Die Challenge-Studie: Ein neuer Ansatz in der Krebsbehandlung
Die Challenge-Studie hatte das Ziel zu klären, ob Bewegung nicht nur eine unterstützende Lebensstiländerung für Krebspatienten darstellt – sondern tatsächlich die Chancen auf ein längeres Leben erhöht und Rückfälle verhindert. „Unsere Studie zeigt, dass Sport mehr ist als nur eine Intervention für die Lebensqualität – es ist eine Therapie für Darmkrebs, die allen Patienten zugänglich gemacht werden muss", erklärte Dr. Kerry Courneya, der Co-Vorsitzende der Studie und Professor an der University of Alberta. Der Rückfall bei Darmkrebs ist eine ernste Bedrohung. Bei 30% der Patienten im Stadium III tritt das Risiko eines Rückfalls auf.
Wie funktioniert das Programm? Ein personalisierter Ansatz
Das in der Studie untersuchte Bewegungsprogramm wird von den Wissenschaftlern als „strukturiert“ bezeichnet. Patienten sollten zusätzlich 250 Minuten Bewegung pro Woche – zum Beispiel fünf 30-minütige Einheiten – absolvieren. Jede Einheit war an die individuellen Vorlieben der Patienten angepasst. Dies unterscheidet sich von einem einheitlichen Ansatz. Die Teilnehmer erhielten eine art Arznei, die ihnen – ähnlich wie bei traditionellen medizinischen Interventionen – verschrieben und überwacht wurde. Die Gruppe von 889 Teilnehmern wurde zufällig in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe erhielt ein „Gesundheitserziehungsprogramm“, das nur Informationen über Diät und Bewegung lieferte.
Eindeutige Ergebnisse: Ein Unterschied in der Überlebensrate
Die Ergebnisse zeigen einen deutlichen Vorteil für die Gruppe, die sich an den strukturierten Bewegungsplan hielt. Es wurde eine Reduktion der Darmkrebssterblichkeit um 37% festgestellt. Zusätzlich war die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls um 28% niedriger. Die Überlebensraten stiegen von 83% auf 90% in der Gruppe, die das Übungsprogramm absolvierte. „Wir haben die Challenge-Studie vor 17 Jahren begonnen, mit dem Ziel herauszufinden, ob körperliche Aktivität tatsächlich das Risiko eines Rückfalls verringern kann“, sagte Dr. Janette Vardy, Co-Vorsitzende der Studie.
Einfachheit der Bewegung: Realistische Ziele setzen
Die Teilnehmer des strukturierten Programms absolvierten keine Marathonläufe. Stattdessen erhielten die Überlebenden von Krebs einen personalisierten Plan, der beispielsweise 150 Minuten zügiges Gehen pro Woche umfassen konnte. „Das sind nur 30 Minuten, fünfmal pro Woche zügiges Gehen“, so Vardy. „Diese Erkenntnisse sollten die Versorgungsstandards für Darmkrebspatienten weltweit ändern und möglicherweise auch auf andere Krebsgruppen übertragbar sein.“
Eine dringende Aufforderung zur Änderung in der medizinischen Praxis
Die Studienergebnisse untermauern die Notwendigkeit, dass medizinische Fachkräfte einen strukturierten Trainingsplan nach der Behandlung als unentbehrlich betrachten sollten. „Auf Basis unserer Ergebnisse sollten wir auf jeden Fall sicherstellen, dass ein strukturiertes Programm angeboten wird, spätestens nachdem die Patienten mit der Chemotherapie fertig sind,“ merkte Vardy an. „Diese Erkenntnisse zeigen, dass Bewegung nicht nur vorteilhaft ist – sie kann lebensrettend sein.“
Die Biologie hinter den Ergebnissen: Mehr als nur Zahlen
Obwohl die Zahlen zu Risiken und Überlebensraten oft abstrakt wirken können, unterstützt die Studie zunehmend den Trend, dass ein „verschriebenes“ Bewegungsprogramm positive biologische Effekte hat. Zukünftige Forschungen sind nötig, um die Zusammenhänge besser zu verstehen. Die durchschnittliche Altersgruppe der Patienten liegt bei 68 Jahren. Das unterstreicht die Wichtigkeit, aktiv zu bleiben, auch nach einer erfolgreichen Therapie.
Fazit: Ein vielversprechender Weg zur Verbesserung der Lebensqualität
„Als Onkologen erhalten wir häufig die Frage, was Patienten tun können, um ihre Ergebnisse zu verbessern“, erklärte Dr. Christopher Booth, medizinischer Onkologe am Kingston Health Sciences Centre und Professor für Onkologie an der Queen’s University. „Die Challenge-Studie liefert die Antwort: Ein Bewegungsprogramm nach der Operation und Chemotherapie senkt das Risiko für Rückfälle und verbessert das Überleben, was den Patienten ein längeres und besseres Leben ermöglicht.“
Diese bahnbrechenden Erkenntnisse könnten somit nicht nur die Behandlung von Darmkrebs revolutionieren, sondern auch positive Effekte für die gesamte Onkologie entfalten.
Quelle: The University of Sydney