Nobelpreisträgerin: Das Internet verführt eine ganze Generation mit Belanglosigkeiten

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von rainman, 10. Dezember 2007 .

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  1. 10. Dezember 2007
    Die britische Schriftstellerin Doris Lessing, die diesjährige Trägerin des Literaturnobelpreises, hat sich in der traditionellen Nobelvorlesung kritisch über den Umgang vor allem der jüngeren Menschen mit den neuen Medien geäußert. Die Menschen hätten sich noch nie gefragt, wie das Internet ihren Geist verändere, "das eine ganze Generation mit seinen Belanglosigkeiten [im Original inanities, womit auch "Albernheiten" gemeint sein könnten] verführt hat, sodass selbst einigermaßen vernünftige Leute zugeben, dass man sich nur schwer losreißen kann, wenn man einmal süchtig ist, und es sein kann, dass auf einmal ein ganzer Tag mit Bloggen und Bluggen und so weiter vergangen ist".

    Es sei ganz normal, dass junge Menschen nach jahrelanger Ausbildung nichts über die Welt wüssten, dass sie nichts gelesen hätten und sich nur in einem Fachgebiet auskennten, zum Beispiel mit Computern, schreibt Lessing in ihrem Text On Not Winning the Nobel Prize, den sie am vergangenen Freitag von ihrem Verleger Nicholas Pearson vortragen ließ. Wenn sich ältere Menschen mit jüngeren unterhielten, "dann begreifen sie, wie sehr Lesen bildet, weil die jungen Leute so viel weniger wissen. Und wenn Kinder nicht lesen können, liegt es daran, dass sie nichts gelesen haben".

    Der "Belanglosigkeit" des Internets und der Wergwerfmentalität in der westlichen Welt stellt Lessing den "Hunger nach Büchern" gegenüber, ein Phänomen, das die Schriftstellerin von Kenia bis zum Kap der Guten Hoffnung beobachtet habe – doch herrsche dort wegen der fehlenden Mittel auch Chancenlosigkeit. Lessings Rede war so wie die der vorigen Literaturnobelpreisträger Harold Pinter und Elfriede Jelinek von Bitterkeit und Zorn durchwoben. Bei britischen Schülern habe sie bei einem Besuch an einer Schule in London, bei dem sie über Zustände an einer Schule in Simbabwe berichtet habe, festgestellt, dass ihnen das Verständnis fehle, da sie zu wenig lesen würden: "Ganz bestimmt kennt jeder hier, der eine Rede hält, diesen Moment, wenn man in ausdruckslose Gesichter blickt. Die Zuhörer können nicht hören, was man sagt: Sie haben keine Vorstellung im Kopf, die dem entspricht, was man gerade erzählt."

    Die Nobelpreise für Physik, Chemie, Medizin und Literatur werden heute Nachmittag in Stockholm verliehen. Doris Lessing kann aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen. Mit Peter Grünberg und Gerhard Ertl werden in diesem Jahr zwei Deutsche für ihre wissenschaftlichen Verdienste ausgezeichnet. Die Zeremonie zur Verleihung des Friedensnobelpreises an Al Gore und den UN-Weltklimarat findet momentan in Oslo statt. (anw/c't)

    Quelle:http://www.heise.de/newsticker/meldung/100332
     
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