Fachkräftemangel: Realität oder Propaganda?

Dieses Thema im Forum "Politik, Umwelt, Gesellschaft" wurde erstellt von Melcos, 12. Juni 2011 .

Schlagworte:
  1. 12. Juni 2011
    DIW-Wochenbericht 46/2010

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    Die Propaganda vom Fachkräftemangel


    von Lars *****meyer

    „Der Fachkräftemangel wird in den nächsten Jahren zum Schlüsselproblem für den deutschen Arbeitsmarkt und nicht die Arbeitslosigkeit“, erklärt Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle, und Arbeitgeber-Präsident Dieter Hundt fordert unentwegt „wirksame Maßnahmen“ dagegen.

    Das alles geschieht, obwohl ab dem 1. Mai die Freizügigkeit in arbeitsrechtlicher Hinsicht auch für Arbeitnehmer aus den acht osteuropäischen Staaten gilt, die 2004 der Europäischen Union beigetreten sind. Dann dürfen Bürger aus Estland, Lettland, Litauen, Polen, der Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn in Deutschland uneingeschränkt arbeiten. Ist die Lage auf dem Arbeitsmarkt also tatsächlich so dramatisch, wie Brüderle und Hundt behaupten? Keineswegs. Die Debatte zeigt vielmehr, wie interessengeleitet die Diagnose eines angeblichen Fachkräftemangels ist.

    Zunächst einmal wird hier die Wirklichkeit radikal verkehrt. Denn die Klage über einen Fachkräftemangel lenkt davon ab, dass die allgemeine Lage am Arbeitsmarkt weiterhin ausgesprochen schlecht ist. Nach wie vor herrscht Massenarbeitslosigkeit, 2010 waren offiziell 3,2 Millionen Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen. Zu den registrierten Arbeitslosen kommen noch die Menschen hinzu, die sich wegen Aussichtslosigkeit nicht mehr bei den Arbeitsagenturen melden oder nicht mitgezählt werden, weil sie sich in Maßnahmen der Agentur befinden. Die tatsächliche Arbeitslosigkeit ist also viel höher. Sie lag 2009 bei rund 5,37 Millionen fehlenden Arbeitsplätzen. Hinzu kommen weitere 2,04 Millionen unfreiwillig Teilzeitbeschäftigte, die eine Vollzeitstelle suchen. Insgesamt sind damit rund 7,4 Millionen Personen in Deutschland von Arbeitslosigkeit oder Unterbeschäftigung betroffen.[1]

    Seit 2000 ist außerdem die atypische Beschäftigung massiv gewachsen: Die Zahl der Leiharbeiter hat sich mehr als verdoppelt, Befristung und Mini-Jobs haben stark zugenommen. Zudem ist der Niedriglohnsektor erheblich angewachsen: 2008 arbeiteten 22 Prozent der Beschäftigten, 6,5 Millionen Menschen, zu Niedriglöhnen – zwei Millionen mehr als 1995. Die große Mehrheit ist dabei gut qualifiziert: 79,5 Prozent der Niedriglohnbeschäftigten haben eine Ausbildung oder ein Studium abgeschlossen.[2]

    Besonders schwierig gestaltet sich die Arbeitsmarktlage für die Angehörigen der Jahrgänge, die ins Arbeitsleben einsteigen bzw. aus diesem ausscheiden: Generell haben es Arbeitslose über 50 Jahre aufgrund ihrer angeblich geminderten Leistungsfähigkeit sehr schwer, überhaupt wieder eingestellt zu werden. Ab dem Alter von 55 nimmt die Erwerbsquote mit jedem Altersjahr rapide ab. Nur jeder zehnte 64jährige geht noch einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. Spiegelbildlich verhält sich die Lage beim Einstieg in Arbeitsleben: Hier herrscht ein massiver Ausbildungsplatzmangel. Seit 15 Jahren liegt das Angebot an Ausbildungsplätzen regelmäßig unter dem Bedarf. Die Vereinbarungen zwischen Wirtschaft und Politik zur Behebung des Mangels blieben wirkungslos. Der Anteil der 20- bis 29jährigen ohne Berufsausbildung ist in den letzten Jahren auf nunmehr 17 Prozent gestiegen – ein enormes Potential zur Ausbildung von zukünftigen Fachkräften, das von den Unternehmen jedoch nicht genutzt wird – durchaus mit strategischem Hintersinn.
    Über- oder Unterangebot der Ware Arbeitskraft?

    Denn der Arbeitsmarkt unterliegt, wie jeder Markt, dem Gesetz von Angebot und Nachfrage. Bei vorhandenem Überangebot an Arbeitskräften drohen deshalb Lohnsenkungen. Die Existenz von Gewerkschaften und kollektiven Tarifverträgen ermöglicht es allerdings, auch in Zeiten von Massenarbeitslosigkeit Lohnsenkungen zu verhindern. Allerdings wird es – je länger die Situation andauert – immer schwerer, Lohnerhöhungen durchzusetzen, die sich am Produktivitätsfortschritt orientieren und damit eine Teilhabe der Arbeitnehmer am wachsenden gesellschaftlichen Reichtum gewährleisten.

    1980 war der Höhepunkt der Durchsetzungsmacht der bundesdeutschen Gewerkschaften. In diesem Jahr lag der Anteil der Arbeitnehmereinkommen am gesamten Volkseinkommen bei 75,2 Prozent; im ersten Halbjahr 2010 betrug er nur noch 65,5 Prozent.[3] Mit der Lohnquote von 1980 wären den Arbeitnehmern im letzten Jahr rund 180 Mrd. Euro mehr zugeflossen. Die Unternehmen haben von der Massenarbeitslosigkeit also massiv profitiert: Sie können aus einer Vielzahl von Arbeitskräften zu günstigen Löhnen auswählen und auf diese Weise ihren Profit auf Kosten der Beschäftigten erhöhen.

    Ganz anders stellt sich die Lage dar, wenn ein Unterangebot an Arbeitskräften vorherrscht. Dann können die Arbeitnehmer zwischen verschiedenen Arbeitsangeboten auswählen und auch höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen durchsetzten.[4]

    Aktuell befinden wir uns in einer Situation, in der gesamtwirtschaftlich von einem Arbeitskräftemangel keine Rede sein kann: Das Verhältnis zwischen gemeldeten offenen Stellen und registrierten Arbeitslosen liegt bei 1 zu 8. Es herrscht also massiver Arbeits- und nicht Arbeitskräftemangel. Anders waren die Verhältnisse in der Vollbeschäftigungsperiode von 1960 bis 1973: Die Arbeitslosigkeit lag, mit Ausnahme der Krise 1968/69, jahresdurchschnittlich bei unter 300000 Personen. Gleichzeitig waren rund doppelt so viele offene Stellen gemeldet. Arbeitskraft war also knapp. Bemerkenswert ist, dass der damalige Arbeitskräftemangel mit einem durchschnittlichen realen Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von rund vier Prozent pro Jahr einherging. Arbeitskräftemangel ist also durchaus mit hohen Wachstumsraten vereinbar und kein gesamtgesellschaftliches Problem. Im Gegenteil: Aus Sicht der Lohnabhängigen ist Arbeitskräftemangel sogar ein wünschenswerter Zustand.

    Eine Einschränkung gibt es allerdings: Es ist möglich, dass trotz Massenarbeitslosigkeit in bestimmten Berufen weniger Bewerber als offene Stellen vorhanden sind; das Angebot an Arbeitskräften ist nicht identisch mit dem Angebot gelernter Fachkräfte in bestimmten Berufen. Genaue Aussagen hierüber ermöglicht nur eine detaillierte Untersuchung der Arbeitsmarktlage für einzelne Berufsgruppen.

    Karl Brenke vom Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat kürzlich eine solche Untersuchung für die naturwissenschaftlich-technischen und industriellen Berufe unter dem Titel: „Fachkräftemangel kurzfristig noch nicht in Sicht“ veröffentlicht.[5] Hierbei handelt es sich um eine durch den Präsidenten des DIW, Klaus Zimmermann, „zensierte“ Variante des ursprünglichen Artikels mit dem Titel: „Fachkräftemangel in Deutschland: eine Fata Morgana“. Der Grund dieses Eingriffs: Zimmermann selbst tritt massiv für Arbeitszeitverlängerung (45-Stunden-Woche) und eine jährliche Zuwanderung von 500000 Personen ein und hat dies in der Vergangenheit immer wieder mit einem angeblichen Mangel an Fachkräften begründet.[6] Brenke weist nun (auch in der überarbeiteten Version) nach, dass hiervon keine Rede sein kann: „Bei fast allen Fachkräften ist die Zahl der Arbeitslosen höher als die Zahl der offenen Stellen.“ Lediglich für Vulkaniseure, Elektroinstallateure und Ärzte stellt sich die Lage anders dar. In den meisten Berufen liegt die Zahl der offenen Stellen unter dem Vorkrisenniveau; gleichzeitig sind mehr Fachkräfte arbeitslos als vor zwei Jahren. In den Ingenieursberufen rechnet Brenke in den nächsten Jahren sogar mit einer Fachkräfteschwemme, da es in den Fächern Maschinenbau und Verfahrenstechnik aktuell genauso viele Studenten wie sozialversicherungspflichtig Beschäftigte gibt.
    Die Folgen des demographischen Wandels

    Gegenwärtig verlassen zudem mehr Hochschulabsolventen Deutschland, als aus anderen Ländern einwandern. Das heißt: Der Arbeitsmarkt ist für viele deutsche Hochschulabsolventen so schlecht, dass sie auswandern, um anderswo Arbeit zu finden. Insofern sprechen alle verfügbaren ökonomischen Indikatoren gegen einen allgemeinen Fachkräftemangel – mit Ausnahme ganz weniger Berufe.

    In den kommenden Jahren wird die Bevölkerung der Bundesrepublik erheblich altern. Dies betrifft auch das Potential der verfügbaren Erwerbspersonen, da viele das Rentenalter erreichen und gleichzeitig weniger Menschen ins Erwerbsleben eintreten werden. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) prognostiziert daher in einer aktuellen Studie einen Rückgang des Erwerbspersonenpotentials um 3,6 Millionen Menschen bis 2025.[7] Die Nachfrage nach Arbeit nimmt dabei laut Modellrechnung des IAB sogar leicht zu. Diese Annahme widerspricht allerdings der Tatsache, dass seit 1960 in Deutschland konjunkturzyklusübergreifend die Produktivität schneller als die Wirtschaftsleistung wächst. In der Folge sinkt bisher das insgesamt vorhandene Arbeitsvolumen von Jahrzehnt zu Jahrzehnt. Aber selbst unter den Bedingungen einer Umkehr dieses Trends geht das IAB von rund 1,5 Millionen Arbeitslosen im Jahr 2025 aus – ohne Berücksichtigung unfreiwilliger Teilzeitbeschäftigung. Ginge man von einer rückläufigen Nachfrage nach Arbeitskräften aus, läge die Zahl der Arbeitslosen noch deutlich höher.

    Von einem Mangel an Arbeitskräften kann in diesem Szenario also – trotz des demographischen Wandels – auch 2025 keine Rede sein. Denkbar ist zwar, dass langfristig Fachkräfteengpässe aufgrund nicht passgerechter Qualifikationen auftreten werden. Aber hier können die Unternehmen bereits heute durch die betriebliche Ausbildung und duale Studiengänge gegensteuern. Sie müssen nur die Zahl der angebotenen Plätze entsprechend erhöhen. Im Übrigen ist es Aufgabe der Bildungspolitik, dafür zu sorgen, dass alle Kinder und Jugendlichen eine umfassende frühkindliche Förderung und schulische Bildung erhalten, die allen eine Entfaltung ihrer Potentiale ermöglicht.

    Die Diskussion über den angeblichen Fachkräftemangel ist also im Wesentlichen eine Phantomdebatte. Sie lenkt von den wirklichen Problemen der andauernden Massenarbeitslosigkeit, zunehmenden prekären Beschäftigung und wachsenden sozialen Ungleichheit ab. Dabei liegen die Interessen der Arbeitgeber offen auf dem Tisch: Sie wollen auch in Zukunft auf ein Überangebot an Arbeitskräften zurückgreifen können. Ihre Forderungen nach der Verlängerung von Lebens- und Wochenarbeitszeiten sowie einer massiven Ausweitung der Zuwanderung zielen darauf ab, das für sie sehr günstige Verhältnis von Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt beizubehalten.

    Dem gegenüber stehen die Interessen der Beschäftigten. Sie profitieren von einer Verknappung von Arbeitskraft bzw. von einer massiven Erhöhung der Nachfrage nach Arbeitskräften. Aus ihrer Sicht sollten deshalb ganz andere Themen im Mittelpunkt der Diskussion über die Zukunft von Arbeit und Gesellschaft stehen, nämlich die Umverteilung der Arbeit durch Arbeitszeitverkürzung und der Ausbau der Beschäftigung im öffentlichen Dienstleistungssektor, bei Gesundheit, Pflege, Bildung und Erziehung.[8] Dann stünde auch nicht länger die Verfestigung der Arbeitslosigkeit auf der Tagesordnung, sondern endlich deren Überwindung.

    [1] Vgl. AG Alternative Wirtschaftspolitik, Memorandum 2010, Tabellen A2 und A4. Die Gesamtsumme setzt sich so zusammen: registrierte Arbeitslose (BA) + verdeckte Arbeitslose (Sachverständigenrat) + stille Reserve (IAB).

    [2] IAQ-Report 2010-06, Niedriglohnbeschäftigung 2008.

    [3] WSI-Verteilungsbericht 2010, in: „WSI-Mitteilungen“, 12/2010, S. 637.

    [4] Ursula Engelen-Kefer u.a., Beschäftigungspolitik, Köln 31999, S. 29f.

    [5] Vgl. „DIW-Wochenbericht“, 46/2010, S. 2-16.

    [6] Vgl. Yasmin El-Sharif, Forscherposse beim DIW. Was nicht passt, wird passend gemacht, in: „Spiegel Online“, 18.11.2010.

    [7] IAB-Kurzbericht, 12/2010. – Genaue Aussagen über den Arbeitsmarkt in 15 Jahren kann allerdings keine Prognose liefern, da hierbei immer bestimmte Annahmen zugrunde gelegt werden müssen, deren Eintreffen ungewiss ist (wie etwa Ausmaß der Zuwanderung, Erwerbsbeteiligung von Frauen und Älteren, allgemeine wirtschaftliche Entwicklung).

    [8] Vgl. Heinz-J. Bontrup, Lars *****meyer und Jörg Melz, Arbeit fairteilen, Hamburg 2007.

    Quelle: Blätter

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    Von dem angeblichen Fachkräftemangel profitieren die Arbeitnehmer nicht, da es mehr Arbeitslose als Stellen gibt. D.h. die Nachfrage ist größer als das Angebot, das drückt den Preis der Arbeitskraft.
    Wenn dann unter dem Vorwand Fachkräftemangel noch für Zuwanderung und längere Arbeitszeiten geworben wird drückt das noch einmal den Preis.

    Sinn macht das Ganze wenn man berücksichtigt, dass in Deutschland Löhne nur Kosten sind und keine großen Einnahmen für die Unternehmen generieren, nur die Einnahmen des Exports werfen satte Profite ab, vereinfacht ausgedrückt.
     
  2. 13. Juni 2011
    AW: Die Propaganda vom Fachkräftemangel

    Es gibt keinen Fachkräftemangel. Es gibt in den Augen der Industrie nur einen Mangel an Arbeitskräften die keine Kenntnisse davon haben wieviel ihr Wissen in Geld wert
    ist, bzw sein sollte. Sprich ein Mangel an Billiglöhnern.
    Die Zahlen der auswandernden Kräfte sollte sich als logische Konsequenz auf Seiten der Arbeitnehmer von Jahr zu Jahr kontinuierlich steigern.
     
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  3. 17. Juni 2012
    AW: Die Propaganda vom Fachkräftemangel

    ich mag aber auch sehr stark bezweifeln das es diesen Mangel wirklich gibt, das ganze Bildungssystem hat sich gewandelt, jeder der die Changse bekommt höher zugehen tut dies auch.
    Es ist vorallem nicht das erste mal das man liest das eigentlich genug Leute da sind hochgebildet aber sollen für denn Lohn eines Einfachen Arbeiters arbeiten.

    Meiner Meinung nach ist auch die ganze Zuwanderungsdebatte schwachsin und zielt nur darauf an das es billiger ist Leute da "einzukaufen" als hier Auszubilden.

    Diese Situation ist auf denn Ausbildungsmarkt doch auch schon längst Standart...
     
  4. 17. Juni 2012
    AW: Die Propaganda vom Fachkräftemangel

    Ich sehe es bei uns in der IT ja immer und immer wieder - man beschwert sich, es gäbe knapp 30.000 offene Stellen.
    Die Firmen klagen überall, man könne keine geeigneten Leute finden. Das Problem hierbei ist aber, dass die meisten Firmen am liebsten die Hälfte des Branchenüblichen Lohns zahlen würden und die Personen bestmöglich Ausgebildet (Master) und auch noch mit Arbeitserfahrung (am besten 5 Jahre+) hätten. Leider nicht möglich - aber solange man nicht genug zahlt und sich querstellt wird es immer einen künstlich geschaffenen "Fachkräftemangel" geben. Irgendwann werden wir hier in Dtl. deswegen auch schön auf die Schnauze fallen..
     
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  5. 18. Juni 2012
    AW: Die Propaganda vom Fachkräftemangel

    Jo, grade im IT Bereich sollen die mal nicht von fehlenden Fachkräften faseln. Schade, ich hab verzweifelt gesucht, aber die Anzeige nicht mehr gefunden. War ungefähr so:

    Suchen: dipl. Informatiker mit fundierten Netzwerkkenntnissen, Datenbanken Oracle u.a.. Lotus, Windows, Linux. Erweiterte Programierkenntnissen. Alle möglchen Scheine-Cisco zertifiziert und mindest. X Jahre Berufserfahrung-
    Wir bieten: geringfügige Beschäftigung

    Und das ist wirklich kein Scherz. Ich such das Ding noch mal verstärkt, weiss nur nicht mehr obs in meiner IHK Zeitung war oder auf XING oder so..

    F.
     
  6. 18. Juni 2012
    AW: Die Propaganda vom Fachkräftemangel

    Die Wirtschaft ist interessiert an billigen Arbeitern.. wenn die auch noch gut ausgebildet wären, umso lieber. Das Dumping-Prinzip kotzt mich an.

    Aber, wer kommt denn durch die Grenzöffnungen? Da kommen nicht die Hochqualifizierten. Die haben nämlich schon einen gut bezahlten Job. Es kommen die, die es im Ausland auch nicht geschafft haben. Ausnahmen gibts natürlich, aber die sind auch vorher rübergekommen.

    Im Grunde wird doch der Fachkräftemangel seit Jahren vorgeschoben um die politisch gewollte Zuwanderungspolitik der Billig-Arbeitskräfte zu begründen.
     
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  7. 18. Juni 2012
    AW: Die Propaganda vom Fachkräftemangel

    da sie im ausland das selbe bzw mehr verdienen bleiben die auch gleich dort

    es gab mal nen Artikel darin ging es das die hochgebildeten Türken nach der Ausbildung in De wieder zurück gehen weil sie da bessere Changsen haben, das sagt im prinzip alles
     
  8. 19. Juni 2012
    AW: Die Propaganda vom Fachkräftemangel

    Das was euch manche Leute schon JAHRZEHNTE predigen wird jetzt hier offen gelegt:
    Die Globalisierung dient nur den Kapitalisten um möglichst billige Arbeitskräfte zu erhalten.
    Wir werden immer mehr zu gleichen unter gleichen gemacht, damit jeder austauschbar wird.

    Der Mensch als Arbeitskraft ist diesen Leuten ein Dorn im Auge, da er der größte Kostenfaktor ist, aber man bekommt es ja trotzdem hin mit der Gewinnoptimierung...
     
  9. 19. Juni 2012
    Zuletzt bearbeitet: 19. Juni 2012
    AW: Die Propaganda vom Fachkräftemangel

    Alleine schon der Titel. Selbst Bild steht neben blaetter.de als Wirtschaftwissenschaftliches Fachmagizin glänzend dar.

    Es gibt genug Branchen in der Wirtschaft die tatsächlich Fachkräfte leiden und noch evtl. dran kaputt gehen könnten.

    Alles mögliche im Handwerk (Elektro/Metall)
    Industriemechaniker (und ähnliche)
    Maschinenbau
    Techn. Ingenieure
    Altenpflege/Krankenpfleger
    Ärzte
     
  10. 20. Juni 2012
    Zuletzt bearbeitet: 20. Juni 2012
    AW: Die Propaganda vom Fachkräftemangel

    naja aber meinste nicht hier spielt wieder die Lohn Spirale kräftig mit? und es ist eben so das an Bildung gespart wird
     
  11. 20. Juni 2012
    AW: Die Propaganda vom Fachkräftemangel

    Es fehlen Fachkrafte da wo keiner hin will. In Klein- und Mittelstandsbetrieben, mit langweiligen Tätigkeitsfelder in Kleinstädten mit häufig miserabler Bezahlung. Zus. wollen auch diese Unternehmen nur die besten mit überdurchschnittlichen Studienerfolg.
    Das gleiche Problem herrscht auch bei den Ärzten, lieber Düsseldorf als Halle. Lieber Spezialist mit Privatpatienten als Allgemeinmediziner in einer "Dorfpraxis".
     
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  12. 20. Juni 2012
    AW: Die Propaganda vom Fachkräftemangel

    was hat das mit dem thema zu tun?

    Kann man doch gar nicht pauschalisieren. Das ist Schubladen denken und trägt nur zur Landflucht dabei.

    Was ist damit gemeint? verdienen wir immer weniger? arbeiten wir am rande des existenzminimum?

    Es hat mit so vielen zu tun, das kann man gar nicht zusammenfassen.

    Alleine die Zahl der Abiturienten heutzutage im vergleich zu damals (wat weiß ich 1970 beispielsweise). Schon alleine daraus kann man schließen, dass qualifizierte "Arbeiter" Jobs auf Strecke bleiben. Wer möchte sich schon die Hände schmutzig machen. Techn. Ingineure gesucht wie nie. Da Arbeitslos zu bleiben, das kann nur an einem selbst liegen. Auch hier ist ein Trend des steigenes Lohnes abzusehen.

    Wirklich schlechte Arbeitsbedingungen sowie relativ schlechten Lohn sehe ich nur in der Gesundheitsbranche (und bei den ungelernten -> die sind erstmal aber selber schuld). Das Thema Ärzte war und ist lang genug in den Medien gewesen, da wissen wir ja Bescheid. Meine Frau ist Altenpflegerin, daher kenn ich ihre Arbeitsmarkt Situation bestens. Sie kann sich die Stellen aussuchen. Alle haben ähnliche schlechte Arbeitsbedingungen. Keine besonders hohe Vergütung, viel Streß, hohe Körperliche Belastung, scheiß Arbeitszeiten. Sieht bei Krankenpflegern nicht viel anders aus. Dazu sag ich nur, vielen dank für die Privatisierung des Gesundheitswesens.

    Das viele Stellen mit einem geträumten Stellenprofil ausgeschrieben werden. Und? Grund sich nicht zu bewerben?
    Es ist nur eine Stellenausschreibung. d.h. da saß mal ein kluger Personalreferent, der von der praxis eventuell wenig ahnung hat und sich gedanken gemacht, welche skills benötigt werden. die werden einfach zusammengeschmissen und ausgeschrieben. Wenn der Arbeitsmarkt das her gibt oder das Unternehmen (beispiel siemens) sich einfach leisten kann - ist das so. Wenn es ein Fachkräftemangel gibt, wird das Unternehmen schon sehen, was sie davon haben. Nämlich keine Besetzung dieser Stelle.
     
  13. 20. Juni 2012
    AW: Die Propaganda vom Fachkräftemangel

    genau das meine ich doch, und da wundert man sich das keiner sie machen will.

    Und es ist ja wohl die Warheit das in Deutschland immer weniger in Bildung investiert wird und viele Firmen sich nichtmal mehr die Mühe macht selbst noch Ausszubilden, die Schulichen Ausbildungen werden auch immer weiter zurück gefahren aber irgendwo müssen die Menschen ja herkommen

    Lohndumping z.b aber du hast das schon erläutert, wobei das Gesundheitswesen echt strange zugeht auch nachdem die zivi Pflicht weg is
     
  14. 20. Juni 2012
    AW: Die Propaganda vom Fachkräftemangel

    Gestern kam ein interessanter Bericht über den Mangel an Ingenieuren.
    Ein mittelständisches Unternehmen baut Elektroautos, die Auftragslage ist gut und es werden Ingenieure gesucht.
    Gefunden werden können aber nur sehr wenige, trotz guter Bezahlung.
    Der Grund war bzw ist in deren Fall das massenhafte Abwerben der Konzerne direkt an den Universitäten, bzw. die vorzeitige vertragliche Bindung der Studenten à la "ich bezahle dir das Studium, dafür verpflichtest du dich nach Abschluss 5 Jahre bei uns zu arbeiten".

    Da bleiben nur Brotkrumen für den Rest übrig, denn es ist nun mal Fakt das nicht tausende Ingenieure pro Jahr ihr Studium abschließen.
    Es ist kein reines Blabla-Studium.
     
  15. 28. Juli 2012
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 14. April 2017
    AW: Die Propaganda vom Fachkräftemangel

    Zwei Schlüsse kann man aus dieser Studie ziehen, wenn die Kapitalisten die Fähigkeiten ihrer Arbeiter nicht abrufen. Erstens sie brauchen sie nicht oder zweitens sie wissen es nicht. Für den ersten Fall ist jede Warnung vom Fachkräftemangel eine Lüge und eigentlich will man nicht Fachkräfte sondern billige Arbeitskraft. Der zweiten Fall ist Versagen auf Management-Ebene. In Deutschland werden oft fachlich gute Arbeiter zu Managern. Fachlich mögen sie gut sein, fürs Management ist man damit nur bedingt geeignet. Prinzipiell ließe sich das Nicht-Wissen ja schnell in Wissen umwandeln, es würde reichen seine Arbeiter zu fragen, was er den so kann oder vor seiner Anstellung gemacht hat.

    Arbeit lässt man am besten von denen erledigen, die sie am besten verrichten können und auch wollen. Die Arbeiter zu fragen ist hier das naheliegenste. Allerdings herrscht ja in Unternehmen eher eine Top-Down-Militär-Kommando-Mentalität vor. Doch nur weil man sich vertraglich einer Hierarchie unterordnet heißt das ja noch nicht das der Arbeiter nur Befehlsempfänger sein muss.
     
  16. 13. November 2012
    AW: Die Propaganda vom Fachkräftemangel

    Langsam scheinen es wohl auch langsam die Medien zu begreifen..
     
  17. 14. November 2012
    AW: Die Propaganda vom Fachkräftemangel

    War vor vier Wochen ein guter Artikel in der Zeit

    -> Fachkräftemangel: Das F-Wort | ZEIT ONLINE

    Hab etz grad wenig Zeit, später gibts noch n Statement.

    MfG
     
  18. 14. November 2012
    AW: Die Propaganda vom Fachkräftemangel

    ich kann nur von meiner persönlichen erfahrung sprechen:3 jahre BWL in D und 2 jahre industrial management international studiert, hab vor abschluss nen unbegrenzten vertrag eines fortune 500 in Deutschland, mit aktienoptionen, unbegrenztem Arbeitsverhältnis (abgesehen von üblichen 3 monaten Probezeit) und personalverantwortung ab beginn. habe zusätzlich mittlerweile noch 3 andere konkrete jobangebote in D und werde konstant von industrieunternehmen angefragt. Das geht nicht nur mir so, sondern auch meinen Kommilitonen. Ich weiss zB. aus erster Hand, das CNH in Deutschland echt probleme hatte, engis zu finden, und deshalb nun halb auf eigene setzt (duale Ausbildung), aber selbst dadurch nicht genug nachwuchs ziehen kann.

    Generell ist festzustellen, dass deutsche Unternehmen sich großflächig um Absolventen bestimmter Fachrichtungen kloppen. Das passiert durch aggresives Recruiting, sehr zuvorkommende Gehaltsfestsetzung und Bindung über Aktienoptionen/Boni. Wir haben aber denke ich keinen generellen Fachkräftemangel, sondern eher einen spezifischen. Management und spezielle Engineering Jobs sind oft vakant. Das hat mit Überalterung zu tun, aber auch viel mit Talentmobilität. Je talentierter oder höher qualifiziert man ist, um so mobiler ist man weltweit. Das persönliche Netzwerk ist größer, man wird öfter angesprochen und bekommt attraktivere Angebote von Konzernen weltweit, wenn man als Talent eine große Sichtbarkeit hat. Mit vielen Angeboten können dann deutsche Unternehmen nicht mithalten, bzw war das lange Zeit so. Ich denke, man kann hier einen Paradigmenwechsel sehen in den letzten paar Jahren, da sich deutsche Unternehmen immer mehr um Talent Retention bemühen.

    Daraus folgere ich, dass ein recht spezifischer Fachkräftemangel nicht nur latent vorhanden ist, sonst würden die deutschen Unternehmen nicht so sehr finanziell ausreizen lassen, um an diese Leute dranzukommen.
     
  19. 14. November 2012
    AW: Die Propaganda vom Fachkräftemangel

    Bei uns haben die eine Hand voll IT'ler abgesägt, die sowieso schon fürn Hartz4 Lohn gearbeitet haben, damit wir unserenProdukte, von anderen IT-Firmen produzieren lassen können, die noch günstiger sind!

    Und dann müssen die übrig gebliebenen noch mehr Arbeiten, weil die anderen es nicht so hinbekommen wie die Leute mit Erfahrung.
    Die Unternehmen sollten lieber mal gescheit ausbilden und die Leute anschließend weiter für Ihr Unternehmen fördern, Gehälter anpassen und dann hat auch jeder die Kräfte, die er benötigt.

    Aber solange die Geschäftsführer den ***** nicht voll genug kriegen (10 Riesen Netto+ reichen ja nicht), wird sich das eh nicht ändern und so wird auch weiterhin alles beim alten bleiben, da hilft auch kein Office Workshop in der Grundschule....
     
  20. 14. November 2012
    AW: Die Propaganda vom Fachkräftemangel

    top-talente bekommt man halt nicht für ne tüte haribo. klar, es gibt abgehobene Gehälter, die mit tatsächlicher mehrwerterzeugung im unternehmen nichts mehr zu tun haben, sondern dem finanzkapitalismus zuzuschreiben sind. das kannste dann eher mit fußballspielergehältern vergleichen (über die sich anscheinend deutlich weniger leute aufregen).

    allerdings: profis mit verantwortung für viele menschen und Entscheidungsträger, die dann auch verantwortlich handeln, werden entsprechende entlohnung verlangen. das ist kein neues Prinzip und hat auch wieder mit talentmobilität zu tun. wenn ich gut in etwas bin, dann will ich auch eine gute (intrinsische oder extrinsische) entlohnung haben und werde mich automatisch in eine Umgebung begeben, die mir passt.

    also gehaltsbashing meinetwegen, aber bitte nicht so undifferenziert.
     
  21. 14. November 2012
    AW: Die Propaganda vom Fachkräftemangel

    ich kenne genug betriebe die händeringend qualifiziertes personal suchen... und niemanden finden.

    es gibt haufenweise leute die einfach knallhart gesagt, zu ungebildet sind um die nötigen aufgaben zu erfüllen... auch bei auszubildenden trennt sich die spreu vom weizen, das was übrig bleibt ist nicht mehr viel.

    in vielen brachen ist der fachkräfte mangel jetzt schon realität!

    deshalb muss jetzt gehandelt werden, damit das bildungssystem auf forderman kommt, um hier möchlichst viel potential aus der bevölkerung zu gewinnen.

    gerade die qualität bei ausbildungsberufen hat deutlich abgenommen, immer mehr jugendliche die aus der schule kommen bringen grauenhafte und mangelhafte grundlagen mit.

    das führt dazu, das man auf höher qualifizierte abschlüsse zurückgreift und damit fachkräfte wo anders abgreift, des weiteren haben die jugendlichen die schlecht abschneiden keine chance mehr auf dem arbeitsmarkt.

    fakt ist also, das es garnicht erst zu so schlechter bildung kommen darf, es kann nicht sein das man solche leute auf den "arbeitsmarkt" los lässt...

    früher war das weniger ein problem, da gab es noch viele "hilfsarbeiter jobs" in dem viele untergekommen sind... diese fallen heute immer mehr weg und zudem gibt es unzählige arbeitnehmer aus dem ausland in diesem bereich.

    der wettbewerb ist stärker geworden... arbeit gits genug nur wenn man sich zu fein dafür ist, macht es eben jemand anders.
     
  22. 14. November 2012
    AW: Die Propaganda vom Fachkräftemangel

    Früher gab es bei Unternehmen noch so etwas wie Anstand und Moral und eine Verpflichtung gegenüber den Angestellten.
     
  23. 14. November 2012
    AW: Die Propaganda vom Fachkräftemangel

    das gibt es heute immernoch...

    das mag auf einzelfälle zutreffen und dann meist in aktiengesellschaften oder konzernen.

    btw das mit anstand und moral sucht man leider bei vielen arbeitnehmern auch verzweifelt.
     
  24. 14. November 2012
    AW: Die Propaganda vom Fachkräftemangel

    Stimmt.

    Auf die habe ich mich in erster Linie bezogen. Das hätte ich deutlicher machen müssen.

    Auch das stimmt.
     
  25. 15. November 2012
    AW: Die Propaganda vom Fachkräftemangel

    Euch sollte dabei aber klar sein, dass Unternehmen die stellen PRINZIPIELL ZU HOCH ausschreiben.
    Bei mir im Betrieb(25.000 Mitarbeiter/Industrie)
    werden auch z.B. die Stellen ,die später an normale Techniker vergeben werden, erst als "min. Masterabschluss" ausgeschrieben. Die wissen auch ganz genau das sich da kein Master für meldet, aber so gibt es die Möglichkeit.
    So wurds mir ma erklärt.

    Peace out
     
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