Universalismus oder Kulturrelativismus

Dieses Thema im Forum "Politik, Umwelt, Gesellschaft" wurde erstellt von creative16, 26. Mai 2010 .

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  1. 26. Mai 2010
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 13. April 2017
    Quelle.
    Autor.

    So, ich denke, dass dies ein interessantes und diskussionswürdiges Thema ist und ich poste es hier, obwohl ich ahne, dass hier entweder wenig Resonanz, positive, wie auch negative kommen wird, oder aber eine Diskussion innerhalb kürzester Zeit auf altbewährte Problematik zu fährt und dort zerläuft.

    Wenn es mir zu bunt wird behalte ich mir vor, das ganze wieder gerade zu biegen oder, im Falle permanenter Uneinsichtigkeit, zu schließen. Also macht keinen Scheiß.

    Viel Spaß beim Lesen des Textes. Die orthographischen Fehler sind minimal, wer welche findet, kann sie mir gerne mitteilen.

    LG
     
  2. 30. Mai 2010
    AW: Universalismus oder Kulturrelativismus

    Ehrlich gesagt ist das momentan zu viel für mich zu lesen, aber wenn schon nichts anderes kommt kann ich zumindest ganz unabhängig vom Anfangspost sagen, dass ich Kulturrelativismus oftmals für eine linksliberale Gutmenschen-Zuflucht halte, quasi nach dem Motto "nur weil die dort Mädchen nach der Geburt ertränken oder alte Menschen aufessen, heißt das nicht, dass sie schlechtere Menschen sind als du, sie haben nunmal eine andere Kultur".
    Dies ist natürlich ein bewusst recht absurd krasses Beispiel, aber so in etwa kann der Gedankengang sein.
    So eine Argumentation lehne ich strikt ab.
    Man kann auch innerhalb der bestehenden Kultur klare Fehler erkennen und gegen jene ankämpfen. Wenn "alles bloß Kultur" wäre und es kein richtig oder falsch gäbe und sich jede Gruppe der bestehenden Kultur gefügt hätte, wären vielen Kulturen gar nicht entstanden. Eben dadurch, dass sich Leute den damaligen dortigen kulturellen Gegebenheiten widersetzt haben, sind daraus dann die neuen, oftmals besseren Kulturen erst entstanden.

    Kurzum: Universalismus > Kulturrelativismus. Wobei man auch das nicht absolut sagen kann, die Wahrheit liegt einfach niemals in der Extreme, sondern immer irgendwo dazwischen. Manche Sozialisierungen kommen eben besser mit anderen Gepflogenheiten klar als andere, weswegen man von außen niemandem eine andere Kultur aufzwingen sollte, es sei denn es handelt sich um extreme Fälle, die gar nicht klar gehen.
     
  3. 7. Juni 2010
    AW: Universalismus oder Kulturrelativismus

    Das ist auch nachvollziehbar, in manchen Fällen sind bestrebt allgemeingültige Rechte indiskutabel.

    Das ist im Abschnitt 4.1 enthalten, dort schreibe ich:
    So wie du es nämlich darstellst, widersprichst du dir in meinen Augen. Dein erster Teil ist definitiv richtig, wie ich oben schon sagte, dein zweiter Teil deutet aber auf den Punkt der innerkulturellen Entwicklung hin, die mit ausschlaggebend für den Kulturrelativismus ist.

    Das ist wohl hier, wie in den meisten Fällen auch, so. Allerdings schafft die übermäßige Tendenz hin zum Universalismus und den damit verbunden Vorstellungen momentan Probleme, die nicht so einfach zu lösen sind. Die schnelle und kompromisslose Umsetzung der humanen, westlichen Werte stößt auf Widerstand, beziehungsweise Hindernisse, die oft nur unter extremer Belastung der Bevölkerung, die bisher ohne diese festgelegten Rechte auskommen musste, ausgeräumt werden können.
     
  4. 7. Juni 2010
    AW: Universalismus oder Kulturrelativismus

    kulturrealitivsimus ist meiner meinung nach abzulehnen; vor allem, wenn dadurch werte vertreten werden, die sich durch rationalität und vernunft nicht begründen lassen.

    für mich gibt es nur eine vertretbare form der ethik; diese muss mit der natur des menschen in einklang stehen. es sind also grundsätze anzustreben, welche unverzichtbar für die natur des menschen sind: recht auf leben, recht auf freiheit, recht auf eigentum (bzw. recht auf das streben nach glück).
     
  5. 8. Juni 2010
    AW: Universalismus oder Kulturrelativismus

    Ich werde mal einen kleinen Denkanstoss geben:
    Nehmen wir den Anfang meines Abschnitts über die Interventionsproblematik
    Dieser Artikel vertritt klar die Position des Kulturrelativismus, wenn es nötig ist, kann ich auch die folgende Erklärung Kants zu diesem Wortlaut abtippen, aber ich gehe davon aus, dass es auch so verständlich ist.

    Wenn wir den Inhalt dieses Zitats und die Verbindung mit dem Kulturrelativismus leicht aufweichen, könnte sich die Frage stellen, ob zum Beispiel die Unterstützung der in den 70-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gegen die Sowjets kämpfenden Taliban durch die USA, auf finanzieller und kriegsmaterialistischer Ebene, gerechtfertigt ist.

    Denn dies bedeutet kein gewaltsames Eingreifen und man versucht nicht die Kultur von Außen her zu verändern.

    Haben wir also einen Aggressor wie die Sowjetunion in diesem Falle, sollte man dann riskieren einzugreifen und gegebenfalls weitreichende Folgen, wie die Diskrepanz zwischen den westlichen Werten und denen der Taliban in Kauf nehmen, oder sollte man abwarten?

    Im Anschluss daran möchte ich noch eine Frage stellen:
    Wenn die Einverleibung Afghanistans in die Sowjetunion das westliche Wertesystem als gültig, anerkannt und vertreten ebenda bedeutete, hätten die USA oder der Westen trotzdem zum Schutze der Kultur der afghanischen Bevölkerung eingreifen sollen, beziehungsweise dürfen?
     
  6. 8. Juni 2010
    AW: Universalismus oder Kulturrelativismus

    Das seh ich genauso, die einzig richtige Kultur ist die die sich nach den Biologisch und psychischen Bedürfnisen des Menschlichen Organismus richtet und so sein überleben sichern und ein glücksgefühl verschaffen.

    Das Recht auf Freiheit ist sekundär und gilt nur so lange bis es die Freiheit eines anderen einschränken würde, kurz und langfristig.
    Das töten aller Tierarten, zb. für Nahrung, bietet zwar dem Essenden möglichst große nahrungsvielfalt (-> Freiheit), nimmt aber den darauf folgenden Generationen die Freiheit etwas Essen zu können, gefährdet damit das überleben dieser. Damit verweigert er ein primäres Recht, das Recht auf überleben.
    Dieser Punkt ist einer der Dreh- und Angelpunkte der Wirtschaftstheorie: Ein Kapitalismus funktioniert nur wenn man die Rangordnung wie folgt ändert: primär: Freiheit, sekundär: Überleben.

    Da muss ich dir heftigst wiedersprechen, ein weiterer grober Fehler der Neo-Liberalen, denn ganu das Gegenteil ist der Fall:
    Das Recht auf eigentum lässt sich nicht mit der Natur vereinbaren und es reicht ein semester oberstufen Bio um dies zu kapieren.
    Das einfachste Beispiel ist der Lebenszyklus/Stoffkreislauf:
    Nichts auf der Welt was wir mit bloßen augen sehen können besteht nur aus sich selbst und erst recht nichts lebendiges. Du, Ich und alle anderen Lebewesen sind eine Verbindung Biomasse, welche wiederrum aus einzelnen Molekülverbindungen und Ionengittern bestehen, diese bestehen aus Atomen.
    Diese Stoffe (Hauptsächlich Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff und Kohlenstoff) sind im ständigen Fluss. Bsp.: ca. alle 10 Jahre hat der menschliche Körper alle Molekülverbindung erneuert, während die Struktur gleichbleibt (bsp. Gehirnzellen) erneuert der Körper die Bestandteile ohne diese zu verändern.

    Wie dieses Beispiel unter anderem deutlich macht ist nicht nur Besitz in der "restlichen" Natur unvorstellbar (mit bloßem Auge zu beobachten). Auch der Mensch hat keinen Anspruch auf Besitz, er ist nichtmal Eigentümer seines Körpers sondern nur Besitzer über einen gewissen Zeitraum.

    Lange Rede kurzer Sinn : Besitz wiederspricht der Natur, Mensch eingeschlossen, in allen Ebenen. Das Recht auf Freiheit wiederspricht oft der Freiheit eines anderen und ebenso oft dem Recht auf Leben.

    Dies sind überigens 2 meiner Hauptargumente gegen den Kapitalismus.
     
  7. 4. August 2010
    AW: Universalismus oder Kulturrelativismus

    Ein kleiner Stoß an's Lichtlein.
     
  8. 4. August 2010
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 15. April 2017
    aW: Universalismus oder Kulturrelativismus

    ausgehend von der humanistischen Basissetzung (siehe auch den Naturrechts-Thread)...
    ... lässt sich denk ich ein guter Kompromiss zwischen Universalismus und Kulturrelativismus finden. Wenn etwa irgendwelche Menschen es gut finden sich gegenseitig zu verletzten, sollen sie das bitte tun und niemand hat das Recht sie daran zu hindern. Sofern sie das allerdings auf Leute ausweiten, denen das ganz und garnicht passt bzw. sie nicht die Handlungsfreiheit haben sich dafür oder dagegen zu entscheiden, sollte man mit allen zu legitimierenden und zielführenden Mitteln eingreifen. Welche das sind kann man allerdings nicht verabsolutieren.
    Die Menschenrechte sind deutlich umfassender als obige Grundsetzung und insofern schwieriger zu legitimieren. Bestimmte Rechte, wie das von Funcop angesprochene Recht auf Eigentum etwa, können durchaus im Widerspruch dazu stehen. Daher gilt es, sich im Sinne des kritischen Rationalismus damit auseinanderzusetzen, zu streiten, NICHT auf Hypothesen zu verzichten, aber diese stets zu überprüfen, zu verbessern usw.
     
  9. 4. August 2010
    AW: Universalismus oder Kulturrelativismus

    Können Menschenrechte überhaupt "verabsolutiert" werden, beziehungsweise darf ihr Absolutheitsanspruch ungehindert jeglicher Einwände, Gegenpositionen und Selbstabkapselungen durchgesetzt werden? Unser Bewusstsein von Recht und Unrecht prägt unsere Welt und soll, so der Anspruch, auch andere prägen, denn diese können ja gar nicht in einer solch vollkommenen Interagitation stehen, wie wir es tun. Aber liegt nicht ein Fehler darin, die fehlgelaufene Kolonialpolitik wiederaufzugreifen, Brutalität und falsche Missionierung abzuziehen, und anzuknüpfen an das, was wohl als eines der dunkelsten Kapitel der europäischen Geschichte bezeichnet werden darf.

    Wenn man jedes Rechtsgebäude vereinfachter Weise als Polis auf einer fiktiven Landkarte betrachtet, so steht es uns zwar zu, das jeweils andere System mit dem eigenen zu vergleichen, aber es sollte uns nicht unumstritten sein, es nach den absoluten, eigenen Wertmaßstäben zu be- oder gar verurteilen. Man redet zwar gerne davon, dass der Mensch gleich sei, dass alle die gleichen Freiheiten genießen, zumindest genießen sollten, aber im Endeffekt gibt es gravierende Unterschiede zwischen jedem Einzelnen, die sich innerhalb ähnlich gesinnter Gruppierungen enorm summieren können, was die Verständigung mit anderen Gruppen erschwert.

    Wie kann ich sicher sein, dass ich das Recht des anderen nicht einschränke, wenn ich das seine nicht einmal kenne, geschweige denn mir die Mühe gegeben habe, es überhaupt nachzuvollziehen. Es ist ersichtlich, dass man von einem bestimmten Rechtsgrundsatz ausgehen muss, der zum Beispiel besagt, dass das eigene Leben unantastbar ist, dass ich nicht des Minimums meiner Existenz, abgesehen vom Leben, beraubt werden darf, und so weiter. Allerdings verliert sich die Schärfe, mit der man Rechtsgrundsätze verfolgen darf, kann oder sollte, je penibler, umschweifender und allumfassender selbige gestaltet werden.

    Deshalb ergibt sich für mich überhaupt erst die Problematik der Positionierung bei oder zwischen diesen beiden Begrifflichkeiten, wo doch der gemeine, westliche Weltenbürger unweigerlich zu dem des Universalismus tendierte, weil er es nicht anders kennt, weil in seiner Erziehung immer noch dieses Quantum Arroganz mitschwebt, dass er nie ganz verlieren wird, was vielleicht auch nicht falsch ist, ihn aber häufig genug Situationen und deren Inhalte verkennen lässt.
     
  10. 4. August 2010
    AW: Universalismus oder Kulturrelativismus

    Besonders diese beiden Punkte sind imho unheimlich wichtig zu betonen. Genau deswegen sollte man sich erstens darauf beschränken möglichst einfache Grundsätze zu finden und zweitens den Absolutheitsanspruch auf die Methodik und nicht auf den Inhalt zu legen. Wie im Naturrechtsthread gezeigt, sind Werte & Rechte notwendigerweise subjektiv d.h. man kann zwar keine objektiv begründen und anderen aufzwingen, aber sollte eben auch dafür sorgen, dass dies kein anderer tut d.h. die Subjektivität muss gewahrt bleiben wie das in meinem Zitat vorhin find ich sehr schön formuliert ist. Das muss aber nicht unbedingt per bürgerlicher Demokratie geschehen. In Afghanistan etwa haben räte-artige Versammlungen (Schuras, Loja Dschirgas etc.) eine lange Tradition, die man gefälligst zu respektieren hat und die teilweise sogar demokratischer sind als unsere Formen hier.
     
  11. 3. Oktober 2010
    AW: Universalismus oder Kulturrelativismus

    Stößchen.
     
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