Die bewegte Geschichte von „Lorna“ im Spiegel psychischer Erkrankungen

Markus, der Protagonist in Paul Maars Novelle „Lorna“, entdeckt eine beunruhigende Veränderung. Die Pupillen seiner Freundin, sie wirken unnötig groß. Diese auffällige Information bleibt nicht unbemerkt. Zunächst beschreibt Markus auch die nervösen Bewegungen von Lorna. Ihre innere Unruhe ist förmlich greifbar. Der Moment, in dem Markus diese Veränderungen registriert, ist entscheidend. Veränderung steht vor der Tür. Von diesem Augenblick an ist die Welt der beiden nicht mehr dieselbe – es gibt kein Zurück.

Die bewegte Geschichte von „Lorna“ im Spiegel psychischer Erkrankungen

3. Juni 2025 von   Kategorie: Unterhaltung
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Eine persönliche Geschichte


Die Erzählung in „Lorna“ ist mehr als nur Fiktion. Paul Maar lässt seine eigene Biografie in die Geschichte einfließen. Es ist die bewegende Geschichte seiner Schwester Barbara, die an einer bipolaren Störung leidet. Die Parallelen sind unübersehbar. So wird Lorna, ähnlich wie Barbara im realen Leben, in den 70er Jahren mit starken Medikamenten behandelt. In dieser Zeit war der Umgang mit psychischen Erkrankungen oft geprägt von einer fundierten medikamentösen Therapie. Markus erlebt Lorna in der Klinik, und es wird schnell klar – sie ist nicht mehr dieselbe. Sie hat die Medikamente verweigert.

Kritik an Behandlungsmethoden


Paul Maar schneidet in seinem Werk ein kritisches Thema an. Die Behandlungsmethoden sind veraltet und nicht immer einfühlsam. Der Schriftsteller äußert sich offen: Auch im Fall seiner Schwester gab es einen Arzt, der gegen ihren Willen „helfen“ wollte. Die verabreichten Medikamente machten sie zu einer Schatten ihrer selbst — eine tragische Realität. Es ist nicht nur eine Geschichte über eine psychische Erkrankung, sondern ein Aufruf zu einem anderen Umgang mit kranken Menschen.

Die Komplexität der Charaktere


Mehr noch, das Buch schildert die vielschichtige Persönlichkeit Lornas. Ihre Herkunft bleibt nicht unerwähnt. Ihr unbekannter Vater war ein Soldat aus Nordirland. Diese Information fügt ihrer Geschichte eine tragische Dimension hinzu. Ihre Lebenspläne, ihre Stärke und auch ihre körperliche Schönheit werden zu zentralen Themen. Markus hebt hervor, dass alle in der Clique begeistert von Lorna waren. Eine faszinierende Figur, in die viele verliebt sind. Ihr rotes Haar und die Energie, die sie ausstrahlt, sind unübersehbar.

Biographische Verbindungen und literarische Reflektion


Die Erzählweise von Paul Maar ist unaufgeregt und doch eindringlich. Der Stil ist von kurzen Sätzen geprägt und Dialoge verleihen der Geschichte Tiefe. Interessant ist die biografische Verbindung zwischen Markus und Maar selbst. Beide gehen nach der Schule an die Stuttgarter Kunstakademie. Diese Verknüpfung macht die Erzählung authentischer. Auch historische Referenzen fließen ein, wie die Geschichte von Kaiser Heinrich.

Ein anderer Blick auf Traurigkeit


Anders als in seinen Kinder- und Jugendbüchern zeigt Maar in „Lorna“ ein tiefes, düsteres Inneres der menschlichen Seele. Bei Kinderliteratur strebt der Autor oft nach einem versöhnlichen Ende. Erwachsene Leser sollen aber die Traurigkeit und das Unabwendbare spüren. Lorna findet in der Klinik keine Hilfe. Ihr Leiden wird unerträglich. Ihr Schicksal hat noch gleichsam schreckliche Wendungen für Markus. Es wird eine fatale Entscheidung sichtbar.

Der eindringliche Schluss


Im dramatischen Finale der Novelle schildert Markus seinen letzten Besuch bei Lorna. Das Bild der "Drehtür", die ihn nach draußen spuckt, ist beeindruckend – ein Schluss wie ein Schock. Ein leiser, aber eindringlicher Ausdruck von Schmerz und Resignation. „Eine Drehtür spuckte mich nach draußen“ – dieser Satz bleibt haften. Es ist ein starkes, emotionale Ende eines berührenden Buches.

Lorna ist nicht nur eine fiktive Figur. Sie repräsentiert die Realität vieler Menschen und wirft Fragen auf, die nach wie vor existieren.

Zusammenfassung


Paul Maars Novelle „Lorna“ ist mehr als eine literarische Erzählung. Sie ist ein eindringlicher Kommentar zu psychischen Erkrankungen und den damit verbundenen Herausforderungen. Die Geschichte wirft Fragen auf, regt zum Nachdenken an und fordert dazu auf, empathischer mit den Betroffenen umzugehen.

  • Die Novelle behandelt die Themen psychische Erkrankungen und deren Auswirkungen.
  • Es besteht eine enge Verbindung zwischen der Geschichte und der Biografie des Autors.
  • Kritik an den Behandlungsmethoden der 70er Jahre wird deutlich.
  • Die Charaktergestaltung von Lorna als komplexe Figur ist eindrucksvoll.
  • Der Schluss der Erzählung hinterlässt einen starken Eindruck.

Zusammenfassend bleibt festzuhalten: Paul Maar schafft es durch seine Erzählung, das Thema psychische Erkrankungen auf eine berührende und zugleich aufrüttelnde Weise zu thematisieren.