BIO-Region im indischen Miniaturformat
In Sikkim stehen die Einfuhr, der Verkauf und der Einsatz von Pestiziden sowie Kunstdünger unter strenger Strafe sogar Haftstrafen. Für indische Verhältnisse leben in dieser Region mit 620.000 Einwohnern nur wenige Menschen und die Verfügbare Anbaufläche für Lebensmittel ist begrenzt. Denn Sikkim liegt in den Hochgebirgen, auf Terrassen an den Berghängen wachsen Hirse, Weizen, Buchweizen, Mais und Linsen. Aber auch Kiwis, Walnüsse, Gurken, Mangos und verschiedene Gewürze sowie Bananenstauden lieben das fast subtropische Klima, ebenso wie Kürbisgewächse. Premierminister Chamberling erklärte sein Regierungsgebiet schon in den 90er Jahren zum »Total organic State«. Er bemerkte schon damals, dass Chemikalien und genverändertes Saatgut gefährlich für Mensch und Tier werden können, vor allem auch wirtschaftlich.
Es geht um Bodengesundheit und clevere Fruchtfolgen
Bauern erhalten auf Schulungen das nötige Wissen, um ihre kleinteiligen Parzellen nach ökologischen Prinzipien zu bewirtschaften. In Sikkim gibt es über 10.000 Kompostanlagen. Aus Pflanzenabfällen und Mist entsteht hier der wertvolle Biodünger, welcher die Nutzpflanzen gut wachsen lässt. Aufgrund der hohen Biodiversität sind Schädlinge und Krankheiten selten geworden. Treten sie doch einmal auf, bekämpft man sie mit natürlichen Methoden. Unter anderem wird Kuh-Urin erfolgreich eingesetzt. Die meisten Landwirte versorgen sich und ihre Familie selbst und verkaufen die Überschüsse im lokalen Bereich. Bodengesundheit und clevere Fruchtfolgen stehen im Mittelpunkt des Bestrebens, denn diese beiden Komponenten bilden die Grundlage für den nachhaltigen Erfolg. Bereits seit 2010 sind sämtliche 76.000 Hektar des Ackerlandes biozertifiziert!
Die große Gefahr der industriellen Landwirtschaft liegt vor allem in dem auslaugen der Böden. Die intensive Bewirtschaftung mit viel Dünger, Monokultur und Spritzmittel zerstört die Böden und Umgebung sowie das Grundwasser langfristig. So nimmt die Fruchtbarkeit der Böden ab und die kosten für Dünger und Spritzmittel steigen, weil die Pflanzen nicht mehr gesund wachsen und sich langfristig resistente Schädlinge breit machen.
Bleibt zu hoffen, das sich die nächste Generation Bauern nicht von schnellen Erträgen verlocken lassen und besser langfristig Wirtschaften ohne sich hoch zu verschulden - immerhin haben die vielen Landwirtsuizide in Indien eine gewisse Aufmerksamkeit geschaffen. Gleichwohl muss man dazu auch sagen, das viele der Insolvenzen und hohen Schulden auch auf die Politik zurück zu führen sind. Um die Inflation in Indien einzudämmen wurden bestimmte Preisgrenzen für Lebensmittel eingeführt, das hat letztendlich die Produzenten hart getroffen und ist immer noch ein Problem.
Quelle: Aufgehende Saat: Ökolandwirtschaft in Asien