Laubbläser - die neuen Umweltsünder

Artikel von Tommy Weber am 13. November 2017 um 12:46 Uhr im Forum Politik, Umwelt, Gesellschaft

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Laubbläser - die neuen Umweltsünder

13. November 2017    
Wenn das Laub von den Bäumen fällt, dann dauert es nicht lange und die Laubbläser erwachen zu neuem Leben. Sie lärmen in den Wohnvierteln und ziehen dabei eine lange, stinkende Abgaswolke hinter sich her. Nicht nur die Hausbesitzer befreien mit einem benzinbetriebenen Laubbläser ihren Rasen, auch die Arbeiter der Stadtreinigungen halten mit dem Laubbläser die Bürgersteige und Straßen laubfrei. Das bringt neben den Anwohnern auch die Umweltschützer auf die Palme, denn Laubbläser sind schädlich für die Umwelt.

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Der BUND schlägt Alarm

Der Bund für Umwelt und Naturschutz ist alarmiert und besorgt. Laubbläser schädigen die Gesundheit und die Umwelt, sie stören den Haushalt der Natur und sie sind eine echte Lärmbelästigung. Die Gartengeräte erreichen einen Schallpegel von 100 Dezibel und das ist genauso laut wie ein Presslufthammer in Aktion. Dazu kommt die Belastung für die Umwelt durch so gesundheitsschädliche Abgase wie Stickoxide, Kohlenmonoxid und Kohlenwasserstoff. Laubbläser sind außerdem das Todesurteil für viele kleine, aber nützliche Insekten. Spinnen fallen ihnen zum Opfer, sie zerstören die Nester von Vögeln ebenso wie die Winterquartiere der Igel.

Die Umweltschützer sind nicht alleine

Der BUND ist mit seiner Ablehnung gegen Laubbläser nicht alleine. Auch der Berliner Senat sieht die Gartengeräte sehr kritisch. Schon 2010 haben die Linken im Berliner Senat in einer kleinen Anfrage festgestellt, dass Laubbläser „erhebliche, wenn auch lokal und zeitlich beschränkte, negative Umweltauswirkungen“ darstellen. Auch die hohen Emissionswerte sind bedenklich, denn die betragen nach einer Studie das 200-fache der Emissionen von Autos, die einen modernen Katalysator haben. Laut der Studie verbreiten sich durch den Einsatz der Laubbläser auch Schimmelpilze schneller. Bakterien, Viren, Parasiten und Staubpartikel wirbeln die Geräte vom Boden auf und verteilen sie dann in der Luft. Nach Ansicht der Umweltschützer sollte sich der Einsatz auf ein Mindestmaß beschränken, aber gibt es denn Alternativen? Zu Wahl stehen da die Klassiker wie der Besen und der Rechen. Der Mehraufwand ist sogar für eine Gemeinde vertretbar.

Ein einfaches Arbeiten

Die Berliner Stadtreinigung kann die Sorgen der Umweltschützer verstehen. Trotzdem kann eine Stadt wie Berlin nicht auf Laubbläser verzichten. Das Laub der Bäume muss im Herbst schnell von den Gehwegen und Straßen entfernt werden, da sonst Rutschgefahr besteht. Laubbläser sind nun einmal die effizientesten Geräte für diese Aufgabe. Die Arbeiter der Stadtreinigung kommen mit den Geräten in alle Ecken, wo der Besen nicht mehr hinkommt. Das ist in den Parkbuchten ebenso wie auch unter den Autos der Fall. In jedem Herbst sammelt die Berliner Stadtreinigung nach eigenen Angaben rund 11.000 Kubikmeter Laub. Um diese Mammutaufgabe zu erledigen, kommen alleine in der Hauptstadt neben Kehrmaschinen, Rechen und Besen auch 750 Laubbläser zum Einsatz.

Sind Laubbläser wirklich unverzichtbar?

Der BUND empfiehlt die Laubentfernung mit Besen und Rechen, für die Stadtreinigungen ist das aber vollkommen unrealistisch. Ein weiteres Argument spricht ebenfalls gegen diese klassische Laubentfernung: die viel zu hohen Kosten. Je nach Untergrund, Feuchtigkeit und Art des Laubes gehen die Stadtreinigungen davon aus, dass ein Laubbläser eine Fläche reinigen kann, für die bis zu zehn Handreiniger gebraucht werden. Die Kosten für die Mitarbeiter steigen drastisch an, wenn nur noch Besen und Rechen zum Einsatz kommen. Das wiederum bekommen dann auch die Bürger zu spüren, denn sie müssten höhere Gebühren bezahlen. Um die Umwelt zu schützen, setzt die Stadtreinigung in Berlin die Laubsauger nur bei feuchtem Wetter ein. Auf diese Weise kann die Erde nicht aufwirbeln. Um die Lärmbelästigung zu reduzieren, sind die Mitarbeiter der Stadtreinigung nur zwischen 7:00 Uhr und 20:00 Uhr unterwegs. Nach dem Gesetz dürfen die Laubbläser in Berlin von 6:00 Uhr bis 22:00 Uhr zum Einsatz kommen.

Mittlerweile gibt es Laubbläser auf dem Markt, die elektrisch mit einem Akku betrieben werden und damit emissionsfrei und sehr leise sind.

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Bildquelle: © Depositphotos.com / ronleishman
 

Kommentare

#3 14. November 2017
Dann könnte man, wenn man schon vernünftig ist, ebenfalls motorisierte Zweiräder verbieten... die sind ebenfalls laut, stinken aufgrund von hochgiftigen Abgasen und gefährden auch noch Leben. Aber ein hoch auf die Freiheit der Dummheit.

Vor allem die öffentlichen Dienste verwenden solche Geräte... sollte man mal in den Kommunen ansprechen. Wobei viele jetzt auf kleine Kehrmaschinen umgestiegen sind, das mag etwas effizienter sein aber für die Umwelt und Tiere auch kaum besser. Gibt genug freie Arbeitskraft und das wäre eine Beschaffung für Körper und Geist. Selbst wenn zwei rauchen und zuschauen wie der Dritte kehrt, kostet auch nicht mehr als Kehrmaschine und 2 Arbeitslose.

Wenn schon Laubsauger dann elektrisch und höchstens um schwer erreichbare Stellen oder Schächte sauber zu saugen. Das macht man einmal im Jahr eine halbe Stunde.
 
klaiser gefällt das.
#4 16. November 2017
Sicherlich gibt es Einsatzorte, an denen ein Laubbläser Sinn macht. Wir haben beispielsweise einen Durchgang und eine "offene" Tiefgarage, wo sich das Laub recht schnell sammelt. Tiere sind da keine, außer Spinnen, sodass man dort den Laubbläser doch recht praktisch nutzen kann.

Prinzipiell finde ich aber auch, dass die Arbeit des Laubbläsers von einem Menschen übernommen werden kann. Wenn ich mir anschaue, wie lange die Arbeiter momentan mit den Dingern dran sind um das Laub wegzumachen, kann ich mir kaum vorstellen, dass es mit einem normalen Rechen nicht genauso schnell geht.
 
#5 16. November 2017
da ich beruflich mit laubbläsern zu tun habe, möchte ich doch einmal ein pro dafür aussprechen, es stimmt das man nicht soviele leute beschäftigen könnte die ein normaler laubbläser schafft. man muss sich vorstellen das so ein laubblässer 5 normale leute ersetzen kann wenn er denn richtig eingesetzt wird.