Öko-Stadt in China geplant - Umweltsünder wird zum Öko

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von xxxkiller, 17. April 2007 .

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  1. 17. April 2007
    China plant am Reißbrett eine ökologische Stadt - ein beherzter Schritt für einen der größten globalen Umweltverschmutzer. Doch die moderne Öko-Stadt auf der Insel Chongming vor Schanghai erregt Widerstand: Die Insel ist ein Vogelparadies - das eigentlich Ruhe braucht.

    Noch sind hier nicht als Kohlköpfe zu sehen, doch schon in drei Jahren soll auf der Insel Chongming nahe der Mündung des Jangtse vor der Millionenstadt Schanghai eine ökologische Stadt aus dem Boden gestampft werden.

    1,3 Milliarden Dollar (knapp eine Milliarde Euro) wolle die Regierung von Schanghai in die Stadt Dongtan investieren, sagt Dong Shanfeng, Projektleiter für die Ökostadt beim britischen Städtebau-Büro Arup. Die Öko-Stadt werde nur mit erneuerbaren Energien, Regenwasser und Brennstoff aus Küchenabfällen funktionieren.

    Obwohl China zu den weltweit größten Umweltsündern gehört, sind nicht alle von der Idee begeistert. Denn die Insel ist ein Vogelparadies, das eigentlich nur Ruhe braucht.

    Eine halbe Million Menschen sollen in den nächsten 25 Jahren in der Reißbrettstadt angesiedelt werden, die von den britischen Architekten im Auftrag der Shanghai Industrial Investment Co. entworfen wird. Wo es heute nur eine Fähre gibt, sollen dann ein Tunnel und eine Brücke die Verbindung zum Festland ermöglichen.

    Dennoch soll die erste „grüne Stadt“ Chinas, das immerhin 20 der 30 schmutzigsten Städte der Welt verzeichnet, ein Ort der Ruhe bleiben. Die Zugvögel, die hier regelmäßig Halt machen, sollen genausowenig verdrängt werden wie andere Tiere: „Für die Wildtiere wird es Korridore geben“, versichert Dong.

    Überhaupt sollen die Menschen von Dongtan so wenig wie möglich mit dem Auto fahren, sondern sich vorwiegend zu Fuß oder mit dem Fahrrad fortbewegen. Ansonsten soll alles auf der Basis erneuerbarer Energien und wiederaufbereiteter Stoffe funktionieren. Schon heute drehen sich auf der Insel Chongming drei Windräder in den Lüften.

    Die Zukunft der Ökostadt schildert Projektleiter Dong in rosigen Farben: Die Einwohner würden sich von Biogemüse ernähren, das auf der Insel angebaut werde, und in höchstens achtstöckigen Häusern wohnen, die mit Grasdächern optimal isoliert seien. Das Projekt eines eleganten Yachthafens, der eines Tages die kleine Fischermole mit den rostigen Kähnen ersetzen soll, lässt ahnen, wer die Einwohner der Insel sein werden: die junge Wirtschaftselite aus Schanghai, die von einem ruhigen Leben im Grünen träumt.

    Kritiker befürchten schon jetzt, dass die Yuppies mit ihren Autos in 45 Minuten aus der Wirtschaftsmetropole ins Ökoparadies donnern werden. „Ich bin gegen dieses Projekt, genau wie die meisten meiner Kollegen hier“, sagt Professor Zhao Min vom Institut für Städtebau der Universität Tongji in Schanghai.

    „Chongming war schon immer eine ökologische Insel, von Natur aus. Sie braucht keine menschliche Intervention und keine Entwicklung.“ Im Osten von Schanghai gebe es reichlich unbebautes Land, das entwickelt werden könne, betont der Professor.

    Gegen Kritik ist der Projektleiter gewappnet: Maximal 40 Prozent der Fläche würden mit Häusern bebaut, der Rest bleibe für die Landwirtschaft und das Vogelschutzgebiet, beteuert Dong. Zudem werde ein Fünftel der Wohnungen werden günstig vermietet, versichert er. Die Ansiedlung „grüner“ Unternehmen solle überdies bis 2020 rund 50.000 Arbeitsplätze schaffen.

    Quelle: sueddeutsche.de
     
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