Die aktuelle Situation in Deutschland
Bis zum Jahr 2022 waren lediglich drei Arten dieser gebietsfremden Strudelwürmer in Deutschland dokumentiert. Seither hat sich die Zahl verdoppelt. Nun belegen Forschungen der Zoologischen Staatssammlung München (SNSB-ZSM) und des "Haus des Meeres" in Wien, dass mittlerweile neun Arten nachgewiesen werden konnten. Across Europe expandieren zudem mindestens 25 verschiedene nicht heimische Arten. Eine Studie der Zoologischen Staatssammlung München bestätigt diese alarmierende Entwicklung (SNSB).Frank Glaw, ein Forscher der Zoologischen Staatssammlung München und Erstautor der entsprechenden Studie, äußert: „Bisher ist leider nur sehr wenig über die eingeschleppten Landplanarien in Deutschland bekannt.“ Dies erweist sich als ernsthafte Herausforderung. In westlichen Nachbarländern wie Frankreich, den Niederlanden und Belgien gibt es bereits Citizen-Science-Projekte, die zu einem klareren Wissensstand führen. In Deutschland gibt es demnach noch viel zu entdecken.
Strudelwürmer in Bayern
Nun stellt sich die Frage – gibt es Strudelwürmer auch in Bayern? Diese Region ist ebenfalls betroffen. Eine invasive Art, die tropische Landplanarie Obama nungara, wurde im April 2021 in Regensburg nachgewiesen. Zudem existieren Arten, die in Gewässern leben, wie der Milchweiße Strudelwurm, der Dreieckskopf-Strudelwurm oder der Alpenstrudelwurm. Diese Tiere ernähren sich von kleineren Lebewesen wie Bachflohkrebsen, Insektenlarven und Wasserasseln, wie das Bayerische Landesamt für Umwelt dokumentiert.
Die bedrohlichsten Strudelwurmarten
Eine besonders besorgniserregende Art – der Strudelwurm Caenoplana variegata – stammt ebenfalls aus Australien. Im September 2023 wurde er zum ersten Mal in Korschenbroich-Kleinenbroich in Nordrhein-Westfalen entdeckt. Glaw beschreibt dieses schleimige, schwarze Wesen – mit einem auffälligen grün-braunen Streifen auf dem Rücken – als alles andere als harmlos.
Der Speiseplan der Strudelwürmer
Was fressen Strudelwürmer? Diese fleischfressenden Kreaturen ernähren sich primär von Bodenbewohnern – wie Regenwürmern, Maden, Schnecken und Kellerasseln. Ihr schützender, toxischer Schleim – welcher über die Haut abgegeben wird – hält fressende Tiere fern. Neben ihrer Nahrungsaufnahme fasziniert ihre Regenerationsfähigkeit: Wenn ein Strudelwurm in zwei Hälften geteilt wird, können aus diesen zwei neuen Lebewesen heranwachsen. (Das ist kein Gerücht - wie bei Regenwürmern, die sterben dadurch.)
Die ökologischen Folgen und weitere Perspektiven
Mittelfristig könnten die Strudelwürmer die Fruchtbarkeit unserer Böden gefährden. Wissenschaftler warnen vor den möglichen negativen Auswirkungen auf das ökologische Gleichgewicht. Diese Tiere fressen wichtige Bodenbewohner – was langfristige Konsequenzen für die Bodenqualität nach sich ziehen könnte.
Wie gelangen Strudelwürmer nach Deutschland?
Die Forscher vermuten, dass vor allem der internationale Pflanzenhandel die Hauptursache für die Einwanderung dieser Strudelwürmer darstellt. Oftmals finden sie sich in Gewächshäusern oder Gartencentern wieder. Glaw rät dazu, unter Pflanzenkübeln zu prüfen – ob sich dort möglicherweise Planarien verstecken. Auch die Möglichkeit einer Verbreitung durch Tiere drängt sich auf. In Österreich fand man einen lebenden Strudelwurm auf dem Rücken eines Wellensittichs. Ob andere Tiere auch als Transportmittel fungieren können, bleibt indes fraglich.
Was kann man tun gegen Strudelwürmer?
Die Ausbreitung dieser fleischfressenden Strudelwürmer in Deutschland und Europa ist ein ernstzunehmendes Problem. Es ist wichtig, aufmerksam zu sein – besonders wenn es um Pflanzen aus dem Handel geht. Regelmäßige Kontrollen auf mögliche Strudelwurm-Besiedlungen sind essenziell. Zum Beispiel können Sichtungen der Tiere – mit Foto und Angabe des Fundortes – bei den Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB) gemeldet werden. Kontaktieren kann man sie über die E-Mail-Adresse: landplanarien@snsb.de.
Ein kleiner Exkurs: Als Aquarianer mit Garnelenaquarium sind mir die (Unterwasser-) Planarien bekannt, die auch hier problematisch sind, denn sie fressen die Garnelen und auch Schnecken! In der Aquaristik auch häufiger mit Scheibenwürmern verwechselt. An Land sind diese nicht "Platt" aber dennoch eng verwandt.