Die Untersuchung und ihre Methodik
Forscher des Karolinska-Instituts in Schweden haben diese alarmierenden Ergebnisse anhand von Daten aus der schwedischen Kohorte zur Arbeit, Krankheit und Arbeitsmarktbeteiligung (SWIP) ermittelt. Die Analyse konzentrierte sich auf die Bevölkerung im Alter von 30 bis 60 Jahren im Jahr 2005. Voraussetzung war, dass die Studienteilnehmer keinerlei Vorgeschichte von Diabetes hatten oder jemals antidiabetische Medikamente eingenommen hatten. Dies reduzierte die Anzahl der zu berücksichtigenden Personen auf etwa drei Millionen Schweden.
Aspecte der zwischenmenschlichen Arbeit
Die Forscher untersuchten insbesondere drei zentrale Aspekte im Berufsleben: den allgemeinen Kontakt zu anderen Menschen, die emotionalen Anforderungen, die sich aus der Arbeit mit Klienten oder Patienten ergeben, sowie die Konfrontationen in der Arbeitsumgebung. Der Kontakt zu anderen Menschen beinhaltete regelmäßige Interaktionen mit Patienten, Kunden, Schülern und einer Vielzahl von Personen aus verschiedenen Dienstleistungsbereichen. Untersucht wurde zudem, wie häufig die Befragten angaben, dass ihr Beruf emotional belastend war.
Berufliche Gruppen unter der Lupe
Die Studie identifizierte 20 Berufsrollen in Sektoren mit dem höchsten Maß an zwischenmenschlichem Kontakt und emotionalen Anforderungen, darunter das Gesundheitswesen, die Bildung, Sozialarbeit und der Transport. Eine vorangegangene Studie im Jahr 2019 hatte bereits festgestellt, dass Fahrer, Fabrikarbeiter und Reinigungskräfte das höchste Risiko aufwiesen, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Allerdings wurde in dieser neuen Analyse sowohl Physiotherapeuten als auch Lehrkräfte als Teil der hochriskanten Berufsgruppe eingestuft.
Risiko und soziales Umfeld
Die Überprüfung zeigte, dass Männer ein um 20% erhöhtes Risiko für Diabetes aufwiesen, während Frauen ein um 24% höheres Risiko hatten – insbesondere, wenn regelmäßig Konflikte und Auseinandersetzungen auftraten. Bei Frauen mit emotional belastenden Berufen und schwachem sozialen Rückhalt war das Risiko sogar um 47% erhöht.
Stress und seine Folgen
Die Forscher betonen – die emotionale Handhabung ist entscheidend in Berufen, die intensiven menschlichen Kontakt erfordern. Ein Ungleichgewicht zwischen gefühltem und gezeigtem Emotionen führt zu erheblichem Stress. Dieses Phänomen betrifft nicht nur die psychische Gesundheit, sondern beeinflusst auch physiologische Prozesse. Oft scheinen die biologischen Mechanismen, die das erhöhte Risiko für Typ-2-Diabetes erklären, mit chronischem Stress in Verbindung zu stehen.
Eine aktive Entzündungsreaktion kann entstehen, die Insulinrezeptoren schädigen könnte. Angesichts unzureichender sozialer Unterstützung am Arbeitsplatz verstärkt sich diese Stresssituation, was zu katastrophalen gesundheitlichen Auswirkungen führen kann.
Fazit: Ein Aufruf zur weiteren Forschung
Trotz der Einschränkungen der Studie eröffnet diese wertvolle Einblicke in oft übersehene Stressfaktoren im Berufsleben – speziell in den Bereichen Bildung, Pflege und soziale Arbeit. Diese Sektoren sind oftmals von Überlastung, hohen Fluktuationsraten und Personalmangel geprägt. Könnte dies möglicherweise nicht nur die Metabolische Gesundheit der Beschäftigten gefährden?
Abschließend betonen die Forscher – es bedarf weiterer Studien, um das Zusammenspiel von Stress, biologischen Mechanismen und gesundheitlichen Auswirkungen besser zu verstehen und Strategien zur Prävention zu entwickeln.
Vor einem Hintergrund chronischer Erkrankungen unterliegen viele dieser Berufe den Herausforderungen niedriger sozialer Unterstützung und vielen, oft nicht anerkannten, emotionalen Anforderungen.