Privatisierung?

Dieses Thema im Forum "Politik, Umwelt, Gesellschaft" wurde erstellt von |3linG, 7. Oktober 2006 .

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  1. 7. Oktober 2006
    Mir stinkt es ja schon, dass Betriebe wie die Bahn oder die Post, die man teilweise zwangsläufig benutzen muss, privatisiert sind und uns Kohle an jeder Ecke aus der Tasche ziehen ( Beispiel: Vor einem Jahr bezahlte ich 15 Euro von Duisburg nach Rheine. Heute bezahle ich 20 Euro, die Fahrt dauert eine halbe Stunde länger und die Züge haben meistens eine so starke Verspätung, dass ich Anschlusszüge oft garnicht bekomme ). Doch diese Betriebe sind nicht direkt für mein überleben verantwortlich.
    Irgendwann muss es auch aufhören: Jetzt werden sogar Krankenhäuser privat. Das kann doch nicht wahr sein!
    Schon in der jetzigen Situation müssen Krankenpfleger und Schwester bis zur Erschöpfung arbeiten. Viele von ihnen haben schwere. arbeitsbedingte physische Krankheiten ( Bandscheibenvorfall, Leistenbruch usw, von der psychischen Belastung garnicht zu reden ), müssen viel mehr arbeiten, als eigentlich vorgeschrieben ( oft kommen die Pfleger nicht dazu, sich die gesetzlich vorgeschriebene halbe Stunde Pause zu nehmen. ). Selbst Schüler und Praktikanten, die eigentlich garnicht arbeiten, sondern nur lernen sollen, müssen mit anpacken. Jeder Pfleger hat bis zu 7 Patienten. Das mag sich nicht viel anhören, aber auf bestimmten Stationen ist das eine unglaubliche Belastung. Wenn von diesen 7 Patienten, 6 jeden morgen gewaschen, gefüttert, mehrfach gespritzt, windeln gewechselt etc werden müssen, ist das in den 7 1/2 Stunden pro Schicht kaum zu schaffen. Teilweise sterben die Patienten auf den Stationen einfach weg, weil man sich nicht genug um sie kümmern KANN. Die meisten Krankenschwestern sind hoch-kompetente Fachkräfte, die beinahe so viel können wie ein studierter Arzt. Trotzdem verdienen sie nur einen Bruchteil des Gehaltes. Jetzt, durch die privatisierung der Wedau Kliniken in Duisburg, werden noch Weihnachts- und Urlaubsgeld gestrichen. Zusammengefasst heißt das soviel: Die PflegerInnen arbeiten für einen Hungerlohn, schaffen allerdings für zehn, haben keine Pause und sind oft krank, weil sie einfach unangemessene Arbeiten leisten müssen. Hinzu kommt noch die neue Regelung für Weiterbildungen: Früher wurden diese Weiterbildungen als Überstunden bezahlt. Heute hingegen macht man das in seiner Freizeit und muss noch eine UNSUMME draufzahlen. Eine Gehaltserhöhung kann man jedoch nicht erwarten. Nichtmal zu Essen bekommen die Leute auf diesen Fortbildungen heute.
    Krankenhäuser dürfen doch nicht auf Profitmaximierung auslegt sein. Ich will ein Krankenhaus, in dem ich mich sicher fühlen kann. Doch wenn, aus Personalmangel, Schüler und Praktikanten mir Spritzen setzen müssen, wenn die Krankenpfleger völlig überarbeitet und unmotiviert sind, dann hab ich tatsächlich Angst, wenn ich dort liege und fühle mich sicher nicht in guten Händen. In dem Fall lass ich mich lieber von meiner kleinen Schwester zuhause pflegen, die hat wenigstens Zeit für mich.
    Ich will betonen, dass es NICHT am Personal liegt. Die Krankenpfleger- und Innen leisten zum großteil hervorragende Arbeit und gehen für die Patienten an ihre Grenzen. Doch durch Einsparungen an allen Ecken ist es kaum noch möglich, jemanden angemessen zu versorgen. Ich kann nur hoffen, dass ein paar CDU-Wähler auf den Stationen aus mangelnder Versorung sterben, denn diese Leute haben so eine Schweinerei möglich gemacht. Die Kliniken in Duisburg wurden nur verkauft, weil ein CDU-Bürgermeister an die Macht kam. Die SPD-Frau war zwar auch , aber sowas hätte die sich mit sicherheit nicht geleistet.
    Wollte ich nur mal gesagt haben.
     
  2. 7. Oktober 2006
    AW: Privatisierung?

    Eine Privatisierung kann theoretisch für einen staatlichen Betrieb Vorteile haben.

    Weniger Geldverschwendung, mehr Investitionen. Was aber eventuell auch mit Stellenabbau verbunden sein kann.

    In den USA sind viele Krankenhäuser und inbesondere die Universitäten privatisiert. Und dort ist das Konzept aufgegangen. Da hat Deutschland noch viel aufzuholen.
    Denn würden die Krankenkassen etc. nicht die vom Staat zur Verfügung gestellten finanziellen Mittel sinnvoll und gerecht verteilen würden, gäbe es im Gesundheitsbereich keinen Mangel.
     
  3. 7. Oktober 2006
    AW: Privatisierung?

    Für mich sind Geschehnisse wie Privatisierung und steigende Kosten ein Zeichen für einen Rückschritt zur Oligarchie. Den wohlhabenden die Welt! oO
     
  4. 7. Oktober 2006
    AW: Privatisierung?

    Nicht umbedingt. Privatisierung beim Gesundheitssystem würde eine Preissenkung der Dienstleistungen und Pharma-Produkte führen.
     
  5. 7. Oktober 2006
    AW: Privatisierung?

    Es könnte nicht nur so sein, es würde auf alle Fälle so kommen. Heutzutage haben doch selbst die Behörden keinen Einblick mehr in die Finanzströme der Krankenkassen. Für jeden Handgriff, den ein Arzt durchführt, bekommt er Geld. Das das Handgriffe in Rechnung gestellt werden, die nie durchgeführt wurden, ist das kleinere Übel.

    Die Krankenkassen, die Ärzte ( nicht die Klinikärzte ), die Apotheken...alle fürchten ihr mehr als fürstliches Einkommen zu verlieren.

    Eine Reform ist aber nötig, weil ansonsten Gesundheit unbezahlbar wird.


    Ein simples Beißpiel :

    Die AOK berechnet für einen Rollstuhl z.B. 1000 €. Ein Hersteller möchte den Patienten der AOK aber gerne Rollstühl für 500 € verkaufen. Die AOK verbietet dies, da ansonsten der Eigenanteil des Patienten sinkt.

    Die ganzen Kassenvereinigungen sind ein korrupter Haufen.
     
  6. 7. Oktober 2006
    AW: Privatisierung?

    Das Gesundheitssystem der USA ist sicherlich nicht erstrebenswert und das die Krankenhäuser ihre Mittel verschwenden würden, ist grober Unfug. Fakt ist nunmal, dass unser Gesundheitsystem in Deutschland wesentlich sozialer ausgerichtet ist, als das der USA. Man ist zwangsweise entweder in einer staatlichen oder privaten Krankenkasse versichert, egal wie viel man monatlich verdient und ob man arbeitlos ist oder nicht. In den USA sind nur diejenigen versichert, die arbeiten (oder genug Geld haben, dass sie es nicht mehr müssen) und zwar meistens durch den Arbeitgeber, wobei das auch nicht vorgeschrieben ist (mir ist bewusst, dass es sowas wie Medicaid oder Medicare gibt, gibt aber trotzdem noch viel zu viele Unversicherte). Oder anders ausgedrückt: Bist du gerade arbeitlos oder hast einen beschissenen Arbeitsvertrag erwischt, bist du ziemlich am Sack, wenn du dir einen Krankheit einfängst oder dich verletzt. Nun haben wir aber durch die soziale Ausrichtung unseres Gesundheitssystems ein Problem: Die Finanzierung. Ein jeder ist versichert, also zahlt auch ein jeder, klingt soweit wunderbar, ist es aber nicht. Arbeitslose verdienen teilweise nur 500€ (oder noch weniger) im Monat und zahlen prozentual gesehen genausoviel wie jemand der 10000€ im Monat verdient. Nur die meisten Vielverdiener sind privat versichert, der Staat sieht also keinen Cent davon (und jetzt komm mir nicht mit einer total Privatisierung der Krankenkassen, die Beitragssätze sind für die meisten Leute unerschwinglich, ist schon gut so, dass man da erst ab 4000€ Einkommen rein darf). Da nun aber durch viele Faktoren die Ausgaben im Gesundheitswesen massiv angestiegen sind in den letzten 10-20 Jahren (überwiegend natürlich durch die demografische Entwicklung Deutschlands), kam halt das Problem der Finanzierung unseres Gesundheitssystems. Und was macht man in so einem Fall? Richtig, man kürzt an allen Ecken und Enden und am schlimmsten hat es dabei nunmal Krankenhäuser, Hausärzte und dergleichen getroffen. Diese verschwenden ihre Mittel also nicht einfach wahllos, sondern haben einfach nicht genug mit dem sie wirtschaften können. Eine Privatisierung ist also auch nicht wünschenswert, da Gesundheit nicht zu einem wirtschaftlichen Interesse werden sollte, sondern das Wohl der Patienten immernoch vor Profitmaximierung stehen sollte, was bei den knappen Budgets der Krankenhäuser heutzutage durchaus der Fall sein wird (es ist also gut, dass es in den Krankenhäuser auch weiterhin unrentable Behandlungszweige gibt, also z.B. Gerätschaften für die Behandlung seltener Krankheiten...Gesundheit sollte keine Geldfrage sein). Oder um es kurz zu machen: Das Gesundheitswesen ist eine der vielen Dinge, wo die USA nicht als Vorbild dienen sollten.
     
  7. 7. Oktober 2006
    AW: Privatisierung?

    Schonmal was vom Punktesystem gehört? Arzt ist heute sicherlich kein Beruf mehr mit dem man reich werden kann, da musst du schon Schönheitschirurg werden.
     
  8. 7. Oktober 2006
    AW: Privatisierung?

    Die Statistiken sprechen ein anderes Bild.

    - jede zweite Herz-Katheter-Untersuchung ist überflüssig
    - 10 000 Beine werden pro Jahr amputiert, die noch am Körper hätten bleiben können
    - jeder vierte wegoperierte Blinddarm war nicht entzündet

    "Selbstinduzierte Nachfrage" nennt es der Arzt, wenn der Patient dreimal untersucht, 4 mal zu einem anderen Arzt geschickt und 5 mal in die Apotheke gebeten wird.

    Denn : Ein Patient ist niemals gesund, er ist nur noch nicht gut genug untersucht worden.

    Besonders interessant : In Deutschland stehen z.B. mehr Positronen-Emissions-Tomografen ( damit werden Krebs-Patienten durchleuchtet ) als in Frankreich, Italien, Spanien und Grossbritannien zusammen !

    Noch ein Zitat aus dem Spiegel Nr. 27/2006

    Der einzelne Doktor weiß zunächst nicht, wie viel Geld er für einen Druckverband oder das Messen des Blutdrucks bekommt. Stattdessen muss er 2 dicke Bücher durchforsten, in denen jedem Handgriff eine Nummer zugeordnet wird.
    Diese teilt er seiner örtlichen Kassenvereinigung mit. Die Kennziffer wiederrum ist mit Punkten bewertet.

    Haben nun die Mediziner einer insgesamt sehr viele Punkte gesammelt, sinkt der Wert des Punktes. Haben sich die Doktoren zurückgehalten, steigt er. So ungefähr.
    Sinnvoll wäre es, als würden sich alle Ärzte bei ihrer Arbeit auf das medizinisch notwendige beschränken. Für ehrliche Arbeit gäbe es ein angemessenes Honorar. Doch ehrlich sind in diesem System "nur die Doofen", sagt Heinz-Holger Thielemann. 12 jahre lang führte er die Geschäfte der kassenärztlichen Vereinigung in Westfalen-Lippe, eine der umsatzstärksten Ärztevereinigungen Deutschlands.

    Die nicht so doofen Ärzte, so Thielemann, versuchten, "das System auszusaugen wie Vampire". Sie rechnen Handgriffe ab, die sie gemacht haben - für Patienten, die sie nie gesehen haben. Sie lassen sich Hausbesuche mit Sonntagszuschlag bezahlen, die nicht einmal an einem Werktag stattgefunden haben.
    Sie kassieren für Therapien an Siechen, die in Wahrheit längst verstorben sind. Auf diese Weise sichern sie sich ein größeres Stück aus dem Honorarkuchen, übervorteilen ihre ehrlichen Kollegen und halten die Gesamtkosten des Systems hoch.


    PS : Thielmann versuchte dagegen vorzugehen, wurde aber von der Vereinigung kurzerhand entlassen.
     
  9. 8. Oktober 2006
    AW: Privatisierung?

    das thema ist sehr komplex und scwierig. ein patent rezept für die lösung wird es nicht geben. und allen wird man es nie recht machen können.

    das einzige was unser gesundheitssystem leisten muss ist eine flächendeckende grundversorgung und das jeder der hilfe braucht auch hilfe bekommt.
    die 2 klassen medizin wird kommen. und ich sehe es nichteinmal so negativ. 2 klassen medizin heißt ja nciht das jemadn schlechter behandelt wird sondern nur das eine gruppe besser behandelt wird.
    ich glaube keiner von uns hätte ein problem damit auf eine behandlung die nicht akut ist etwas länger zu warten wie ein privatpatient. seh da als beispiel. einen beinbruch. oder das andere medikamente ( nicht schlechtere ) patienten bekommen.

    private krankenkassen sind nunmal der rückhalt unserer ärzte. bzw ihr geld bringt investionen. nur dank ihnen überleben die meisten praxen. daher müssen wir da zugeständnisse machen.


    eines muss uns auhc klar sein das gesundheitssystem in de rform ist unrentabel und ineffizient.
    daher muss man an den ausgaben sparen. man kann ja die beiträge nciht ewig steigen lassen.

    die privatisiierung ist ein mittel.
    wäre es euch lieber diese krnakenhäuser würden geshclossen werden. das ist die alternative.
    mir kommt es so vor als seht ihr privatisierung negativ. in anderen ländern sind bis zu 50 % der krnakehäuser in privater hand und es funktioniert.
    solange jeder patient aufgenommen wird und notfälle behandelt werden habe ich kein problem damit.


    @|3linG
    man wünscht niemandem den tod. und was hackst so auf der cdu herum. die kann doch nciths dafür.die klinik ist doch noch da.
    schonma dran gedacht das es vielleicht durch einen privaten investor besser gehen kann.
    mehr staat ist nciht immer gut.
     
  10. 8. Oktober 2006
    AW: Privatisierung?

    Ich habe auch nicht behaupt, dass unser Gesundheitssystem perfekt ist und nicht reformiert werden müsste. Das System der USA ist in der Hinsicht allerdings keineswegs erstrebenswert (selbst mit unserem ach so beschissenen System sind wir immerhin noch auf Platz 25 im Weltgesundheitsreport der Weltgesundheitsorganisation gelandet (von 2000 allerdings, in den darauffolgenden Jahren haben sie sich die Rankings erspart), die USA auf einem superben 37., von den G8 Nationen ist nur Russland schlechter). Das unser Gesundheitssystem reformiert werden muss, ist klar, nur muss dabei vermieden werden, dass am Ende eine 2 Klassen Medizin dabei rauskommt.
    Denn das, ist genau das, was ich nicht will. "Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat." und das soll er bitte auch bleiben und dazu gehört für mich eine flächendeckende und vor allem gleiche Behandlung für jeden, unabhängig von Einkommen und sozialer Stellung (wenn die eine Behandlung besser ist, ist die andere nunmal schlechter, da brauch man sich nichts schönreden). Eine Privatisierung würde nunmal den Versuch einer Profitmaximierung mit sich bringen und Privatpatienten sind nunmal die, die derzeit Krankenhäuser und Arztpraxen überwiegend finanzieren. Folge daraus ist dann wohl ersichtlich, dass die Bevorzugung von Privatpatienten dann noch bizarrere Züge annehmen wird, als nur das Anrecht auf eine Behandlung vom Oberarzt und ein Einzelzimmer. Wie das ganze verbessert werden kann, kann ich auch nicht sagen (das überlass ich den selbsternannten Experten), allerdings bin ich mir sicher, dass eine Privatisierung womöglich das Geldproblem lösen wird, gleichzeitig aber ganz andere Probleme schaffen wird.

    PS: Thielmann beschreibt dort auch nur die schwarzen Schafe. Die Realität sieht eher so aus, dass es sich für die meisten Ärzte gar nicht lohnt, Handgriffe abzurechen, die sie nicht getan haben, da sie sowieso vor Ende eines Monats ihr Punktekontingent aufgebraucht haben und den Rest der Zeit für umsonst arbeiten, da sie die Patienten nicht einfach wegschicken dürfen, nur weil sie keine Punkte mehr haben. Und die Zeiten in denen die Punkte voll zu den versprochenen Beträgen ausgezahlt werden, sind schon längst vorbei. Dafür fehlt auch der kassenärztlichen Vereinigung einfach das Geld, aber diese recht sinnlose Vereinigung wird wahrscheinlich sowieso in Zukunft abgeschafft bzw. zumindest ihr Monopol verlieren.
     
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