Die Gefahr, die von Mücken ausgeht, ist gut bekannt. Sie können potenziell tödliche Krankheiten wie Dengue-Fieber, Malaria, Japanische Enzephalitis und das Zika-Virus übertragen. Durch den Klimawandel und die zunehmende Urbanisierung haben sich die Lebensräume der Mücken erweitert, was ihnen ermöglicht, Krankheiten auf mehr Menschen zu übertragen.
Bisher wurden Mücken traditionell mit Insektiziden, insbesondere Pyrethroiden, bekämpft. Allerdings kann der übermäßige Einsatz von Insektiziden zu Resistenzen führen und gesundheitliche Probleme beim Menschen verursachen. Nun haben Forscher eine Methode entwickelt, um Mücken ohne den Einsatz von Insektiziden zu bekämpfen, indem sie die eigene Morphologie der Mücken nutzen.
Die Körper und Flügel von Mücken sind aufgrund zahlreicher mikro- und nanoskaliger Strukturen auf ihrer Oberfläche sehr wasserabweisend (hydrophob), sodass Wasser einfach abperlt. Zusätzlich sind ihre Körper mit einer wachsähnlichen Substanz versehen, die sie ebenfalls vor Nässe schützt.
Im Jahr 2020 entwickelten Forscher bei der Kao Corporation eine Technologie, bei der Silikonöl verwendet wurde, um die Beine von Mücken zu benetzen und sie daran zu hindern, auf Menschen zu landen und sie zu beißen. Diese Technologie wurde nun weiterentwickelt und es wurde der Einsatz von Tensiden erforscht, um die Körper und Flügel der Mücken zu benetzen und ihr Flugverhalten zu verändern.
Tenside sind Moleküle, die sowohl wasserabweisende (hydrophobe) als auch wasseranziehende (hydrophile) Teile haben, um die Oberflächenspannung zu verringern. Sie werden häufig in Reinigungsmitteln und Kosmetika eingesetzt. Basierend auf Studien, die gezeigt haben, dass Surfactants Stubenfliegen benetzen können, wurden verschiedene Tenside an Mücken getestet. Dabei wurden Surfactants verwendet, die als sicher für den Menschen eingestuft wurden.
Wenn Wasser auf die Flügel von Mücken aufgetragen wurde, hatten diese keinerlei Effekt, da die Mücken es einfach abschüttelten und weiterfliegen konnten. Die Verwendung einer wässrigen Surfactant-Lösung hingegen benetzte die Flügel der Mücken und ließ sie fallen, was zu ihrer Immobilisierung führte.
Die Forscher konzentrierten sich anschließend auf den Körper der Mücken, der mit kleinen Öffnungen namens Spirakeln bedeckt ist, durch die sie Luft aufnehmen. Sie stellten fest, dass das Bedecken ihres Körpers mit einer Lösung mit einer sehr niedrigen Oberflächenspannung dazu führte, dass die Mücken nicht nur fielen, sondern auch die Spirakeln blockierte. Dadurch wurden die Mücken daran gehindert, Sauerstoff aufzunehmen, was zu ihrem Tod führte. Die toten oder sterbenden Mücken können dann von Ameisen oder Spinnen gefressen werden.
Die Forscher sind zuversichtlich, dass ihre Methode eine wirksame Alternative zu herkömmlichen Insektiziden darstellt. Außerdem gehen sie davon aus, dass Mücken wahrscheinlich keine Resistenz gegenüber den Tensiden entwickeln werden.
"In der Praxis stellen wir uns vor, diese Lösungen mit Sprühern und Bewässerungssystemen aufzutragen", erklären die Forscher. "Daher schlagen wir vor, dass die Anwendung von Surfactant-Lösungen eine wirksame Maßnahme zur Bekämpfung von Mücken ist. Diese Methode hat das Potenzial, das Problem der Insektizidresistenz zu überwinden und Mücken effektiv und sicher zu bekämpfen."
YouTube-Video
Die Studie wurde im Fachjournal Scientific Reports veröffentlicht, und das begleitende Video, produziert von Kao, zeigt, wie das Tensidspray Mücken bekämpft.