Die Mythologie um Hämorrhoiden entlarvt
Traditionelle Ansichten – etwa das Sitzen auf kalten Oberflächen oder der Konsum von scharfen Speisen – wurden oft als Ursachen für Hämorrhoiden genannt. Derartige Mythen halten sich hartnäckig. Wissenschaftliche Erkenntnisse jedoch zeigen, dass Hämorrhoiden ein weit komplexeres Problem sind. „Wir haben alle Hämorrhoidenkissen – vaskuläre Polster, die aus Blutgefäßen, Bindegewebe und glatter Muskulatur bestehen“, erläutert Dr. Trisha Pasricha, die Hauptautorin der Studie. Es ist das Anschwellen dieser Kissen, das zu Beschwerden führt. Manchmal entwickelt es sich zu einer schwierigen Spirale von Juckreiz und Blutungen.
Die Studie auf der Spur der Ursachen
Für die Studie wurden 125 Erwachsene über 45 Jahren, die sich einer Routine-Koloskopie unterziehen sollten, rekrutiert. Die Teilnehmer beantworteten Umfragen zu persönlichen Daten, körperlicher Aktivität, Ballaststoffaufnahme und Toilettengewohnheiten, einschließlich der Smartphone-Nutzung. Die Ergebnisse waren aufschlussreich. 66 % der Befragten nutzten ihr Smartphone im Badezimmer, wobei sie wesentlich länger auf der Toilette verweilten.
Das Sitting und seine Tücken
Die statistischen Auswertungen ergaben, dass 37 % der Smartphone-Nutzer über fünf Minuten auf der Toilette verbrachten. Im Vergleich dazu waren es lediglich 7 % der Nicht-Nutzer. Die häufigsten Aktivitäten auf der Toilette waren das Lesen von Nachrichten und die Nutzung sozialer Medien. Die jüngeren Smartphone-Nutzer zeigten zudem einen geringeren Aktivitätsgrad.
Zusammenhänge zwischen Sitzzeit und Hämorrhoiden
Wichtig zu beachten – 43 % der Teilnehmer zeigten Anzeichen von Hämorrhoiden. Die Studie belegt, dass die Nutzung von Smartphones während des Toilettengangs mit einem um 46 % höheren Risiko für Hämorrhoiden korreliert ist. Interessanterweise konnte bei den Smartphone-Nutzern kein signifikanter Zusammenhang zwischen Pressen und Hämorrhoiden festgestellt werden. Übermäßiges Sitzen schien somit der entscheidende Faktor zu sein.
Dr. Pasricha ermutigt dazu, das Smartphone beim Toilettengang außen vor zu lassen. „Wenn ihr Aufenthalt länger dauert als gewöhnlich, fragt euch, warum. Liegt es an der Schwierigkeit eines Stuhlgangs oder an der Ablenkung durch das Handy?“ Das Ablenkungspotenzial moderner Apps fördert ungewollte Verweildauer und erhebt somit ein erhöhtes Risiko für Hämorrhoiden.
Die medizinischen Meinungen und ihre Anmerkungen
Die Studie hat auch Reaktionen von anderen Experten ausgelöst. Dr. Jarrah Dowrick von der Universität Auckland verdeutlicht, dass die Ergebnisse die Überlegungen zur Toilettennutzung und ihren Auswirkungen auf Hämorrhoiden unterstreichen. „Die Geschichte geht weit über die Smartphone-Nutzung hinaus. Längere Sitzzeiten erhöhen das Hämorrhoidenrisiko. Diese Erkenntnis ist bedeutsam, da es an wissenschaftlichen Beweisen für allgemein geltende Risikofaktoren mangelt“, so Dowrick.
Grenzen der Studie und mögliche Zukunftsfragen
Trotz der spannenden Ergebnisse gab es jedoch Einschränkungen. Da es sich um eine Querschnittsstudie handelte, können nur Zusammenhänge aufgezeigt werden – keine Kausalität. Auch die Selbstauskunft der Teilnehmer könnte die Ergebnisse verzerren. Zudem waren alle Befragten über 45 Jahre alt, was die Übertragbarkeit auf jüngere Generationen einschränkt. Zukünftige Langzeitstudien könnten klären, ob langfristige Smartphone-Nutzung auf der Toilette das Risiko von Hämorrhoiden verstärkt.
Fazit und gesundheitliche Empfehlungen
Anhand der gesammelten Daten lässt sich eine einfache Empfehlung formulieren: Die Zeit auf der Toilette sollte idealerweise fünf Minuten nicht überschreiten. Diese Strategie könnte helfen – insbesondere durch das Vermeiden der Handy-Nutzung. Alternativ könnten Verhaltensinterventionen wie Timer hilfreich sein, um das Sitzen zu regulieren.
Das Verständnis der Zusammenhänge von Smartphone-Nutzung und gesundheitlichen Risiken ist selbstverständlich ein fortlaufender Prozess. Studien wie diese bieten wertvolle Einblicke in das aktuelle Leben und wie moderne Technologien unsere Gesundheit geeigneterweise beeinflussen können.