia
Chamäleons der Gattung Brookesia haben sich in den letzten Jahren als Pioniere im Bereich kleiner Körpergrößen etabliert. Die kleinste bekannte Reptilienart – Brookesia nana – wurde 2021 im nördlichen Madagaskar beschrieben und misst lediglich 22 Millimeter. Dies bringt das neue Chamäleon Brookesia nofy in den Fokus der Forschung, mit seinen 33 Millimetern ist es nur minimal größer.
Lebensraum und Bedrohungen
Das neue Chamäleon wurde am Ankanin’ny Nofy-Touristengebiet an der Ostküste Madagaskars gefunden. Dieser Lebensraum gehört zu den am stärksten bedrohten Regenwäldern der Welt. Weniger als 10 Prozent des einst ausgedehnten Waldes sind noch vorhanden. Interessanterweise könnte die Existenz von B. nofy nur dank eines privaten Reservats gesichert sein, das von einem Hotel betrieben wird. Daten zeigen, dass dort über die letzten zwei Jahrzehnte Bäume regeneriert wurden.
Vor fünf Jahren entdeckte ein lokaler Journalist die Art in einem benachbarten Waldstück. Doch als Vences und sein Team diesen Ort zwei Jahre später besuchten, waren weite Teile des Waldes durch Buschfeuer zerstört worden. Diese Bedrohungen verdeutlichen die fragilen Bedingungen, unter denen *B. nofy* lebt.
Ökotourismus als Schutzmechanismus?
Vences hebt die Rolle des Ökotourismus hervor. Internationale Touristen haben die Möglichkeit, Madagaskars seltene Chamäleons und Lemuren zu beobachten. Dies könnte möglicherweise die hohen Kohlenstoffemissionen, die mit Reisen verbunden sind, aufwiegen. „Wenn die Menschen keinen wirtschaftlichen Wert in den kleinen Überbleibseln der [überlebenden littoral] Wälder sehen - dann wird der Wald verschwinden“, warnt er.
Fazit
Die Entdeckung von Brookesia nofy ist ein Lichtblick im Dunkel madagassischer Regenwaldbedrohungen. Während Miniatur-Chamäleons schon mehrfach das Interesse der Wissenschaft auf sich gezogen haben, zeigt diese neue Art die schwierige Beziehung zwischen dem Erhalt seltener Arten und dem menschlichen Einfluss. Die Zukunft von B. nofy liegt in der Hand der Menschen - eine dringende Aufforderung zum Handeln.
Quelle: A new miniaturized species of leaf chameleon, genus Brookesia, from a littoral forest fragment in eastern Madagascar DOI: 10.11646/zootaxa.5506.4.3