Theodizeefrage

Dieses Thema im Forum "Literatur & Kunst" wurde erstellt von mr.knut, 6. Mai 2011 .

  1. 6. Mai 2011
    Moin, ich bräuchte mal von einem experten erklärt was die theodizeefrage ist. ich erinnere mich das es darum ging, dass gott entweder nicht allmächtig, gütig oder noch irgendwas war ist aber leider lange her. werde in dem thema mündlich geprüft daher postet keine unverständlichen wikipedia links bitte.
     
  2. 6. Mai 2011
    AW: Theodizeefrage

    Theodizee ist die Rechtfertigung Gottes. Die Theodizeefrage stellt in diesem Sinne die Frage: Wie kann man an einen Gott glauben, schlimmer noch, an einen allmächtigen und gütigen Gott, angesichts des Leids, der Kriege, die das menschliche Leben elendig machen?

    Um welches Fach geht's denn? Abiprüfung?
     
  3. 6. Mai 2011
    AW: Theodizeefrage

    Wie R. Iesenpenis schon sagte, geht es darum, dass Gott nicht allmächtig und gütig zugleich sein kann, es sei denn er hat eine Rechtfertigung für das Zulassen von Leid.

    Folgendes Zitat beschreibt die Problematik meines Erachtens nach sehr treffend:

    "Is God willing to prevent evil, but not able? Then He is not omnipotent. Is He able, but not willing? Then He is malevolent. Is He both able and willing? Then whence cometh evil? Is He neither able nor willing? Then why call Him God?"
    - Epicurus (341 - 270 v. Chr.)

    Zu dem Thema haben wir im Religionsunterricht auch einen Ausschnitt aus "Die Pest" von Albert Camus gelesen. Wäre auch eine Überlegung wert, dazu Nachforschungen anzustellen.
     
  4. 6. Mai 2011
    AW: Theodizeefrage

    jo mündliche abiprüfung in evangelischer religion
     
  5. 6. Mai 2011
    AW: Theodizeefrage

    "Wir sind die Niedersachsen" ?! ;-D
    aether's Zitat beleuchtet's eigentlich in allen Facetten. Widerlegt unter anderem auch die vielfache atheistische (oder sich atheistisch nennende) Begründung "Es gibt keinen Gott, weil es Leid gibt". Widerlegt ist nur, dass es einen Gott gibt, der allmächtig und "allgütig" ist.
     
  6. 6. Mai 2011
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 15. April 2017
    AW: Theodizeefrage

    könnte man doch auch auf den utilitarismus beziehen oder nicht? (Leid zulassen um mehr glück zu sichern? beispiel osama bin laden)

    hab hier noch ein thread kannst dich ja auch mal damit beschäftigen

    Religionskritiker - RR:Board
     
  7. 6. Mai 2011
    AW: Theodizeefrage

    Gott ist allmächtig und allgütig. Der Mensch ist es nicht. Seit dem Essen der Frucht vom Baum der Erkenntnis kennt der Mensch den Unterschied zwischen Gut und Böse, hat die Entscheidungsfreiheit.

    Dass es Leid auf der Welt gibt liegt nicht an dem bösen oder ohnmächtigen Gott, sondern an der Schwäche und Entscheidungsfreiheit des Menschen.
     
  8. 6. Mai 2011
    AW: Theodizeefrage

    ja, wie kann Gott ein kleines Kind sterben lassen und so.

    Leibniz hat sich mit dieser Thematik beschäftigt:
    malum physicum (körperliches leiden)
    malum morale (untreue, menschliches rechtsverhalten)
    malum metaphysicum (philosophisch/grundsätzlich)

    Woher kommt das Leid?
    - menschlicher Wille soll frei sein.

    sed permittet --> Zulassungsprinzip
    (kleines leid zulassen, um größeres zu verhindern)

    Gotte hätte die Welt ohen Leid erschaffen können (allmacht)
    - welt wäre nicht besser
    - schaden wär untröstlich

    -----
    das ich hab dazu im Heft stehen hab selber nicht aufgepasst, weil ich das net im ABI hab, unser lehrer hatte es aber ziemlich drauf, wenn du noch nen paar lateinische begriffe haben willst, meld dich, kommt immer gut an
     
  9. 6. Mai 2011
    AW: Theodizeefrage

    Also ist für das Erdbeben von Lissabon von 1755 der Mensch schuld?
     
  10. 6. Mai 2011
    AW: Theodizeefrage

    Nein! Aber genauso muss man nicht jede Naturkatastrophe als Strafe Gottes ansehen, oder als etwas, das mit göttlichem Beistand hätte verhindert werden können.
     
  11. 6. Mai 2011
    AW: Theodizeefrage

    Ist da aber nicht der knackpunkt?! Von einem allmächtigen Gott muss man doch erwarten können, dass er den Tod Unschuldiger verhindert, oder?
     
  12. 6. Mai 2011
    AW: Theodizeefrage

    Genau da setzt die Theologie an, die Theodizeefrage zu beantworten. Nehmen wir an, Gott sei allmächtig und die Beschreibung Gottes als gütiger, freundlicher Vater ist richtig, dann widerspricht dem offenbar der (gewaltsame) Tod oder insgesamt das Leid der Menschen.
    Geht man von aufklärerischer Seite dran, kann man aber sagen: Gottes Geschenk an den Menschen ist nicht Allgüte und unumgänglicher Friede, sondern die Vernunft. Allweltfrieden würde nämlich auch bedeuten, der Mensch wäre ein absolut heteronomes und devotes Wesen, er müsste sich ja göttlichen Geboten fügen. Denn das Böse, konkreter den bösen Menschen, dürfte es gar nicht geben, das würde schließlich der angenommenen Auflage widersprechen, unter Gottes Herrschaft entfalte sich nur Gutes. Gott greift also nicht ein, sondern er hat uns geschaffen, hat uns die Möglichkeit zur freien Entfaltung gegeben usw.
    Naturkatastrophen kann man dann natürlich dennoch anführen. Wenn man allerdings von Hinterwäldler-Theologie wegkommt (die würde sowieso alles Gott gegeben sehen und dem Menschen eben keine Autonomie zugestehen) und zugibt, dass die Schöpfungsgeschichte usw. es irgendwie doch nicht so recht taugen, wird man das einfach als naturgegeben, nicht gottgegeben, akzeptieren.
     
  13. 6. Mai 2011
    AW: Theodizeefrage

    Also mal zusammengefasst die Theodizee-Problematik:
    -Angenommen: Gott ist allmächtig und barmherzig.
    -Vermutung: Ein allmächtiges, barmherziges Wesen würde versuchen Leid zu verhindern
    -Tatsache: Es gibt Leid auf der Welt.
    -Folge: Gott ist entweder nicht barmherzig oder nicht allmächtig (oder keins von beidem)


    Gibt aber auch Lösungsansätze dazu.
    Zum Beispiel, dass wir uns nur in einer unvollkommenen Seinsstufe befinden und es eine perfekte Welt gibt, die wir nur nicht erblicken können. (so wie ein Teppich von unten betrachtet hässlich aussieht und man nur das Muster erkennt wenn man von oben drauf schaut.

    Ein weiterer Lösungsansatz wäre, dass Gott das Leid verhindern will, es aber nicht in seiner Macht steht, weil es einen ebenso mächtigen Gegenspieler gibt, der das Leid verursacht -> Teufel
    Ist aber ne schwierige Denkweise, weil ich glaube nicht dass religiöse Menschen den Gedanken an einen allmächtigen Satan gut finden würden.

    Dann gibts noch so nen Ansatz mit Leid als Prüfung. Also dass Gott Leid zulässt um unsere Person zu prüfen damit wir ins Himmelreich einziehen können und eines Tages für unser Leiden entlohnt werden. (lies dazu mal Hiob, musst nur Anfang und Ende lesen damits klar wird, der Mittelteil is relativ unnütz.)

    Wenn du weitere Fragen dazu hast kannst du ja nochmal nachfragen, dann kram ich mal meine alten Texte vom Religionsunterricht raus
     
  14. 7. Mai 2011
    AW: Theodizeefrage

    Theodizee-Frage: Warum lässt Gott soviel Leid zu?

    Wenn wir die Geschichte der Evolution studieren, stellen wir fest, dass Evolution in ihrem gesamten Ablauf von der Triebkraft des Gewinnens und des Verlustes geprägt ist. Ohne den Wertbegriff von Gewinn oder Verlust gibt es weder Freude noch Leiden. Es ist die Evolution des Bewusstseins, die Freude und Leiden entstehen lässt. Mit dem Bewusstsein werden die es umgebenden Freuden und Leiden bewusster und bedeutungsvoller für die betreffende Person. Je höher sich das Bewusstsein entwickelt, desto stärker wird der Sinn für Verlust - genannt Leiden -, und je weniger entwickelt das Bewusstsein ist, desto weniger leidet der Mensch.

    Glückseligkeit und Leiden stehen in einer direkten Beziehung zueinander. Wenn wir den Pegel des Leidens senken, sinkt gleichzeitig und im gleichen Maß auch der Pegel des Glücks. Wenn man sich von dem einen befreit, müsste man auch auf das andere verzichten.

    Allah wollte Glückseligkeit und Freude schaffen, nicht aber Leiden. So heißt das Fehlen von Glück oder Freude Leiden, welches ein Schatten und Gegenstück des ersteren ist. Genauso wie das Licht einen Schatten wirft, so wirft auch Freude einen Schatten, den wir Leiden nennen. Dieses Phänomen wird im Heiligen Koran in der Sure 67:2-5 erwähnt.

    Die Entwicklung des menschlichen Geistes und sein Fortschritt sind nur durch den Kampf zwischen den Kräften des Lebens oder dem Fehlen dieser Kräfte möglich. Es braucht eine Motivation. Es ist dieser Kampf, der für die Veredelung des Charakters verantwortlich ist und der das ganze Spektrum des Lebens beeinflusst. Ohne die Gefühle von Freude und Glück würde das Leben jeden Sinn verlieren. Das Dasein von Leiden ist die natürliche Folge des Daseins von Glückseligkeit. Ob der Mensch sich jedoch in die Richtung des Lichts oder der Dunkelheit, des Lebens oder des Todes bewegt, geschieht meistens aus seinem eigenen Antrieb.

    Es gibt allerdings Fälle, wo die leidende Person offensichtlich den Weg des Leidens nicht aus eigener Wahl begeht. Dies kann im weit gesteckten Rahmen des größeren Planes vorkommen, bleibt jedoch eine Ausnahme der Regel. So sind die Menschen sich manchmal ihrer Verantwortung in Bezug auf das Leiden nicht bewusst. Es gibt ein Gesetz der Vergeltung und Wiedergutmachung durch die Natur. Fest steht jedenfalls, dass ein solches Leben ohne Leid sich nicht weiterentwickeln, sondern immer in einem Stillstand verharren würde.

    Wenn wir auf die Zeit der Bakterien zurückgreifen, finden wir diese als die Bakterie mit Zellkern, die Bakterie ohne Zellkern und der Pyrobakterie, geschaffen aus Feuer. Dies sind die drei frühesten dem Menschen bekannten Lebenseinheiten. Wäre von Anfang an kein Wettkampf und kein Wetteifern, kein Kampf ums Überleben - weil alle gleichmäßig versorgt wären und natürlich kein Leiden da wäre - gäbe es keine Probleme und keine Lösungen. Aber dann wäre auch der Mensch nicht geboren worden, weil das ganze System der evolutionären Entwicklung fehlen würde.

    Um auf die Menschen zurückzukommen, die ohne eigene Verschuldung leiden: Diese werden von Gott nach ihren Verhältnissen beurteilt, und wenn ihr Leiden ein Ende findet, werden sie in eine neue Ära der unendlichen Glückseligkeit geführt werden, einer Glückseligkeit, die die Zeit des Leidens in ihren Augen als einen Augenblick erscheinen lassen wird. Man wendet ein, all das sei bloß ein Beruhigungsmittel und nichts weiter. Es gäbe keinen Gott, und wir sollten uns nicht mit derartigen Theorien zufrieden geben. Die ganze Frage der Philosophie des Leidens stellt sich jedoch erst, wenn man die Existenz Gottes annimmt, denn die Frage der Moral wird erst dann relevant. Wenn es keinen Gott gibt, kann auch nicht die Rede davon sein, der Religion oder der Weltanschauung die Schuld zu geben, sondern man nimmt es, wie es ist. Alles wäre nur den Gegebenheiten der Natur zuzuschreiben, und der Mensch müsste sich damit abfinden. Darüber hinaus sei noch auf folgenden Koranvers hingewiesen:

    ,,Allah belastet niemanden über sein Vermögen. ..." (2:287)

    Somit sind Menschen, denen Leid widerfährt, in gewisser Hinsicht mit einer besonderen Stärke ausgezeichnet.
     
  15. 7. Mai 2011
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 15. April 2017
    aW: Theodizeefrage

    Diese weit verbreitete "Lösung" des Problems unterstellt, es gäbe sowas wie Willensfreiheit. allerdings sprechen sowohl wichtige empirische Fakten, wie auch logisch-philosophische argumente klar dagegen. Jedenfalls konnte mir die bisher niemand schlüssig widerlegen. Siehe diesen Thread dazu.
     
  16. 8. Mai 2011
    AW: Theodizeefrage

    danke für die zahlreichen antworten. bewertungen vergebe ich gleich.
    kann mir jemand was zu den Gottesbildern im Islam, Judentum und Christentum sagen?
    bezogen z.b. aufs bilderverbot
     
  17. Video Script

    Videos zum Themenbereich

    * gefundene Videos auf YouTube, anhand der Überschrift.