Probiotika – nicht alle sind gleich: Eine neue Studie zur Wirkung von Lactobacillus-Stämmen

Nicht alle Probiotika zeigen dieselben Wirkungen. Neueste Forschungsergebnisse haben offenbart, dass ein weit verbreiteter Probiotika-Stamm eine Darminfektion verschlimmert hat. Im Gegensatz dazu konnte ein anderer Stamm die Ausbreitung der Infektion stoppen. Diese überraschenden Feststellungen stammen von einem Team der North Carolina State University (NC State).

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Probiotika – nicht alle sind gleich: Eine neue Studie zur Wirkung von Lactobacillus-Stämmen

von   Kategorie: Wissenschaft
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Einsatz von Probiotika nach Antibiotika


Probiotika sind als „gute Bakterien“ bekannt und oft in Form von Kapseln oder Gummibärchen verfügbar. Sie fanden Einzug in die Behandlung von Menschen, die Antibiotika eingenommen haben. Antibiotika wirken nicht selektiv, sie eliminieren sowohl schädliche als auch nützliche Bakterien. Dies führt zu einem Ungleichgewicht im Mikrobiom des Darms. Aber helfen alle Probiotika gleich?

Die Forschungsstudie im Detail


In der neuen Studie untersuchte man zwei gängige Probiotika-Stämme: Lactobacillus acidophilus und Lactobacillus gasseri. Die Forscher wollten feststellen, ob diese Stämme die Darmsanierung unterstützen oder behindern können. Zu diesem Zweck wurden Mäuse behandelt, die breite Antibiotika eingesetzt hatten. Diese Tiere wurden dann mit C. difficile infiziert, dem Bakterium, das für antibiotikaassoziierte Durchfälle verantwortlich ist.

Widerstandsfähigkeit des Mikrobioms


„Der Widerstand gegen Pathogenbesiedelung ist das Ergebnis einer gesunden Mikrobiota“, sagt Dr. Casey Theriot, Professor für Infektionskrankheiten an der NC State. Die Studie untersuchte die Zeitspanne, in der der Widerstand gegen die Besiedelung durch C. difficile nach der Antibiotikabehandlung zurückkehrte, und den Einfluss der beiden Lactobacillus-Stämme.

Die Ergebnisse der Untersuchung


Die Mäuse wurden in drei Gruppen eingeteilt. Eine erhielt L. acidophilus, die zweite L. gasseri und die Kontrollgruppe bekam kein Probiotikum. Nach wöchentlichen Infektionen mit C. difficile über vier Wochen wurde das Mikrobiom der Tiere untersucht. Die Ergebnisse waren signifikant unterschiedlich. Mäuse mit L. acidophilus wiesen höhere C. difficile-Spiegel auf. Dies führte zu mehr Bakterientoxinen und einer langsameren Wiederherstellung der Darmresistenz.

Im Gegensatz dazu zeigte die Gruppe mit dem L. gasseri-Stamm reduzierte C. difficile-Werte. Zudem half dieser Probiotika-Stamm, die natürlichen Abwehrkräfte des Darms schneller zu regenerieren. Interessanterweise produzierte L. gasseri ein Bakteriocin, das die C. difficile-Bakterien direkt hemmte. Auch nachdem L. gasseri nicht mehr nachweisbar war, blieben seine positiven Effekte bestehen.

Die Rolle der Muribaculaceae


Eine der bemerkenswertesten Beobachtungen war die Zunahme der Muribaculaceae – einer potenziell nützlichen Familie von Darmbakterien. Ihre Anwesenheit scheint Bedingungen zu fördern, die zu ihrem Wachstum vorteilhaft sind. Diese Bakterien können möglicherweise C. difficile durch Konkurrenz um Nährstoffe hemmen. In Laborexperimenten wurden zwei Spezies, Muribaculum intestinale und Duncaniella muris, identifiziert, die C. difficile-Wachstum erfolgreich begrenzen konnten.

Komplexität der Probiotika-Wirkung


Dr. Rodolphe Barrangou, ein führender Experte für Probiotika-Forschung an der NC State, betont die Notwendigkeit, die strain-spezifischen Auswirkungen zu verstehen. Die ergänzt, dass verschiedene Bedingungen – wie die Zusammensetzung des Mikrobioms, die Erkrankung und der gewählte Probiotika-Stamm – unterschiedliche Wirkungen und Ergebnisse hervorrufen können. „Die Realität ist, dass Probiotika transient oder indirekt auf das Mikrobiom wirken“, erklärt Barrangou weiter.

Einschränkungen und weitere Forschungsergebnisse


Trotz dieser vielversprechenden Ergebnisse, gibt es Limitationen in der Studie. Sie wurde an Mäusen durchgeführt. Dies könnte bedeuten, dass die Ergebnisse nicht direkt auf den Menschen übertragbar sind. Außerdem wurde lediglich eine einzelne Dosis Probiotika verwendet. In der Realität hingegen wird häufig eine wiederholte oder langfristige Dosierung angewandt. Langfristige Effekte, wie Stabilität des Mikrobioms und das Risiko von Reinfektionen, sind ebenfalls noch unklar.

Fazit: Forschung weiter notwendig


Dennoch stellen die Ergebnisse der Studie die verbreitete Annahme in Frage, dass Probiotika nach einer Antibiotikabehandlung immer hilfreich sind. "Diese Forschung zeigt, dass ein besseres mechanisches Verständnis darüber nötig ist, wie Probiotika das Mikrobiom beeinflussen", resümiert Theriot. Der Weg zu effizienteren und zielgerichteten Probiotika ist langfristig das Ziel der Wissenschaft.

Quelle: NC State University