Die Kunst der Zulassung an den Unis

Dieses Thema im Forum "Schule, Studium, Ausbildung" wurde erstellt von graci, 13. Dezember 2008 .

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  1. 13. Dezember 2008
    DIE ZEIT, 11.12.2008 Nr. 51 [http://www.zeit.de/2008/51/C-Zulassung-Auslese]

    Wie man Studenten richtig auswählt, zeigen amerikanische und englische Hochschulen

    Die vornehmste Aufgabe einer Universität sei es, sich ihre Studenten selbst auszusuchen, so der frühere Präsident der Stanford University, Gerhard Casper. Harvard oder Oxford, Yale, Cambridge oder Princeton fanden die Idee, die Studenten zugeteilt zu bekommen, stets absurd. Große Zulassungsabteilungen sorgen in all diesen Unis dafür, dass die Besten aufgenommen werden – und dass deren Mischung stimmt. Das ist nicht einfach. Alison Richard, Vice Chancellor von Cambridge, sagt zum Thema Auswahl: »Bewerber zu bewerten ist hart, weil die Bewertung nicht nur ihre bisherigen Leistungen, sondern auch ihr Potenzial berücksichtigen muss. Und dann müssen wir eine Balance zwischen beidem finden. Der Zulassungsprozess ist eine Kunst, keine Wissenschaft.«

    Eine Kunst, von der man in Deutschland noch nicht viel versteht. Erst seit der Exzellenzinitiative befassen sich die Universitäten mit der Auswahl ihrer Studenten. Aber sie waren auf Ausleseverfahren schlecht vorbereitet. Jetzt bewerben sich die Studenten quer durch die Republik, manche gleich zwölfmal, und warten auf Antwort, ob sie denn nun einen Studienplatz bekommen. Die Verwaltungen, die schon zu Zeiten der ZVS, der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen, stöhnten, werden der Papierflut nicht mehr Herr. In Hamburg kommen sieben Bewerber auf einen Platz, in Bonn gar acht. Die Hochschulen bleiben lange im Ungewissen, ob der Studienplatz, den sie zugestehen, denn auch angenommen wird. Konsequenz dieses Chaos ist, dass Nachrückverfahren sich nun in großer Zahl bis in die Vorlesungszeit hinziehen werden.

    Deutsche Unis können mit ihrer neuen Freiheit noch nicht umgehen

    Es zeigt sich, dass die Universitäten mit der Freiheit, die sie sich wünschten, gar nicht umgehen können. Auslese bedeutet nicht nur mehr Bürokratie, sie verlangt auch nach darauf vorbereiteten Spezialisten. Es reicht nicht, die Anzahl der Studienplätze in den einzelnen Fächern zu zählen, man sollte auch den interessanten Mix unter den Neuzugängen im Auge haben, um spannende Studienjahrgänge zu garantieren.

    Da lohnt ein Blick auf das englische Modell und die amerikanischen Aufnahmeprozesse. Das englische Auswahlmodell nennt sich UCAS – Universities and Colleges Admissions Service. Es ist in Cheltenham beheimatet und ist gewissermaßen das aufgeräumte und effiziente Vorzimmer aller Universitäten im Vereinigten Königreich. Alle Studenten benutzen die gleichen vierseitigen Bewerbungsbögen, neben den üblichen Daten sind vor allem Empfehlungen von Lehrern und Persönlichkeiten wichtig sowie ein personal statement.

    Jeder Bewerber wird hier geprüft, Benotungen aller Schulsysteme werden umgewandelt in verständliche Zensuren. Bewerber, die den Anforderungen nicht genügen oder die Unterlagen vergessen oder mangelhaft ausgefüllt haben, werden von UCAS aussortiert und darauf hingewiesen. Die Universitäten haben diesen bürokratischen Teil klug ausgegliedert.

    UCAS hilft den zukünftigen Studenten aber auch, die Abertausenden Kurse, die die Unis anbieten, zu finden. Auf der Website (Home | UCAS | Helping You Into University & College In The UK) gibt es ausführliche Informationen. Und es werden Links zu allen Hochschulen bereitgestellt, wo sich der Neugierige durch alle Vorlesungen und Seminare klicken kann, um zu finden, was ihn interessiert. Erst wenn das Portfolio eines Kandidaten formal perfekt ist, wird es an die gewünschten Hochschulen – mehr als sechs Nennungen sind nicht möglich – weitergeleitet.

    Die Universitäten bleiben die Herrscher über die Auswahl ihrer Studenten. Das ist der große Unterschied zwischen der planwirtschaftlich anmutenden ZVS und UCAS. UCAS wird von den Universitäten dafür bezahlt, dass es ihnen bürokratische Arbeit abnimmt. Die Auswahl jedes einzelnen Studenten (auch in Fächern wie Medizin) bleibt die vornehme, wiewohl anstrengende und zeitraubende Arbeit der Hochschullehrer und Zulassungsspezialisten.

    Wer die ZVS wiederhaben und gleichzeitig in ein UCAS-ähnliches Instrument verwandeln will, kann das nur wollen, wenn er auch bereit ist, Zulassungsabteilungen an den Unis aufzubauen, die über weit mehr nachdenken als Zeugnisdurchschnitt und Motivation.

    Die Hochschulen haben große Zulassungsabteilungen aufgebaut

    Das amerikanische System ist anders, weil es kein zentrales Einfallstor hat. Dort hat jede Uni ihr eigenes Zulassungsprofil. Der Student, der sich an mehreren Hochschulen bewirbt, muss also mehrfach eine Bearbeitungsgebühr entrichten und immer wieder – entsprechend angepasste – Bewerbungen abliefern, das ist für sie zeitraubend und kostspielig. An Hochschulen wie Berkeley oder Stanford sind viele Mitarbeiter monatelang nur damit befasst, aus dem riesigen Pool an sehr guten und ziemlich guten Bewerbern den nächsten Jahrgang zu schmieden. Erfahrene Zulassungsexperten in großen Hochschulen wie Columbia oder NYU lesen leicht 1000 Bewerbungen in den Monaten Januar bis April.

    Da in Deutschland ein verändertes zentrales Zulassungsbüro geplant ist, sollte auch gleichzeitig über Zeitfenster diskutiert werden. Engländer und Amerikaner bewerben sich meist nicht mit dem Abschlusszeugnis, sondern mit dem Zeugnis des letzten (also elften) Schuljahrs und mit den Voraussagen, die ihre Lehrer aufgrund dieser Zeugnisse wagen. Sie bewerben sich bis zum 1. oder 15. Januar und erhalten im April die dünnen (Absagen) oder dicken (Zusagen) Briefe. Das verschafft den angehenden Studenten Zeit für die Zusage und den Unis für das Abarbeiten von Wartelisten bis zum Vorlesungsbeginn.

    Deutsche Bewerbungen trudeln erst in den Sommerferien ein, Zusagen der Unis an die neuen Studenten wie der Studenten an die Unis kommen so spät, dass der Prozess vor Beginn des Wintersemesters oft nicht abgeschlossen ist. Leere Stühle in den Seminarräumen sind die Folge. Zumindest gegenwärtig fällt den Hochschulen eine geschmeidige Zulassung schwer, so ähnelt das Zulassungschaos einer variierten Reise nach Jerusalem: Am Anfang gibt es zu viele Mitspieler und am Ende zu viele freie Stühle.

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    wie schön, dass ich das hinter mir habe und bald fertig bin Allerdings finde ich hat das ZVS Verfahren einen Vorteil: Es ist stark transparent, ich wusste, ich brauche 4 Wartesemester für meinen Platz oder die durchschnittliche Abinote geht um 0,4 runter. Nach 4 Semestern hatte ich wegen Wartezeit und Abinote meinen Platz.
    Dieses Interview Verfahren bedeutet eben viel schleimen, politisch korrekten Müll erzählen und am Ende weiss man immer noch nicht, was läuft.
     
  2. 13. Dezember 2008
    AW: Die Kunst der Zulassung an den Unis

    Das Auswahlsystem der Briten und Amerikaner hat schon Hand und Fuß, aber dennoch finde ich es ein bisschen arg. Es hat halt auch seine Nachteile. Während du sicher sein kannst, schonmal zu den besten zu gehören, wenn du angenommen wird, sind diejenigen, die nicht genommen werden ja ziemlich am *****.
    Ich habe noch nicht viel Erfahrungen mit den Bewerbungen in Deutschland, ich werde erst nächstes Jahr studieren. Ich weiß zwar nicht wo, aber ich denke ich werde meinen Platz schon irgendwo bekommen mit zwei Wartesemestern und 1,5er Abi.
    Dass sie sich zwar noch nur auf die Noten verlassen, was das auswählen betrifft, ist zwar auch irgendwie inkorrekt, aber zu irgendwas müssen diese Abschlussnoten ja auch gut sein.

    Ich meine, es ist ja schon irgendwie ein bisschen ironisch. Mit Abitur hat man die allgemeine Hochschulreife, Abi kann man sogar noch mit 4,0 bestehen - damit bekommst du aber niemals irgendwo nen Studienplatz. Da müsste man schon im Vorfeld mehr selektieren. Das würde den Unis auch viel Arbeit abnehmen.
     
  3. 13. Dezember 2008
    AW: Die Kunst der Zulassung an den Unis

    Heut zu Tage bekommst du mit jedem bestandenen Abi bzw mit jeder bestandenen Fachhochschulreife auch einen Studienplatz. Natürlich nicht an den guten Unis/FHs
    hatte bei mir damals zu meiner Bewerbung ein 30 Minütiges Auswahlgespräch mit 3 Profs, welche mir ganzschön auf den Zahn gefühlt haben. Da gings zum einen um den Werdegang, um die Vorbereitung aufs Studium sowie um die Noten - einige Pisafragen hab ich auch gestellt bekommen und musste versuchen sie logisch zu lösen. Diese gespräch wurde zu 30% in die Bewerbungsnote eingerechnet.
     
  4. 13. Dezember 2008
    AW: Die Kunst der Zulassung an den Unis

    Ich finde es gut, wenns nicht nur auf die Abinote ankommt. Ich mein: was hat denn die ABinote schon auszusagen? Meiner Meinung nach nciht viel. Es gibt viele, die einfach in der Schule noch kein Bock haben sich in den Hintern zu klemmen, aber im Studium fast nurnoch 15 Punkte schreiben (da kenn ich einige!).

    Deswegen finde ich es gut, wie es in der Schweiz gemacht wird (Ähnlich wie in England).
     
  5. 13. Dezember 2008
    AW: Die Kunst der Zulassung an den Unis

    Hehe .. da werde ich glatt angesprochen. Hab in der Schule nur das nötigste gemacht. Hinzu kamen noch andere Probleme, die mir das Abitur wesentlich erschwert haben. Nicht zu vergessen: Physik, in dem ich eine 5 bekommen habe, da ich an diesem Fach NICHTS(!!!) abgewinnen konnte, es aber nehmen musste. Das hat meine Note ordentlich nach unten gedrückt.

    Noten sagen nicht immer was über jemanden aus. Man weiß ja nicht "War der jetzt schlecht, weil er einfach schlecht ist - oder hatte er einfach keine Perspektive gehabt und somit auch keine große Lust". Viele bereuen es ja, dass sie damals nicht so viel gelernt haben.

    Ich weiß, dass ich mir im Studium den ***** aufreißen würde, weil ich dann gezielt etwas mache, was ich auch wirklich machen will. Und wo ich 100% hinter stehe, da steck ich auch alles rein.
    Würde sogar Mathe neu lernen, wäre das erforderlich.
     
  6. 13. Dezember 2008
    AW: Die Kunst der Zulassung an den Unis

    Kann mich den letzten beiden Posts nur anschließen .... ich kann aus eigener Erfahrung bestätigen
    dass die Note rein nix über mich aussagt. Denn erst sollte ich auf ne Hochbegabtenschule
    vermittelt werden, und jetzt sitz ich ni der Oberstufe mit meinem knappen 4er Schnitt.

    Die Lehrer menien ja auch dass ich großes Potenzial habe & das merke ich selber, aber auch nur dann wenn mich ein Thema interessiert, was selten der Fall ist.
     
  7. 14. Dezember 2008
    AW: Die Kunst der Zulassung an den Unis


    Ich kann dir versprechen, dass du auch an der Uni noch Fächer hast denen du einfach nichts abgewinnen kannst.. wo du aber trotzdem durch musst um deinen Abschluss zu bekommen.

    Und dazu schauen die auch auf die Noten. Wenn einer in Bio nur 1er schreibt und in Mathe überhaupt nichts reißt, hat er z.B. im Medizinstudium schlechte Aussichten.

    Ich finde Bewerbungsverfahren mit persönlichem Gespräch am besten, hatte das selbst.
    Aber die Abinote sagt sehr wohl auch etwas aus. Wer ein Ziel vor Augen hat und da wirklich hin will (Uni), der kann auch ohne große Lust in der Schule ein gescheites Abi hinlegen. Ein dreiviertel Jahr ernsthaft lernen reicht ja schon.
     
  8. 14. Dezember 2008
    AW: Die Kunst der Zulassung an den Unis

    natürlich haben die noten eine aussagekraft.
    allein wenn jemand ne 4 in bio, religion oder geschichte hat - kann man aussagen, dass er stink faul ist. Das sind Fächer indenen einfach gelernt werden muss, wer schlecht ist - macht das eben nicht ...

    ich bin über den zweiten bildungsweg ins studium gekommen, bin jetzt auch nicht schlecht in der schule - hab aber trotzdem nen realschulabschluss mit 3.8 gemacht. Nicht weil ich damals dümmer war als jetzt, sondern weil ich nix lernen wollte.
     
  9. 14. Dezember 2008
    AW: Die Kunst der Zulassung an den Unis

    ich denke schon dass die schulnoten etwas über einen aussagen. ob jemand schlau ist oder nicht, er sollte sich einfach anpassen und mitspielen, dann kann er in der schule auch was reißen. eine ausrede a la "ich bin einfach faul, aber eigentlich sehr schlau" ist doch nichts was einen prof erfreuen kann.

    für viel problematischer halte ich den föderalen vergleich. wie kann man denn einen 1,5 abischnitt aus bayern mit einem 1,5 schnitt aus bremen, nrw, berlin oder anderen sonnenschein ländern vergleichen (ich komme aus keinem der oben genannten ländern). hier ist ein gespräch zwingend erforderlich.

    ich sage nicht, dass es keine leute gibt, die in der schule schlechte noten haben und dann im studium erblühen, aber wenn man sich in die rolle eines auswählenden versetzt, muss man einsehen, dass man eher die nimmt, die in der schule gut waren. wenn es kein gespräch gibt, dann muss man einfach so wählen.
     
  10. 14. Dezember 2008
    AW: Die Kunst der Zulassung an den Unis

    Das seh ich nicht so. Hab über so einen Einstellungstest (u.a. Interview) meinen Studienplatz bekommen, den ich nur über die Abinote sicher nie bekommen hätte. Und nein, schleimen war da NICHT angesagt. Es ging eher darum, dem klarzumachen, dass du nicht auf den Kopf gefallen bist. Der hat dich unter Druck gesetzt und dir Logikaufgaben gegeben sowie diverse "komische" Fragen gestellt. Da musstest du nicht die SPD / CDU Werbetrommel rühren o.Ä., sondern nur sinnvoll, überzeugend und intelligent antworten.
     
  11. 14. Dezember 2008
    AW: Die Kunst der Zulassung an den Unis

    Ich finde es nicht logisch, dass wenn man kein Bock auf ein bestimmtes Fach hat, man dort trotzdem lernen soll - hab ich nie gemacht und bin auch so ganz gut durchgekommen (wohlgemerkt: abi in bawü). Ich war in den Fächern, die ich mochte sehr gut und in den anderen, naja man kann sichs denken Hatte im endeffekt aber ein doch recht akzeptables abi, da ich im abi auch in den fächern, die ich nicht so mochte, ne recht gute note hatte und das macht viel aus.


    Den föderalen Vergleich, den du ansprichst, finde ich auch sehr wichtig. Aber es werden manchmal sogar andere Bundesländer bevorzugt. Ich weiß jetzt nichtmehr bei welcher Uni das war (auf jedenfall eine aus bawü oder bayern), da wurden bewerber aus anderen bundesländern um bis zu 0,2 verbessert, nur weil sie aus einem anderen bundesland sind - sowas versteh ich mal überhaupt nicht. und warum das abitur nicht überall angeglichen wurde (was ja schon lange versprochen wurde), kann ich auch nicht verstehen. der größte unterschied is wohl die umstellung von LK/NK auf NF. Die Bundesländer die NF haben müssen fast den selber stoff lernen, haben aber 1 stunde in der woche weniger.
     
  12. 14. Dezember 2008
    AW: Die Kunst der Zulassung an den Unis

    aber B0B, du denkst doch nicht wirklich, dass in deinem Leben nur Sachen kommen, welche dir spaß machen. Die Schule ist wie das Berufsleben - man muss eben machen was ansteht und dein Chef wird sicher nicht erfreut sein, wenn du sagst, dass du kein bock auf Lohnsteuerabrechnung hast - du schreibst jetzt lieber Mahnungbriefchen - kannst du eh viel besser ...

    man muss eben mal den sauren apfel beisen und auch für uninteressante sachen energie aufwenden
     
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