[Kurzgeschichte] Der letzte Tag

Dieses Thema im Forum "Literatur & Kunst" wurde erstellt von Diego, 11. Februar 2009 .

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  1. 11. Februar 2009
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 14. April 2017
    Hallo...
    Ich wollte euch mal meine Kurzgeschichte "Der letzte Tage"... hm ja... unterbreiten.
    Eigentlich war es der beginn von einem größeren Projekt, aber ist mangels Interesse erstmal eingemottet worden, und deshalb zu einer Kurzgeschichte geworden.




    Text zum Aufklappen:
    Spoiler
    „Trenne dich nicht von deinen Illusionen. Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben zu leben.“
    Mark Twain

    Das Leben meint es mit manchen gut, mit manchen schlecht.
    Maxim gehörte zu den Menschen, mit denen das Leben es schlecht meint. Sehr schlecht. Es beginnt wie mit dem Flügelschlag eines Schmetterlings, ein Wecker der seinen Geist aufgibt, geht über den zu heiß gekochten Kaffee seiner Kollegin bei einer belanglosen Telefonhotline für Probleme mit Software und Hardware aller Art, und endet mit einer persönlichen Flutwelle, die das Leben auf seine ganz perverse Art ändert.
    Der 31. Dezember, ein Tag der Freude und ausgelassener Stimmung. Allerdings nicht für jedermann. Wenn man bei einer Telefonhotline arbeitet ist quasi jeder Tag ein Arbeitstag.
    Und dieser beginnt zweckmäßig um sieben Uhr New Yorker Zeitrechnung. Man muss wissen, dass die Uhren in New York im Allgemeinen anders laufen. Alles beginnt hier früher und endet später. Bars und Clubs öffnen früher als man es erwartet, und schließen erst so spät, das es andere schon wieder für früh erachten. U-Bahnen fahren prinzipiell fünf Minuten zu früh in die Haltestelle ein, gemessen an der Zahl der Menschen die doch pünktlich aufgebrochen sind, aber dann doch noch wie vom Hafer gestochen wild fluchend und schreiend der abfahrenden Bahn hinterherlaufen.
    Und auch Probleme tauchen hier früher auf und müssen früher bearbeitet werden als anderswo auf der Welt. Hardware und Softwarefehler lassen sich auch besser am frühen Morgen bearbeiten, weil da die Emotionen der Anrufer und die Auffassungsgabe der Person, die das Gespräch annimmt so weit auseinanderliegen wie Sonne, Mond und Sterne. Und wie jeder weiß ziehen sich Gegensätze ja an, auch um sieben Uhr morgens in New York.
    Maxim hatte sich diesen System mehr oder minder Erfolgreich untergeordnet. Er ging zur Arbeit und nahm Anrufe von entnervten Menschen entgegen, die ihn nach einer gewissen Zeit, und mindesten acht mal am Tag, neben den Problemen mit dem PC auch für den Hunger in der Welt verantwortlich machten. Am 25. des Monats nahm er seinen Gehaltscheck entgegen, überreichte ohne großes Interesse direkt dreiviertel des Geldes an seine derzeitige, vorrübergehende und meist nicht länger als ein Jahr bleibende Freundin und war glücklich das ihn das System, solange er wie ein Uhrwerk funktionierte, akzeptierte.
    Doch an diesem Morgen kam das Uhrwerk ins Stocken. Der Wecker hatte seinen Lebensinn verfehlt und hatte sich Pflichtbewusst am letzten Tag des Jahres zur Ruhe gesetzt. Die Batterien hatten ihren Lebensgeist ausgehaucht und hatten jegliche Funktionen mit sich genommen. Nun war es weit nach sieben Uhr, als seine derzeitige Freundin, die daran gewöhnt war das Bett nach sieben Uhr für sich alleine zu haben, ihn mit schläfrigen Bewegungen aus dem Bett beförderte. Als Maxim den starken Verkehr auf der Straße von außen Wahrnahm wusste er sofort, dass es zu laut war für seine gewöhnliche Weckzeit. Verwirrt schaute er auf seine Uhr, die außer ihrem matt-grauen Display nicht viel hergab. Er hievte sich wieder aufs Bett, legte sich über seine Freundin um auf die andere Uhr zu schauen, und musste sich Gefühl und dem Verkehr zustimmend eingestehen, dass er verschlafen hatte. Mit einem Kuss auf die Wange seiner Freundin sprang Maxim vom Bett auf, griff sich seine Hose die er gestern im Eifer des Gefechts auf den Boden geworfen hatte, und ein relativ sauberes und relativ gutriechendes Hemd und lief in die Küche. Für einen Kaffee war jetzt nicht der richtige Augenblick, dafür hätte er auf der Arbeit noch genug Zeit, und überhaupt, er müsse jetzt endlich los!
    Er lief, in einer viel zu dünnen Jacke für diese Jahreszeit, über den Gehweg, Richtung U-Bahn. Es war schwerer sich jetzt einen Weg durch die anderen Passanten zu bahnen. Alle um ihn herum eilten genauso wie er selbst umher. Maxim fragte sich, ob sein Wecker heute der einzige gewesen war, der seinen Dienst quittiert hatte. Bei der U-Bahn angekommen bemerkte er zu seinem Entsetzen, das er sein Dauerticket für die öffentlichen New Yorker Verkehrsbetriebe auf den Küchentisch liegengelassen hatte. Und an dem Automat für ein neues Ticket stand eine riesige Schlange. Unbeirrt sprang Maxim über die Sperre hinweg, die ihn von den Menschen mit einem Ticket trennen sollte, und lief weiter die Treppen hinab zu den Zügen. Als er seine Bahn letztendlich sah, die zu der Station fuhr wo seine Arbeitsstelle lag, wurde ihm an der langsamen Rollbewegung allerdings auch bewusst, dass er nun genug Zeit hatte ein Ticket kaufen zu gehen.

    Doch das war erst der Anfang. Erwartungsgemäß kam Maxim viel zur Spät zur Arbeit und kriegte aufgrund dessen auch direkt ein Ermahnung von seinem Chef, der seit neusten, seit bekannte wurde, das Stellen abgebaut werden müssten aufgrund der ansteigenden Krise bei dem Holdingunternehmen seiner Firma, jeden Mitarbeiter mit Argusaugen beobachtete. Maxim stand aufgrund einiger Fauxpas in den letzten Wochen und Monaten sowieso ganz oben auf der Liste, doch wie auch seine Kollegen vertraute er darauf dass ohnehin nichts passieren würde.
    Nachdem knapp drei Stunden vergangen waren, und so viele Menschen angerufen hatten, die Angst hatten das mit ihrem PC etwas passiere wenn die Jahreszahl sich änderte. Seine Antworten wurden zu Automatismen, die meist mit nicht viel mehr als einem Ja oder Nein beantwortet wurden.
    Der verkorkste Morgen steckte Maxim noch in den Knochen, darum ging er erwartungsvoll zu seiner Kollegin in der Nachbarparzelle neben seiner und fragte mit fast rührender Stimme nach einer Tasse Kaffee. Seine Kollegin, Jezzebelle, war schon lange von Maxim und seiner sonst lässigen Art begeistert. Gerne hätte sie ihn mal zum Essen eingeladen, oder gehofft dass er selbiges bei ihr versuche, doch dazu kam es nie. Maxim war mit seiner Freundin nun zur allgemeinen Überraschung etwas über ein Jahr zusammen und er wollte, das war ein offenes Geheimnis, ihr bald einen Hochzeitsantrag machen. Doch in der Beziehung, auch das war ein offenes Geheimnis, kriselte es seit geraumer Zeit.
    Jezzebelle stellte den Kaffee vor Maxims Laptop und sagte ihm beiläufig das er aufpassen solle, weil der Kaffee frisch gebrüht, und noch sehr heiß sei. Doch Maxim nickte nur abwesend, bedankte sich kurz und suchte etwas in seiner Telefonliste. Er suchte die Telefonnummer einer Hardwarefirma in Kanada, die ihm erklären sollte, wie eine Grafikkarte mit Wasserkühlung anfangen könne zu dampfen und auszulaufen. Den Kaffee nahm er erst nach kurzer Zeit wahr, als dieser sein volles Aroma ausbreitete. Verwegen, immer noch in der Telefonliste vertieft, schielte Maxim den Kaffee an. Der Geruch hatte nun endlich sein Interesse geweckt, und davon angetrieben warf er seine Liste weg, streckte sich beiläufig und griff nach der Tasse.

    Der Flügelschlag des Schmetterlings war zu einer größeren Böe geworden, und begann langsam die Gischt des Meeres aufzuschäumen.
    Der Kaffee war heiß, das hatte ihn Jezzebelle ausdrücklich gesagt. Nur das Maxim das nicht mitbekommen hatte, das er eine Kanadische Firma in dem Augenblick für wichtiger erachtete. Doch der Kaffee war unbeeindruckt von Maxims Unwissenheit und verbrannte ihm dermaßen die Finger, das Maxim die Tasse sofort wieder fallen lies. Allein diese Tatsache wäre nicht weiter interessant gewesen, hätte da nicht Maxims Firmen-Laptop gestanden, welches voll verkabelt mit den Firmenservern und den allgemeinen Stromanschluss war. Dann kann auch eine noch so kleine Tasse Kaffe eine verheerende Wirkung haben. Es war ein Zeitlupen Bild. Die nach oben schnellende Hand, der offene Mund, die Augen die pure Entsetzen ausstrahlten, als die kleinen Funken aus dem Laptop schossen, und ein elektronisches knacken signalisierte, das der Kaffee mehr als nur sein Laptop lahm gelegt hatte.
    Geschickt schaute Maxim auf den Monitor von Jezzebelle, welcher außer einem schwarzen Bildschirm, ähnlich dem seines Weckers, nicht viel hergab. Vereinzelt hörte man Leute aufrufen und fluchen, welcher den Strom abgestellt hatte. Sein Chef, welcher ein eigenes kleines Büro hatte lief mit dem Telefon in der Hand erbost auf und ab. Man konnte ihn nicht verstehen, aber man musste kein Lippenleser sein, um zu erkennen dass mehr passiert war als nur ein Stromausfall.

    Der Flügelschlag hatte aus der Böe und der Gischt einen handfesten Sturm gemacht, welcher schon größere Wellen schlug.
    Maxim war lange angeschrien und beschimpft worden. Er hatte alles mit einem Ja Chef und Nein Chef erwidert, gehofft das schlimmste zu vermeiden, sich entschuldigt, versucht sich zu rechtfertigen, doch alles half nichts. Er war gefeuert worden, fristlos. Er habe dem Unternehmen geschadet, die zwei älteren Server seien nicht mehr zu gebrauchen.
    Es war kurz nach Mittag, als Maxim deprimiert durch die Straßen von New York wanderte. Sein Blick wirkte leer und ziellos. Er musste mit jemanden reden. Brauchte Ablenkung. Nach kurzem überlegen griff er in seine Tasche, zog sein Handy hervor und rief Ralph an, einen seiner ältesten Freunde. Freizeichen. Es dauerte etwa zwei Minuten bis sich etwas an der anderen Leitung tat. Aus dem Freizeichen wurde ein Besetztzeichen. Nach nochmaligen versuchen wurde klar, dass das Handy ausgestellt worden war. Maxim lief noch einige Stunden durch die Straßen, saß einige Zeit auf einer Bank im Central Park und ging dann letztendlich nach Hause, um seiner Freundin zu beichten das er nun ohne Beruf dastehe.

    Zuhause angekommen hatte sich Maxim eine Ausrede zurechtgelegt. Er wollte keinen Streit haben, wollte ihr sagen dass er sich nach einem neuen Job umschauen würde.
    Doch als er die Tür öffnete, war irgendwas anders. Es war so eine ungewohnte Ruhe in der Wohnung. Normalerweise würde der Fernseher laufen, oder das Radio spielen. Doch das einzige was er bemerkte, und was ihm in dieser Situation paradox vorkam, waren die Staubpartikel die in der untergehenden Sonne vor der Fensterscheibe tanzten. Er ging bedächtig durch die Wohnung und fand in der Küche das, wovor er immer Angst gehabt hatte. Einen Brief mit seinen Namen drauf. Keine Anschrift auf Briefen, wie von Werbefirmen, oder Rechnungen, sondern mit Hand geschrieben. Er nahm ihn mit zum Sofa, setzte sich und fing an zu lesen.
    Draußen waren die ersten Knaller zu hören, die inoffiziell den Silvester Abend einläuteten. In anderen Ländern auf der Welt war bereits das neue Jahr angefangen. Doch Maxim lies sich nicht von den Geräuschen stören. Als er fertig gelesen hatte warf er den Zettel in die Luft und legte seinen Kopf verachtungsvoll in den Nacken. Neben ihn blinkte der Anrufbeantworter des Telefons. In der Hoffnung dass es seine Freundin hätte sein können, die sich nur einen schlechten Scherz mit ihm erlaube, hörte er das Band ab.
    Doch es war nur Jezzebelle. Sie sprach ihr Beileid aus, dass er gefeuert worden sei, und fragte ob alles in Ordnung sei. Er habe sich vorhin am Telefon so komisch angehört, als sie angerufen hatte und ihm sagen wollte, wie leid es ihr doch tut. Doch nachdem seine Freundin immer wieder gerufen hatte, er solle auflegen, war das Gespräch abgebrochen worden. Deshalb hoffe sie jetzt, dass nun ein besserer Zeitpunkt sei, nochmal anzurufen. Maxim überlegte kurz, legte die Hände vor die Augen und fing leise an zu weinen.

    Der Flügelschlag war zu einem Orkan geworden, mit meterhohen Wellen, die alles und jedem verwüsteten. Vor allem das Leben der Leute die nah am Wasser lebten. Und wie sich nun herausstellte war auch Maxims sonst so cooles und charmantes Gerüst zu nah am Wasser gebaut um sich den ganzen Tiefschlägen am heutigen Tag zu widersetzen.
    Vom Leben gebeutelt torkelte Maxim Richtung Triborough Bridge nahe dem Astoria Park. Er hatte sich in einer Bar, an der Ecke, nahe seines Appartements betrunken. Niemand hatte nach seinen Gründen gefragt, ihm vorgehalten das es jetzt genug getrunken hätte. Wieso auch? Es war Silvester. Vor allem am Abend feiert man und trinkt etwas.
    Das zu weilen eintönige Spektakel auf den Straße interessierte ihn nicht mehr. Jugendliche warfen Böller in seiner Richtung, und wo er früher einmal an die Decke gegangen wäre, und den Jungs lange Beine gemacht hätte, lief er nun mit einem festen Willen weiter Richtung der Triborough Bridge. Er kam an einer Gasse vorbei, in der drei Obdachlose um eine brennende Tonne herumstanden und sich die Hände wärmten. Auch das war Silvester legitim und keine Polizei hätte dazu etwas gesagt. Maxim blieb stehen, und starrte die drei Obdachlosen an, die, zunächst, nicht reagierten. Doch als sie ihn erblickten fragten sie erbost ob er ein Problem habe. Maxim lachte auf und verneinte ehrlich, da er die Frage eher als Nettigkeit empfunden hatte. Er griff in seine Hose, zog sein Portmonee hervor, fingerte drei Fünfzigdollarnoten daraus und gab sie dem Mann, der ihm am nächsten stand, und meinte lachend, dass sie sich was schönes kaufen sollten.
    Die Reaktion der Männer war ihm egal und so setzte er seinen Weg unbeirrt fort. Es war schon sehr spät, oder nach New Yorker Verhältnissen in kürze wieder sehr früh, als Maxim mitten auf der Brücke stand. Vereinzelt wurde schon Feuerwerk gezündet. Überall waren schreiende Menschen zu hören, nur in der Ecke der Stadt, in der Maxim sich rumtrieb war absolut nichts los. Maxim erklomm die Brüstung der Brücke und hielt sich bedächtig an den Eisenpfeilern zu seiner Rechten und Linken fest.
    Im Feuerwerk konnte man das Wasser, weit unter ihm gut erkennen. Es war spiegelklar, an manchen Stellen trieben kleine Eisstücke umher.
    Er schaute auf seine Uhr. Noch vierzig Sekunden und das neue Jahr würde beginnen.
    Man könnte sich gute Vorsätze nehmen.
    Noch dreißig Sekunden.
    Einen neuen Job finden.
    Zwanzig Sekunden. Die Raketen die den Himmel erleuchteten wurden immer zahlreicher.
    Die Frau fürs Leben.
    Und abnehmen könnte er auch mal wieder.
    Maxim lachte auf. Alles sinnlos.
    Zehn Sekunden.
    Maxim lachte und fing laut an zu zählen.
    ZEHN.
    NEUN.
    ACHT.
    Maxim lachte erneut. Adieu du schöne Welt, du hast mir alles genommen.
    Das war das letzte was man von Maxim hörte. Er verlor das Gleichgewicht und viel nach vorne über. Selbst in seinem Fall lachte er noch. Die Raketen erleuchteten den Himmel, heller als zuvor, als wollten sie rufen: seht dort, Maxim, er fällt, er wird sterben. Das Leben hat es nicht gut mit ihm gemeint.
    Ein dumpfer Aufschlag und ein leichtes knacken, welches der Wind sofort mit sich nahm, bestätigte den Raketen dass sie Recht hatten


    Oder zum Downloaden als Word 97 Version:
    Download: hapis.gif | xup.in


    Ich würde gerne eure Kritiken dazu hören, was ihr davon haltet.

    Viel Spaß beim Lesen.


    Gruß,
    Diego
     
  2. 11. Februar 2009
    AW: [Kurzgeschichte] Der letzte Tag

    sehr gut geschrieben, manche passagen sind klasse, der inhalt wird gut rübergebracht. allerdings halte ich die reaktion auf den bruch den maxim innerlich zu verschmerzen hat, also die schicksalsschläge, für etwas zu krass, immerhin hast du maxim in einer zeile als ruhigen, besonnnenen, nach einem geregelten plan lebenden menschen beschrieben.

    das ist der einzige punkt der mir weniger positiv auffällt, allerdings sind vielleicht gerade solche leute psychisch anfällig, deswegen ist der gesamteindruck von deiner geschichte sehr gut, abgesehn von dieser kleinen unstimmigkeit, die mir aufstösst, aber auch erklärbar ist in positiver weise

    hast du noch mehr (kurz)geschichten oder andere lyrische texte verfasst, oder ist dies dein "erstlingswerk"?
     
  3. 11. Februar 2009
    AW: [Kurzgeschichte] Der letzte Tag

    Keine Ahnung warum du ihm derart Puderzucker in den Popo pustest... versteh ich wirklich nicht.

    Also zunächst bedienst du damit ALLE Klischees des klassischen Verlierers und das nicht mal besonders schwungvoll. Solche Stories können funktionieren, doch deine ist langweilig. Das hat mehrere Gründe.

    Der erste und wohl bedeutendste: dein Schreibstil hat nichts fesselndes und zudem ist kein Satz fehlerlos. Ob Grammatik, Interpunktion, Wortbedeutung, Syntax, Rechtschreibung – ein Feuerwerk an Fehlern, die bei einem angehenden Autor wirklich nicht vorhanden sein sollten (keine Ahnung wie sie meinem Vorposter entgangen sind). Da du die Geschichte hier veröffentlicht hast, nehme ich ganz stark an du hast Korrektur gelesen (der einzige Grund es nicht zu tun, wäre eine übertriebene Überzeugung von der Tatsache man sei perfekt – was hier ganz bestimmt nicht richtig ist), und dann hätten solche dicken Brocken nicht passieren dürfen. Den Inhalt außen vor, es war wirklich schrecklich zu lesen.

    Jetzt zur eigentlichen Kritik. Deine Hauptperson Maxim ist eine leere Hülle. Er hat überhaupt keinen Charakter und die Eigenschaften, die du ihm zusprichst, widerlegst du direkt wieder ohne sie überhaupt erst bewiesen zu haben (Maxim ist anscheinend ein sehr lässiger, ruhiger Typ (laut Jazzebelle) und regt sich für gewöhnlich auf wenn Jugendliche spielen?). Wie dem auch sei, der Verlauf der Geschichte ist ebenfalls alles andere als fesselnd – New Yorker, scheiß Job, Freundin die ihn verlässt nachdem sie fremdgeht (ich hab echt darauf gewartet, dass er sie auf frischer Tat ertappt, als nur der Brief vorlag, habe ich mich schon gefreut, dass wenigstens dieses Klischee nicht ausgeschrieben wurde... die Freude verweilte dann bis zum Anruf von Jazzebelle) und am Schluss stirbt er. Nichts innovatives, nichts spannendes, einfach ein Griff ins Kurzgeschichtenklo. Viele Passagen sind für eine Kurzgeschichte unpassend, viele Passagen, die für gewöhnlich wichtig sind (beispielsweise Passagen die Inalt wiedergeben und die Personen beschreiben) fehlen.

    Kann mich überhaupt nicht damit anfreunden.
     
  4. 11. Februar 2009
    AW: [Kurzgeschichte] Der letzte Tag


    Joah so geht es mir ähnlich mit dir... aber das wäre jetzt zu sehr OT.
    Ich glaube du bist in vielerlei hinsicht ein wenig überheblich und zu arrogant auf dein eigenes "praepotente" Werk. Du lässt quasi nicht anderes mehr zu.
    Wie bereits oben gesagt wurde, war es ein Auszug seines Stückes, welches nicht vollendet wurde. Das ich bis dahin nicht die kompletten Charaktere aufgebaut habe, und bis zu ihrer perfektion dem Leser näher gebracht habe, sollte dir als anscheinend, literarischen Genies, ja wohl klar sein.
    Das in dieser beziehung, grade am Anfang mit Klischees gearbeitet wird, sollte dir in dieser Hinsicht auch aufgefallen sein. Wundert mich, wie geflissenlich du den Text gelesen, und verarbeitet hast.

    Das mit den Rechtschreibfehlern in der Hinsicht ist mir klar, und geht auch nichtmehr als Fauxpas durch, da die mannigfaltig sind. Doch für eine kurze Kritik zum eigentlichen Inhalt hatte ich einfach nicht die Zeit das komplett durchzugucken, zumal es eine frühere Version war, aber das soll nicht als ausrede gelten.

    Das du diese Zeilen jetz mit einem lachen auffässt, weil du mir ja in jeder Hinsicht *hust* überlegen bist, (Na anspielung gefunden?) ist mir egal, aber ich frage mich, wie du dich ernsthaft als klugen Menschen dastellen willst und tust, wenn der menschliche Teil auf der Strecke geblieben ist.
    (Du bist einer von diesen Menschen die als kleines Kind durch den Kindergarten gelaufen sind, und alle Holzklötze umgestoßen hast, und auch das würde ich mir als persönlichen Angriff ankreiden lassen.)
    Aber wie du jegliche Ansätze verballhornst und mit den Kommentaren in den absoluten Verriss ziehst, spricht für sich.

    Aber man wird sehen wo dein Meisterwerk in ein paar Jahren sein wird. Unter umständen ja direkt hinter einem neuen Werk von Charlotte Roche, die du natürlich auch verabscheust, weil das keine Literatur ist.



    €dit:
    Mal abgesehen von meiner "Wut" über den Verriss, würde man mit dir bestimmt gut diskutieren können bei einer Tasse Kaffee.
    Das dieses kleine literarische Intermezzo hier aus den Rudern läuft, und man sich vielleicht Sachen auf die Brust schreibt, die man ohne einen schützenden Bildschirm garnicht so sagen würde, lasse ich einfach mal außen vor.
    Im echten leben würde dann keine Rechtschreibung als Maß aller Dinge gelten, und man würde sich nicht versuchen so in den Wagen zu fahren.
    Wenn du aus der nähe von Bremen kommst kannst du dich ja mal melden.
     
  5. 11. Februar 2009
    AW: [Kurzgeschichte] Der letzte Tag

    Zunächst ist es erstaunlich wie treffend du mich charakterisierst - und das anhand einer Kritik deines Werkes (was meine soziale Inkompetenz jedoch mit deiner Kurzgeschichte zutun hat bleibt mir ein Rätsel).

    Des weiteren, wo bitte habe ich gesagt, dass mein Buch ein Erfolg wird oder überhaupt ein Mensch je zu Gesicht bekommt außer meinem näheren Umfeld (ich nehme dir mal die schlechte Vorlage und sage geradeheraus, dass ich keine Freunde habe)?

    Deine Behauptung ich hätte deine Story nur überflogen um dir einen reinzudrücken ist Unsinn, das will ich nicht. Ich habe deine Geschichte sogar zweimal gelesen. Dass Personen in einer Kurzgeschichte niemals zu einem Faustus werden ist mir durchaus klar – und auch dass Klischees bedient werden können ist mir klar. Doch eine Geschichte, die keine Person mit Charakter hat und sämtliche billigen Klischees bedient kann ich, und da tut es mir für alle leid die es können, nicht für gut befinden.

    Die Sache ist ganz einfach, du suchst nach Zucker im *****, die Leute von Raid Rush suchen nach Bewertungen – das funktioniert immer. Ich jedoch finde so was nicht besonders förderlich – natürlich gehen die BW Konten der Leute hoch, und natürlich wächst dein Ego, doch war das Sinn der Veröffentlichung? Was wolltest du mit der Story erreichen? Dass dir jemand auf die Schulter klopft oder dir eine ehrliche Kritik gibt? Dass dir jemand sagt Maxim ist ein zweiter Faust oder die Wahrheit, dass er langweilig ist? Dass dir jemand sagt dein Ideenreichtum den Verlauf des klassischen Neuzeitverlierers derart neu zu erfinden ist grandios oder die Wahrheit, dass genau das schon tausend mal in tausendfach besserer Aufführung gemacht wurde?

    Ich will dich damit nicht provozieren, ich will dir nicht an den Karren pissen nur um dich wütend zu machen – doch mein Naturell verbietet es mir dir die Wange zu streicheln wenn mir nach Ohrfeige ist.
     
  6. 11. Februar 2009
    AW: [Kurzgeschichte] Der letzte Tag


    Ja wie schon gesagt, im echten leben würden wir sicherlich besser klarkommen, vor allem nach dem ersten Eindruck, da man beim lesen seine eigene Intention ausarbeitet und es so wahrnimmt. Das eine Kritik nicht immer schlecht sein muss, ist dir sicherlich nichts neues, nur ich fand deine Kritik nicht, nunja, in der Situation angebracht, da sie stellenweise überzogen daherkommt.
    Natürlich wäre mir Maxim als zweiter Faust lieber, dann könnte ich mein restliches Leben in aller ruhe fristen und hätte gezeigt das ich es kann.

    Nun noch kurz zu der Steilvorlage mit den "ich hab ja keine Freunde". Gut das würde ich nach so einer, leicht überzogenen, Kritik unter gewissen umständen von mir geben, aber nicht bei Leuten, die ich literarisch-interessiert zumindest auf eine Stufe mit mir Stelle.
    Ob ich mich damit nun Hype oder dich damit runterziehe sei einfach mal dahingestellt.
     
  7. 12. Februar 2009
    AW: [Kurzgeschichte] Der letzte Tag

    Zuersteinmal muss ich ThePurity beipflichten, damit solch eine Geschichte funktioniert muss dein Protagonist wesentlich Charakterstärker werden.
    Desweiteren solltest du die Geschichte nicht in einer Stadt spielen lassen die du überhaupt nicht kennst, meiner Ansicht nach verliert das Ganze schon seine Glaubwürdigkeit, als du versuchst Maxims weg zur Arbeit zu schildern.
    Das Ganze erinnert ein wenig an den Anfang von "Wanted" und greift ein Verlierer - Motiv auf, was in dieser Form schon 1000 mal da gewesen ist.
    Da du den rabenschwarzen Tag von Maxim werder mit zynischem Humor, noch mit vielschichtigen Nebencharakteren ( geschweige denn einem vielschichtigen PRotagonisten ) aufpeppst, ist das Ganze inhaltlich vielleicht ne 4- .

    Positive Ansätze sind jedoch in deinem Schreibstil zu erkennen, häufig verwendest du Bilder die für eine Beschreibung der Situation schlüssig sind. Das darfst du jedoch nicht zu häufig machen, denn wenn du jede Kleinigkeit anhand einer Metapher beschreibst wird das Ganze ( wie leider auch ungefähr ab der Hälfte deiner Kurzgeschichte ) schwer zu lesen.

    Über die orthographischen und grammatischen Schwächen seh ich jetzt ganz einfach mal hinweg, da der Text ja sicherlich nicht für irgendeine Jury gedacht war

    Abschließend kann ich dir nur empfehlen weiterzumachen, da durchaus gute Ansätze erkennbar sind. Für ein von dir betiteltes "Mammutprojekt" bist du jedoch noch lange nicht soweit, da es dir ganz einfach an den von ThPurity erwähnten Sprachstrukturellen Kenntnissen fehlt.

    Ich bin im Übrigen Student der Literaturwissenschaft im 4. Semester falls dir das für die Annahme ( oder Ablehnung ) meiner Kritik irgendwie hilft

    gruß
     
  8. 12. Februar 2009
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 15. April 2017
    AW: [Kurzgeschichte] Der letzte Tag

    Auch, wenn das jetzt nach Schleichwerbung aussieht:
    Sammlung: Gedichte, Texte und Konsorten - RR:Board

    Hier wäre ein allgemeiner Sammelthread für sowas.
    Edit: Kritik kommt gleich. Lese noch durch RR


    Edit²hab es gelesen und es war wirklich nichts besonderes. Auch der Schmetterling mit seinem süßen Flügelschlag konnte da nicht viel retten. Geschweige denn irgendetwas aufbauen. Es steckt keine Atmosphäre dahinter und überhaupt liest sich das ganze so, als wäre das dein erster Versuch gewesen, etwas "gutes" zu schreiben.

    Mal eine Frage.. er setzte sich im Central Park hin und GING dann nach hause? Sind die die Mietpreise am Central Park eigentlich bekannt? Da geht man nicht einfach so nach hause, wenn man nur in einer Firma arbeitet, wo man Telefonate annimmt. Sehr unrealistisch. Außerdem, fuhr er nicht erst mit der Bahn zur Arbeit? Generell kommt keinerlei New York Flair auf. Viele Menschen habe ich hier in der Innenstadt auch. Da hättest du ruhig mal in die Metapherkiste greifen können. Aber überhaupt mangelt es an Stilmitteln.

    Wenn er bei seinem eigenem Tod lacht, wo soll der Leser lachen? Kein Stück Sarkasmus oder Zynismus lässt sich in deinem Text wieder finden. Dabei wären das die passenden Stilmittel gewesen, die der Geschichte wenigstens ETWAS Würze verliehen hätten.

    Allgemein gesehen ein netter Versuch für eine Kurzgeschichte (ich habe bereits selbst eine Verfasst und weiß daher, dass es auch nicht gerade leicht ist), aber es liest sich runter wie die Zutatenliste auf Verpackungen. Berechenbar, nichts neues.
     
  9. 12. Februar 2009
    AW: [Kurzgeschichte] Der letzte Tag

    finds sehr gut geschrieben, nur paar kleinigkeiten wo du mir zu tief gehst gefallen mir nicht.
    Trotzdem echt gut geworden, gerne mehr
     
  10. 12. Februar 2009
    AW: [Kurzgeschichte] Der letzte Tag

    Ich sehs eigentlich ähnlich wie Boris und thePurity. Du verwendest viel zu viel Auwand dafür die Geschichte in ein halbwegs ordentliches sprachliches Gewand zu kleiden, dass du die Handlung aussen vor lässt.
    Maxis widersprüchliches Charakter mal zu einen, so wie ihn Jezzebel beschreibt hätte ich mir ihn im Leben nie vorgestellt. Da beschreibst du ihn im ersten Paragraphen noch als jemand, der froh ist in das System zu passen, sich quasi mit seiner Situation (schlechter Job, Beziehungsprobleme) abfindet, bei seiem Job in monotone und stereotype Phrasen absackt und laut Jezz aber gleichzeitig cool und lässig wirkt? Sehr schwer zu glauben.
    Auch zu der Kritik der Nebencharaktere muss ich was sagen, denn nehen wir mal Jezzebel, die will was von Maxim wie du es ja erwähnst. Hier führst du einen Handlungsstrang ein, der einfach im Sande verläuft. Diese Nebenfigur dient nur dazu die Story etwas zu füllen, sie ist eine gesichtslose, wie auch Maxims Freundin. Das sind Charaktere, die haben auch für eine Kurzgeschichte erstaunlich wenig Potential.
    Was auch gesagt wurde, ich vermisse die Pointe in der Geschichte, ist jetzt die Moral, ich werfe alles hin, wenns mal nicht läuft und begehe Selbsttötung? Kein noch so kleiner Plottwist, schon nachdem er seinen Job verloren hatte, weiß an, dass die Freundin längst weg ist. Keinerlei Spannungsbogen zu erkennen. Selbst mit Humor wurde gespart, deine Geschichte ist einfach sturernst, sie unterhält nicht.

    Entschuldige schon mal im Voraus, aber du wolltest eine Kritik hören und das ist meine Meinung.
    Und nein, ich bin nicht besser als du, bin nicht sozial höher gestellt und überhaupt...
    Arbeite an dir, dann kanns was werden, für Kurzgeschichten muss an auch kreativ sein und eigene Ideen haben (das kann man leider nicht von heut auf morgen lernen), sofern man althergebrachtes nicht originell wiederbeleben kann.

    PS: Selbst wenns nur die Resteverwertung eines größeren Projekts ist, das erteilt dir noch lange keine Absolution. Das hätte man besserr verarbeiten können.

    Grüße und kreativere Stunden wünsch ich dir
     
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