23C3: Überwacht die Überwacher!

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von zwa3hnn, 2. Januar 2007 .

  1. 2. Januar 2007
    Die zunehmende Abschaffung der Privatsphäre und des Datenschutzes betrifft weite Teile der Gesellschaft, doch manche Gruppen bleiben von der schönen neuen Überwachungswelt weitgehend ausgeschlossen. 2007 soll sich das ändern, fordert der Chaos Computer Club und ruft zur "Überwachung von Problempolitikern" auf. Konsequent: denn warum sollen die Datenschutz-Albträume des kommenden Jahres immer nur die üblichen Opfer treffen?

    Die Security Nightmares 2007 nahmen die Referenten Ron und Rieger zum Anlass, die potentiellen Straftäter in der Politik stärker zu überwachen. Schließlich hätten gerade die politischen Vorreiter der gläsernen Gesellschaft nichts zu verbergen. Konsequenterweise seien die gegen die Bürger gerichteten Überwachungsmaßnahmen - Erfassung biometrischer Daten wie Fingerabdrücke, "Online-Durchsuchung" der heimischen Festplatte via BKA-Trojaner oder Video- und Telekommunikationsüberwachung auch gegen die "Problempolitiker" einzusetzen.

    Es handle sich dabei mitnichten um eine Abschaffung der Privatsphäre, sondern um "vertrauensbildende Maßnahmen". Beispielsweise ist es für die Öffentlichkeit beruhigend zu wissen, wenn sich nur kompetente Politiker zu bestimmten Themen äußern. Finden sich "Killerspiele" auf der Festplatte eines Killerspielkritikers, kann wenigstens davon ausgegangen werden, dass Kompetenz und Erfahrung zum Thema vorhanden sind.

    Der Fantasie der Politiküberwacher soll dabei keine Grenzen gesetzt sein - und Anregungen, die Fantasie spielen zu lassen, bot der 23C3 genügend. Ferngesteuerte Überwachungsdrohnen dürften im kommenden Jahr langsam auch für Privatleute erschwinglich werden - Anwendungsbereiche bei der Problempolitikerüberwachung dürften sich manche finden. Hingegen bedauerte der CCC, dass einige der Überwachungsalbträume auch dieses Jahr noch nicht die Praxistauglichkeit erreichen konnten - Beispiel Abwasserüberwachung. Die Messung des Drogenkonsums in der Gesellschaft via Kanalisation fände bisher allenfalls sehr grobmaschig statt - stadtteilspezifische Unterschiede sind immerhin bereits messbar. Von einer gezielten Analyse des Abwassers aus bestimmten Parteizentralen oder Klüngelgaststätten beispielsweise auf Kokainspuren sind wir hingegen noch ein Stück weit entfernt.

    Indessen bieten bereits die heutigen Möglichkeiten zahlreiche praktische Realisierungen. Mit Abgeordnetenwatch.de wurde durch Bürgerrechtler bereits eine Plattform geschaffen, die zum Vorbild für weitere Infoportale werden könnte - man sollte sich dabei mur weniger auf die Kooperation gewisser politischer Akteure verlassen, sondern die Dinge komplett selbst in die Hand nehmen: bekanntlich werden zwar auch gerne bei besonderen Berufsgruppen wie Journalisten, Anwälten oder Geistlichen Einschnitte in die Privatsphäre gefordert, die Politik läßt sich dabei jedoch allzugerne außen vor. Was sich aber ändern läßt.

    2006 war ein weiteres Jahr der Datenlecks, der Privatsphären-GAUs, der geklauten Laptops und der offenliegenden Datensätze. 2007 könnte diesbezüglich ein Stück mehr soziale Gerechtigkeit schaffen und durchaus ein gutes Jahr werden: Datengaus für alle, Politik mit inbegriffen. Und schlussendlich schafft man so Kompetenz: nur ein Abgeordneter, dessen biometrische Daten, Ausgehgewohnheiten, Kontakte und Verabredungen mit Kollegen, Wirtschaftsvertretern und privaten Bekanntschaften in die Öffentlichkeit geleckt sind, kann kompetent und informiert bei Debatten zu Datenschutz, Überwachung und ihren Folgen mitreden.

    Wer wacht über die Wächter? Die Mühsal, sich neben dem Beschnüffeln anderer auch noch sich gegenseitig zu überwachen, kann man den Überwachungsfanatikern bald ein Stück weit abnehmen. Das schafft Vertrauen.


    quelle: gulli untergrund news
     
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