Die Ursachen der Nahrungsmittelknappheit
Viele Altstörche finden in diesem Frühjahr nicht genügend Nahrung. Mäuse, Amphibien und Regenwürmer – essentielle Beutetiere – fehlen uns zunehmend. Das ist nicht einfach ein Vorübergehendes Phänomen – dies ist die Realität in den Landkreisen Coburg, Ansbach und Donau-Ries. Oda Wieding, eine Expertin des LBV, erklärt eindringlich, dass einige Altvögel gezwungen sind, die Anzahl ihrer Küken zu verringern. "Um wenigstens ein paar Küken durchzubringen, werden aktiv Küken aus dem Horst geworfen", sagt Wieding. Diese Entscheidung ist nicht leichtfertig, sondern ein strategisches Überleben.
Bestandssituation in Bayern
Trotz dieser erschreckenden Umstände bleibt der Gesamtbestand der Weißstörche in Bayern mit etwa 1.200 Brutpaaren stabil. Das klingt erst einmal beruhigend – doch der Verlust mancher junger Störche ist ein trauriger, wenn auch natürlicher Prozess. Er gibt jedoch keinen Anlass zur sofortigen Besorgnis, so Wieding weiter. Das ist eine ernüchternde Erkenntnis, die viele Wildlife-Enthusiasten möglicherweise nicht gerne hören.
Wettereinflüsse und ihre Auswirkungen
Der Zusammenhang zwischen Wetterextremen und dem Weißstorchbestand wird deutlich. Das vergangene Jahr brachte ähnliche Tragödien – viele junge Störche starben durch Unterkühlung und Futtermangel als Folge langanhaltender Regenfälle. In diesem Jahr, das von anhaltender Trockenheit geprägt ist, ziehen sich Regenwürmer immer tiefer in den Boden zurück. Auch die Anzahl der Amphibien, etwa Frösche, reduziert sich aufgrund der ausgetrockneten Gewässer. Diese Veränderungen haben direkte Auswirkungen auf das Überleben junger Störche.
Wieding warnt, dass wir in Zeiten der Klimakrise von einem Anstieg massiver Wettereinflüsse ausgehen müssen. Langfristig könnte dies fatale Folgen für den Weißstorchbestand haben. Daher ist eine kontinuierliche Beobachtung der Bestandszahlen von großer Bedeutung.
Wetterextreme: Wenn die Störche dann nicht verhungert sind, werden sie durch Unwetter aus dem Nest gesaugt oder von Hagel erschlagen.
Aufruf zur Mithilfe: Neues aus Bayern
Inmitten dieser Krisensituation gibt es auch positive Nachrichten. Zahlreiche neue Horste entstehen in Bayern. Allein im Landkreis Ansbach haben sich 50 Brutpaare neu angesiedelt. Dies ist eine ermutigende Entwicklung, jedoch schätzen die Experten, dass viele dieser Nester möglicherweise noch unbekannt sind.
Der LBV ruft daher die Bevölkerung auf, neue Nests zu melden. Es ist entscheidend, den Überblick über die Anzahl der Weißstörche zu behalten. Die Weißstorchkarte des LBV dient als wertvolles Werkzeug, um besetzte Nester zu dokumentieren. Bürger, die ein Weißstorchnest beobachten, leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Überwachung des Bestandes.
Fazit
Die Situation für die Weißstörche in Bayern bleibt prekär. Doch aktive Hilfe und das Engagement der Bürger können entscheidend dazu beitragen, diese majestätischen Vögel in ihrer Heimat zu unterstützen.