Klimakrise: Chancen durch Positive Kipppunkte

Die gegenwärtige Diskussion über Klimafragen ist oft pessimistisch und voller Sorgen. Eine aktuelle Studie zeigt jedoch, dass in der Klimakrise auch Chancen bestehen. Tropische Korallenriffe, oft als die Regenwälder der Ozeane bezeichnet, spielen eine zentrale Rolle. Sie schützen Küsten und tragen zur Ernährung vieler Menschen weltweit bei. Der Global Tipping Points Report deutet darauf hin, dass der kritische Kipppunkt dieser Riffe bevorsteht. Dennoch bleibt die Botschaft unverändert: Ein Kurswechsel ist dringend erforderlich.

Klimakrise: Chancen durch Positive Kipppunkte

von   Kategorie: Wissenschaft
Die berühmten Korallenriffe in tropischen Gewässern wird es nach Ansicht von Klimaforschenden w.jpeg

Kipppunkte im Klimasystem – Ein Überblick


Kipppunkte sind kritische Schwellen, die das Erdklima grundlegend verändern können. Ein Teil des Klimasystems wechselt abrupt seinen Zustand – oft unumkehrbar. Wissenschaftler beobachten in verschiedenen Teilsystemen solche Kipppunkte. Die Auswirkungen gehen weit über lokale Gegebenheiten hinaus. Sie sind entscheidend für das Verständnis der Klimaveränderungen, die unsere Erde betreffen.

Tropische Korallenriffe in der Gefahrenzone


Nach den Ergebnissen der Studie stehen die tropischen Korallenriffe vor dem Aus. Das 1,5-Grad-Ziel ist nicht nur gerissen, sondern könnte auch bald überschritten werden. „Ein Klima-Kipppunkt, den wir vermutlich jetzt schon überschritten haben, das sind die tropischen Korallenriffe“ – diese Worte stammen von Nico Wunderling, einem Erdsystemwissenschaftler an der Goethe-Universität Frankfurt. Er prägte die Analyse der Studie. Im Jahr 2024 lag die globale Erwärmung zum ersten Mal über 1,5 Grad Celsius. Diese Entwicklung steht in Einklang mit den langfristigen Trends. Bis etwa 2035 könnte dieser Wert dauerhaft überschritten sein, was die Bedeutung der Kipppunkte erheblich erhöht.

Risiken weiterer Kipppunkte und deren Unsicherheiten


Die Gefahren für weitere kipplinierende Elemente nehmen stetig zu. Das Abschmelzen der grönländischen und der westantarktischen Eisschilde ist eine reale Bedrohung. Zudem drohen fundamentale Veränderungen der Meeresströmungen. Etwa zwei Dutzend Teilsysteme des globalen Klimas halten solche Kipppunkte bereit. „Die verheerenden Folgen der Überschreitung von Klima-Kipppunkten gefährden unsere Gesellschaften massiv“ – so lautet die Warnung von Wunderling. Relevante Unsicherheiten bestehen bezüglich der kritischen Temperaturen, die einen Kippprozess auslösen können. Für den grönländischen Eisschild ist diese laut Studienlage zwischen 0,8 und 3,4 Grad Erwärmung zu verorten. Viele dieser Prozesse sind schleichend. Ein Kipppunkt wird oft nur schrittweise überschritten. Bei gravierenden Überschreitungen können langfristige Folgen eintreten – teils über Jahrhunderte oder Jahrtausende hinweg. Die Irreversibilität dieser Veränderungen ist alarmierend, wie Wunderling anmerkt.

Positive Kipppunkte: Möglichkeiten in Gesellschaft und Politik


Die Autoren der Studie heben die positiven Aspekte der Klimakrise hervor. Der Hinweis liegt auf der Möglichkeit, klimafreundliches Verhalten durch das Überschreiten von Kipppunkten zu fördern. Erneuerbare Energien haben sich global als oft kostengünstiger erwiesen als fossile Brennstoffe. Das Verdrängen von Elektrofahrzeugen schafft Platz für die Reduktion von Verbrennerautos. Innovative Technologien könnten durch politische und wirtschaftliche Maßnahmen gefördert werden. Bereiche wie Heizung und Transport könnten damit revolutioniert werden. Darüber hinaus könnten soziale Dynamiken den Fleischkonsum verringern oder das Mobilitätsverhalten drastisch verändern. Diese Rückkopplungen könnten nicht nur positive Effekte haben, sondern auch dauerhaft bestehen bleiben.

Ein Appell vor der Weltklimakonferenz in Belém


Wunderling formuliert einen eindringlichen Appell: Das Pariser Klimaabkommen von 2015 ist noch nicht verloren. Es besteht die Möglichkeit, dass die Menschheit vorübergehend über das 1,5-Grad-Limit hinausgeht. In der Folge müssen die globalen Emissionen jedoch drastisch sinken. Jetzt ist schnelles Handeln erforderlich – wobei die Dauer der Überschreitung entscheidend ist. Um ein Bild zu zeichnen – wie ein Eiswürfel, der im Gefrierfach aufbewahrt wird. Lässt man ihn zu lange draußen, schmilzt er. Wird er rechtzeitig wieder eingefroren, bleibt er erhalten. Die kommende Weltklimakonferenz in Belém, Brasilien, ist ein kritischer Moment. Diese Stadt liegt im Amazonas-Regenwald und selbst sie stellt einen Kipppunkt im Klimasystem dar.

Fazit: Schnelles Handeln als Schlüsselfaktor


Diese Studie unterstreicht: Kipppunkte sind nicht nur Bedrohungen. Sie bieten auch Chancen für notwendigen Wandel. Ein schneller und konsequenter Handlungsplan könnte viele positive Rückkopplungen in Gang setzen. Der Zeitraum bis zur Konferenz wird zum entscheidenden Test für das globale Engagement. Der Fokus bleibt fest auf konkreten Schritten in Richtung Zukunft gerichtet.