Selbstverwirklichung

Dieses Thema im Forum "Literatur & Kunst" wurde erstellt von VollKaputt, 14. Oktober 2011 .

  1. 14. Oktober 2011
    Hallöchen,

    ich hoffe eine Diskussion anregen zu können.

    Ich bin 18 Jahre alt und stecke mit meinem Kopf in Konflikten die eigentlich noch nichtmal existieren sollten.

    Ich besitze leider dank diverser persönlicher Probleme nur einen erweiterten Hauptschulabschluss und übe nur einen Aushilfsjob aus.

    Ich glaube ich seh durch "falsche" Augen in die Welt.

    Ich geh den gesamten Tag mit einer soziopathischen Einstellung durch die Welt und verstehe soviele Sachen nicht.

    Wieso ist 99% der Menschheit nur fixiert auf Geld und Macht?
    Wieso ist auf dieser Welt kein Platz mehr für Individualität?
    Wieso ist das menschliche Bestreben so dermaßen oft auf materiellen Unsinn fixiert?

    Ich sitze auf Arbeit und fühle dabei keine Erfüllung.
    Was bringt mir ein riesiges Haus, wenn ich ein H****sohn bin?

    Ist es nicht viel wertvoller an SICH zu arbeiten?
    Ich möchte keinen sozialen Strukturen angehören, die ausschließlich darauf aus sind Profit zu machen.

    Wo bleibt die Gutmütigkeit?
    Alles soll noch schneller gehen und noch mehr Geld in die ohnehin schon überfüllten Taschen bringen.

    Ich möchte frei sein.
    Ich will ich sein, ohne in dieser Welt unterzugehen.

    Ich möchte mich verwirklichen und ein guter Mensch sein.
    Es zählt für mich kein Geld oder Macht.
    Das sind doch irrelevante Dinge... oder nicht?
    Bin ich der einzige der diese Mission verfolgt?

    Bin ich einfach zu dumm um mitzuspielen?
    Ich versteh diesen Sinn dahinter nicht.
    Natürlich muss ich arbeiten, natürlich krieg ich nichts geschenkt.
    Aber wieso auf diese Weise?
    Menschen sind nahezu krankhaft darauf fixiert ihren sozialen Status zu pushen.
    Wieso finde ich das alles uninteressant und nahezu krank?

    Die Menschheit macht sich in meinen Augen mit solch einer
    materiellen Attitüde selbst kaputt.

    Alles ist wichtiger, als "wir" und unsere Selbstverwirklichung.

    Bin ich einfach geblendet?
     
  2. 14. Oktober 2011
    AW: Selbstverwirklichung

    Gewissermaßen bist du geblendet. Offensichtlich scheinst du dich nicht mit dem allgegenwärtigem Konsumterror identifizieren zu können. Den sozialen Status durch Eigentum aufzuwerten scheint nicht eines deiner Belange zu sein.

    In dem Sinne, Join the Party

    Ne, mal im ernst. Mit deinen zweifeln bist du nicht der erste.

    Doch unsere degenerierte Gesellschaft hat sich einfach durch den Kapitalismus zu diesem Punkt entwickelt, in dem der gesellschaftliche Status maßgeblich durch das Eigentum bestimmt wird.

    Ist das Verwerflich? Möglicherweise. Doch geht es dem Großteil damit einfach zu gut um sein Gehirn einzuschalten. Wie einfach ist es doch, sich selber zu individualisieren, durch Dinge, die wir selber nicht Geschaffen haben zum Beispiel durch einen Kleidungsstil den wir uns zusammenkaufen, oder unsere Schallplattensammlung, obwohl wir nicht ein einziges Instrument spielen. Einfach ist es. Geld macht es möglich. Unvorstellbar, wenn wir selber etwas dazu Beitragen müssten.

    Dein Gedanke fließt eher in Richtung Kommunismus. Jeder geht zur Arbeit. Jeder ist dem anderen gleichgestellt. Keiner fährt mit einem Luxussportwagen während der andere ums Überleben kämpft. Ein gemeinsames Miteinander. Man geht zur Arbeit fürs gemeinsame Wohl. Zusammen füreinander. Kein arm, kein reich.

    Kein Geld.

    Nur Menschen.

    Doch wieso leben wir nicht in dieser wunderschönen Utopie?

    Der Mensch funktioniert so nicht.

    Im Kommunismus sollte jeder so viel bekommen wie sein Mitmensch. Doch erzähl mal dem Bergwerkarbeiter wieso er im Bergwerk arbeiten soll und sich seine Lunge täglich mit Kohlenstaub füllen soll, während der andere im klimatisiertem Büro nur Stempel auf Papiere knallt, wenn er genau die gleiche Menge Nahrung und Kleidung bekommt.

    Doch das wäre nicht das einzige Problem. Weiter geht´s mit der Produktentwicklung.
    Wieso sollte ich mir den ganzen Tag darüber den Kopf zerbrechen, wie ich es schaffe die Produktionskosten für Produkt X zu senken? Wieso sollte ich mir eine bessere alternative überlegen für ein bereits vorhandenes Produkt?
    Was hätte ich denn persönlich davon? Rein gar nichts. Ich hätte immernoch das gleiche Auto vor der Tür, das gleiche Haus in dem ich Wohne, den gleichen Fernseher der mir meine alltägliche Portion Schwachsinns liefert.

    Würde ich mir also die Nächte um die Ohren schlagen um soetwas zu entwickeln? Unwahrscheinlich. Manche wenige Würden es wohl tun, doch der Antrieb ist ein ganz anderer. Kannst ja mal gucken, wie es mit dem Kommunismus und der Weiterentwicklung von Produkten angeht.

    Der Mensch funktioniert so nicht. Kommunismus funktioniert so nicht. Kommunismus ist nichts als Utopie, auch wenn so mancher (auch hier im Forum) das nicht verstehen mag. Der Mensch akzeptiert es nicht, wenn er selber "ungerecht" behandelt wird, weil er fürs gemeinschaftliche Wohl die vermeintlich schwerere Arbeit bekommt, ohne dafür eine Gegenleistung erwarten zu dürfen. Idealistisch mögen viele zwar sagen "warum denn nicht?" aber wenn es sie dann selber trifft, wird ein ganz anderer Tonfall daraus.

    Den Kommunismus kann man nur mit militärischer Unterdrückung aufrecht erhalten. Der Wille sich selber möglichst einfach zu profilieren ist ziemlich stark. Einfacher ist es da, wenn wir den Leuten vorgaukeln sich frei innerhalb der freien Marktwirtschaft bewegen zu können. Denn merken nur die ärmsten Schweine, wenn der Würgegriff der Banken die Schlaufe zu zieht und der finanzielle Erstickungstod naht, dass es irgendwie doch nicht so schön ist. Also weiter wie gehabt. Und Heil dem Zinseszins

    Natürlich gibt es auch innerhalb des Kapitalismus Individualität. Doch findet sich dieser nur innerhalb deiner Arbeitsfreien Zeit wieder. Solltest du zu den wenigen Menschen gehören, die Beruflich ihrer Leidenschaft nachgehen können, so kannst du dich glücklich schätzen, jedoch ist das meist nicht der Fall. So quält man sich lieber damit ein Drittel des Tages damit zu verbringen Geld zu verdienen, um sich Dinge zu kaufen, die man nicht braucht, um Leuten zu imponieren, die man nicht mag.
    (Aus dem Film "Fightclub" entlehnt)

    Die persönliche Selbstverwirklichung von der du Sprichst ist mittlerweile in Selbstverwirklichung durch Zurschaustellung von des Eigentums aufgegangen.



    Es ist nur die Frage, ob du ein Teil dieses Systems sein möchtest.



    Die anfänglich vorhandenen und einen hin und wieder mal heimsuchende Last in Form von Gedanken an Rebellion, Freiheit, Gemeinschaftsgeist und ein unbeschwertes Miteinander werden, sobald man von der Realität eingeholt, glücklicherweise schnell wieder verworfen, denn es ist schon spät und wir möchten ja morgen nicht zu Spät zur Arbeit kommen, nicht wahr?



    Aber verbring ruhig weiter Zeit damit daran zu denken, wie du an dein Ziel kommst. Solltest du eine Lösung finden, so melde dich bei mir. Damit werden wir Stinkreich
     
  3. 15. Oktober 2011
    AW: Selbstverwirklichung

    Du bist nicht geblendet, du bist nur etwas naiv und träumerisch.
    Wohlstand fällt nicht vom Himmel - er muss jeden Tag aufs neue erarbeitet werden.
    Du musst natürlich nicht arbeiten wenn du in einer Gesellschaft lebst, in der ein paar Arbeitende für den Rest durch Abgaben oder neudeutsch: sozial gerechte Umverteilung, den Lebensstandard finanzieren.
    Wenn also andere für dich arbeiten. Früher nannte man diese Leute: Sklaven.
    Du musst auch nicht arbeiten, wenn du lieber ohne Kontakt zur modernen Zivilisation irgendwo in den Wäldern lebst. Aber dann stirbst du wie die Menschen früher an einfachsten Krankheiten. Oder deine Kinder.
    Irgendwie .

    Naja. In unserm heutigen Staat kannst du so frei wie noch niemals zuvor in der Menschheitsgeschichte leben. Ohne Arbeit. Mit Arbeit. In der Zivilisation. Außerhalb davon wie Öff Öff. Du kannst auswandern ohne dass der Staat dich deswegen erschießt.
    Leb dich individual aus - ohne auf materielle Dinge zu achten. Es gibt für jeden Lebensentwurf gleichgesinnte - und dank unserm freien Land kannst du zu diesen Leuten Kontakte aufnehmen. zb über das Internet. Halleluja.

    Mach was du willst. Leb wie du willst. Akzeptier aber auch die Konsequenzen.
     
  4. 15. Oktober 2011
    AW: Selbstverwirklichung

    Dies ist ja zunächst kein Hinderungsgrund sich weiter zu qualifizieren, aber auch in keinster Weise ein Indiz für mehr oder minder ausgeprägte Intelligenz.

    Weil es ihnen vorgemacht wird, nicht mehr nur durch einige Vorreiter, nicht mehr nur durch die Masse an Menschen selber, sondern durch das gesamte komplexe System, das heute unsere Welt umspannt.

    Es ist Platz da, aber nur begrenzter und dieser ist jenen vorbehalten, die selbst meist innerhalb eines gewissen Maßes an Determination das System verändern, ihm neue Schleichwege geben, es hier und dort optimieren oder fatalisieren, kurzum: Innovationsmenschen, die mit einer gehörigen Portion Denkkraft, Durchsetzungsvermögen, Gestaltungswillen und nach Möglichkeit auch Charisma in der Lage sind Systeme, das System und damit auch die Menschen zu formen.

    Weil der "materielle Unsinn" als "Sinn des Lebens" propagiert wird, als erster Schritt zur inneren Zufriedenheit und Auusgeglichenheit, als Basis für ein sorgloses Leben, in dem dann auch schöpferisch auf geistiger Ebene zum eigenen Wohlbefinden hingearbeitet werden soll. Es klingt hohl und ist wahrscheinlich nicht ganz der Wahrheit entsprechend, aber es denkt sich besser, wenn man keine Sorgen um das Überleben am nächsten Tag, in der nächsten Woche und den nächsten Monaten hat.

    Es ist prinzipiell wertvoller, weil du zunächst aus einem viel größeren Pool an Möglichkeiten wählen kannst. Veränderung des Umfeldes fängt fast immer zuerst bei sich selbst an. Allerdings gehört dazu auch wieder ein gewisses Quantum an Selbstsicherheit, das zu einem neuen Selbstbewusstsein führt, das nach eigener Einschätzung dann wiederum in der Lage ist, das Umfeld bewusst werden zu lassen, über was auch immer.

    Natürlich kannst du auch losgelöst vom Schritt zur externen Einflussnahme versuchen, dich intern mal mehr, mal weniger nach Belieben zu gestalten, aber wenn du letztendlich nicht ein eremitisches Dasein führst, beziehungsweise führen willst, bleibt dein Effekt auf dein soziokulturelles Umfeld nicht aus. Dieser Effekt steigt selbstverständlich mit Eigenschaften wie Charisma, Willen zur Innovation auf irgendeiner Ebene oder gleich mehreren und schon sind wir wieder beim Thema der Veränderung des Systems.

    Grundsätzlich kannst du dich davon nicht freimachen, da du ein Mensch bist. Da sich Menschen aber auch wieder ordnen lassen und das sogar nach Gedankengut, kannst du dich in einer Selbsteinordnung, die in eventueller Abwandlung auch gesellschaftlicher Konsens sein mag, in die Gruppe der Systemkritiker und "Modern-Life"-Skeptiker einreihen. So jedenfalls würde ich kurz deine Haltung und Ansichten charakterisieren.

    Je allumfassender die Ebene wird, desto mehr verschwindet sie in unserer heutigen Welt, aber vollkommene Abstinenz ist, vom jetzigen Zeitpunkt aus betrachtet, gar nicht möglich, es sei denn, man kreiert sich ein dystopisches Szenario mit diabolischen Ausmaßen.

    Das ist der Sinn hinter dem System. Aber nicht nur mehr Geld, sondern mehr von allem, von allem, was vorübergehend oder dauerhaft "glücklich" macht, was Befriedigung verschafft, was für den Moment genügt, aber dann doch nach mehr lechzen lässt. Hier spielt der Neid eine ganz wichtige Rolle, denn im Grunde genommen ist diese doch so simpel anmutende Fehleigenschaft eine der, vielleicht sogar die Triebfeder des ganzen Komplexes, den du so ablehnst und kritisierst.

    Hier müsstest du "untergehen" näher definieren, dann schreibe ich auch hierzu was.

    Dich verwirklichen kannst du auch, wie du preferierst, in dir selber, ohne dich zum Allgemeingut innerhalb der Masse zu machen. Du kannst deinem Individualismus frönen oder für dich Erfüllung finden, du kannst aber genausogut eine andere Form deiner selbst zur Waffe machen, die innerhalb der Grenzen des Systems das System selbst ausbaut, verändert, schrumpfen lässt, und so fort.

    Ob du ein guter Mensch bist, kann man zweifach bewerten. Entweder du wählst deine eigenen Kontrollwerte, die aber dazu führen können, dass du ein völlig falsches Bild von dir selbst hast, denn schließlich dachten vermutlich auch Stalin, Mao und Hitler von sich als "guten" Menschen - alles in einem gewissen Maße. Oder aber du nimmst bedingt gesellschaftliche Richtlinien, denn nicht alles, was das System bietet ist verurteilenswert oder ablehnbar, ich denke, dass auch du das so sehen wirst.

    System bezogen sind sie äußerst relevant.

    Nein, Kritiker und Soll-Flüchtlinge des Systems gibt es überall.

    Eher zu intelligent als im Schmierentheater die Rolle des Bühnenwischers oder Statisten zu spielen. ;-)

    Einfachstes Geltungsbedürfnis, gekoppelt mit Neid und schon hat man einen Cocktail, der diese Situation herführt und hergeführt hat, schon über lange zeit hinweg.

    Weil du die Fragwürdigkeit dieser ganzen Ordnung erkennst und deshalb inhaltliche Fragen stellst, die aufbrechenend wirken und dich folglich zu neuen Erkenntnissen über das System und dessen Innenleben leiten können.

    Zumindest einen Teil von sich zerstört sie mutwillig und je nachdem wahrscheinlich irgendwann auch sich selbst.

    Das System fördert ein Ichdenken eben nur bis zu einem gewissen Punkt, an dem man gefragt wird, ob man weiterhin innerhalb der Grenzen der allgemeinen Ordnung für sich und andere tätig sein will, oder ob man den Kurs der auch positiv existierenden Egozentrik unabhängig von oktroyierten Statuten durchziehen möchte.


    Ich hoffe, es ist alles verständlich gehalten und du findest einige Antworten auf deine Fragen.
     
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  5. 15. Oktober 2011
    AW: Selbstverwirklichung


    Genau diese Fragen haben mich in deinem Alter auch verfolgt und teilweise gequält.
    Ich hab mich auch gefragt, wiso bin ich der einzige in meinen Umfeld der so empfindet, wiso macht sich sonst keiner Gedanken darüber? Wiso jagen alle irgendwelchen Statussymbole ohne jeglichen Nutzwert hinterher? Wiso beschäftigen sich meine Bekannten nur damit wo sie sich diesmal am Wochenende abschiessen weil der Job unter der Woche so ätzend ist?

    Zombies die sich jedes Wochenende erneut betäuben! Zombies die nicht wissen was sie in Ihrer Freizeit machen sollen, weil mal keiner für sie Denkt oder vorschreibt was sie zu tun haben.
    Zombies die das eigentliche Leben nicht mehr kennen, sondern so leben wie man es ihnen vorschreibt, keine Zeit haben um mal innezuhalten und ihr eigentliches Tun zu hinterfragen.

    Tja, irgendwann hab ich aufgehört Antworten dafür zu suchen - Der gemeinsame Nenner könnte Neid, Egoismus, Streben nach Macht, Bequemlichkeit, geringes Selbstwertgefühl und Angst sein. Angst davor von der "Gesellschaft" kritisiert/diskriminiert zu werden. Angst davor nicht versichert zu sein, obwohl es dich jeden Augenblick erwischen kann. Angst davor sich wirklich selber zu verwirklichen und nachher gegebenfalls die Konsequenzen zu tragen.

    Ich hab mich dann damit abgefunden und bin den Strom mitgeschwommen. Was hat man für Möglichkeiten? Komplett aussteigen? Das Spiel mitzuspielen und versuchen sich einen Weg nach oben zu erkämpfen? Für was eigentlich?
    Was hab ich gewählt? Lernen, fortbilden, Aufsteigen, genügsam Leben um sich eines Tages von dem ganzen Scheiss sozusagen "freikaufen" zu können und den Absprung aus diesem immer schnelleren Strudel zu schaffen.
    Sich mit sich selber beschäftigen um rauszufinden was eigentlich wirklich nötig ist im Leben. Den Blick für das wesentliche nicht zu verlieren.

    Soviel wollt ich eigentlich gar nicht schreiben, das sind nur meine abstrakten Gedanken dazu.
    Auf jedenfall hast du mich durch deinen Post wieder "wachgerüttelt" - mich daran erinnert das ich früher diesselben Gedanken hatte wie du. Mich auch gefragt habe "Bin ich einfach nur zu dumm um das zu verstehen?"

    Bleib dabei! Hinterfrage alles und jeden und nimm nichts so hin wie es ist!

    Mir ist mein Leben zu wertvoll um diesen ganzen Schwachsinn bis zum bitteren Ende durchzuziehen!

    Ich freu mich das es auch "andersdenkende" gibt und werde das Thema mal abonieren
     
  6. 15. Oktober 2011
    AW: Selbstverwirklichung

    Ich danke euch für sehr ehrliche und besonders große Beiträge.

    Ich fördere natürlich keinen Kommunismus

    Ich räume Regale ein (oder Kassenkraft), während andere Menschen Herzen oder Lungen operieren.
    Natürlich sollen diese Menschen besser bezahlt werden!

    Ich denke das Wort "Konsumterror" und "Material>Mensch" trifft meine Gedanken sehr gut.
    Aber woher kommt dieses Phänomen?
    Es zerreißt mich nahezu innerlich, weil ich wissen will was dahinter steckt.

    Natürlich sollen Menschen die hart arbeiten sich auch was leisten mit ihrem Geld.
    Ich habe aber nicht das Gefühl, dass die Bewohner Deutschlands in irgendeiner Weise auch mal nachdenken.
    Bei ALLEN Gegenständen, ob Unterhaltung oder Lebensmittel etc. lass ich mir ein paar Sekunden durch den Kopf gehen ob es wirklich nötig ist.

    Was ich an dieser ganzen Sache so verabscheue ist, dass Menschen es nicht SCHÄTZEN, dass wir so leben können.
    In meinen Augen purer Egoismus.

    Weiter qualifizieren ist übrigens keine Option. (In Berlin jedenfalls.)
    Zweimal wiederholt und zweimal dumm gewesen.
    Der Mittlere Schulabschluss bzw. "MSA" kann nur zweimal geschrieben werden.
    Schulrecht sagt, dass ein drittes mal nur bei Ausnahmen geltend gemacht werden kann.

    Dumm- und Faulheit ist leider keine Ausnahme.

    Ich werde damit leben müssen in der Gesellschaft ein "Assi" zu sein.
    Edit: A_s'si ist zensiert.
    Ich werde wahrscheinlich 3 Jahre lang einen zufälligen Ausbildungsberuf für Schwachqualifizierte ausüben.
    Nach 3 Jahren und einem Zeugnisdurchschnitt von 3,0 wird mir automatisch der MSA anerkannt.

    Es wird sicher nur ein Traum bleiben mit 21/22 eine zweite Ausbildung zu absolvieren die mir dann meinen Traumjob ermöglicht.
    Ein langer Weg um hoffentlich Systeminformatiker zu werden.

    Tut mir leid, dass ich nicht auf diverse Beiträge einzeln antworten konnte.
    Mit Handy ist das sehr umständlich.

    Grüße
     
  7. 16. Oktober 2011
    AW: Selbstverwirklichung

    Allah sei Dank ich bin nicht alleine. OP du sprichst mir wirklich aus der Selee heraus. Ich bin gerade 19 Jahre alt und studiere momentan und denke genauso wie du. Ich hinterfrage alles was ich sehe und tue. Hat das einen Sinn, warum tue ich das überhaupt, warum jeden Tag 8 Stunden arbeiten wenn es eigentlich überhaupt nicht nötig ist. Wozu dieser ganze Konsumwahn der eh keinen Glücklich macht und die materiellen Dinge eigentlich überhaupt keinen Wert besitzen. Wozu die Feindschaft und der Neid gegenüber allen Menschen.

    Guckt euch die Leute doch mal an: Die meisten gucken entweder auf den Boden oder an den Leuten vorbei. Wenn man eine Person länger als 0,3 Sekunden anguckt gilt das schon als Starren und wird natürlich mit Skepsis belohnt. Alle Menschen denken nur daran wie sie am schnellsten ihren Profit erhöhen, sei es durch mehr/bessere Arbeit oder Produktionsoptimierung. Warmherzige Nachbarschaften und ein richtiges Familienleben gibt es schon lange nicht mehr.

    Wozu geht man in die Schule wozu lernt man Jahrzente lang? Um sein Kapital so schnell wie zu erhöhen. Je besser man in der Schule ist desto höher der Lohn. Aber natürlich muss man auch abwegen wie lange man lernen kann oder will. Schließlich muss man auch irgendwann Geld verdienen um sich diese völlig sinnlosen Sachen zu leisten.

    Die Leute gehen sich Sinnlos besaufen bis sie kotzen müssen und prahlen dann wie männlich sie doch sind und finden das auch noch witzig. "boah ich habe gestern ein 1 Kilo steak gefressen". Dieser Konsumwahn macht mich noch wahnsinnig.



    Ich weiß dass ich auf dieser Welt so nicht glücklich sein kann. Eine endgültige Lösung habe ich bis jetzt auch nicht gefunden. Aber eins sage ich dir: gebe niemals auf, irgendwann wird unsere Zeit auch kommen. Vielleicht im diesen Leben, vielleicht im anderen.

    Wenn du ständig darüber nachdenkst wirst du depressiv. Versuche das beste aus deiner Lage zu machen. Streng dich an, versuche alle Bildungslücken zu beseitigen und hol deine Abschlüsse nach. Sei erfolgreich in diesem System und versuche dann aus diesem auszusteigen bzw. es zu formen.

    Eins habe ich festgestellt: In ärmeren Länder wo die Menschen wirklich nur das nötigste haben (jedoch in ausreichender Menge) ist die Großmut und die Herzlichkeit der Menschen noch verhanden. In der früheren Türkei z.b. kannte man die gesamte Nachbarschaft, jeder war draußen, man hat geredet und gelacht, hat sich abends zusammengetroffen und geimensam sein Essen geteilt und sich Unterhalten. Jedoch ist der Entwicklungsboom nun auch dort eingetroffen und man merkt richtig wie es immer mehr wie der "Westen" wird. Du arbeitest, kommst nach hause und gehst schlafen. Alle Menschen hocken plötzlich alleine zuhause und hat keine Zeit/Lust mehr sich um seine Mitmenschen zu kümmern. Dieses Misstrauen allen Menschen gegenüber die man nicht kennt herrscht nun auch dort. Das hat mich innerlich echt zerissen.


    Jedoch muss man realistisch bleiben und sich dem System fügen. Eine andere Wahl bleibt dir momentan nicht. Es ist wichtig dass du verstehst dass es zurzeit einfach nicht geht und du mit deinen Zweifeln dich selbst kaputt machst. Versuche lieber das Problem zu lösen statt die ganze Zeit in diesen Gedanken zu schweben. Versuche deine Mitmenschen aufzuklären und erkläre ihnen deine Gedanken. Du wirst dich wundern wie viele Leute so denken wie wir. Zeige den Menschen wie schön herzlichkeit und menschliche Nähe ist. Sie es als eine Art Lebensaufgabe an die Menschen zu überzeugen und sie wieder näher zu bringen. Mit genug Einsatz können wir die Welt verändern.

    Meine Ziel ? Studieren->Promovieren->Viel Geld verdienen->in die Türkei ziehen wo wir unser eigenes Grundstück+Haus haben und nie wieder für Geld arbeiten. Gartenarbeit um Lebensmittel zu ernten und den Rest kannst du dir in der Stadt besorgen schließlich musst du dir um Geld keine Sorgen mehr machen.

    Du musst wissen dass ist mein Plan B. Ich werde dieses Ziel verfolgen bis ich den richtigen Weg gefunden habe bzw. die Lösung finde. Es bleibt abzuwarten bis die Zeit kommt und du deine Chance bekommst. Sei nicht Faul, denke logisch und versuche deinen Weg zu finden. Sei aktiv und ehrgeizig.



    Ich hoffe wirklich dass ich dir mit meinem Post irgendwie geholfen habe und wünsche dir noch viel Glück in deinem Leben. Denk immer daran dass es Leute gibt die so denken wie du und gebe die Hoffnung nicht auf!

    PS: Ich habe das Thema mal abonniert und die Posts bewertet, die sind wirklich sehr schön, hätte ich von RR nicht erwartet .
     
  8. 16. Oktober 2011
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 13. April 2017
    AW: Selbstverwirklichung

    wie gesagt, das hinterfragen hat denk ich mal so gut wie jeder schonmal hinter sich gebracht. das is nur ne phase, das geht vorbei.



    man braucht einfach abwechslung im leben. öfter mal was neues um seine umgebung aufzuwerten. egal ob lampe, tisch, pc, handy, wandfarbe, kachelaufkleber oder sonstwas. immer das selbe zu besitzen für lange is halt langweilig.
    freust du dich nicht wenn du dir was neues gekauft hast?
    und durch diese neuen sachen kannst du dir bestätigung holen von anderen menschen denen du es zeigst. "toll, schick, super" sagen die dann. auch wenns ned wirklich ernst gemeint sein muss, man fühlt sich dann gut, bestätigt, in einer gemeinschaft. ohne bestätigung wird man depressiv, in sich gekehrt. wie fühlst du dich wenn du jemandem hilfst und der ned danke sagt?

    wenn du wirkliche unabhängigkeit willst in einer kleinen gruppe mit wenig utensilien musste in ein urvolk integriert werden. die haben wenig, haben trotzdem jeden tag was zu erzählen, dinge zu erledigen.

    wenn du was für dich selber machen willst, dann fang an zu malen, lern ein instruent, bau/bastel dir was, trete nem verein bei, mach sport, tu was für deine mitmenschen (umsonst bei der tafel arbeiten, essenausgabe für obdachlose, kinder/jugendlichenbetreuung über die mittagszeit etc.)

    mach dich ned kaputt wegen den ganzen WARUM? fragen. wegen deiner schulbildung etc, frag mal schulen, jugendhilfe etc nach. irgendeinen weg wird es doch geben dass du nen höheren abschluss hast. vll sowas wie abendschule oder mittlere reife nachmachen oder sowas.

    falls du keine freundin hast, versuch dir eine zu erschließen. das macht auf jeden fall glücklich und du hast einen menschen mit dem du deine zeit und interessen verbringen kannt. hast du auch mit deinen freunden über deine gedanken geredet, was haben die für tips parat für dich?

    nochmal was zur konsum"geilheit": warum eigentlich denn nicht? solang es nicht überhand nimmt und du alle 3 wochen ne neue kaffeemaschine, handy, tv kaufst is doch alles paletti. halt abwechslung, sich ne neue freude machen. ich freu mich auch voll auf den briefträger wenn ich mir was in ebay gekauft hab (is ja wie weihnachten), und wenn mans dann hast isses meistens wie "eine katze spielt mit einem faden in der luft. solang die es ned erwischt macht es spaß, aber sobald der faden runterfällt isser nach kurzer zeit langweilig".

    vll hast du nur die falschen leute mit denen du deine zeit verbringst. wenn die sich nur durch einkäufe ihren status aufbauen, sinds halt eben die falschen leute für dich.
     
  9. 16. Oktober 2011
    AW: Selbstverwirklichung

    Das Phänomen kenne ich aus meiner Heimat.

    Dort lebt die Familie meiner Mutter in einem winzigen Dorf knapp 20-30km vom nächstgrößeren Ort entfernt. Es sind einfache Bauern. Jeder hat seinen Hof, seine Tiere, seinen Traktor.
    Geht man dort durchs Dorf, wird man von jedem herzlich begrüßt. Ist man ein bekannter, wird man zum Essen eingeladen. Einfach so. Nur weil man sich gerade getroffen hat. Verbringt dann den Tag zusammen. Ist man ein Fremder? Genauso. Man wird herzlich zum Kaffee eingeladen und tauscht sich aus. Woher man kommt, wohin man geht. Man ist interessiert am Leben anderer. Möchte daran teilhaben.
    Braucht jemand Hilfe, z.B. beim Hausbau, steht das halbe Dorf auf der Matte.

    Ohne dass man darum bitten muss.
    Ohne, dass man eine Gegenleistung bieten muss.
    Ohne wenn und aber.

    Alle sind da.

    Alle möchten helfen. Ein gesundes Miteinander.

    Und jetzt das Unvorstellbare. Keiner schließt sein Haus ab. Zu keinem Zeitpunkt. Verlässt man sein Haus um für den Tag in die Stadt zu gehen, hat keiner Angst, dass irgendjemand einbrechen würde. Man vertraut sich. Und das obwohl Wertsachen im Haus sind. Lässt jemand seine Brieftasche im Café auf dem Tisch liegen, nimmt sie niemand mit. Außer wenn jemand weiß wem es gehört, dann geht man ihm das bringen. Aber Diebstahl? Undenkbar. Selbst das Auto wird nicht abgeschlossen. Es steht im eigenen Hof. Mit dem Schlüssel im Schloss.
    Einem brennt der Hof nieder. Die ernte eines vollen Jahres geht verloren. Normalerweise der finanzielle Ruin. Doch man lässt die anderen nicht hängen. Man hilft sich gegenseitig. Niemand muss zu irgendeinem Zeitpunkt angst darum haben, dass es ihm schlecht geht. Man strengt sich an, einzig und allein aus dem Willen, dass es allen besser geht und man die Reserven hat zu helfen, wenn Hilfe benötigt wird.

    Wenn ich dort sage, dass meine Haustür fast 35KG wiegt und der Sicherheitsschlüssel 8 Finger-starke Stahlbolzen in die Wand jagt um dein Eingang zu sichern ernte ich nichts weiter als argwöhnische Blicke.

    "Wieso sollte ich meinem Mitmenschen etwas schlechtes tun, wenn er mir doch nichts getan hat? Wieso sollte ich ihn mir zum Feind machen, wenn er mein Freund hätte sein können?"

    Hier ist es eher so:
    "Wieso sollte ich ihm helfen, wenn er mir doch nichts geben kann? Wieso sollte ich ihn zu meinem Freund machen, wenn ich ihn doch nicht kenne?"

    Doch das ist nun viele Jahre her.

    In der Zwischenzeit haben Kriege das Land zerrissen. Aus einem Land wurden viele.
    Viele Kinder haben ihre Eltern verloren. Viele Frauen Ihre Männer, viele Menschen all ihr hab und gut.

    Was passiert nach solch einem Krieg? Was passiert nachdem Bombenteppiche das Land umpflügen? Wenn Blei den Boden vergiftet? Wenn Menschen vor dem nichts stehen?

    Verzweiflung. Es hat niemand mehr viel zum Teilen. Selbst wenn er wollte, könnte er nichts abgeben. Aus dieser Verzweiflung die Kriminalität. Aus der Kriminalität Misstrauen. Aus dem Misstrauen wird aus einem kleinen Paradies das gleiche wie es hier in Deutschland herrscht. Und das obwohl jeder wieder genug hätte um zwei Familien durchzubringen.

    Man schließt die Türen. Zieht Zäune. Lebt nebeneinander und nicht miteinander. Grüßt höflich, geht aber zügig weiter. Die anderen könnten ja etwas von mir wollen. Spricht mich jemand an, muss es sein, weil er etwas von mir will. Ich will ihm aber nix geben. Er soll weitergehen.

    Alte Gepflogenheiten werden vergessen. Die Generation die im Paradies lebte und nun das triste Leben als Greise führen muss, sieht verbittert wie seine Kinder sich gegenseitig alles nehmen wollen.

    Aus dem Ziel zusammen ein schönes Leben zu führen wurde das Ziel mehr zu haben als der andere. Denn mehr ist besser. Hat er ein Auto, kaufe ich mir zwei! Oder zumindest ein schöneres...

    Als kleines Kind erlebte ich das Paradies. Höre auch heute meine Eltern und Großeltern noch über die Zeiten reden. So lange waren sie nicht her.

    Nun lebe ich in Deutschland.

    Zurück? Wofür? Dort gäbe es nur mehr vom gleichen.

    Und ScherzkekS, glaube es mir, wenn ich es dir sage, wenn der Konsumterror in ein abgelegenes Dorf auf dem Balkan reichen kann, so wird er das auch mit den abgelegenen Orten in der Türkei machen, auch wenn kein Krieg da ist um dies zu beschleunigen.
    Keine Frage des "Ob" sondern eine Frage des "Wann".

    Das trifft so ziemlich GENAU das, was mit dieser Gesellschaft nicht Richtig läuft.
     
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  10. 16. Oktober 2011
    AW: Selbstverwirklichung

    Der Prozess ist dort voll im Gange, auch in den abgelegensten Orten. Die alten Dörfer schrumpfen immer weiter, die Kinder ziehen in die Städte und die alten Menschen sterben langsam aber sicher aus. Ist Turkmenistan deine Heimat? Bin nicht so der Geographieexperte^^.
     
  11. 16. Oktober 2011
    AW: Selbstverwirklichung

    Nein, das ehemalige Jugoslawien, ist fürs Thema aber nicht sehr interessant
     
  12. 16. Oktober 2011
    AW: Selbstverwirklichung

    Ich möchte dir sagen, dass du nicht allein mit deinen Gedanken bist. Mach dich nicht Verrückt und versuche dich aus deinem Tief zu befreien (fall ich das so definieren darf) aber vergiss nicht das einem diese Fragen sehr viel Zeit rauben bei denen du auf der Suche nach deiner "Identität" bist.
     
  13. 17. Oktober 2011
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 15. April 2017
    aW: Selbstverwirklichung

    Ein paar Bemerkungen...
    Ich empfehle dir meine Posts in diesem Thread, wo ich alle Mythen über den "Kommunismus" auseinandernehme und widerlege. Kommunismus richtig verstanden bedeutet nicht Gleichmacherei und Zentralplanung, sondern Leistungsprinzip und kollektive Selbstverwaltung auf allen Ebenen.

    Mit solchen Fragen wie im Eingangspost haben sich zum Glück schon sehr viele Menschen beschftigt und sind zu Erkenntnissen gelangt, die man nutzen sollte.
    Man sollte sich vor allem im Klaren sein, dass nicht einzelne Personen(gruppen) das Problem sind, sondern die gesellschaftlichen Bedingungen, die so ein Verhalten erst hervorbringen. Selbst wenn man an den freien Willen glaubt (was man sich gut überlegen sollte, siehe Thread), ist es empirisches Faktum, dass Kinder die Gewalt in der Familie erfahren mussten auch selbst später dazu neigen Gewalt anzuwenden oder dass arme Menschen öfter kriminell sind usw. Nachdem ich das verstanden hatte, hab ich mich intensiv damit befasst die Ursachen zu untersuchen.

    Im Kapitalismus sind die Produktionsmittel Privateigentum d.h. Mittel zum Zweck der Geldvermehrung der jeweiligen Privateigentümer. Da Geld ein unendliches "Bedürfnis" ist, ist die Grundlage für die "Unersättlichkeit" der Wirtschaft gegeben. Die Erklärung des Wachstumszwangs reich ich bei Interesse gerne nach, geht aber schon recht tief in Wirtschaftstheorie rein.

    Der Konsumterror ergibt sich jedenfalls aus dem Wachstumszwang und der Profitproduktion. Die wachsende Warenmenge muss entsprechende abnehmer finden. Daher wird unser Bewusstsein wie unser Unterbewusstsein rund um die Uhr mit Werbung & allerhand psychologischer Kriegsführung bombadiert, damit wir auch unser letztes Geld für irgend ein unnötiges Zeug verschleudern. Konsum an sich würde ich nicht kritisieren wollen - im Gegenteil: Das Problem ist eher, dass die meisten Menschen aufgrund von armut viel zu wenig konsumieren können. Es kommt immer darauf an, ob man die Dinge die man kauft wirklich zur Steigerung von Lebensqualität nutzt oder ob man jeder Mode hinterher läuft und sein Selbstwertgefühl davon abhängig macht immer das neuste Handy zu haben.

    "Wenn man ist, was man hat, und das verliert, ist man nichts mehr.
    Wenn ich hingegen bin, was ich bin, so kann mich niemand dessen berauben." (Erich Fromm)




    Dass der Mensch auch zu ganz anderem Verhalten in der Lage ist, wenn die Umstände es zulassen, zeigt die einzige große anarchistische/libertär-kommunistische Revolution während des spanischen Bürgerkrieges 1936-39. George Orwell hat es so beschrieben:
    "Viele normale Motive des zivilisierten Lebens - Snobismus, Geldschinderei, Furcht vor dem Boss und so weiter - hatten einfach aufgehört zu existieren. Die normale Klasseneinteilung der Gesellschaft war in einem Umfang verschwunden, wie man es sich in der geldgeschwängerten Luft Englands fast nicht vorstellen kann. Niemand lebte dort außer den Bauern und uns selbst, und niemand hatte einen Herrn über sich." [wiki]

    Bis zu einem gewissen Grad bleibt man immer Teil des Systems. Das bietet aber auch die Chance es ändern zu können. Es ist nicht nur ethisch richtig sich für eine Verbesserung der Umstände einzusetzen, sondern gibt einem auch selbst ein gutes Gefühl. Das richtige Verhältnis von Engagement und Hedonismus muss jeder für sich herausfinden.
     
  14. 17. Oktober 2011
    AW: Selbstverwirklichung

    Interesse besteht!
    Gerne auch per PM
    Gruß
     
  15. 17. Oktober 2011
    AW: Selbstverwirklichung

    Voilâ:
    Es macht für die Kapitaleigner also nur Sinn den Menschen Zugang zu gewähren, wenn diese mehr Geld erwirtschaften als sie kosten. Das ist übrigens die Marxsche Definition von Ausbeutung. Gewinn bedeutet, dass mehr Geld herauskommt als die Kapitalisten in Investitionen vorgeschossen haben. Daher muss nun mehr Geld ins System kommen, um den Gewinn decken zu können. Geldschöpfung geschieht durch Kreditaufnahme. Nimmt ein Unternehmen bspw. einen Kredit auf und schafft damit neues Geld (=Schulden), so muss es auch mehr produzieren, damit es keinen Verlust macht - schließlich muss es die Zinsen bezahlen. Da die Masse der Menschen immer ärmer wird, hat der Staat in den letzten Jahrzehnten den Großteil des notwendigen Schuldenmachens übernommen. Nur wenn theoretisch alle Kapitaleinkünfte vollkommen verkonsumiert würden, so gäbe es keinen dauerhaften Wachstumszwang. Allerdings ist das vollkommen illusionär, da durch die systematische Ausbeutung die Ungleichheit fast exponentiell zunimmt und die Sparquote der Reichen überproportional hoch ist. Ein paar Zahlen dazu:
    Spoiler
    "In der Volkswirtschaftslehre ist die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes die Häufigkeit, mit der die vorhandene Geldmenge innerhalb eines Jahres durchschnittlich umgesetzt wird." (wiki)
    Kaufkraft- und damit konjunkturrelevant ist allein die Umlaufgeschwindigkeit der Geldmenge M1 (V1), welche aber in Relation zur Sparquote zu setzen ist. In den USA gab es eine steigende V1 mit entsprechendem Wirtschaftsboom [6] (rot=staatl. Transfer; grün=Löhne; (hell)blau=Kapitaleinkommen) bleibt die allgemeine Sparquote zwar relativ konstant, V1 sinkt aber, da oben die Sparquote viel höher ist. Ohne ein massives Geldmengenwachstum von 8-10% jährlich hätten wir ein enormes Deflationsproblem. Auch in der Eurozone gibt es durchgehend eine fallende Tendenz der Umlaufgeschwindigkeit. [7]

    Daraus resultiert: Zwang zum Geldwachstum, zum Schuldwachstum & Wirtschaftswachstum. Ein völliger Irrsinn der Mensch & Natur gleichermaßen als Mittel betrachtet und entsprechend zurichtet.
    Außerdem kommt irgendwann der Punkt, wo die Masse der Menschen bzw. der Staat als deren Repräsentant die Schulden nicht mehr bedienen kann. Historisch gab es dann entweder Hyperinflation, Währungsreform, Weltkriege o.ä. An diesem Punkt sind wir nun, was sich an den immer stärker und öfter auftretenden Wirtschaftskrisen und drohenden Staatspleiten zeigt.
     
  16. Video Script

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